Viele Praxen ohne Nachfolger - Brandenburger Zahnärzte fürchten steigende Arbeitsbelastung durch weniger Praxen

Fr 17.11.23 | 10:05 Uhr
  7
Symbolbild: Zahnarzt mit Lupenbrille setzt eine Spritze zur Lokalanaesthesie (Quelle: dpa/Ute Grabowsky)
Audio: rbb24 Brandenburg aktuell | 16.11.2023 | Riccardo Wittig | Bild: dpa/Ute Grabowsky

Bei der Versorgung mit Zahnärzten gibt es in Brandenburg bereits Defizite. Da künftig viele weitere in Rente gehen, könnte die Arbeitsbelastung der Kollegen weiter zunehmen. In der Uckermark fordern Betroffene nun Förderung von Nachwuchs.

Patientinnen und Patienten müssen in Brandenburg teils bis zu einem halben Jahr auf einen Zahnarzt-Termin warten. Aktuell fehlen im Land 57 Zahnärzte - und die Situation könnte sich noch zuspitzen.

In Brandenburg gibt es laut Kassenzahnärztlicher Vereinigung (KZVLB) aktuell 1.664 Zahnärzte. Ein Drittel ist bereits 60 Jahre und älter. Und nur für etwa die Hälfte der Praxen, die zurzeit schließen, findet sich ein Nachfolger.

Zahnärzte sprechen von Überlastung

In der Uckermark fehlen nach dem Versorgungsschlüssel der KZVLB derzeit sieben Zahnärzte. Zahnärztin Kristin Falk in Schwedt bekommt den Druck zu spüren. "Tagtäglich rufen mehrere Patienten an, die einen neuen Zahnarzt suchen", schildert sie die Situation. "Der Zahnarzt hat die Praxis zu gemacht, kein Nachfolger gefunden und die Patienten haben große Probleme." Falk sorgt sich zugleich vor dem, was noch kommt, denn: 17 weitere Zahnärzte gehen laut KZVLB in den kommenden Jahren in Rente.

Eine davon ist Elke Brehmer aus Prenzlau, in drei Jahren möchte sie in den Ruhestand gehen. Bisher hat sie niemanden, der ihre Praxis übernehmen möchte. Dass der Nachwuchs fehlt, wundert sie nicht. Die Bürokratie und die hohe Auslastung seien inzwischen zu einer großen Belastung geworden, sagt sie. "Ich bin jetzt manche Tage zwölf Stunden in der Praxis, von morgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr. Das ist auf Dauer nicht mehr machbar. Die Rahmenbedingungen werden uns so erschwert, dass die Arbeit am Patienten immer weiter nach hinter rückt. Aber damit verdiene ich Geld und nicht mit dem anderen Kram."

Anreize sollen für Nachwuchs sorgen

Vor dem Hintergrund dieser Situation trafen sich am Mittwochabend in Prenzlau uckermärkische Zahnärzte mit Kommunalpolitikern. Die Mediziner forderten dabei, finanzielle Anreize für die Ansiedelung von Zahnärzten zu schaffen. Prenzlau plane diese schon, sagte Bürgermeister Henrik Sommer (parteilos): 55.000 Euro für eine Niederlassung für einen Arzt oder Ärztin. Mit 30.000 Euro sollen Assistenzärzte gelockt werden. Außerdem sei der Plan, Räumlichkeiten anzubieten, Kita-Plätze, Jobmöglichkeiten für den Partner und weitere Unterstützung, so Sommer.

Medizinerin Kristin Falk geht in ihren Forderungen aber noch einen Schritt weiter. So müssten in der Mark dringend Ärzte ausgebildet werden, sagt sie. "Von der Landespolitik würden wir uns erhoffen, dass das Zahnmedizin-Studium im Land Brandenburg jedem zugänglich und nicht vom Geldbeutel abhängig ist." Rund 132.000 Euro kostet ab dem Sommersemester 2024 das erste Zahnmedizin-Studium Brandenburgs an der privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg in Neuruppin.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.11.2023, 15:40 Uhr

Mit Material von Riccardo Wittig

7 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 7.

    Wenn wir in Deutschland jammern, dann immer noch auf hohem Niveau. Trotzdem sind die Probleme da und nicht zu unterschätzen. Bürokratie ist für alle die selbstverständlich oder freiberuflich sind ein großes Problem. Verbraucht viel Zeit, die für fue eigentliche Arbeit gebraucht würde

  2. 6.

    Wenn ich an schwierige Arbeitsbedingungen durch Überlastung, schlechter Verdienst, unzumutbare Patienten, zuviel Bürokratie ... denke fallen mir echt als letztes Zahnärzte ein. Sorry, aber das ist jammern auf hohem Niveau, da gibt es mit großem Abstand medizinische "Arztbereiche" die viel präkerer ihre Brötchen verdienen müssen, sowohl als Angestellte als auch mit eigener Praxis!

  3. 5.

    " Die Rahmenbedingungen werden uns so erschwert, ..... "

    nicht nur bei den Zahnärzten , ein wichtiger Grund für fehlende Nachfolger

  4. 4.

    132.000 € für das private Zahnmedizinstudium? Hoppala!
    Das geht für die Meisten nur, wenn Mama oder Papa auch schon Zanhnarzt sind, so bleibt alles in der Familie.

  5. 3.

    Frage: Ist für die Zahnärzte nicht eigentlich die KassenZAHNärztliche Vereinigung zuständig und nicht die KVBB??

  6. 2.

    Noch vor wenigen Jahren erklärte uns die Politik und die KVBB dass, bezogen auf die Bevölkerungsdichte genug Ärzte, insbesondere auch Zahnärzte, vorhanden sind und eigentlich eine Überversorgung vorhanden ist. Jetzt erklären dieselben Leute, dass sie den Zeitpunkt zur Ausbildung und Sicherung der Versorgung, verpennt haben. Diese Typen haben keine Probleme, denn sie lassen sich von den Kollegen behandeln. Der dumme Michel sucht vergebens nach einem Zahnarzt. Das Schlimme ist, die machen weiter.

  7. 1.

    Das Problem haben nicht nur die Zahnärzte. Auch die Haus und Fachärzte in Berlin werden weniger weil diese in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Im Umkreis meiner Hausärztin sind innerhalb kürzester Zeit zwei Ärzte verstorben. Die Patienten haben aber Probleme einen neuen Arzt zu finden weil die meisten Praxen keine Patienten mehr aufnehmen. Ein Teufelskreis.

Nächster Artikel