Schwedt (Uckermark) - PCK-Raffinerie bekommt keine zweite Öl-Pipeline zum Hafen Rostock

Do 26.01.23 | 16:36 Uhr
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Ein Tanklager für Rohöl der PCK-Raffinerie GmbH, aufgenommen am 09.06.2022. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 26.01.2023 | Dorett Kirmse | Bild: dpa/Patrick Pleul

Für Öl-Lieferungen von Rostock nach Schwedt steht aktuell eine Pipeline zur Verfügung. Das PCK hält diese für zu klein und forderte deshalb eine zweite Leitung. Der Bund erteilte dem nun eine Absage - und will stattdessen die bestehende ausbauen.

Zwischen dem Hafen Rostock und der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) wird keine zweite Öl-Pipeline gebaut. Das hat die Raffinerie dem rbb am Donnerstag mitgeteilt und auf ein Schreiben aus dem Bundeswirtschaftsministerium verwiesen. Vom Ministerium hieß es ebenfalls am Donnerstag, dass ein Bau nicht notwendig sei.

400 Millionen Euro für Ertüchtigung

Schwedt wird über eine kleine Pipeline mit Öl aus Rostock versorgt. Für einen Dauerbetrieb ist diese allerdings nicht vorgesehen. Um die Produktion erhöhen zu können, hatte die PCK-Leitung bis zuletzt für eine zweite Leitung geworben. Hinzu kommen Befürchtungen, im Fall eines Defektes der Leitung von der Versorgung abgeschnitten zu sein.

Statt eines Neubaus soll laut Bundeswirtschaftsministerium die vorhandene Pipeline ausgebaut werden. Demnach sind dafür in diesem Jahr 400 Millionen Euro vorgesehen. Ein Neubau hätte nach Recherchen des rbb hingegen Kosten von 600 bis 700 Millionen Euro zur Folge gehabt.

Für die Instandsetzung sollen nun unter anderem zwei spezielle Pumpen montiert werden. Nach Fertigstellung könnten damit rund 9 Millionen Tonnen pro Jahr statt derzeit möglichen 6 bis 7 Millionen Tonnen transportiert werden, teilte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftministeriums mit. "Mit diesen Maßnahmen erhöht sich die Auslastung der PCK auf ca. 75 bis 80 Prozent mit dem Transport über den Hafen Rostock. Daneben kann die PCK-Auslastung durch zusätzliche Ölmengen aus Polen beziehungsweise Kasachstan weiter erhöht werden."

PCK will Kapazität für vorhandene Pipeline erhöhen

PCK reagierte enttäuscht auf die Absage: "Wir bedauern diese Entscheidung, da der Bau einer neuen Pipeline aus unserer Sicht energiestrategisch eine sinnvolle und nachhaltige Investition für eine gesicherte Versorgung von gesamt Ostdeutschland und eine erfolgreiche Transformation gewesen wäre." Aus dem Bundeswirtschaftsministerium hieß es dazu, dass nichts gegen eine Investition von PCK oder an der Raffinierie beteiligter Firmen spreche. Steuermittel seien aber nur für die Ertüchtigung der vorhandenen Pipeline vorgesehen.

Die Raffinerie kündigte an, die Kapazität der vorhandenen Pipeline durch die Instandsetzung um 50 Prozent erhöhen zu wollen. Dazu müssten die von der Bundesregierung zugesagten finanziellen Mittel zügig bewilligt werden, forderte die PCK-Leitung.

Steinbach fordert schnelle Planung

Der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sieht in der Entscheidung auch etwas Positives. "Ich weiß, einige haben sich mehr erwartet und stark auf den Neubau gesetzt. Dennoch bin ich froh, dass wir eine Entscheidung und Klarheit haben, wie es weitergeht", sagte er. Für die Zukunft des Standortes Schwedt sei die Modernisierung der Pipeline dringend notwendig. "Jetzt kommt es darauf an, die Planungen zu beschleunigen und das Projekt zügig zu realisieren. Es ist wichtig, dass die modernisierte Leitung für die künftigen Anforderungen fit ist, das muss sichergestellt sein."

Von der Linke-Fraktion im Bundestag hieß es, dass selbst die 400 Millionen Euro zur Ertüchtigung der bisherigen Röhre mit Bundesmitteln aus "beihilferechtlichen Gründen" auf der Kippe stehen. Der Abgeordnete Christian Görke fordert deshalb am Donnerstag von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Aufklärung drüber, wie die Finanzierung realisiert werden soll.

Ersatz für Öl aus Russland

Der Schwedter Standort ist einer der größten deutschen Raffineriebetriebe. Seit Inkrafttreten des Importstopps für russisches Erdöl am 1. Januar wird das PCK anstatt über die Druschba-Pipeline über den Hafen Rostock beliefert und ist zu 56 Prozent ausgelastet. Die zusätzliche Rohöllieferung über Polen sorgt für eine höhere Auslastung.

