Datenauswertung - Brandenburg stellt Solaranlagen oft einfach in die Landschaft

Di 28.11.23 | 06:36 Uhr | Von Max Beuthner
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Archiv: Blick über den riesigen EnBW-Solarpark im Oderbruch (Luftaufnahme mit einer Drohne). (Foto: dpa)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 26.11.2023 | Fred Pilarski | Bild: dpa

Bis 2030 will Brandenburg die installierte Photovoltaik-Leistung verdreifachen. Auf freier Fläche lassen sich relativ schnell große Anlagen errichten. Um den Druck auf die Landwirtschaft nicht zu erhöhen, braucht es Alternativen. Von Max Beuthner

In Brandenburg sind derzeit Photovoltaik-Anlagen mit einer Nettoleistung von 5,72 Gigawatt (GW) in Betrieb. Das zeigen aktuelle Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur [marktstammdatenregister.de]. Damit zählt das Bundesland eigenen Angaben zufolge deutschlandweit zu den Vorreitern [mwae.brandenburg.de]. Im bundesweiten Vergleich steht Brandenburg nach Angaben des Landes damit auf dem fünften Platz - hinter Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen - also im vorderen Drittel.

Dennoch soll, so zumindest der erklärte Wunsch der Landesregierung, der Zubau in den kommenden Jahren weiter an Fahrt aufnehmen. Das Ziel ist, bis 2030 die installierte Leistung auf 18 Gigawatt zu erhöhen und damit zu verdreifachen. Bis 2040 soll dieser Wert schließlich auf 33 Gigawatt steigen.

Um das zu schaffen, müssten in den kommenden sieben Jahren jährlich zirka 1,75 Gigawatt an Leistung zugebaut werden: Ein Wert, der seit der Einführung des Erneuerbaren-Energien-Gesetz im Jahr 2000 noch nie erreicht wurde. Im vergangenen Jahr beispielsweise stieg die Nettoleistung im Bundesland lediglich um 0,73 GW.

Freie Areale – große Anlagen

Ein Grund, weshalb der Ausbau nicht so zügig vorangeht wie erhofft, dürfte die Frage der zur Verfügung stehenden Flächen sein. Wie die Daten des Marktstammdatenregisters zeigen, setzte - und setzt - Brandenburg bisher vor allem auf PV-Parks, die auf freien Flächen errichtet werden.

Das führte in der Vergangenheit auch dazu, dass einige wenige Kommunen im Land einen besonders hohen Anteil an der gesamten Brandenburger PV-Leistung haben - sich also die Solaranlagen an einigen Stellen ballen, an denen große Flächen zur Verfügung standen.

Laut Marktstammdatenregister wird in den zehn leistungsstärksten Kommunen mehr als ein Viertel der Gesamt-Nettoleistung Brandenburgs erzeugt. Grund dafür sind in der Regel große Solarparks auf dem Gebiet der Gemeinden, wie beispielsweise auf dem ehemaligen Flugplatz in Neuhardenberg in Märkisch-Oderland (155 MW) sowie auf landwirtschaftlichen Flächen, unter anderem in Werneuchen (187 MW, Barnim), dem Boitzenburger Land (180 MW, Uckermark) oder Gumtow (155 MW, Prignitz).

Zubau weiter verstärkt auf Freiflächen

Derzeit befinden sich rund zwei Drittel der Gesamtnettoleistung Brandenburgs auf Freiflächen. Im deutschlandweiten Vergleich kann Brandenburg, laut aktuellen Daten im "Erneuerbare-Energien-Monitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung", mit 0,88 kW/ha sogar die höchste Leistungsdichte an Photovoltaik-Freiflächenanlagen vorweisen - gefolgt von Sachsen-Anhalt (0,70 kW/ha) und dem Saarland (0,54kW/ha) [web.app.ufz.de].

Nachdem der Zubau auf Freiflächen bereits um das Jahr 2010 stark boomte, lässt sich nun seit 2020 erneut starker Aufwärtstrend bei PV-Anlagen in freier Landschaft beobachten. So wurde im vergangenen Jahr nahezu doppelt so viel Leistung auf Freiflächen installiert (446,95 MW), wie auf Hausdächern (285,54 MW).

In früheren Jahren fanden größere Solarparks zunächst oft Platz auf sogenannten Konversionsflächen. Dabei handelt es sich um frühere Industrie- oder Militärflächen. Ein Beispiel hierfür ist der Solarpark Neuhardenberg, der auf dem Gelände eines ehemaligen Flugplatzes errichtet wurde.

