Raffinerien in Schwedt und Leuna - Deutschland und Polen schließen Abkommen zur Erdöl-Versorgung

Do 01.12.22 | 20:55 Uhr
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Gastanks stehen auf der Verbio Vereinigte BioEnergie AG-Anlage auf dem Gelände der PCK Raffinerie. (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Video: rbb24 Abendschau | 01.12.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Christophe Gateau

Nicht nur bei PCK in Schwedt ist es unklar, wie es ohne russisches Öl weitergeht. Auch in Leuna und in Polen gibt es Sorgen um die Zukunft der Raffinerien. Deutschland und Polen haben nun vereinbart, bei der Öl-Versorgung stärker zu kooperieren.

Deutschland und Polen haben vor dem Hintergrund des geplanten Embargos gegen Russland vereinbart, bei der Öl-Versorgung enger zusammenzuarbeiten.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und seine polnische Amtskollegin Anna Moskwa hätten am Donnerstag eine gemeinsame Erklärung in einer virtuellen Zeremonie unterzeichnet, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit.

Habeck: "Wichtiger Schritt hin zur Energiesicherheit"

Ziel sei es, den Betrieb der Raffinerien und die Versorgung mit ausreichenden Mengen an Rohöl sicherzustellen, heißt es in der Erklärung. Es gehe um die Standorte in Danzig und Plock in Polen sowie in Schwedt (Uckermark) und Leuna (Sachsen-Anhalt).

Habeck und Moskwa riefen zu bilateralen Investitionen, Handel und Zusammenarbeit deutscher und polnischer Ölunternehmen auf. So solle die Nutzung der Infrastruktur maximiert und die Energiesicherheit gestärkt werden.

Laut Moskwa sollen Bedingungen für Öllieferungen für Raffinierien, die an das polnische Pipeline-Netz angeschlossen sind, optimiert werden. Habeck erklärte, die Erklärung sei ein wichtiger Schritt hin zur Energiesicherheit in beiden Ländern.

Noch keine festen Zusagen über Ersatzlieferungen

Am 5. Dezember tritt ein von der Europäische Union beschlossenes Öl-Embargo gegen Russland in Kraft. Von da an darf kein Öl mehr über den Seeweg in die EU importiert werden. Die Bundesregierung hat zudem beschlossen, ab dem neuen Jahr auch auf russische Öl-Lieferungen über Pipelines zu verzichten.

Die PCK-Raffinerie in Schwedt wird bislang über die Druschba-Pipeline mit Öl aus Russland versorgt. Die Bundesregierung sucht noch Alternativen. Erst kürzlich gab es Probe-Lieferungen aus Danzig nach Schwedt.

Kellner: Belieferung über Rostock nicht ausreichend

Wirtschafts-Staatssekretär Michael Kellner (Grüne) erläuterte am Donnerstagabend im rbb, dass Polen helfen wolle, die Versorgung der ostdeutschen Raffinerien zu sichern. Im Gegenzug werde Deutschland Polen mit verarbeiteten Produkten unterstützen.

Kellner sagte in rbb24 Brandenburg aktuell, man wolle weitere Öllieferungen für die PCK-Raffinerie in Schwedt erschließen. Denn die alternative Belieferung über Rostock, die schon erprobt wurde, sei nicht ausreichend, um den Betrieb im bisherigen Umfang zu sichern. Details zu möglichen Lieferungen aus Danzig nannte Kellner nicht. Das müsse in weiteren Gesprächen geklärt werden. Auch werde weiter mit Kasachstan über Öllieferungen gesprochen.

Kellner sagte, das Ziel sei es aber, bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres zusätzliche Mengen für Schwedt zu haben.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 01.12.2022, 19:30 Uhr

42 Kommentare

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  1. 42.

    Das ist lächerlich. Der russischen Wirtschaft können Sanktionen egal sein. In Russland gibt es alles was eine Volkswirtschaft benötigt. Es muss nur genutzt werden. Und das wird Russland tun.

  2. 41.

    Selbstverständlich ist es richtig Agressor Putin mit sämtlichen Möglichkeiten Grenzen aufzuzeigen und die russische Wirtschaft pausenlos überall zu treffen.

  3. 40.

    ziemlich krass dass Sie den dreisten Überfall von Russland auf die souveräne Ukraine unterstützen möchten.

  4. 39.

    "Und wenn ein NATO Mitglied in 2 Ländern Bomben wirft, wo bleibt da der Aufschrei der NATO oder EU. Da wird sich weggeduckt. Diese Doppelmoral ist einfach nur zum k....."
    Die Türkei argumentiert mit Terrorismus in der Türkei. Gegenbeweis muss man erstmal erbringen.
    Ich kann mich nicht entsinnen, dass Russland der Ukraine Terrorismus in Russland vorgeworfen hat, oder das es gar Fakten dafür gäbe. Mal von der irren Strategie abgesehen, das man besetzte ukrainische Gebiete als Teil Russlands betrachtet.
    Die russischen ganz offen ausgesprochenen Argumente für ihren Kriegszug ähneln doch eher den deutschen im 2.WK.
    Klingt für mich nicht nach vergleichbaren Aktionen, ohne dass ich die türkischen als gut oder richtig bewerten würde.

