Warnung vor Insolvenzen - Brandenburg sagt Krankenhäusern Millionen-Hilfen zu

Di 06.09.22 | 16:45 Uhr
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Krankenhaus-Personal der Oberlin-Klinik demonstriert in Potsdam. (Quelle: rbb/A. Ernst)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 06.09.2022 | Tim Jaeger | Bild: rbb/A. Ernst

Erst Corona, jetzt die Energiekrise: Die Krankenhäuser in Brandenburg stehen nach eigenen Angaben vor großen finanziellen Problemen. Bei einer Protestkundgebung von Klinik-Beschäftigten in Potsdam versprach Ministerin Nonnemacher Unterstützung.

Die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat angekündigt, die Krankenhäuser mit weiteren Millionen zu unterstützen. Das Land wolle mindestens 50 Millionen Euro weitere investive Mittel für die Corona-Mehrbelastungen auf den Weg bringen, sagte Nonnenmacher am Dienstag in Potsdam bei einer Kundgebung mehrerer Hundert Krankenhaus-Beschäftigter aus ganz Brandenburg. "Das soll sehr schnell und bürokratiearm erfolgen."

Nonnemacher fordert Bundeshilfen

Bei der Kundgebung von Klinik-Beschäftigten am Neuen Lustgarten in Potsdam erläuterte Nonnemacher, die Krankenhäuser seien durch die Corona-Pandemie und die Energiekrise finanziell in großer Bedrängnis. "Das Auslaufen der Ausgleichszahlungen und des Versorgungsaufschlages stellt Krankenhäuser angesichts der andauernden Corona-Lage vor große finanzielle Herausforderungen", konstatierte sie.

Mehrausgaben und Ausfälle wegen Corona könnten nicht mehr abgefedert werden - und dazu kämen nun die hohen Energiepreise. Krankenhäuser könnten aber "aufgrund der bestehenden Finanzierungssystematik die inflationsbedingten Preisanstiege nicht weitergeben, wie es in der Wirtschaft der Fall ist".

Die Ministerin forderte daher vom Bund schnelle Finanzhilfen und versprach Landeshilfen. "Der Wegfall von Krankenhausstandorten wäre für die Gesundheitsversorgung gerade im ländlichen Raum fatal", warnte Nonnemacher. Wichtig sei aber auch, die Krankenhaus-Finanzierung grundsätzlich zu überarbeiten.

Warnung vor Insolvenzen

Der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg, Michael Jacob, hatte zuvor gegenüber der Deutschen Presse-Agentur vor möglichen Klinik-Insolvenzen gewarnt. "Wir rechnen mit 45 Prozent Anstieg der Energiekosten", sagte Jacob mit Blick auf dieses Jahr. Im kommenden Jahr könnte der Anstieg bis zu 140 Prozent betragen. "Wenn wir jetzt gar nichts tun und alles weiterlaufen lassen, kann es in diesem Jahr noch zur Ankündigung von Insolvenzen kommen", so Jacob.

Ähnliches berichtete auch die Gesellschaft für Leben und Gesundheit (GLG) dem rbb am Dienstag. Die GLG betreibt fünf Krankenhäuser in Eberswalde (Barnim), Angermünde und Prenzlau in der Uckermark. Laut Sprecher Andreas Gericke kann die Höhe der Energiekosten für diese Einrichtungen noch nicht abschließend beziffert werden. "Aber alle rechnen damit, dass es sich im Millionen-Bereich bewegt, was da an Mehrkosten für unsere fünf Krankenhäuser entsteht. Das ist aus der derzeitigen Finanzierung nicht zu erbringen." Im schlimmsten Fall drohten Pleite und Schließungen, so Gericke. "Es ist ausgeschlossen, diese Mehrkosten aufzubringen und dabei auch noch wirtschaftlich zu bleiben."

"Wir benötigen jetzt so schnell wie möglich einen Inflationsausgleich und das Wiederanlaufen der Corona-Hilfen", forderte der Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft, Detlef Troppens, bei der Kundgebung in Potsdam. Klinik-Beschäftigte machten dort mit Protestplakaten und Trillerpfeifen auf die Sorgen und wirtschaftlichen Probleme der Krankenhäuser aufmerksam. Im September sollen in allen Bundesländern Aktionen stattfinden, um auf die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser aufmerksam zu machen.

Beim Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg sind mehr als 50 Krankenhäuser an mehr als 60 Standorten in Brandenburg organisiert.

Sendung: rbb24, 06.09.2022, 13:00 Uhr

32 Kommentare

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  1. 31.

    Kein Wunder, dass fast alle deutschen Kliniken hichdefizitar sind.

    Aus medizinischer Sicht können sehr viele Operationen ambulant durchgeführt werden.

    Kein Wunder, dass die Kosten im Gesundheitswesen immer mehr steigen

  2. 30.

    Das hört sich bei Ihnen alles sehr verallgemeinert und einfach an. Wäre ja schön, wenn jeder Arzt alles ruck zuck beheben könnte. Leider sieht die Realität oft anders aus.

  3. 29.

    In Deutschland wird zu schnell und zu viel operiert, gerade in Bezug orthopädischer Probleme. Trotzdem gute Besserung. Manche Krankenhäuser wären auch ohne Energiekrise pleite gegangen.


  4. 28.

    Viel zu komplex für eine Kommentarspalte. Geht von fehlender familiärer Anbindung über mangelhaften ÖPNV über unehrliche Politik über aussterbenden und überalterten ländlichen Raum über über über...ist ja schön, dass es bei Ihnen wohl alles so vorbildlich läuft-wie gesagt-in Flächenländern läuft das nur auf Kosten der Qualität.

