Raffinerie in Schwedt - PCK soll zum grünen "ECK" werden – was dahintersteckt

Mo 08.05.23 | 19:02 Uhr | Von Juan F. Álvarez Moreno
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Archivbild: Ein Turm mit einem PCK-Logo ist auf dem Gelände der PCK-Raffinerie zu sehen. (Quelle: dpa/J. Carstensen)
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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 08.05.2023 | Lucia Heisterkamp | Bild: dpa/J. Carstensen

Weg von den fossilen Energien und hin zu Wasserstoff, eFuels und erneuerbaren Energien: Die PCK-Raffinerie soll bis 2045 ihre Produktion umstellen – so zumindest die Pläne der Geschäftsleitung und eines regionalen Energieunternehmens. Von Juan F. Álvarez Moreno

Die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) soll sich bis zum Jahr 2045 von fossilen Kraftstoffen verabschiedet haben und zum "Wasserstoffdrehscheibe" werden. Das ist zumindest das geplante Ziel der Geschäftsleitungen von PCK und dem uckermärkischen Energieversorger Enertrag, das am Montagabend in Schwedt im Rahmen einer Machbarkeitsstudie vorgestellt wurde. Die sogenannte Transformationsstudie liegt dem rbb vor.

Die PCK soll demnach künftig mit grünem Wasserstoff aus der Region Millionen Tonnen von synthetischen E-Fuels und anderen hochwertige Chemikalien produzieren. Auch Biodiesel und Bioethanol sollen eine wichtige Rolle spielen.

ECK: Ein Erneuerbarer Energie-, Chemie und Kraftstoff-Verbund

In der Studie wird der Weg zur Umsetzung eines Erneuerbaren Energie-, Chemie und Kraftstoff-Verbunds am Standort Schwedt beschrieben. Die PCK soll zu "ECK" werden. Die Geschäftsleitungen von PCK und Enertrag fordern die Bundesregierung auf, den Transformationsprozess in den kommenden Monaten zu starten – spätestens bis September. Sie fordern auch, dass die Eigentümerstruktur der PCK geklärt wird. Aktuell steht die Raffinerie unter Treuhandverwaltung. Größter Anteilseigner ist der russische Konzern Rosneft.

Im Jahr 2045 sollen die Produktmengen laut der Studie stark sinken, da kein Benzin und kein Diesel mehr benötigt werden: Von elf Millionen Tonnen pro Jahr auf nur noch drei Millionen Tonnen. Eine Million davon sollen synthetische Flugkraftstoffe sein, womit zehn Prozent des Gesamtbedarfs Deutschlands gedeckt werden könnte.

Eine weitere Million machen Methanol und sogenannte High-Value Chemicals (hochwertige Chemieprodukte) aus. Auch eine Million Tonnen Biodiesel, Bioethanol und Biomethan sollen vor Ort verarbeitet werden. Damit sei langfristig die Versorgung Ostdeutschlands gesichert. PCK und Enertrag gehen von einer künftigen Verdopplung der PCK-Arbeitsplätze auf bis zu 3.000 im Jahr 2045 aus.

Transformation soll 15 Milliarden Euro kosten

Um synthetische Kohlenwasserstoffe herzustellen, sollen ab 2045 jährlich 800.000 Tonnen grüner Wasserstoff weiterverarbeitet werden, heißt es weiter in der Studie. Die Hälfte davon soll in der PCK und in der Region erzeugt werden: Dafür werden bis fünf Gigawatt Elektrolysekapazität installiert, die Elektrolyseanlagen sollen mit Strom aus Sonne und Wind betrieben werden.

Bereits im Jahr 2027 soll die PCK 30.000 Tonnen Wasserstoff mit einer Elektrolyseleistung von 400 Megawatt erzeugen. Im Jahr 2030 sollen es 160.000 Tonnen werden. Im selben Jahr soll mit der Herstellung von E-Fuels und hochwertige Chemieprodukten losgehen. Parallel soll die fossile Raffinerie weiter betrieben und graduell heruntergefahren werden. PCK und Enertrag sprechen von einer "Wasserstoff-Leuchtturmregion".

Die Transformation der Raffinerie zum sogenannten ECK soll 15 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 kosten, heißt es von PCK und Enertrag. Fünf Milliarden davon sollen in den Aufbau von Anlagen für die Herstellung von Wasserstoff und für die Erzeugung von synthetischen Treibstoffen sowie "High-Value-Chemicals" fließen. In dem Papier steht nicht, ob ein Investor oder gar der Bund die Kosten tragen soll. Zehn weitere Milliarden werden für die Energiewende in der Region benötigt, heißt es weiter.

Standort habe einen Wettbewerbsvorteil

Schwedt habe laut der Studie als Standort einen Wettbewerbsvorteil: Genannt werden unter anderem ein großes Potential an erneuerbaren Energien, die bestehende Stromnetzinfrastruktur und Logistik sowie die Gaspipeline EUGAL, die auf Wasserstoff umgewandelt werden könnte. Da die Region historisch strukturschwach sei, warnen die PCK und Enertrag vor einem unkoordinierten Strukturwandel, der die Region "massiv" betreffen würde.