Laut Wirtschaftsministerium hatte am vergangenem Sonntag - und damit eine Woche früher als geplant - der erste Tanker mit Rohöl in Danzig angelegt. Dank einer speziellen Beimischung für eine höhere Fließgeschwindigkeit sowie Mengen aus Polen und Kasachstan im Januar und Februar kann die Kapazität der Raffinerie nach Ansicht des Bundeswirtschaftsministeriums auf rund 70 Prozent steigen.

Ob demnächst auch Erdöl aus Kasachstan über Russland und Belarus geliefert werden wird, ist nach wie vor unklar.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.01.2023, 10:30 Uhr

139 Kommentare

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  1. 139.

    Wenn ich mich recht entsinne ist NH3 für den Transport von Namibia angedacht.
    Aber auch liquid ist kein Hexenwerk mehr. Frage der Effizienz und Kosten.
    Herr Habeck ist kein Politamateur und hat sich deshalb von einer Wirtschaftsdelegation mit Schwerpunkt Energiewirtschaft begleiten lassen. Das macht man so um dem zukünftigen Partner das ernstgemeinte Interesse an Zusammenarbeit zu zeigen und Kontakte zwischen denen die es umsetzen sollen/wollen zu knüpfen.
    Ja Photovoltaik in der prallen Sonne Afrikas ist suboptimal. Deshalb hat man bei Desertec auch vorrangig an solarthermische Kraftwerke gedacht, die als Nebenprodukt Süßwasser produzieren. Sind ja auch keine Amateure die da am Werken waren/sind.

  2. 138.

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Klimadiagramm-metrisch-deutsch-Windhuk.Namibia.png

    Können Sie Klimadiagramme lesen?

    Wahrscheinlich nein, geben Sie morgen um die Mittagszeit mal Windhoek in Ihrer Wetterapp ein um die aktuelle Temperatur im Sommer um die Mittagszeit in Namibia zu bekommen. Sie waren wahrscheinlich noch nie dort.

    Ist denken aus der Mode geraten?

  3. 137.

    Das hab ich ihm durch die Blume versucht zu verstehen zu geben. Pro kJ Energie wird beim Verbrennen von Benzin MEHR Wasserdampf frei als beim Verbrennen von H2, sind eben KohlenWASSERSTOFFE...

    PS: zum Glück kommt aus einer Gasbrennwert-Therme bei knapp 20 C Abgastemperatur kaum Wasserdampf (gesättigte Luft sind bei 20 C rund 17gr/m3)mehr raus, dafür ist der Wasserablauf da...

  4. 136.

    Es geht hier vorranging um das existente Werk PCK. Sie haben hier eine Raffinerie, das ehemalige Petrolchemische Kombinat Schwedt/Oder, das zu dem einzigen Zweck errichtet wurde das Öl aus der Pipeline zu verarbeiten und daß netterweise eine Ausweichpipeline nach Rostock hat, um Havarien bei der Belieferung aus dem fernen Rußland für überschaubare Zeiten zu überbrücken. Das ist der status quo und dafür war die Wirtschaftichkeit gerechnet. Jetzt verändern Sie diesen status quo und erzeugen damit (mindestens vorübergehend) Zusatzkosten. Und auf diesen veränderten Status bezieht sich die Frage nach dem wirtschafltich sinnvollen Betrieb von PCK bzw. wie lange der Zwischenzustand dauern darf bis zu einer neuen Wirtschaftlichkeit, es geht nicht Vordergründig um technisch prinzipelle Machbarkeiten, die Firma muß (!) Gewinn abwerfen, um Bestand zu haben.

  5. 135.

    Wieviel Wasserdampf wird eigentlich in so einem Kraftwerk wie in Jänschwalde in die Atmosphäre geblasen?
    Wieviel Verdunstung verursachen die AKW im Einzugsgebiet des Rheins?
    Wieviel Wasserdampf kommt aus den Schornsteinen der Gas und Ölheizungen raus?
    Von den Nebenprodukten außer CO2 mal ganz abgesehen.

  6. 134.

    Scheinbar viele Wirtschaftsprofis hier, die keinerlei Probleme damit haben sich an nur 1! LIEFERANTEN zu Ketten.

    Naja dann muss man sich nicht wundern, wie Ungarn zb dann ein mehrfaches des Weltmarktpreises für Gas zahlen zu müssen...

  7. 132.

    https://www.pv-magazine.de/2013/07/29/brderle-und-sein-photovoltaik-moratorium/

    Die FDP halt...

  8. 131.

