Giffey spricht von "ikonischem Gebäude" - Senat setzt das Internationale Congress Centrum wieder auf die Agenda

So 21.08.22 | 09:27 Uhr
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Das ICC am Messedamm im Berliner Westend. (Foto: picture alliance/Bildagentur-online/Joko)
Audio: radioeins | 21.08.2022 | Annette Kufner | Bild: picture alliance / Bildagentur-online/Joko

Was wird aus dem ehemaligen Kongresszentrum ICC? Der Koloss an der Stadtautobahn im Westen Berlins ist ein Sanierungsfall. Jahrelang ist nichts passiert. Nun könnte Bewegung in die Diskussion kommen.

Was mit Berlins Internationalem Congress Centrum (ICC) am Funkturm passieren soll, ist seit Jahren offen. Der denkmalgeschützte und sanierungsbedürftige Bau am Funkturm wurde 2014 geschlossen. Wirtschaftsverwaltung und Senatsspitze wollen die Diskussion über neue Nutzungsmöglichkeiten nun aber vorantreiben.

"Für viele Berlinerinnen und Berliner und auch für mich ist das ICC eines der ikonischen Gebäude der Stadt", sagte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem verfüge es über viel Platz und damit über viel Potenzial. "Wir werden bald im Senat darüber sprechen, wie wir das Gebäude wieder gut nutzen und weiterentwickeln können." Klar sei, dass das Land Berlin das nicht alleine stemmen könne.

Seit Schließung fließe sehr viel Geld in erhalt

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz sagte, das ICC schlummere schon zu lange vor sich hin. "Die Sanierung war bisher für jeden Senat verständlicherweise ein ziemlich dickes Brett." Die letzte Kostenschätzung, gut 330 Millionen Euro, stamme aus dem Jahr 2012. "Das hat sich natürlich längst überlebt." Aber seit der Schließung schieße Berlin jedes Jahr auch viel Geld in den Erhalt. "Das ist weder ökonomisch, noch wird der Stillstand dieser Architekturikone gerecht."

"Ich will alles dafür tun, damit wir vorankommen und dieses großartige Gebäude den Berlinern zurückgeben", versicherte der Senator. "Wir sollten davon wegkommen, das ICC als Sorgenkind zu betrachten und es als das sehen, was es wirklich ist: eine große Chance für unsere Stadt. Jeder, der seinen Fuß ins ICC setzt, ist doch fasziniert." Im vergangenen Jahr habe die Kunstveranstaltung "The Sun Machine Is Coming Down" regelrechte Begeisterungsstürme ausgelöst.

Überzeugendes Nachnutzungskonzept erforderlich

Begeisterung allein reiche natürlich nicht aus. "Wir brauchen für das ICC ein überzeugendes Nutzungskonzept und die notwendigen Investitionen", sagte der Senator. Bereits 2019 habe es ein erstes Interessenbekundungsverfahren gegeben, bei dem 13 Vorschläge eingereicht worden seien - vom Kongresshotel bis zum Gewächshaus. Seitdem erhalte die Wirtschaftsverwaltung immer wieder neue Anfragen.

"Wir sehen, dass das ICC auf ernstes Interesse bei Investoren stößt und die Sanierung nicht zwangsläufig durch das Land Berlin erfolgen muss", sagte Schwarz. "Mir ist dabei wichtig, dass wir eine Nutzung finden, die zu Berlin passt." Dafür bereite die Wirtschaftsverwaltung jetzt ein Konzeptverfahren vor. "Wir werden Eckpunkte vorschlagen, die zunächst politisch mit dem Senat und Abgeordnetenhaus abgestimmt werden müssen." Dazu gehörten eine freie Zugänglichkeit des Gebäudes, genauso wie die Möglichkeit zur Nutzung für Kunst, Kultur, und Kongresse.

Im Rahmen der Möglichkeiten "einen Spalt aufmachen"

"Ich habe keinen Zweifel, dass das ICC ein regelrechter Magnet werden kann, wie es das Centre Pompidou in Paris seit den 70er Jahren sehr erfolgreich vorlebt", sagte Schwarz. "Mein Ziel ist, dass es uns gemeinsam gelingt, noch dieses Jahr die Eckpunkte für ein förmliches und transparentes Konzeptverfahren zu definieren, damit wir in ein bis zwei Jahren konkrete Ergebnisse haben, sprich verbindliche Ideen und Angebote für das ICC."

"Bis dann eine Sanierung beginnen kann, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass wir die ICC-Türen im Rahmen der Möglichkeiten einen Spalt aufmachen", sagte der Senator. Ein Beispiel dafür sei die Metropolenkonferenz Q Berlin, die dort vom 15. bis 16. September mit Teilnehmern aus der ganzen Welt geplant sei.

Sendung: Radioeins, 21.08.2022, 13:00 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    Da hätte man sicher auch Erich's Lampenladen sanieren können... aber der musste weg weil er nicht zeitgemäß war... hier ist es nicht anders ...

  2. 19.

    Erst etwas total vergammeln lassen und dann für teures Geld sanieren. Das sind unsere Politiker!

  3. 18.

