Brandenburg will Klarheit über Versorgung - PCK Schwedt soll im Februar zu 70 Prozent ausgelastet werden können

Di 07.02.23 | 17:29 Uhr
  44
Die PCK Raffinerie in Schwedt (Quelle: rbb)
Video: rbb24 | 07.02.2023 | Material: rbb24 Brandenburg Aktuell | Bild: rbb

Die Schwedter PCK-Raffinerie war im Januar zu 60 Prozent ausgelastet. Durch Öllieferungen über die Häfen Rostock und Danzig soll die Quote weiter steigen. Die Brandenburger Landesregierung fordert vom Bund, Klarheit für die kommenden Monate zu schaffen.

Wegen des Embargos gegen Russland und der Suche nach neuen Öl-Lieferungen ist weiterhin unklar, wie die Ölraffinerie PCK in Schwedt (Uckermark) in den nächsten Monaten beliefert wird.

Im Januar habe die Raffinerie eine Auslastung von knapp 60 Prozent erreicht, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die Herausforderung, die Anlage ohne russische Lieferungen und mit alternativen Ölen zu betreiben, habe die Raffinerie zunächst gut gemeistert. "Es bleibt abzuwarten, inwieweit wir die Resilienz auch in den nächsten Monaten bestätigen können", sagte Geschäftsführer Ralf Schairer.

Grenzen zeichnen sich ab

"Insgesamt haben die Versorgung und der Betrieb der Raffinerie im ersten Monat nach dem Öl-Embargo ohne große Probleme funktioniert", so der PCK-Chef. Allerdings seien Limitationen sichtbar geworden, die weitere Maßnahmen erforderlich machten. Für Februar seien bereits Schiffslieferungen vorgemerkt; es sei der Raffinerie außerdem eine erste Menge kasachischen Rohöls angekündigt worden.

Bund: Genug Ersatz für 70 Prozent der Auslastung

Nach dem Importstopp für russisches Pipeline-Öl bekommt die PCK-Raffinerie nach Angaben aus Regierungskreisen inzwischen genug Ersatz für eine Auslastung von 70 Prozent. Entsprechende Ölmengen kämen per Tanker über Rostock und den polnischen Hafen Danzig in die Anlage in Brandenburg, berichtete die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf Informationen aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

Über zusätzliche Mengen aus Kasachstan seien die Anteilseigner der Raffinerie in Verhandlungen, heißt es weiter. Von dort könnten perspektivisch 1,2 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr kommen, was die Auslastung verbessern könnte. Das Problem: Für die Lieferung will Kasachstan die russische Druschba-Leitung nutzen, braucht also die Zustimmung aus Moskau. Zudem werden Gebühren fällig. Diese seien jedoch gering, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium.

PCK-Führung: Weitere Maßnahmen sind erforderlich

Schairer bedauerte, dass die Bundesregierung keine zweite Pipeline zwischen Rostock und Schwedt bauen will. Der Bund hatte dem Ende Januar eine Absage erteilt. Schairers Ansicht nach wäre diese jedoch die "energiestrategisch sinnvollste und nachhaltigste Investition" für eine gesicherte Versorgung von ganz Ostdeutschland und in eine erfolgreiche Transformation, argumentierte er.

Die Bundesregierung will die Auslastung der Raffinerie mit einer modernisierten Pipeline von Rostock nach Schwedt steigern. Eine zweite Pipeline hält sie für nicht erforderlich. PCK will nun die Pumpleistung der bestehenden Pipeline erhöhen. Dazu ist aus Sicht des Unternehmens eine zügige Bewilligung der von der Bundesregierung zugesagten Finanzmittel nötig.

Für Steinbach kein Wortbruch der Bundesregierung

Unterdessen stellte sich Steinbach an die Seite der Bundesregierung. Der Bund habe keinen Wortbruch begangen, sagte der SPD-Politiker in einer Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses des Landtags. Das hatte Linksfraktionschef Sebastian Walter dem Bund vorgeworfen. Steinbach sagte, der Bund habe nie eine Zusage für den Bau einer neuen Pipeline gemacht. Er hätte es jedoch im Sinne der Verwendung von Steuermitteln für nachhaltiger gehalten, eine neue Leitung zu bauen.