Die PCK-Raffinerie, die große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff versorgt, verarbeitete bis Ende 2022 hauptsächlich Rohöl aus Russland. Im Zuge der Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine beschloss die Bundesregierung, auf russisches Öl zu verzichten.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 08.05.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Juan F. Álvarez Moreno

58 Kommentare

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  1. 58.

    Sie glauben immer noch dem Märchen des billigen russischen Erdgases, wo wir doch längst zum Leidwesen der Kremlins Putin bei seinem Energiekrieg ein ähnliche Niederlage zugefügt haben wie ihm die Ukraine vor Kyiv. Die Gaukler heißen unter anderen Merkel, Altmeier und Söder, weil die zwar zu Recht den Atomausstieg beschlossen haben, dann aber mit langem Atem die von den versprochenen Enereuerbaren mit langem Atem ausgebremst haben.

  2. 57.

    KLUGE Nebschen machen eine Metastudie, Sie kommen immer wieder mit dem Unsinn um die Ecke, die dem alten Mann mit dem weißen Bart schon 2005 zu dem Titel "Boulevard-Proffesor" verholfen hat, weil der an Weihnachten si schöne Märchen erzählt.

    Dabei hat dieAtomenergie bekanntlich längst die höchsten Gestehungskosten beider Stromerzeugung.

  3. 56.

    Wie gedenken Sie, die gefährlichste Technologie der Welt, vom Sicherheitsaspekt 70ziger Jahre Technik - EPR ist deutlich weiter mit Corium Fänger, passiven Sicherheitsmechanismen, unabhängigen aktiven und allem - für jahrelangen Weiterbetrieb fit zu machen?

    Prüfungen, Nachrüstungen etc. Wer bezahlt das alles?

    Woher kommen die Brennstäbe, das angereicherte Uran her? Wie lange Lieferzeit? Man muss nicht wie sonst 20% der Brennstäbe tauschen, sondern praktisch alle sind fast komplett ausgebrannt.

    Wer bezahlt für den zusätzlichen Atommüll?

    Woher kommt das Personal zum Betrieb?

    Nachdem man 12 Jahre die AKW auf die Abschaltung hin betrieben hat, glauben nur Leichtgläubige man könne die einfach mit ein bisschen "Farbe" weiterbetreiben.

  4. 55.

    "Also wenn Sie mir jetzt noch erklären könnten, was Sie mit dem Sauerstoff im Stahlwerk anfangen wollen, wäre ich Ihnen sehr dankbar." Einstellung des Kohlenstoffgehalts - sog. Frischen.

  5. 54.

    Richtig erkannt, fehlendes Allgemeinwissen gedüngt mit Polemik und der Bildzeitung dazu noch etwas Union und AfD.....
    Eines könnte sich bewahrheiten, dass andere über unsere Energiewende lachen.
    Langsam......nämlich weil die uns längst überholt haben.

  6. 53.


    20% Effizienz wird meist für H2Autos benutzt und ist da tatsächlich auch korrekt, das Batterie elektrische Auto kommt da mit der selben Menge EE 5mal so weit.

    Elektrolyse an sich hat rund 60% Wirkungsgrad, könnte man mit etwas Allgemeinbildung wissen.

    An Wasserstoff geht trotzdem kein Weg vorbei, ich persönlich halte Deutschland aber bis auf wenige Ausnahmen auch für den falschen Standort für H2 Produktion. Mit Südspanien können wir bei 1 Cent pro kWh PV/Solarthermie Kosten schlicht nicht mithalten. H2 Produktion gehört physikalisch dorthin wo viel Sonne und Wind ist. Für NH3, H3COH gilt das gleiche...

  7. 52.

    Professor Sinn hat nach meiner Erinnerung dazu geraten, die bestehenden Atomkraftwerke und fossile Kraftwerke erstmal weiter zu nutzen und bei neueren Atomtechnologien intensiv zu forschen. Klingt für mich logisch, mit dem Abriss zu warten, wenn man nicht Anderes zur Verfügung hat. Ist doch jetzt schon eine peinliche Nummer, Fossiles in Deutschland abzuwracken und postwendend Fossiles im Ausland teuer einzukaufen und mit gigantischer CO2 Verschmutzung mit Dieselschiffen um den halben Erdball zu schippern..

  8. 51.

    Hab gar nicht mitbekommen, dass Deutschland noch Uranminen betreibt.

    Und 50% der Urananreicherungskapazität sind in Russland...

  9. 50.

    Die Sinn(losen) Meckerer haben aber schlicht keinerlei Konzept wie der Mensch vom CO2 Ausstoß weg kommt.

    Geht die Menschheit eben vor die Hunde, interessiert mich doch nicht, bin dann eh tot...

  10. 49.