Da viele dieser Flächen inzwischen belegt sind, werden nun immer öfter auch bis dahin landwirtschaftlich genutzte Flächen für den Bau der Parks genutzt: so zum Beispiel in Gumtow, dem Boitzenburger Land oder auch in Werneuchen, wo sich der derzeit größte Solarpark in Deutschland befindet.

Antenne Stammtisch

"Solarboom auf dem Acker - was macht das mit dem ländlichen Raum?" ist auch Thema beim Stammtisch von Antenne Brandenburg am 28.11.2023, 18 Uhr im Gasthaus Wagner, Hauptstraße 67, 15328 Golzow.

Es diskutieren: Prof. Klaus Müller (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung), Hendrik Wendorff (Präsident Landesbauernverband), Frank Schütz (Bürgermeister Golzow), Werner Mielenz (Bürgermeister Neutrebbin), Jörg Uebel (Solarpark-Betreiber), Carlo Horn (Biolandwirt aus Kagel)

 

Um nun die Ausbauziele schnell zu erreichen, dürften Freiflächen-PV-Anlagen auch in den kommenden Jahren eine große Rolle spielen. Die Energieagentur Brandenburg sieht hier etwa doppelt so viel Potenzial zur Energiegewinnung wie auf Dachflächen [energieportal-brandenburg.de]. Damit ist zu erwarten, dass der Druck auf landwirtschaftliche Flächen steigt. Eine Analyse des Thünen-Instituts, das Fragen der nachhaltigen Nutzung von ländlichen Räumen erforscht, rechnete im vergangenen Jahr mit einem Bedarf an Agrarflächen von zirka zwei Prozent bundesweit zur Erreichung der PV-Ziele [thuenen.de]. Dabei werden demnach bereits jetzt neun Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für die Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas genutzt.

Um Konflikte zu vermeiden, läuft die Suche nach Alternativen. Ein Kompromiss wäre die sogenannte Agri-Photovoltaik (Agri-PV). Daher werden Flächen für Landwirtschaft und Sonnenenergieerzeugung gleichzeitig genutzt. Unter den Solardächern werden Tiere gehalten werden oder schattenliebende Pflanzen angebaut.

Und nicht nur auf unbebauten Flächen - auch Siedlungs- und Verkehrsflächen könnten zukünftig für den Ausbau der Photovoltaik in den Blick genommen werden. So könnten beispielsweise auch Hausfassaden oder auch Parkplätze mit Solarpaneelen belegt werden. Die Energieagentur Brandenburg gibt für diese Flächen ein Leistungspotential von rund 29 Gigawatt an. Derzeit befinden sich auf solchen Flächen bisher nur Anlagen mit einer Leistung von knapp zwei Gigawatt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 28.11.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Max Beuthner

51 Kommentare

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  1. 51.

    Es ist schon herzzerreißend zu lesen wie uns hier die Berliner wiedermal erklären, das wir Brandenburger noch mehr Solarparks ,noch mehr WKA errichten sollen
    damit sie auch ja 365 Tage im Jahr ihren Strom zur Verfügung haben und grün bitte schön muss er auch sein. Die Landschaft wird verschandelt, Wälder sollen,oder werden gerodet,selber bekommt ihr Berliner nichts auf die Reihe, aber was soll's dafür sagt ihr ständig den Brandenburger wie es geht und was sie gefälligst zu tun haben . Brandenburg hat mit die meisten WKA und auch bei den Solarparks sind wir vorn mit dabei. Kleiner Tipp an euch Berliner es soll ja demnächst nochmal über das Tempelhofer Feld abgestimmt werden wie wär's denn, es als Solar und WKA Feld zu nutzen und ihr fangt mal an euren eigenen Strom zu produzieren, als immer anderen zu erklären was sie zu machen habe, also das Kreuz an der richtigen Stelle.

  2. 50.

    Bayernwerk hat einen sehr schönen Energiemonitor entwickelt.
    In Brandenburg liefert die e-dis bislang leider nur für Königs-Wusterhausen und Nauen Daten zur Stromerzeugung im jeweiligen Ortsnetz. Anlagenscharf dürfte datentechnisch extrem aufwändig sein.
    Das Dach-Anlagen nicht mehr nur nach Süd sondern inzwischen in alle möglichen Richtungen ausgerichtet werden, ist bei den immer günstigeren Modulpreisen nachvollziehbar und schafft auch mehr Breite in der täglichen Glockenkurve. Also nützlich für gesamte Netz.