Woidke setzt Taskforce-Sondersitzung zur Raffinierie in Schwedt an

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woikde (SPD) fordert indes von der Bundesregierung Klarheit zum Stand der Auslastung der Ölraffinerie PCK in Schwedt und hat eine vorgezogene Sondersitzung der Taskforce zur Zukunft der Anlage angesetzt. Die Bundesregierung soll am 15. Februar einen Bericht über die aktuelle Sicherstellung der Versorgung der Raffinerie abgeben, wie aus einer der DPA am Dienstag vorliegenden Einladung zu der Sitzung hervorgeht. Zuvor hatte unter anderem der "Tagesspiegel" darüber berichtet.

Die Landesregierung sei nach der Taskforce-Sitzung im Dezember davon ausgegangen, dass bis Ende Januar 2023 über die Häfen in Rostock und Danzig sowie weiterer Öl-Lieferungen aus Kasachstan eine Auslastung der Raffinerie von 70 Prozent sichergestellt sei. "Dies ist bislang so noch nicht erkennbar", heißt es in dem Schreiben aus der Staatskanzlei.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.02.2023, 09:30 Uhr

44 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 44.

    Aus einer aktuellen Pressemeldung von dpa: "Bei BP ist das Bild gemischt: Der operative Gewinn verdoppelte sich zwar auf knapp 28 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand allerdings ein Minus von 2,5 Milliarden Dollar, weil das Unternehmen seine Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft abschrieb." Also ist/war Rosneft zwar ein staatlicher Konzern, aber nicht zu 100% in staatlicher Hand, mindestens BP hing mit drinnen.

  2. 43.

    1. Bund (also wir und Steuerzahler) übernimmt die Geschäfte treuhändisch und gefährdet durch die Tätigkeit die Rentabilität des PCK,
    2. wenn die wirtschaftliche Rentabilität und damit der Standort Schwedt gerettet werden soll, dann sollen gefälligst die Eigentümer die dafür notwendige D1000-Pipeline nach Rostock auf eigene Kosten bauen
    Begründung, weil es dem Steuerzahler, also dem eigentlichen Verursacher dieser Lage, nicht zumutbar wäre (Schadensersatz zu leisten).

    So wirtschaften und arbeiten Schildbürger in einem Tollhaus.

    PS. aus Plock gibts nur 960000 t/Jahr, lächerlich aber wie erwartet für den der rechnen kann.

  3. 42.

    Mal ein Querverveis zur Frage, wer noch weiter Öl bezieht:
    https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/2023/02/pck-raffinerie-auslastung-debatte-pipeline-michaelkellner.html#top-of-comments
    "Die Situation in Polen ist, dass sie langfristige Lieferverträge haben, die noch in diesem Jahr laufen. Polen hat immer gesagt, sie brauchen ein europaweites Embargo auf Pipeline-Öl, um aus diesen Verträgen rauszukommen. Sonst müssen sie Entschädigungen zahlen."

  4. 41.

    Man hätte früher diversifizieren sollen, ja. Aber bis vor nicht langer Zeit hatte Miteigentümer Shell daran wohl auch kein Interesse.

  5. 40.

    "Die übrigens selber nicht genug Diesel herstellen. Das wird in hohen Mengen importiert. Vermutlich vor allem aus Rotterdam." Der Diesel wird aber wohl nicht in Rotterdam hergestellt, sondern eher nur umgeladen. Man müßte mal die Mengen an Diesel, welche aus Rußland bezogen wurden + den teilweisen Produktionsausfall bei Diesel beim PCK den Liefermengen der neu erschlossenen Diesellieferanten gegenüberstellen, um zu sehen, ob da noch eine große Lücke klafft.

  6. 39.

    Ich würde an ihrer Stelle mal auf das Datum achten, denn ihre Antwort zu Ungarn, und nur die interessierte mich, ist vom 26.04.2022! Also kurz nach der Invasion (insofern ja erwartbar). Und das Ungarn heute mehr für russisches Erdgas bezahlt als wir für Erdgas haben sie nirgends belegt. Ich lese dagegen in neuren Artikeln, dass Russland fällige Zahlungen Ungarns bis zu einem halben Jahr stundet.
    Erstaunlich für ein Land, welches wir nach ihrer Meinung schon wirtschaftlich in die Knie gezwungen haben?!

  7. 38.

    Man ist ja schon viel gewohnt von den Putin Trollen aber Sie schaffen es doch echt noch mich zu überraschen.

