Pläne für Bau des ersten Kernkraftwerks - Brandenburg, Berlin und Sachsen sprechen sich gegen Atomkraftwerk in Polen aus

Di 13.12.22 | 14:08 Uhr
  49
Wasserdampf steigt aus dem Kühltum des Atomkraftwerks (AKW) Isar 2. (Quelle: dpa/Armin Weigel)
Audio: Antenne Brandenburg | 13.12.2022 | Matthias Gindorf | Bild: dpa/Armin Weigel

Brandenburg, Berlin und Sachsen haben sich gegen den Bau des ersten Kernkraftwerks in Polen ausgesprochen. Das geht aus einer Mitteilung des Brandenburger Ministeriums für Gesundheit am Montag hervor.

Demnach besteht Konsens darüber, dass vor dem Hintergrund der Atomunfälle in Tschernobyl und Fukushima "auf Pläne zur weiteren Nutzung der Kernenergie im Interesse der Bevölkerung und Umwelt aller Ostseeanrainer verzichtet werden sollte." Zusätzlich gebe es Bedenken unter anderem bei der Einhaltung internationaler Sicherheitsstandards.

Polen hat 2015 ein sogennantes Umweltverträglichkeitsverfahren zur Standortauswahl, Bau und Betrieb des ersten Atomkraftwerks begonnen und nun fortgesetzt. Das Land plant den Bau eines Kernkraftwerks, das in der Wojewodschaft Pommern, etwa 250 km von der deutschen Grenze entfernt, gebaut werden soll. Nach den derzeitigen Planungen soll der Standort Zarnowiec in Betracht kommen [uvp-verbund.de].

In Deutschland ist das Ministerium für Umwelt Mecklenburg-Vorpommern federführend für den Beteiligungsprozess.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.12.2022, 19:00 Uhr

49 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 49.

    "Deutschland ist ebenso sporadisch auf Importe, trotz AKWs und Kohleverstromung bis dato angewiesen gewesen, und das ist schon ein Problem"
    Falsch, das ist eine Lösung für ein Problem. Der europäische Stromhandel ist eine wichtige Komponente der Energiewende.
    Der Rückgang der deutschen AKW hat mWn bislang zu keiner bekannten ungeplanten Abschaltung von Verbrauchern geführt. Wir exportieren weiterhin ähnliche Mengen und importieren ähnliche Mengen. Unterm Strich ist somit der Anteil Atomstrom im deutschen Netz kleiner, weil die Importe bestenfalls konstant bleiben aber unsere eigenen AKW wegfallen.
    Über die CO2 Bilanz kann man sicher diskutieren, aber dass wir den französischen Strom technisch nur bedingt brauchen steht nach 2022 wohl fest..
    Wieviel vom Import aus Frankreich damit zusammenhängt, dass AKW ihren Strom zwingend loswerden müssen und somit billig abgeben, weiß ich nicht. Sicher nicht wenig.

  2. 48.

    Deutschland exportiert seine sporadischen Überschüsse an Strom, das ist richtig, das tun andere Länder auch, aber Deutschland ist ebenso sporadisch auf Importe, trotz AKWs und Kohleverstromung bis dato angewiesen gewesen, und das ist schon ein Problem, zumal man diese zwei Quellen abstellen will.

  3. 47.

    Sehe ich im Große und Ganzen auch so nach den bisherigen Informationen. Allerdings erklärt das dann noch nicht, warum hier Brandenburg, Berlin und Sachsen separate Einsprüche am federführenden Ministerium vorbei geltend machen wollen - das geht doch schief oder ist nur als politisches Theater sinnvoll (und die echten Einwände sind schon lange und ohne Presse über das federführende Ministerium gesammelt und eingereicht worden in Polen).

  4. 46.

    "die Europäische Kommission auf ihrer Seite: hat sie doch die Kernkraft zum Unwillen der BRD zu einer "grünen" und damit umweltfreundlichen Energie proklamiert. Das wird hier aber unter den Tisch fallen gelassen."

    Den kleinen aber wichtigen Nachsatz nicht vergessen. Atomkraft ist laut EU grün und förderfähig, nur wenn die Endlagerfrage sicher geklärt ist. Nach Überfliegen der UVP-Unterlagen hat auch Polen nur ein entsprechendes Projekt am laufen und somit scheinbar noch keine greifbare gesicherte Idee wohin mit dem Müll.
    Deshalb hat Polen vielleicht auch einen Vertrag mit den USA zur friedlichen Nutzung der Kernenergie in Polen gemacht um das finanziell von der EU unabhängig zu machen.

  5. 45.