  5. 27.

    Sorry, da möchte ich aber nicht ihr Patient sein. Mit Orthopäden stehe ich eh auf Kriegsfuß. Habe schon einige orthopädische OP'S hinter mir, doch könnte ich mir absolut nicht vorstellen, danach gleich nach Hause zu gehen. Vielen Dank liebe Charite!

  6. 26.

    Da reichte das klatschen nicht. Es mussten Prämien sein. Dann Mindestlöhne. Nun noch Energiepreise. Wen wundert es da?
    Die Politik ist wieder völlig überrascht

  7. 25.

    Ich operiere täglich in meiner Praxis ambulant. Jeder Patient bekommt Medikamente mit. Bei Bedarf wird in der OP eine Drainage gelegt. Nachdem der Patient aus der Vollnarkose wach ist, kann er nach hause. Medikamente, schriftliche Anleitung und Rufnummer bekommt er mit. Vorstellung am nächsten Tag beim Operateur.

    Ich habe es noch nie erlebt, dass mich ein ambulanter Patient nachts angerufen hat. Übrigens bin ich Orthopäde. Dort kann man sehr viel ambulant machen.

  8. 24.

    Wieso klappt das in Deutschland nicht, obwohl es unter schlechteren Bedingungen in anderen europäischen Ländern sehr gut funktioniert.

    Ich arbeite 3 Wochen pro Monat in meiner Praxis und 1 Woche pro Monat in Norwegen. Dort wird viel mehr ambulant operiert und die Patienten haben sehr viel längere Fahrtwege zur Nachsorge. Auch in Norwegen übernehmen die Angehörigen die beaufsichtigung in der ersten Nacht

    In Deutschland wird nur gejammert. Ganz besonders, wenn die Beiträge steigen

  9. 23.

    Wenn eine Operation für die ambulante Durchführung geeignet ist, sollte sie auch nur so durchgeführt werden. Klappt in vielen anderen europäischen Ländern auch sehr gut. Natürlich können Angehörige den Patienten beaufsichtigen und im Bedarfsfall die mitgegebene Nummer oder einen Notarzt anrufen.

  10. 22.

    Ich operiere täglich mehrere Patienten und kann die Situation daher ganz gut einschätzen.

  11. 21.

    Weil das wenn überhaupt nur in Großstädten funktioniert. In den großen Flächenländern gibt es weder Ärzte noch Pflegekräfte für die Nachbetreuung und die meisten Patienten schaffen den Weg in die 'nächstgelegene' Praxis gar nicht. Diese sind je nach Fachrichtung teilweise elend weit weg und diese Wege sollen frisch operierte, vorrangig alte und nicht mobile Patienten zurücklegen? Sie kommen sicher nicht vom Land..

  12. 20.

    Na das geht überhaupt nicht! Gerade in der ersten Nacht einer OP kann es gravierende Nebenwirkungen geben, Blutungen, starke Schmerzen.... Da ist ein Angehöriger schnell überfordert.

  13. 19.

    Es gibt entsprechend ambulant erbringbare Operationen und es gibt genügend Operationen, die nicht ambulant durchführbar sind und das aus verschiedenen Gründen . Informieren Sie sich erstmal, anstatt unsinnig zu pauschalisieren.

  14. 18.

    Das mög in Berlin klappen, aber nicht auf dem Land. Das möchte ich keinem Behandelnden zumuten. Es gibt kaum bzw zu wenig Hausärzte und dann
    sind die Wartezeiten oft extrem lang.

  15. 17.

    ""Wir rechnen mit 45 Prozent Anstieg der Energiekosten", sagte Jacob mit Blick auf dieses Jahr. Im kommenden Jahr könnte der Anstieg bis zu 140 Prozent betragen. "Wenn wir jetzt gar nichts tun und alles weiterlaufen lassen, kann es in diesem Jahr noch zur Ankündigung von Insolvenzen kommen", so Jacob."
    Ist das was die Ampel jetzt vorlegt ausreichend?
    Wegen eines möglichen Blackouts in Deutschland hat die US-Bank JP Morgan Pläne ausgearbeitet, im Notfall ihren Schwerpunkt ins Ausland zu verlegen. Anlass ist unter anderem der Gasstopp aus Russland.

  16. 16.

    Wenn es wenigstens Selbstkostendeckung gäbe... Und sich die Länder wie vorgesehen an den Investitionskosten beteiligten... Pflegesätze sind Geschichte, jetzt gibt es Pauschalen: Aus jeder Diagnose und durchgeführten Prozedur wird eine Nummer, danach wird bezahlt. Ob das dann auskömmlich für die Kliniken ist, das interessiert außerhalb niemanden mehr. Um halbwegs zu überleben, steigern die Kliniken ihre "Fall"zahlen. Prima System, oder?? Und das Gesamtbudget ist auch noch gedeckelt.

  17. 15.

    Frau Nonnemacher stellt sich hin und verspricht letztendlich... das der Bund was machen muss... Ob da die Reihenfolge vertauscht wurde? Wieder einmal?

  18. 13.

    In vielen anderen europäischen Ländern funktioniert es perfekt, den größten Anteil der Operationen ambulant durchzuführen. Warum sollte es in Deutschland nicht funktionieren?

    Der Patient wird nach der OP nach Hause entlassen und muss sich selbst an Folgetag beim niedergelassenen Arzt vorstellen. Die Aufsicht in der ersten Nacht können Angehörige übernehmen. Eine medizinische Überwachung ist nicht nötig.

    Kein Wunder, dass das Gesundheitssystem immer defizitärer wird.

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