    "Ach wenn durch Sanktionen der Krieg nicht sofort aufhört, lasst uns einfach weitermachen wie bisher und Putin seinen Krieg mit umfangreichen Rohstoffkäufen unterstützen. Ach und wenn schon, dann liefern wir ihm für das weitere Abschlachten von ukrainischen Zivilisten noch die nötige Technik."

    Kein Mensch behauptet, dass die Sanktionen ein Ende des Krieges bewirken, dass machen Waffenlieferungen im übrigen auch nicht! Man kann Russland nur die Kriegsführung erschweren, ob durch Waffenlieferungen an die Ukraine, Zudrehen des Geldhahnes und fehlende Technologie in der russischen Rüstungsindustrie.

    Sie sind sowas von moralisch bankrott.

  8. 37.

    Zieht Putin seine Truppen ab? Haben sie das Gefühl, dass er wenigstens Waffenstillstandsverhandlungen erwägt? Hören wenigstens die Verbrechen in den besetzten Gebieten auf?

    Wenn sie irgendeine Frage mit ja beantworten können, wäre ich wirklich tief beeindruckt.

  9. 36.

    zu Ungarn:
    https://ungarnheute.hu/news/ungarn-zahlt-sechsmal-mehr-fuer-russisches-gas-als-privatkunden-des-landes-45520/
    (Ungarn bekommt eben keine BestBuddy-Preise, da Abhängigkeit)

    https://www.ipg-journal.de/rubriken/wirtschaft-und-oekologie/artikel/und-sie-wirken-doch-6493/

    https://www.stern.de/wirtschaft/russland--westliche-sanktionen-reissen-rekordloch-in-haushalt-33177020.html

    Die Sanktionen nehmen Putin langfristig das Geld zum Krieg führen UND die Technologiesanktionen behindern die Rüstungsindustrie für moderne Waffen massiv. Wollen Sie wirklich Putin die Teile für seine Marschflugkörper verkaufen mit denen er in terroristischer Art wahllos Frauen und Kinder in der Ukraine ermordet? Blutdiamanten waren ein Scheiß dagegen....

    Das Russland zusammenbricht will keiner, auch Putin ist spätestens seit der Niederschlagung der Proteste nach den Wahlen vor 10 Jahren schlicht durch Gewalt und Hasspropaganda fest an der Macht. Da erwartet keiner eine schnelle Änderung.

  10. 35.

    Die Lieferung von Kampfpanzern, Schützenpanzern und allem anderen kommt natürlich viel zu spät und langsam, trotzdem sollten Sie nicht permanent die Wirkung der Sanktionen klein reden.

    Russland hat massive Probleme sich mit Hochtechnologie aus dem Westen zu versorgen. Chinesische Mikrochips haben laut russischen Meldungen rund 40% Ausfallquote, was die russische Rüstungsproduktion massiv erschwert. Schwarzhandel ist teurer und qualitativ oft minderwertig und auch von der Menge limitiert. Man wird Lücken im Sanktionsregime immer weiter schließen (Hallo Türkei).

    Also der Preissturz für russisches Öl hat keine Folgen? Die extreme Reduzierung des Gasexports bleibt auch ohne Folgen? Ich welcher Welt leben Sie eigentlich? Natürlich hat Russland durch unsere Kauffreude bei Rohstoffen vor dem Krieg (und auch noch währenddessen) große Reserven aufgebaut. Nur diese werden in wahnsinniger Geschwindigkeit aufgebraucht.

  11. 34.

    Wenn Sie jetzt noch wüssten warum Diesel importiert werden muss, bekommen Sie ein Fleißsternchen.

    Es gibt eine Genehmigung wenn PCK einen Antrag stellt und eine Leitung bauen möchte. Was es nicht gibt ist, Steuergelder für eine PCK Leitung zu verschleudern. Noch dazu, da noch der russische Staat Mehrheitseigentümer ist. Das wird wohl Aufgabe der neuen Eigentümer, sich da zu entscheiden. Bis dahin reicht schlicht die Ertüchtigung der bestehenden Leitung.

    Raffinerien werden sich eh in den nächsten 10-15 Jahren deutlich wandeln müssen.

  12. 33.

