Beliebte Grün- und Wasserfläche - Dorfteich von Crussow wird doch nicht versteigert

Fr 22.09.23 | 17:12 Uhr
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Anwohner vor dem Dorfteich in Crussow in der Uckermark
Audio: Antenne Brandenburg | 22.09.2023 | Riccardo Wittig | Bild: rbb

Im uckermärkischen Crussow ist der Dorfteich zum Politikum geworden, denn er sollte versteigert werden. Das sorgte für viel Aufregung. Nun wurde ganz ohne Auktion einen Käufer gefunden – der den Dorfteich für alle zugänglich belassen soll.

Die Anwohner von Crussow (Uckermark) dürfen ihren Dorfteich weiter benutzen, denn er geht in die öffentliche Hand über. Das 13.000 Quadratmeter große Wasser- und Waldgrundstück rund um den Dorfteich sollte eigentlich am Freitag versteigert werden. Das Mindestangebot: 15.000 Euro.

Doch dazu ist es nicht gekommen, denn am Ende hat die Stadt Angermünde, zu der das Dorf gehört, den Teich für genau 15.000 Euro gekauft. "Das Mindestangebot war die Verhandlungsgrundlage", sagte der Angermünder Bürgermeister Fredrik Bewer (parteilos) dem rbb.

Anwohner befürchteten Einzäunung

Zur DDR-Zeiten gehörte der Dorfteich zum Gut und war für alle zugänglich. Nach der Wende ging er ins Eigentum der Treuhand über, später in das der BVVG Bodensverwertungs- und -verwaltungs GmbH, die das Ziel hat, ehemals enteignete, volkseigene Flächen zu privatisieren. Der Dorfteich blieb weiterhin ein wichtiger Treffpunkt für die Crussower. Doch als sie von der geplanten Versteigerung hörten, bekamen viele Angst: Sie wollten ihre Dorfsmitte nicht verlieren.

So geht es auch Edda Frick. Die Crussowerin genieße immer wieder den Dorfteich mit ihrer Tochter, die sie von der Kita abholt. "Dann gehen wir immer hier unten dran und beobachten ein paar Enten", sagte sie.

Die Angst vor Investoren, die den Dorfteich einzäunen könnten, war groß. "Wir haben ja schon ein paar Pannen erlebt hier in Crussow mit Versteigerungen – ob es auf dem Gutshof der Stall war – da wo Investoren gekommen sind", sagte Ortsvorsteher Dieter Grenz dem rbb. Deswegen habe es seit Jahren Gespräche zwischen der BVVG und der Kommune gegeben. Doch erst jetzt könnten sich beide einigen.

Der Dorfteich von Crussow in der Uckermark
| Bild: rbb

Untergrund mit Schadstoffen belastet

Allerdings wird es bei dem Kaufpreis von 15.000 Euro wahrscheinlich nicht bleiben. Denn der Untergrund ist mit Schadstoffen belastet: Zu DDR-Zeiten sind chemische Stoffe aus einer Wäscherei und der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft ins Wasser gelangt.

Mit solchen Sanierungen kenne sich die Kommune aus, so Bürgermeister Bewer: "Wir haben ja schon einige Teiche im Stadtgebiet entschlammen lassen, das letzte Mal in Gellmersdorf und hier im Stadtgebiet hatten wir den Mühlengraben, den wir auch mit einer Million Euro Fördermittel saniert haben." Die Stadt hoffe jetzt, auch Fördermittel für Crussow zubekommen. Gespräche hat es laut dem Bürgermeister schon gegeben.

Was soll mit dem Dorfteich passieren?

Nachdem die Versteigerung verhindert wurde, machen sich die Crussower Gedanken über eine spätere Nutzung des Dorfteiches. Dazu gibt es bereits Ideen. Ulrich Büttner, Mitglied des Ortsbeirats Crussow, kann sich vorstellen, dass der örtliche Angelverein die Pflege des Dorfteichs nach der Sanierung übernimmt. "Auf jedem Fall muss er von allen Dorfbewohnern genutzt werden können."

Auch Bänke sollen am Dorfteich später einmal stehen, so Büttner. Doch zuerst müssen die Angermünder Stadtverordneten den Kauf des Crussower Dorfteiches endgültig absegnen. Mitte Oktober soll es so weit sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 22.09.2023, 16:20 Uhr

Mit Material von Riccardo Wittig

4 Kommentare

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  1. 4.

    Ich bin diese "Privatisierung" so leid! Das Land "gehört", wenn überhaupt irgend jemandem, der angestammten Bewohnerschaft, dem Dorf. Dass sie ihr eigenes Land "zurück"kaufen sollen, ist doch Wahnsinn! Geld regiert nicht die Welt, es sind diejeigen, die es ansammeln konnten und nun jedes Fleckchen Erde "kaufen" wollen. Auch schon das Wasser (Getränkekonzerne), die Luft (Verschmutzungsrechte), den Wohnraum (das stellt kaum noch jemand infrage).
    Aber eigentlich gehört Natur nur sich selbst.
    Wie auch jeder Mensch. Schauen Sie mal auf die aktuellen Pläne der "Investoren" und "Schulden"eintreiber, die Einfluss auf die griech. Politiker nehmen: 13-Std.-Arbeitstage, Sa. als Arbeitstag, Rente ab 70! Bürgerschaft, kämpft nicht nur um Euern Teich, sag ich da nur.

  2. 3.

    Ob das Land nach der Versteigerung ein Wasserwerk oder andere Grundwasserabnehmer ansiedeln wird?
    Kosten verlagern? Na ja, mal sehen ob das erfolgreich ist. In Potsdam hatte man auch gedacht, Kosten für den Uferweg, für eine Öffentlichkeit, auf Private abzuwälzen. Mit einem merkwürdigen Eigentumsverständnis. Das Ergebnis ist bekannt....Gelernt daraus? Manche suchen nach Hinweisen darauf.

  3. 2.

    Man stelle sich vor, der Ort hieße nicht Crussow, sondern Potsdam, und statt des Dorfteichs ginge es um den Alten Markt oder den Lustgarten, der von der BVVG an windige Investoren verkauft würde.
    Daran sieht man, wie absurd es ist, einen zentralen Ort in einer Gemeinde zu privatisieren. Der Dorfteich hätte an die Gemeinde kostenlos zurückgegeben werden müssen. Mit einer Entschuldigung oben drauf. Zum Glück wird es ja nochmal gut ausgehen, falls Angermünde zahlt.

  4. 1.

    Eine vernünftige Lösung im Sinne der Anwohnenden! Investoren aus der Ferne haben schon genug Unglück über das Land gebracht.

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