    Herr Sinn ist konservativer Ökonom und kein Physiker. Die fossilen Brennstoffe werden in diesem Jahrhundert bei ungezügelter Nutzung zu Ende gehen, von Umweltzerstörung und Klimawandel ganz zu schweigen.
    Was ist Ihre Alternative? Hoch subventionierter Atomstrom, für den es bis jetzt noch kein atomares Endlager gibt?
    Warum sind die skandinavischen Länder bei der Nutzung der erneuerbaren Energien so viel weiter als wir?

    Bei Frau Merkel konnten wir uns als Vorreiter der ökologischen Energiewende fühlen, obwohl wir alle Entwicklungen verschlafen haben. Jetzt macht Habeck ernst und es wird für uns teuer.

  11. 48.

    "Erdgas war schon damals für den Übergang eingeplant.". Insbesondere nach dem hiesigen Atomausstieg ist keine andere realistische Alternative in Sicht, als wieder Fossiles zu verwenden, nur ist das jetzt aus dem Ausland und viermal so teuer, da würde ich nicht von "geplant" sprechen, sondern von einem gigantischen Flop. Und der "Übergang" ist nur linksgrüne Gaukelei zur Beruhigung der linksgrünen Guten.

  12. 47.

    Das stimmt. Der Anfang war Merkel-Murks. Merkels Regierungskunst bestand darin, mit CDU Parteibuch mit einer grünen Agenda, ob nur bei der Migration oder bei der Energiepoltik sich die Macht zu sichern. Aber das ändert ja nichts am Flop der Linksgrünen Energiewende. Professor Sinn hatte schon vor 5 Jahren von der Energiewende ins Nichts gesprochen.

  13. 46.

    Sogar der SPEGEL hat ein Einsehen. Der (zu schöne) Traum vom grünen Wasserstoff vom Grünen Kindermärchenerzähler. Denn es ist völlig aussichtslos, wenn vier Fünftel der Energie dabei verloren gehen .

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/energiewende-der-zu-schoene-traum-vom-gruenen-wasserstoff-a-9c3a8b5e-6833-46b7-8e8b-e36afc48df97

  14. 45.

    Jetzt könnte man sich natürlich informieren, wieviel Strom aus welcher Quelle kostet.

    Neuer EPR in GB hat 12 Cent pro kWh garantiert...also kann Industrie wohl nix mit AKW Strom anfangen.

  15. 44.

    Die bösen Grünen ( Graichen) haben dafür gesorgt das wir keinen Gasmangel hatten und die Hass Wünsche der der blau braunen Truppe Wünsche blieben. Mit der Union hätte es genauso schlimm ausgesehen, die wollten bei leeren Gasspeicher im März 22 den Hahn zu drehen.
    Das eine von drei Parteien den Koalitionsvertrag umsetzen will ist natürlich ganz verwerflich.
    Es kann nicht anders sein, der Michel möchte belogen werden. Notwendige Wahrheiten werden als Bedrohung empfunden.

  16. 43.

    " Eine Umfrage des Verbandes "Die Familienunternehmer" hat sogar ans Licht gebracht, dass aktuell 69 Prozent der Inhaber von Familienbetrieben mit dem Gedanken spielen, ihre Firma zu verkaufen. "
    "Ein staatlich subventionierter Industriestrom - der gerade in der Diskussion ist - kann Töpfer nicht überzeugen. Er ist der Meinung, dass sich die Rahmenbedingungen für energieintensive Unternehmen am Standort Deutschland substantiell verschlechtert hätten und möchte mit seinem Betrieb nicht von Subventionen abhängig sein. "
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/mittelstand-abwanderung-100.html

    mal darüber nachdenken...also nix blau-braun!Sondern schlicht zu teuer!

  17. 42.

    Ich les immer nur "hamma imma scho so gemacht". Tipp: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

  18. 41.

    Sie lesen die falschen Kinderbücher. Der Atomaussteig wurde bereits 2011 unter Merkel beschlossen, später auch der Kohleausstieg für 2038. Erdgas war schon damals für den Übergang eingeplant. Geändert hat sich nur dessen Herkunft, da Putin bereits im Sommer 2021 mit Nichtbefüllen der Speicher der Gazprom einen Energiekrieg begonnen hatte. Wasserstoff war auch schon deren Zeit der Energieträger der Zukunft.

  19. 40.

    Ein strategisch sinnvoller Energiemix ist der Königsweg. Wie Geldanlagen auch. Nur so als Beispiel.
    Eine Energieform sollte nicht 30% übersteigen. Schw/weiß-Denken führt in die („Windmühlen“)Katastrophe.
    Aber hier im Artikel geht es um etwas sehr brandenbugtypisches: „Wir haben bereits, könnten Vorreiter sein, jetzt sind andere dran....“. Es geht um Geldforderungen! Wieder einmal. Und die sollen in „Verteilhände die in den letzten 34 Jahren welche Erfolge bei Großprojekten hatten?

  20. 39.

    Was ist denn für Sie die "richtige" Energiepolitik?

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