Corona-Bilanz - Märkisch Oderland kommt bisher gut durch die Krise

Do 07.05.20 | 21:08 Uhr
Kreisausschuss-Mitglieder Märkisch Oderland bei ihrer Sitzung im Seelower Kulturhaus mit Corna-Abstand
Audio: Antenne Brandenburg | 07.05.2020 | Bild: Marie Stumpf/ rbb

Knapp anderthalb Monate nach Beginn der Corona-Einschränkungen hat der Landkreis Märkisch Oderland im Kreisausschuss eine erste Zwischenbilanz gezogen. Thema war aber auch, wie es in Zukunft weiter gehen soll. Von Marie Stumpf

Die Kreisausschuss-Mitglieder waren am Mittwochabend guter Dinge. Mit dem angeordneten Abstand von 1,5 Meter zwischen den Tischen versammelten sie sich im Kreiskulturhaus in Seelow. Die Tagesordnung war lang, doch am Ende stand eine durchaus positive Bilanz.

Kein überlastetes Gesundheitssystem

Das Gesundheitssystem in Märkisch Oderland kann die Coronapandemie momentan gut stemmen. Zu diesem Schluss kam Amtsarzt Steffen Hampel. Er sprach von einer "günstigen Entwicklung". Auf 100 000 Einwohner kämen aktuell etwa 102 Fälle. In Brandenburg insgesamt liegt der Durchschnitt laut dem Gesundheitsministerium bei rund 120 Fällen auf 100 000 Einwohner. "Das heißt, die Zahl der Neuerkrankungen ist bei uns nie so hoch gewesen, dass das Gesundheitssystem an seine Grenzen gestoßen ist", so Hampel. Das merke man auch in den Krankenhäusern. Seit Anfang März hätten nur elf Patienten beatmet werden müssen. Alle seien inzwischen genesen.

Pflegedienste mit Schutzausrüstung versorgt

Auch in Sachen Schutzausrüstung sollen die Pflegedienste und Krankenhäuser in Märkisch Oderland inzwischen gut aufgestellt sein. Das teilte der erste Beigeordnete des Kreises, Friedemann Hanke, mit. Noch Ende März hatte die Grünen-Abgeordnete Melitta Schubert in einer außerordentlichen Sitzung des Kreistages wegen fehlender Schutzausrüstung bei den ambulanten Pflegediensten Alarm geschlagen. Hier sei die Situation inzwischen besser, so Hanke. Zudem gäbe es regelmäßige Telefonkonferenzen mit den Pflegeheimen, der freien Wohlfahrtspflege und den privaten Anbietern, um sich auszutauschen. "Wir begleiten diese Bereiche sehr eng, weil wir da große Ansteckungsmöglichkeiten sehen."

Corona-Mobil für Märkisch Oderland

Um die Menschen noch besser versorgen zu können, ist ab sofort außerdem ein so genanntes Corona-Mobil im Landkreis einsatzbereit. Dieses fahrende Krankenzimmer soll infizierten Menschen helfen, die nur eingeschränkt mobil sind. In der nächsten Woche soll das gesamte Seniorenzentrum in Strausberg, sowie das Seniorenheim "Immanuel Haus am Kalksee" in Rüdersdorf auf Covid-19 getestet werden.

Die Daten der erkrankten Personen sollen den Pflegediensten aber nach wie vor nicht zugänglich gemacht werden, betonte Landrat Schmidt im Kreisausschuss. Damit wiederholte er seine Überzeugung von der Kreistagssitzung am 22. März.

Genug Masken in den Schulen

Im Bereich der Schulen hat der Landkreis ebenfalls gehandelt. Alle Einrichtungen hätten einen Notfallvorrat an Mund-Nasen-Schutz und Desinfektionsmittel erhalten, so Hanke. Er räumte allerdings ein, dass die Nachfrage an Desinfektionsmittel nach wie vor sehr hoch sei. Nachschub sei momentan nicht geplant. "Der Mehrwert ist im Vergleich zum Händewaschen mit Seife nicht wirklich gegeben."

Haushalt aktuell noch wenig belastet

Bisher hat der Landkreis etwa 120 000 Euro Mehrausgaben im Bereich Schutzausrüstung gehabt. Was die Corona-Krise insgesamt für den Haushalt von Märkisch Oderland bedeutet, das konnte Kämmerer Rainer Schinkel zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen. Eine erste realistische Einschätzung könne er frühestens Ende Juni geben. Aktuell sei der Haushalt noch nicht übermäßig belastet, weil der Kreis in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet habe, so Schinkel. Geplante Bauprojekte wie der Bau einer Schule in Strausberg sollen deswegen erstmal weiterlaufen.

Problem im Bereich häusliche Gewalt

Angespannt ist die Situation aktuell im Bereich der häuslichen Gewalt. Zwar meldeten die Frauenhäuser im Kreis bisher noch keinen erhöhten Bedarf, die Situation werde aber beobachtet, so Friedemann Hanke. "Wir merken, dass die Fälle häuslicher Gewalt zunehmen, vor allem, weil wir mehr Polizeimeldungen dazu bekommen. Noch ist es im Rahmen. Aber je länger die Situation andauert, desto mehr wird da kommen."

Das Jugendamt betreue weiterhin die Familien, die es auch vor Corona betreut habe. Im Bereich Kinderschutz sollen wegen Corona keine Mitarbeiter abgezogen oder versetzt worden sein. Zudem sind Kommunen und die freien Träger der Kitas dazu angehalten, mit den Eltern der Kinder Kontakt zu halten und der Kreisverwaltung Bericht zu erstatten.

Welche Lockerungen kommen in Märkisch Oderland?

Im Bezug auf Corona-Lockerungen in der Region hielt sich der Landkreis bedeckt. Es sei nicht möglich, die Beschränkungen in kleineren Kommunen aufzuheben, auch wenn es dort wenig bis keine Corona-Fälle gäbe, so Friedemann Hanke. Man müsse sich hier an die Eindämmungsverordnung des Landes halten. Diese könne vom Kreistag lediglich verschärft, jedoch nicht gelockert werden.

Landrat Schmidt kündigte gegenüber dem rbb allerdings an, die am Mittwoch beschlossenen Lockerungen von Bund und Ländern genau prüfen zu wollen. Ein Beispiel könnte der Sport sein. Wie der in Märkisch Oderland in Zukunft geregelt werden soll, will die Kreisverwaltung in der kommenden Woche bekannt geben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.05.2020, 15:30 Uhr

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