  5. 38.

    Es gibt einen kleinen Unterschied zu „immer“, Russland hinterlässt im Nahen Osten ein Machtvakuum, welches die USA nicht füllen will und dem Iran eröffnen sich zudem völlig neue Möglichkeiten in den Kreis der Atommächte aufzuschließen.
    Und was sie Wahlkampf nennen, ist ein weiteres Ergebnis des russischen Machtvakuums, dass unser „Verbündeter“ gerade nutzt, um mit dem Wohlwollen des Irans kurdische Stellungen zu bombardieren. Die Kurden, die nicht nur die Drecksarbeit für den Westen erledigt haben.
    Die Liste ließe sich beliebig weiterspannen. Ich kann nur hoffen, dass der Atem nicht zu lang wird.

  6. 37.

    Auch Sie kennen die Bedeutung des Wortes "sogar" wohl nicht. Übrigens sind die Energiepeise laut Energiemonitor der Zeit längst wieder auf dem Niveau von Anfang Dezember 2021 angelangt. Wann wurden doch gleich die ersten Sanktionen nach erneutem Ausbruchs des heißen Krieges am 24.02.2022 ausgesprochen?

  7. 36.

    Es war aber auch schon im Februar bekannt, dass Putin seine Kriegskasse gut gefüllt hatte, si dass man einen langen Atem benötigt. Es verwundert auch, dass Sie erst jetzt das Vorgehen Erdogans kurz vor der in der Türkei anstehenden Präsidentenwahl bemerken. Der Nahe Osten ist seit Jahrzehnten ein Pulverfass. Wer rüsten jetzt plötzlich atomar auf? Indien und Pakistan haben das wohl längst getan, der Iran ist auch schon lange dabei. Wer noch?

  8. 35.

    Und in D haben die Sanktionen bewirkt, dass laut einer Umfrage (gesendet bei der ARD) 25% der energieintensiven Konzerne/Fabriken in das Ausland abwandern wollen. Aber jeder sieht das aus seiner Perspektive. In Russland wird das Papier knapp, wenn das alles ist was die Sanktionen bewirkt haben. Naja, der voraus gesagte Zusammenbruch der russischen Wirtschaft, der finanzielle Zusammenbruch und die Ankündigung Russland bleibt auf dem Erdöl/Erdgas sitzen, waren Wunschvorstellungen einiger Politiker/Innen aus der EU. Und wenn ein NATO Mitglied in 2 Ländern Bomben wirft, wo bleibt da der Aufschrei der NATO oder EU. Da wird sich weggeduckt. Diese Doppelmoral ist einfach nur zum k.....

  9. 34.

    Hr Neumann das ist halt so wenn man nah an der polnischen Grenze wohnt, warum sollte ich auch meine Herkunft leugnen. Zu dem Thema Grün regiert,schauen wir zum Beispiel nach Baden Württemberg das schon lange von Grün regiert wird, da sieht es mit dem Ausbau von WKA eher bescheiden aus.Brandenburg ist in der Beziehung schon weiter und das ohne grüner Regierungsbeteiligung. Also würde ich mal sagen ist nicht alles grün was glänzt.

  10. 33.

    Ich höre seit Februar den Embargobeschwörern zu und weder ist das russische Währungssystem im Mai zusammengebrochen noch haben die Sanktionen zu irgendwelchen Zugeständnissen bisher bei Putin geführt.
    Und ich rede nicht von der russischen atomaren Bedrohung, denn die macht mir keine Angst, sondern von Ländern die sich im Windschatten unter Ausnutzung der Schwäche Russlands jetzt versuchen atomar aufzurüsten. Der nahe Osten ist ein einziges Pulverfass und man muss die Lunte nur noch anstecken. Die Türkei bombardiert als NATO-Partner bei gegebenen Anlass fleißig die Kurden und verkauft das als notwendige Terrorbekämpfung. Die Kurden unsere einzigen "wirklichen" Verbündeten, also die, die Drecksarbeit gegen den IS verrichtet haben. Dann wenden sie ihren Blick mal nach Asien. Wenn man sich einig wäre, "lange nicht so gelacht". Ihre Panzer setzen im übrigen fleißig Staub an, die wären in der Ukraine besser aufgehoben, stattdessen wird's mit der Politik der ruhigen Hand maximal kompliziert.

  11. 32.

    Die Russen hätten vieles gerne, doch was bekommen sie tatsächlich?
    In Europa sind über 2000 Leopard 2 in den den Armeen zu finden, dazu noch Challenger 2 und Leclerc. Man muss sich nur einig sein anstelle die atomare Bedrohung zu beschwören.

  12. 31.