  3. 49.

    "sogar seltene Metall wie Silber, Indium, Gallium, Tellur und Selen werden zurückgewonnen." Zumeiste sind Si-Zellen im Einsatz. Bei den genannten Elementen fehlt der weitere bestandteil zu einem pn-Übergang. Ga würde wohl aus GaAs-Zellen kommen (eher unüblich im zivilen Bereich; sehr teuer aber Top-performance), Te würde wohl aus CdTe-Zellen stammen mit Cd als Problemschwermetall, Se kommt wohl aus CIS-Zellen in der Variante CuInSe2 (es gäbe auch CuInS2), da fehlt dann aber Cu in der Aufstellung.

  4. 48.

    Stammtischparolen verbreitet die Lithium-Gewinnungs- und Verwertungs- AG, vertreten von einem Nutzer der hier als Neumann und Dominik auftritt, und neuerdings auch Milliarden in PV investiert hat und weitere Milliarden an Fördermitteln kassiert.
    Im Übrigen hat
    42. PinguinfahrradTurnowMittwoch, 29.11.2023 | 07:53 Uhr
    In Allem recht. Wenn die geplanten Gewinne eingefahren sind zieht man sein Kapital raus und hinterläßt verbrannte Erde. Sanieren tut der Staat. Siehe Ruhrgebiet und Saarland.

  5. 47.

    "Bis 2030 will Brandenburg die installierte Photovoltaik-Leistung verdreifachen." Welcher deutsche Hersteller könnte das liefern? In BRB ist ja die Hersteller nahezu komplett weg, soll das dafür neu aufgebaut werden? Wenn es aus dem Ausland bezogen werden soll, wäre das ja wieder eine Abhängigkeit bei Energie vom Ausland, was ja vermieden werden sollte für die Zukunft.

  6. 46.

    "Kommunen mit der höchsten Photovoltaik-Nettoleistung in kW" Wie wäre dazu jeweil ein zweiter Balken, mit der tatsächlich entnommenen/gelieferten Leistung? Nicht jede Installation ist genauso gut positioniert und kann den Sonnenschein genauso effizient nutzen. Extrembeispiel: 1000kW in der Tiefgarage bringen weniger als 100 kW installierte Leistung auf dem Dach der Tiefgarage, wäre aber beide Mal 1000kW installierte Leistung.

  7. 45.

    Wenn dann z.Bsp. in Bayern jemand Strom aus Brandenburg kauft, würde das auch teuer exportiert werden bzw. man könnte hier in BRB auch billigeren Strom aus Bayern importieren und auf den Strom aus BRB verzichten?

  8. 44.

    In Sachsen ist Herr Urban von der AFD einer der frühzeitigsten Solarunternehmern. Nur mal so nebenbei...

    Aber lassen Sie ihrem Hass auf PV ruhig freien Lauf, eine sachliche Grundlage für eine angebliche Zerstörung der Landschaft haben Sie nicht. Der Blick in eine Tagebaulandschaft ist für Sie dann wahrscheinlich reinste Erholung ;)

    Was daran ein Problem "Sondermüll" sein soll, wissen auch nur Sie. Für PV gibt es eine Rücknahmesystem, im übrigen sogar mit kostenfreier Rücknahmepflicht. Auch das Recycling funktioniert einwandfrei. Das Glas, die Alu Rahmen und sogar seltene Metall wie Silber, Indium, Gallium, Tellur und Selen werden zurückgewonnen. Lediglich der Kunststoffanteil wird meist thermisch verwertet, weil schlicht wegen alter zu stark degradiert für ein vernünftiges stoffliches Recycling.

    Weniger Stammtisch, mehr Fakten und Wissen wären in Diskussionen echt hilfreich.

  9. 42.

    Wer verdient wohl am meisten der Landbesitzer und die Lobbyisten der Grünen Partei .Ein Parr Krümel vielleicht noch für die Kommune .Der Gewinn geht zu den Solarkonzernen .Was ist denn mit dem Rückbau nach ca.25 Jahren wohin mit dem Sondermüll da ist der Investor schon in Brasilien und sonnt sich.
    Was für eine Zerstörung der Landschaft .Nichts gegen Solar auf Dächern das ist ja völlig in Ordnung .

  10. 40.

