Durchbruch im Tarifkonflikt - Metaller erhalten 8,5 Prozent mehr Lohn und einmalig 3.000 Euro

Fr 18.11.22 | 08:00 Uhr
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Archivbild:Warnstreik am 17.11.2022 der Beschäftigten vor dem Mercedes-Benz Werk Berlin und Auftakt der Demonstration am Warnstreiktag der IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen zur Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie.(Quelle:dpa/G.Matzka)
Audio: rbb24 Inforadio | 18.11.2022 | Sabrina Fritz | Bild: dpa/G.Matzka

Nach zähem Ringen und wochenlangen Warnstreiks auch in Berlin und Brandenburg sind IG Metall und Arbeitgeber doch noch zu einer Einigung für die Millionen Beschäftigten in der Branche gekommen. Es gibt deutlich mehr Geld.

Nach zwölf Stunden Verhandlungen und einem drohenden Abbruch haben sich IG Metall und Arbeitgeber auf ein Tarifwerk für die deutsche Metall- und Elektrobranche durchgerungen.

Für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche sind Lohnsteigerungen von 5,2 Prozent zum Juni 2023 und noch mal 3,3 Prozent ab Mai 2024 bei einer Laufzeit von 24 Monaten vorgesehen. Hinzu kommen steuerfreie Einmalzahlungen von insgesamt 3.000 Euro. Das Ergebnis verkündeten beide Parteien am frühen Freitagmorgen in Ludwigsburg bei Stuttgart.

Unterm Strich stünden damit nach zwei Jahren Tabellenerhöhungen von 8,5 Prozent, rechnete IG-Metall-Chef Jörg Hofmann vor. Für einen Facharbeiter seien das rund 7.000 Euro mehr - davon 3.000 Euro steuerfrei. "Das ist ein Wort."

Pilotabschluss auch für Berlin und Brandenburg

Aus Sicht von Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf ist das Ergebnis ein "kräftiger Vorschuss" auf den künftigen Aufschwung. Er räumte aber ein: Der Abschluss liege über dem, was die Arbeitgeber eigentlich wollten, und was die aktuelle Lage hergebe.

Der Vorstand der IG Metall habe wie Gesamtmetall die Übernahme des Ergebnisses in allen Tarifgebieten empfohlen, sagte Hofmann. Nach den Diskussionen in der Tarifkommission werde das Ergebnis dann Schritt für Schritt auf das gesamte Bundesgebiet übertragen.

Von den IG Metall-Regionalverbänden in Berlin und Brandenburg stehen noch offizielle Stellungnahmen aus. Die IG Metall Berlin twitterte lediglich am frühen Freitagmorgen, in Baden-Württemberg sei ein "Pilotabschluss" gelungen, es gebe einen Durchbruch. Dass der Pilotabschluss aber sowohl in Berlin als auch in Brandenburg übernommen wird, dürfte eine reine Formalie sein.

Letzte Warnstreiks am Donnerstag

Die IG Metall war Mitte September mit ihrer höchsten Forderung seit 2008 in die Gespräche gegangen: Acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber hatten im Laufe der Tarifverhandlungen 3.000 Euro als Einmalzahlung angeboten. Dazu hatten sie eine unbezifferte Erhöhung der Gehaltstabellen bei einer Laufzeit von 30 Monaten in Aussicht gestellt.

Die für diesen Freitag in Brandenburg und Berlin geplanten Warnstreiks in der Metall- und Elektrobranche wurden nach dem Pilotabschluss abgesagt, wie ein IG Metall-Sprecher dem rbb mitteilte. In der Region war es in den zurückliegenden Wochen immer wieder zu Warnstreiks in mehreren Betrieben gekommen. Zuletzt waren am Donnerstag in Berlin die Beschäftigten von Procter & Gamble in Tempelhof zu einer Kundgebung vor dem Werkstor aufgerufen. Auch im Mercedes-Benz-Werk in Marienfelde und bei Stadler in Pankow wurde gestreikt.

In Brandenburg wollte die IG Metall den Automobilzulieferern Schaeffler in Luckenwalde (Teltow-Fläming), Mahle in Wustermark (Havelland), den Tagebauausrüster TAKRAF in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) und die Firma Wildauer Schmiede/Kurbelwelle (Dahme-Spreewald) bestreiken.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18. November 2022, 7 Uhr

43 Kommentare

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  1. 43.

    Woraus leiten Sie Ihre Unterstellung ab, das die Verarmung der Bevölkerung von einer Partei gewollt ist, die mit den Grundursachen der derzeitigen Teuerung wenig zu tun hat?

  2. 42.

    Zur Ergänzung nicht du wolltest eine Motivation wissen,sondern Max. Ändert aber nichts an meiner Aussage.

  3. 41.

    Die letzte Lohnerhöhung in der Metall-und Elektroindustrie gab es im Jahr 2018. Die Preise steigen seit Herbst 2021. Das beweist dass die Inflation nicht durch die Lohnerhöhungen ausgelöst sein konnten. Und auch die jetzt abgeschlossene Lohnerhöhung ist unterhalb der Inflation. Die sogenannte Lohn Preis Spirale ist ein Phantom. Vielmehr ist es umgekehrt.