    Gratuliere, der einzige sachdienliche, vernünftige Kommentar hier. Leider will diese Bundesregierung keine starke und unabhängige Industrie im Osten. Deshalb gibt es keine Genehmigung für eine neue Ölleitung DN 1000 nach Rostock. Wir Ossis sollen die Ölprodukte der Westraffinerien konsumieren. Die übrigens selber nicht genug Diesel herstellen. Das wird in hohen Mengen importiert. Vermutlich vor allem aus Rotterdam.

  13. 32.

    Wie viele Jahre sind seitdem vergangen und sollte sich ein Unternehmen in der Marktwirtschaft nicht breiter aufstellen?
    Wir haben uns an die billigen Rohstoffe vom Dealer Putin gewöhnt und Russland noch teilweise die kritische Infrastruktur überlassen. Spätestens 2014 hätten die Alarmglocken läuten müssen!

  14. 31.

    "nicht diesen Sanktionseiertanz vorschieben" Aber da ist doch die EU und D nur anderen gefolgt, begonnen hat das mit dieser Sanktionspolitik doch nach meiner Erinnerung nicht die EU oder D.

  15. 30.

    "Für das PCK war es ein strategischer Fehler sich nur von russischen Erdöl abhängig zu machen." Das trifft es von der Formulierung nicht ganz. Das PCK hat sich nicht abhängig gemacht, das VEB Petrolchemische Kombinat Schwedt/Oder (alias PCK) wurde ausschließlich zu dem Zweck gebaut, das Öl aus der Sowjetunion über die Druschbatrasse für die DDR zu verarbeiten, es gab da keine Lieferantenauswahl, aus der man dann die UdSSR bzw. Rußland gewählt hat.

  16. 29.

    Wer beliefert eigentlich die Ukraine mit Kraftstoffen? Eine Armee im Kriegseinsatz ist da ganz schön durstig und z.Bsp. die bisherigen Panzertypen der Ukraine und auch die Leopard sind Dieselgroßverbraucher. Das wird doch unmöglich alles in der Ukraine hergestellt. Kommt das zu einem großen Teil aus den Werken in Polen, welche ja jetzt auch auf externe Öllieferungen angewiesen sind und damit auf die Hafenkapazitäten in Danzig + die Leitungskapazitäten von dort?

  17. 28.

    „Putin darf diesen Krieg nicht gewinnen!“
    Die Ukraine wird diesen Befreiungskrieg gewinnen, soviel ist sicher.
    Und das geschieht ausschließlich auf dem Schlachtfeld.
    Das Problem, nur wir entscheiden wie lange die Ukrainer dafür benötigen. Deshalb hätten wir die Bodentruppen der Ukrainer von Anfang an mit Panzern und Schützenpanzer in Divisionsstärke ertüchtigen müssen und nicht diesen Sanktionseiertanz vorschieben.

  18. 27.

    Richtig. Der Krieg wird noch leider noch das ganze Jahr dauern, weil Putin von seiner Mission überzeugt ist und nicht verlieren kann. Trotzdem hat die Embargopolitik im Januar ein Loch in den russischen Staatshaushalt von umgerechnet 23 Mrd € gerissen, welches unter anderem mit dem Verkauf der Goldreserven geschlossen wurde. (Quelle Spiegel).
    Russland mag zwar noch Reserven haben, da die Staatseinnahmen hauptsächlich von den Energielieferungen abhängen, dürften die Löcher immer größer werden. Putin darf diesen Krieg nicht gewinnen!
    Für das PCK war es ein strategischer Fehler sich nur von russischen Erdöl abhängig zu machen. Nun bietet sich die Chance langfristig von den fossilen Brennstoffen wegzukommen.

  19. 26.

    Wenn endlich die Polenfeindlichkeit ein Ende finden würde, wir endlich die Sanktionen gegen Putin ernsthaft umsetzen, dann hätte Orlen längst das Problem gelöst.

  20. 25.

    Sie wollen schon wieder diskreditieren... aber es ist ein Kompliment, wenn man "den Nagel auf den Kopf getroffen hat". Es ist legitim anzuprangern, wenn immer davon die Rede ist: "wir haben bereits, könnte, Vorreiter sein, nun ist mal der Bund dran, Erfolgs?gipfel, Ich fordere, ich werden nicht zulassen" usw. usf.
    Erfolg kommt nicht von alleine daher....In der inneren Einstellung muss man ihn wollen und erzwingen.

Nächster Artikel