Gewerkschaft kritisiert Pläne - Siemens will ein Drittel der Stellen im Berliner Schaltwerk abbauen

Do 11.08.22 | 17:50 Uhr
  9
Archivbild: Ein Siemensmitarbeiter steht vor einer Turbine. (Quelle: dpa/B. Thissen)
Audio: rbb24 Inforadio | Do 11.08.22 | Bild: dpa/B. Thissen

Der Technikkonzern Siemens Energy plant den Abbau von bis zu 400 Stellen im Schaltwerk in Berlin. Damit steht rund ein Drittel der dortigen 1.200 Arbeitsplätze zur Disposition. Über den sozialverträglichen Abbau der Stellen soll nun mit dem Betriebsrat verhandelt werden, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatte Siemens Energy die Beschäftigten am Standort über die Pläne informiert. Der Konzern wolle künftig das Schaltwerk Berlin auf die Produktion von klimaneutralen Schaltgeräten ausrichten, hieß es.

Bislang würden dort konventionelle SF6-Schaltgeräte produziert, teilte das Unternehmen weiter mit. Bei SF6 handelt es sich laut Umweltbundesamt um ein besonders klimaschädliches Treibhausgas. Schaltgeräte werden unter anderem für die Verteilung von elektrischer Energie in Stromnetze benötigt. Siemens Energy geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass solche konventionellen Anlagen in Europa bald nicht mehr zugelassen werden. "Zudem sieht sich das Werk einem immer größeren Wettbewerbsdruck ausgesetzt."

Gewerkschaft kritisiert Geschäftsführung

Die Gewerkschaft IG Metall reagierte auf die Ankündigung mit Unverständnis. "Es kann doch nicht sein, dass das Management erst einen ökologisch sinnvollen Produktwechsel beschließt, um damit dann die Arbeitsplätze abzubauen", teilte der Betriebsratsvorsitzende Rüdiger Groß mit. "Statt Arbeitsplätze zu vernichten, sollte das Management zusammen mit allen gute Lösungen suchen: für Klima und Beschäftigung."

Nach Angaben der IG Metall wurde der Stellenabbau mit einer Produktionsverlagerung ins Ausland begründet. Es gehe um Hochspannungsschaltanlagen aus dem Freiluftbereich, die bislang im Spandauer Werk hergestellt würden, berichtete die Gewerkschaft.

Erst im vergangenen Jahr hatte Siemens Energy den Abbau von 750 Stellen beim Berliner Gasturbinenwerk angekündigt. Siemens Energy war im Jahr 2020 von Siemens abgespalten und an die Börse gebracht worden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.08.2022, 17 Uhr

9 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 9.

    So läuft es halt wenn jeder immer nur das günstigste haben will und die wenigstens bereit sind für Qualität oder zumindest Lokalität zu bezahlen. Aber gut, warten wir einfach noch ein paar Jahrzehnte ab, allein durch die Abwertung des Euros werden wir über Zeit zum Billiglohnland und dann kommen auch die Arbeitsplätze wieder.

  2. 8.

    Und das ist erst der Anfang, fahren sie mal nach Polen etwas weiter rein, dort kann man sehen wie deutsche Unternehmen sich neu ansiedeln. Mein Kumpel arbeitet als auf Montage(gerade Rumänien) Industrieanlagen ,der treibt sich überall auf der Welt rum die meisten Auftraggeber sind deutsche Firmen die neue Werke bauen und ihre Produktion ins Ausland verlagern und mit ein Grund sind die hohen Energiepreise. Der Chef von Tigema hat mal zum besten gegeben was er jetzt für Energiekosten im Jahr hat. 2020 1.2 Millionen im Jahr , aktuell ca 6 Millionen. Wer jetzt noch glaubt die Unternehmen werden das ewig durchgehalten dem ist nicht mehr zu helfen. Entweder die gehen pleite oder verschwinden ins Ausland. Aber sehen Sie es doch mal von der guten Seite, Deutschland rettet die Welt und das Klima und wenn wir dann alle zu Hause sitzen, haben wir mehr Zeit für die Familie und das Geld bekommen wir dann halt vom Staat. Deutschland hat gewählt,also soll es wohl so sein.

  3. 6.

    Weil bei uns die Regierung unsere Wirtschaft gegen die Wand fährt.
    Ein Beispiel von Sarah Wagenknecht (ganz neutral!): In ihrem Wahlkreis ist Villeroy und Boch, das Werk gibt es seit 100+ Jahren.... die gehen nun in die Türkei weil sie sich das GAS nicht mehr LEISTEN KÖNNEN.

    Ich hatte schon vor gut 15 Jahren mit Leuten in der HU Berlin gearbeitet, 1.0 Abschluss im TURBINENBAU als Ingeneur, keine Stelle gefunden in EUROPA... der ging dann nach China....

    GAS z.B. kostet in den USA (ohne die Kriese, also schon "vorher") nur 1/10 von dem was es HIER kostet....
    Strom in Deutschland ist teurer als wenn ich das in einem FLÜCHTLINGSLAGER in PALESTINA kaufe......

    Hier stimmt etwas ganz gewaltig nicht mehr und dank der Regierung und co merken wir das nun alle.
    Ist ganz leise geworden um die Schwachmaten (anders kann man sowas nicht fordern!) die für einen "sofortigen Gasstop" aus Russland waren.....

    Wo sind sie, all diese "Experten" mit ihrer KOMPETENZ.
    Resultate sehen wir nun...

  4. 5.

    Ja, das können die Großbetriebe sehr gut nämlich die Produktion ins Ausland verlagern. Das haben leider viele andere Betriebe Berlins auch getan. Es ist den Verantwortlichen auch völlig egal, dass sie 400 Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schicken.
    Den Damen und Herren die die Verantwortung für diese Beschäftigten haben sage ich nur: PFUI

  5. 4.

    Was meint ihr rbb-24 Mitarbeiter denn nun zu den Plänen von Siemens ? Was meint ihr wer von euch nach einem kalten Gasmangelwinter noch in einer warmen Redaktionsstube sitzen darf ? Könntet ihr bei Kälte auf dem Bau arbeiten ? Ich bin viel zu anständig. Ich schäme mich so oft für euch.

  6. 3.

    Siemens halt... hab selber viele Jahre in dem Laden gearbeitet, Familie ist das schon lange nicht mehr. Auch da geht es nur noch im Zahlen, die Aktionäre wollen beglückt werden...

  7. 2.

    Die Produktion soll doch wohl nicht nach China.

  8. 1.

    Warum muss man aus GIER die Produktion ins Ausland verlagern und hier in Berlin 400 Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schicken.
    UNMÖGLICH !!

Nächster Artikel