    Da hier z.T. über Landwirte hergezogen wurde, mal die Annahme, ihr seid im weitesten Sinne mit Landwirtschaft befasst. Lt. EU müssen Agrarflächen stillgelegt werden (GAP-Reform). Dafür gibt es irgendwann, also nachdem der Amtsschimmel ausreichend gefüttert wurde, eine Entschädigung. Nicht selten ist das unterm Strich eine Nullnummer. So etwa einmal im Monat ist eine Anfrage eines PV-Unternehmens in der Post. Die Konditionen bewegen sich etwa zwischen vier und fünftausend Euro pro Hektar und Jahr mit einer Laufzeit von 10 bis 15 Jahren inkl. der Verlängerungsoption des möglichen Pächters. Jedem Betrieb in Brandburg stehen gemittelt 247 ha zur Vefügung (https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/136-2021/). Jetzt trennt sich der Landwirt von den angestrebten 4%, legt die still und lässt PV drauf errichten. Mehr Geld verdient man wahrscheinlich nur mit Mohnanbau. Die Steigerung wäre Agri-PV oben und z.B. Schafbeweidung unten. Förderung + Pacht + Tierfutter. Ganz ehrlich, wer würde nicht.

  11. 39.

    Ich kann meine Aussagen zu Energiewende in China belegen
    https://www.carbonbrief.org/analysis-chinas-emissions-set-to-fall-in-2024-after-record-growth-in-clean-energy/
    Wie man im Neuland auch leicht die Infos zum weltweit steigenden BEV-Absatz findet.
    https://www.strategyand.pwc.com/de/en/industries/automotive/electric-vehicle-sales-review-2023-q3.html

  12. 38.

    Ach Matze....

    Allein die 20% Fläche mit Energiepflanzen könnte man mit 1% Fläche PV ersetzen (20fache Energieertrag). Dann könnte man 19% der Natur überlassen, oder nochmal 2% für sonstige Stromnutzungen freimachen. Blieben immer noch 17%. Ca. 5 % der Fläche könnte man als chemische Grundstoffproduktion (zum dumm verbrennen zu schade) nehmen würde man immer noch 12% der Fläche Deutschlands freisetzen für Naturschutz. So geht Effizienz

    An die 50% Nutzung der Fläche Deutschlands für Futterpflanzen (nicht für romantische Weiden) für einen total übertriebenen Fleischkonsum bin ich dann noch gar nicht ran gegangen....der Take mit "wir werden alle verhungern" ist einfach zu schlecht ;)

  13. 37.

    So viel höher muss man die gar nicht bauen. Drehbare Achsen reichen aus. Dann werden die Module zur Ernte oder zum besprühen senkrecht gedreht so dass der Traktor, Mähdrescher zwischen den Reihen durchpasst. Maschinelle Bearbeitung wird zukünftig immer mehr automatisiert sodass die Maschinen kleiner, leichter aber dafür eben mehr werden können. Die können ja rund um die Uhr arbeiten.
    Nebenher kann kann man dann über die sonnenstandgesteuerte Nachführung der Module und automatisierte Schneeberäumung den spezifischen Jahresertrag/Fläche nochmal erhöhen.
    Man geht davon aus, dass Ertragsminderung von jeweils <20% bei gleichzeitiger Nutzung für Strom und Landwirtschaft machbar sind. Finanziell bringt es natürlich wesentlich mehr als singuläre Nutzung.
    Senkrechte PV-Zäune sind auch einfach zu bauen und mindern die Winderosion und Austrocknung.
    Unter unserer Anlage ist der Boden deutlich feuchter als daneben. Weniger Verdunstung und mehr Tauwasser.

  14. 36.

    Die Angaben lassen sich ebenso leicht recherchieren wie die zu den BEV-Absatzzahlen von BMW, Mercedes und Opel. Schwer zu finden sind jedoch die von Sockenpuppen.

  15. 35.

    Wie muss unter den Modulen betoniert werden? Woanders geht's auch mit Wiese von unten. Überhaupt nicht ökonomisch.

  16. 34.

    Es gibt reichlich Datenportale zur deutschen oder europäischen Energiewirtschaft. Da können Sie sich die Informationen nahezu in Echtzeit bzw. mit wenigen Stunden Verzug anschauen.
    Für Nauen und Königs Wusterhausen wird das auch sehr anschaulich im Energiemonitor der e-dis bzw. Bayernwerk aufgezeigt.

  17. 33.

    Warum lassen wir zu, dass unser Land so kaputt gemacht wird? Aus ideologischer Verblendung.

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