    Klingt nicht nur teuer, was Habeck da an Schlagzeilen fabriziert, es ist m.E. völlig unrealistisch. Einen größeren Flop mit ähnlichen Ideen gabs vor etlichen Jahren, "Desertec". Da sollte Afrika's Wind und Sonne vor Ort in Afrika in Gleichstrom umgewandelt werden, der dann über gigantische Gleichstromleitungen nach Europa gebracht werden sollte. Diesmal statt Gleichstrom will Habeck "Grünen" Wasserstoff vor Ort in Namibia erzeugen. Wie er den in welchem Aggregatzustand nach Europa bringen will, hat Herr Habeck noch nicht verraten. Mit solchen nebensächlichen Details beschäftigt sich der Filosof nicht.
    Aber eines hatten seinerzeit die Voruntersuchungen bei Desertec gezeigt, die auch Habecks Namibia Projekt betreffen würden, falls das ganze ernst gemeint sein sollte. Fotovoltaik in der prallen Sonne vergammelt schneller, als man sehen kann.

  9. 130.

    Wer ein bisschen Ahnung hat, weiß dass Russland dank unserer Rohstoffkäufe ein prall gefülltes Portmonaie hat. Einiges konnte man einfrieren aber nicht alles.

    Russland lebt jetzt vom Ersparten, aber das geht irgendwann zuneige. Die Chefin der russischen Zentralbank wirkte gar nicht so positiv wie Sie...

  10. 129.

    Angebot und Nachfrage + eine gute Portion Spekulation? Der Preis pro Barrel allein bringt dem PCK aber noch keine Wirtschaftlichkeit, da das PCK nicht aus einen Hafen- und Pipelinekapazitäten sich direkt voll versorgen könnte - es entstehen also Zusatzkosten bei der Versorgung auf alternativen Wegen. Die Konkurenz bei der Wirtschaftlichkeit heißt Direktversorgung aus der Fernpipeline - egal wer da nun als Förderer einspeist - denn dafür ist das Werk gebaut worden.

  11. 128.

    Was hat denn der Herr Brüderle, außer ungeschickten Komplimenten, gemacht, um die ganze deutsche Solarindustrie zu vernichten? Da ist mir was entgangen - evtl. war’s doch blos die Suche nach dem billigsten Anbieter?

  12. 127.

    Sie behaupten also, dass Griechenland aktuell die Sanktionen bricht?

    Dafür hätte ich gerne eine Quelle.

    PS: DE kann sogar bis 4. FEBRUAR noch russischen Diesel importieren.

  13. 126.

    Es geht um den wirtschaftlichen Betrieb vom PCK aus anderen Quellen und um keine sonstigen Raffinerien. Und momentan wäre die Sorte Ural unschlagbar preiswert und die erzielbare Gewinnspanne entsprechend groß.

  14. 125.

    Die Industrieansiedlung muß doch nicht in dem Naturpark sein. Aber wenn es in der Nähe ist, kann man den Wasserstoff über eine Leitung akzeptabler Länge dorthin befördern.

  15. 124.

    Tja und wenn man bedenkt, wieviel Wasserdampf in der Atmosphäre ist, ist so ziemlich egal, wieviel Wasserstoff der Mensch verbrennt, das hat keinerlei Einfluss auf das Wasserkreislauf der Erde.

    Noch dazu, da der Wasserstoff bei den BSZ als Wasser heraustropft.

    Schonmal drüber nachgedacht was Reaktionsprodukte beim Verbrennen von Benzin sind?

  16. 123.

    Brüderlle brach zwar der Deutschen PV-Industrie mit 100.000 Arbeitsplätzen das Genick, war aber kein Grüner, sondern von der FDP.

    Altmaier handelte zwar vernunftkräftig gegen die WKA-Industrie, ist aber auch kein Grüner.

    Und jetzt raten Sie mal, wer 2011, als in Prenzlau Wasserstoff das Thema, die Regierung gestellt hatte. Tipp: Die Grünen waren es nicht.

  17. 122.

    Wie wird eigentlich ganz Westdeutschland mit Öl, Diesel und Benzin versorgt?

    Wissen Sie wo die größte deutsche Raffinerie ihr Rohöl anlandet?

  18. 121.

    "deutschen Industrieansiedlung" in einem Naturpark ...
    Na, wer's mag ... für mich hat es wieder einen unschönen Beigeschmack.


  19. 120.

    Muss ich jetzt echt nen Chart der Preise von den Ölsorten Brent und Ural von Anfang 2022 verlinken?

    https://www.neste.com/investors/market-data/urals-brent-price-difference#f0ed4013

    Warum kostete Ural dann Anfang 2022 genausoviel wie Brent.

    Brauchen Sie dass für 2021 auch noch? Erzählen kann man viel wenn der Tag lang ist, auch die Donne wäre grün...

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