Positivbeispiel Cottbus - Deutsche Bahn will keine Bahnhofsgebäude mehr verkaufen
Seit der Jahrtausendwende hat die Deutsche Bahn rund 80 Prozent ihrer Bahnhofsgebäude verkauft. Doch damit soll nun Schluss sein. Zu einem attraktiven Schienenverkehr gehören auch schicke Bahnhöfe, so die neue Position.
Die Deutsche Bahn hat angekündigt, den umstrittenen Verkauf ihrer Bahnhofsgebäude zu stoppen. "Bahnhöfe sind das Eingangstor der Reisenden zum Zug, ihre Gebäude und Vorplätze quasi die Visitenkarte eines Ortes", sagte der neue Infrastrukturvorstand des Konzerns, Berthold Huber, am Montag laut einer Pressemitteilung.
Die Flächen wolle die Bahn künftig gemeinsam mit den Städten und Gemeinden weiterentwickeln. Als Positivbeispiel aus jüngster Zeit nannte die Bahn unter anderem den Bahnhof in Cottbus.
Rund 80 Prozent der Bahnhofsgebäude verkauft - die meisten im Osten
Nach eigenen Angaben besitzt die Deutsche Bahn noch rund 700 Empfangsgebäude, die nun langfristig in ihrem Eigentum bleiben sollen. Ausgenommen von dem Verkaufsstopp seien "einige wenige" Immobilien, bei denen laufende Verkaufsverhandlungen schon sehr weit fortgeschritten seien.
Der Interessenverband Allianz pro Schiene hatte vor wenigen Wochen den Verkauf von Bahnhofsgebäuden bei der Deutschen Bahn kritisiert. Demnach seien laut eigener Erhebung in den vergangenen Jahren mehr als 2.800 von rund 3.500 Bahnhofsgebäuden veräußert worden – die meisten davon im Osten Deutschlands. In Brandenburg wurden zwischen 1999 und 2021 den Angaben zufolge 247 von 275 Bahnhofsgebäuden verkauft, das sind rund 90 Prozent. Es fehle der Überblick, wem welches Gebäude gehöre, teilte Allianz-pro-Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege damals mit.
"Angenehmes Umfeld" soll Schienenverkehr attraktiver machen
Die Deutsche Bahn sprach am Montag auf Basis eigener Zahlen von 2.300 bisher verkauften Empfangsgebäuden. Davon seien rund 500 Objekte an Kommunen und die übrigen an private Investoren übergegangen. Laut Bahn wurden viele Empfangsgebäude verkauft, weil sie schwer zu erhalten gewesen seien.
Die Allianz pro Schiene begrüßte am Montag die Ankündigung der Bahn. "Bahnhöfe dienen der Daseinsvorsorge und sind entscheidend, um mehr Menschen zum Umsteigen auf die Bahnen zu bewegen", sagte Flege. Hier sei allerdings nicht nur die Deutsche Bahn gefordert, sondern auch der Bund, "der sich finanziell dafür einsetzen muss, die Gebäude fit für die Zukunft zu machen". Auch von der Bahn hieß es, um die Attraktivität des Schienenverkehrs zu steigern, brauche es "attraktive Bahnhöfe und ein angenehmes Umfeld".
Sendung: Antenne Brandenburg, 11.07.2022, 13:40 Uhr