    Ich lese dort das Indien den Im- und Export-Handel mit Russland massiv ausdehnen will. Was nichts anderes heißt und das war bei allen Sanktionen auch nie anders, "Wasser sucht sich seinen Weg".
    Im Gegenteil mich beunruhigt das zutiefst, was sich da gerade weltweit an "finsteren" Mächten zusammenbraut. Es sieht so aus, als ob die russische Invasion ein Trigger für die anderen Länder war, nun ihre völkerrechtswidrigen Interessen im Windschatten durchzusetzen und nebenbei die eigene Position im Weltspiel sowohl militärisch als auch wirtschaftlich zu verbessern. Und im Westen werden und können militärisch nur die USA dagegenhalten, aber ein breiteres Hindurchsickern atomarer Fähigkeiten ist wohl kaum noch zu verhindern.
    Wenn das die nächsten Jahre alles halbwegs friedlich, ohne weitere Flächenbrände, über die Bühne geht, dann haben wir wirklich sehr viel Glück gehabt.

  13. 30.

    Der eingeschränkte Blick nur gen Osten ist bei vielen noch stark ausgeprägt. Haben Sie sich aber auch die Preise in den westlichen Industrienationen angeschaut, die nicht von den Grünen mitregiert werden?

  14. 29.

    und an Thomas, #20; "Sogar" ist ein zu beachtendes Wort in einem Land voller Bäume. Die Reuters-Meldung mit Beispielen für Industriegüter, um die Putin in Indien nachgefragt hat, ging breit durch überregionalen Medien und sorgte bei vielen Kremlins für Frust: https://www.reuters.com/world/india/india-asked-by-sanctions-hit-russia-parts-key-sectors-sources-2022-11-29/
    Die Industrie Russlands hing stark von westlichen Technikimporten ab. Das gilt auch für die Ölindustrie. Diese Lieferketten sind unterbrochen.

  15. 28.

    Saudi Aramco nutzt die Gunst der Stunde und ist bei Orlen groß eingestiegen.
    Also kann man wohl davon ausgehen, dass das meiste Öl für Polen zukünftig von den Saudis kommt, bzw. aus Kapazität die Aramco kontrolliert.

  16. 27.

    Es mag ja sein, dass D in der Energie breiter aufgestellt ist. Wir erzeugen aus Erdgas Strom und exportieren diese Energie, nur die Zeche bezahlt der deutsche Stromkunde. In den Braunkohlekraftwerken stehen 4 bis 5 ct/kWh bei der Erzeugung, abgerechnet werden über 30 ct. Abgesehen von der Umweltbelastung durch CO2 kommt noch die Vernichtung ganzer Landstriche dazu. Und Herr Macron setzt lieber auf "Auslandsaktivitäten", da bleibt kein Geld übrig für die maroden AKW.

  17. 26.

    Nur beim PCK sieht das anders aus. Dort hat der Staat die Oberhand, da Herr Habeck Rosneft enteignet hat und die staatliche Kontrolle bevorzugt. Und nun schauen wir mal bei vielleicht 50% Auslastung wie es weitergeht.

  18. 25.

    Die Polen würden schon Schwedt beliefern, wenn ihre Kapazität dafür reichen würde. Aber genau hier liegt ja das Problem. Die Kapazität bei der Rückeinspeisung aus Danzig reicht nicht gleichzeitig für die Versorgung der polnischen Raffenerien (Danzig, Plock)und aller ostdeutschen Raffenerien (Leuna, PCK).
    Leuna (Shell) hat sich rechtzeitig mit Polen über die Sicherstellung seines Restbedarfs mit Polen geeinigt. Schwedt geht dadurch quasi leer aus und muss sich irgendwie über Rostock versorgen. Aber weder reicht die Havariepipeline noch die Kapazität in Rostock.
    Sowas kann man mit der bestehenden Infrastruktur nicht in ein paar Wochen/Monaten lösen. Wir werden sehen, wie Ostdeutschland mit der Mangellage klarkommt.
    Dieser ganze Eiertanz wird ja nun schon seit Monaten politisch zelebriert und was es für die Umwelt heißt, wenn Gas und Erdöl zukünftig zur See angekarrt werden muss,...?? Und hinsichtlich kleiner Unfälle, die statistisch passieren, war das Drushba-Leck dagegen ein Klacks.

  19. 24.

    Polen selber liefert kein seegestütztes Öl, die müssen das Zeug doch selbst importieren und können über Drushba etwas davon für Leuna abzweigen. Das Tankeröl kommt von erdölfördernden Ländern verschieden von Russland.

  20. 23.

    Wo bekommt man denn die Information her, dass die ganze Welt über die deutsche Energiepolitik lacht?
    Ich glaub in Frankreich und der Schweiz (als Transfer nach Frankreich) ist man momentan sehr dankbar, dass wir in Deutschland deutlich breiter aufgestellt sind, was Energie angeht. Herr Macron mag die größere Klappe haben, aber die französische Energiewirtschaft funktioniert dadurch immer noch nicht.
    In welchem Land gab es kürzlich bestreikte Raffinerien und echte Knappheit beim Kraftstoff?

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