    "und auf dem Areal Wohnungen oder ....." Ja, GENAU DA möchte man wohnen...., unbedingt!

  4. 17.

    Boahhhh wie viel Gift und Galle kann man spucken.....

  5. 16.

    Hallo Herr Schwarz,
    Die ehemaligen GF der Messe Hosch/Dr. Göke haben jahrelang versucht Alternativen und Investoren zu finden. Nur kam keine Rückendeckung vom Gesellschafter. Wowereit und Müller waren in dieser Hinsicht ein Totalausfall. Als Berliner ist dieser Sachverhalt geläufig. Deshalb staune ich über Ihren Optimismus. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiches Agieren. Im Übrigen wäre folgende Variante am günstigsten. Abriss bis zur Boden Platte, und drauf einen grünen Neubau.

  6. 14.

    "ikonischem Gebäude" ist das ein Begriff aus einer gefälschten Doktorarbeit?
    Letztlich ist das ein asbestversäuchter Schuppen, ein Energiefresser, ein Kostenfass ohne Boden. Eine Ikone für den Klimawandel und der Energiewende.
    Ein "ikonischem Gebäude", wie der politisch gewollt abgerissene des Palatst der Republik: nur für die ewigen West-Berliner.

  7. 13.

    Ich war zu vielen Veranstaltungen im ICC und es wahr immer klasse......Auf jeden Fall sollte dem Bau neues Leben eingehaucht werden.
    Es ist einfach ein Teil unserer wunderbaren Stadt.

  8. 12.

    Was an dem Palast der Republik war Ikonisch??
    Ein hässlicher, rechtechteckiget Kasten mit merkwürdig getönten Glasflächen und einer zubetonierten Steinwüste drumherum!

  9. 10.

    Wenn das ICC so dringend benötigt würde, wäre es nicht seit Jahren geschlossen. Also abreissen und auf dem Areal Wohnungen oder Gewerbe ansiedeln.

  10. 9.

    "Eine Konferenz im ICC? Im Herbst 2022?! Ich glaube, ich spinne!" Dieser Senat wird das ICC garantiert nicht bis Herbst 2022 einer Nachnutzung zugeführt haben. Es wurde gerade erst wieder die nächste Diskussionsrunde gestartet. Der Zeithorizont dürfte sich eher in Jahrzehnten denn in Wochen bemessen lassen.

  11. 8.

    Sehe ich genauso
    Das blöde Ding ist so notwendig wie ein Kropf. Asbestverseucht und über Geschmack kann man ja streiten. Weg damit

  12. 7.

    Tolle Idee, wirklich ein tolles Gebäude in Berlin wie der Fernsehturm am Alex, der Funkturm nebenan, der Bierpinsel, die Gebäude entlang der Karl-Marx Allee. Ich hoffe, dass sich ein gutes Konzept finden lässt, das die laufenden Kosten aus dem Betrieb erwirtschaftet und ein paar Milliönchen mehr für die notwendige Sanierung davor.

  13. 6.

    Das wird das nächste Millionen - Grab neben dem geplanten Neubau des Abschiebezentrums Berlin /Brandenburg. Investoren haben sich auch schon gemeldet!!! Das wird dann das nächste Steuergelder - Verschwendungsgrab

  14. 5.

    Im Osten wurde nicht mehr abgerissen als vorher (Sportpalast) und nachher (Deutschlandhalle) im Westen. Das höchste Gebäude unter Denkmalschutz (Fernsehturm) steht im Osten, das längste auch: Karl-Marx-Allee.

  15. 4.

    Das ICC muss einer Nachnutzung als Kongress- und Veranstatungszentrum geführt werden. Private Investoren werden sich aber nur finden, wenn sich damit Gewinne erwirtschaften lassen. Das wird aber mit dieser Senatskoalition nur schwer zu realisieren sein.

    Nebenbei sei auch daran erinnert, dass die Fußgängerunterführung am ICC auch als Zugang zum dort angedachten U-Bahnhof gedacht gewesen ist. Der soll zumindest rudimentär auch vorhanden sein, ebenso ein Tunnelstück am Theo in die Heerstraße hinein. Aus meiner Sicht versäumt es der Senat rund um das ICC/Dreck Funkturm bei den anstehenden Arbeiten auch die Straßenbahn mit in die Planungen einfließen zu lassen, die ggf. vorhandene Tunnel u U. mitnutzen könnte.

  16. 3.

    Eine Konferenz im ICC? Im Herbst 2022?! Ich glaube, ich spinne! Wir sollen im Winter frieren und der Senat schmeisst die größte Energieschleuder der Stadt für wieder an? Das ist ja wohl ein echter SKANDAL. Lieber rbb, bitte fragt doch mal kritisch nach, wieviel Gas und Strom da verballert wird!

  17. 2.

    Weg damit. Der halbe Osten wurde auch abgerissen, trotz Denkmalschutz und ikonischem Aussehen.

  18. 1.

    Ich vermute mal, ein Investor wird alle möglichen Fördermittel abgreifen und ist dann verschwunden. Aber der Senat ist dann ja auch vielleicht verschwunden!

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