  4. 40.

    Die Naivität mancher ist echt erschreckend. Nur zur Erinnerung die Grünen waren schon mal mit der SPD alleine in der Regierung,wie waren denn da nochmal die Steuererhöhungen? Und da waren die Grünen sicherlich auch noch klassisch linker als heutzutage. Aber bestimmt wäre es diesmal ganz anderes,wenn die böse FDP nicht dabei wäre..

  5. 39.

    Wo habe ich was von Strompreisen geschrieben? Du wolltest eine Motivation wissen,ich habe dir eine stichhaltige geliefert. Gegenargumente dazu deinerseits gleich null,dafür immerhin eine Beleidigung gegen den Vorbringer des Arguments eingebaut. Eine zeitgemäße Vorgehensweise,über die ich mich nur amüsieren kann.

  6. 38.

    Lohnzurückhaltung gab es die letzten Jahre. Die Preisen steigen dennoch. Wer noch mehr großflächige Verarmung möchte, argumentiert wie Sie. Reiner Arbeitgeberpopulismus.

    Und: Wo sind die belastbare Quellen zu der von Ihnen angeführten Kausalkette?

  7. 37.

    Bitte keine Krokodilstränen,"
    Auch dann nicht, wenn mal wieder kräftig auf die Drüse gedrückt wird, weil diese tapferen mittelständischen Unternehmen niemanden mehr finden, der für deren Löhne arbeiten will.

  8. 36.

    Das ist ja ein sehr gutes Ergebnis! Bezahlen wird es die Mehrheit und damit sind auch gute Voraussetzungen für die nächsten Preiserhöhungen geschaffen worden.

  9. 35.

    Ich gönne jedem mehr Geld , keine Frage !
    Aber heult nicht rum wenn es dadurch an anderer Stelle wieder teurer wird ! Schaltet doch mal Euer Gehirn ein !

  10. 34.

    Bitte keine Krokodilstränen, wenn sich nach diesem Abschluss weitere mittelständische Unternehmen aus der Tarifbindung verabschieden.

  11. 33.

    Wann ist endlich Schluss mit den prozentualen Rechnereien? Weil es inzwischen Computer möglich machen? Gebt Allen die gleiche Erhöhung und Alle haben etwas davon. Nicht nur die Mehr- 'Verdiener". Und zwar überall. Alles andere zementiert weiter die wachsenden Gräben in der Gesellschaft.

  12. 32.

    Schön für die Beschäftigten, alle anderen haben auch etwas davon wenn in diesem Bereich in der Folge die Preise steigen. Immer weiter streiken und mehr fordern!

  13. 31.

    Die Gewerkschaften haben auf ganzer Länge gesiegt. Wieviel Arbeitsplätze wurden damit vernichtet? Aber die Bosse haben bewiesen, wir sind notwendig.

  14. 30.

    Schon wieder verbreiten Sie Lügen.
    Scheint System zu haben. Gegen Steuererhöhungen für Reiche in der Ampel ist nur die FDP. Und außerhalb Union und AfD.

  15. 29.

    Statt Polemik einfach mal mit Sachargumenten die Frage von Max beantworten. Das geht wohl nicht aus einer Filterblase heraus?

  16. 28.

    Schon die Kausalkette der hohen Strompreise aufgrund der Regierungsbeteiligung der Grünen ist falsch. Naja, und Ihre weitere Theorie ist ja nicht mal ansatzweise Sherlock. Eher so Attila.

  17. 27.

    Jahrelang wurde den Leuten "maßhalten, zurückhalten" gepredigt.
    In dieser Zeit gönnten sich Vorstände und Geschäftsführer: Boni, Gehalterhöhungen weit über Durchschnitt, Rückstellungen für die Altersvorsorge, Versicherungen gegen Fehlverhalten, alles in Hinsicht auf den Wettbewerb um die besten Köpfe für eine führende Wirtschaftsnation.
    Dennoch wurde und wird Arbeit verlagert?
    Derzeit wohl NICHT wegen der Arbeitskosten, sondern wegen Deutschland Standortnachteil Nummer 1.

  18. 26.

    Den Sinn dahinter kann Ihnen nur diese Partei selbst beantworten. Aber auch schon vor Jahrzenten war ein Wahlkampfziel der Grünen das Benzin 5 DM kosten soll. Daher stehen die Grünen nuneinmal für eine Ausblutung vom Mittelstand. Es ist und bleibt eine Partei der Beseerverdiener.

  19. 25.

    Nur weil 20 Jahre lang dumme Politik gemacht wurde,muss man damit ja nicht weiter machen.
    Steuersenkungen auf der einen Seite wären möglich,wenn auf der anderen Seite welche erhöht werden. Das wollen die Grünen aber auch nicht.

  20. 24.

    Äh vielleicht aus Klimaschutzgründen? Armut ist der beste Klimaschutz!
    Muss ja nicht stimmen,aber für diese Theorie muss man kein Sherlock sein.

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