    Artikel:
    "In Deutschland ist das Ministerium für Umwelt Mecklenburg-Vorpommern federführend für den Beteiligungsprozess."

    Da Deutschland vorrangig von Juristen regiert und verwaltet wird, würde ich mal davon ausgehen, dass dieser Prozess so korrekt ist.
    Die Diskussion ist eigentlich idiotisch, weil Polen in den Unterlagen genau auf die internationalen Umstände der UVP hinweist und somit auch mit Kritik, Ablehnung, Verbesserung umgehen muss und wird.
    Wer glaubt dass so ein Projekt ohne Gegenwind abläuft, träumt auch vom Weihnachtsmann, also weiß man das vorher und berücksichtigt mögliche Belange. Auch In Polen wird es Gegenwind geben.
    Für einen Standort muß großflächig Industrie umgesiedelte erden.
    Wir Bürger brauchen also kein schlechtes Gewissen haben und auch die deutsche Politik darf dabei auch selbstbewusst Forderungen stellen.
    Was jeder privat denkt, spielt in unserer Staatsform sowieso nur alle 4 Jahre eine entscheidende Rolle.

  6. 44.

    Und jedes Jahr ca. 15-20 TWh mehr exportiert als importiert. In 2022 eher etwas mehr als 20TWh.
    Wenn Sie den Diskussionsstrang richtig verfolgt haben, wissen sie auch dass ich nix anderes behaupte.
    Nur das die ach so zuverlässigen AKW das europäische Verbundnetz seit Monaten auf eine harte Belastungsprobe stellen, weil sie scheinbar doch nicht so zuverlässig sind und unser westlicher Nachbar offensichtlich keinen hinreichenden Ersatz hinbekommt. Die haben Ihre Energiewende noch mehr verschlafen als Deutschland.
    Für eine monatelange Dunkelflaute müsste man schon sehr weit ins Mittelalter oder noch weiter zurückgehen.
    Deutschland hat das Abschalten seiner AKW bislang ohne größere Probleme hinbekommen, weil wir mehr auf dezentrale erneuerbare Erzeugung setzen, mit all seinen elektrischen lösbaren Problemen.

  7. 43.

    Den Unsinn den schreiben Sie, nur weil Frankreich dieses Jahr Probleme hat, obwohl ansonsten Deutschland jähtlich ca 40TWh Strom importiert, aus Frankreich, Polen, Tschechien usw.

  8. 42.

    Deutschland schickt/schifft einen Haufen "Müll" durch die Welt ...
    Eiern seit Jahren in Sachen erneuerbarer Energie rum ...
    Haben scheinbar Geld ohne Ende und machen andere Länder platt ...
    Jetzt werden WIR die Retter des Welt - besonders, wenn die Entfernung zu Deutschland geringer wird ...

  9. 41.

    Beim kurzen Überfliegen des Vertragstextes ist mir aber noch nicht ganz klar, ob Brandenburg, Berlin und Sachsen überhaupt einschruchsberechtigt sind oder das der Bund als Signatarstaat tun müßte, da nach erstem Durchsehen wohl nur Staaten Einsprüche erheben können, die das Vertragswerk auch ratifiziert haben - signiert und ratifiziert hat das aber der Bund und nicht die einzelnen Bundesländer.

  10. 40.

    Tja diesen Dingern gehört die Zukunft , nur wir sind zu dumm um das zu kapieren ,alle anderen Länder ,vor allem die USA sind da wesentlich schlauer .

  11. 39.

    Warum soll man nicht auch mal etwas spekulieren. Dann ist natürlich die Frage, warum unser NATO-Bundnispartner Türkei weiterhin problemlos Gas und Öl aus Rußland bezieht und wir nicht. Aber das führt zu weit weg vom Thema.

  12. 38.

    "kalorischer fossilbasierter Energieerzeugung?" Verstehe ich nicht so richtig, bitte kurz erläutern. Spaltbares Material ist in dem Sinn fossil wie auch die Sonne (und ihre Energieabbgabe) auf fossilem Material beruht - das hat nichts mit dem vertrauteren Begriff der fossilen Rohstoffe aus organischen Stoffen zu tun.

  13. 37.

    Nein leider kein Blödsinn.
    Ja wir und die anderen Nachbarn verkaufen/liefern Strom an Frankreich und auch an Polen. Ist aber kein Geheimnis, wenn man sich auch mal außerhalb seiner Medienblase umschaut.
    Nein wir haben kein Stromproblem.
    Frankreich hat dies, wegen fehlender Diversität in der Stromerzeugung und lässt es durch die Nachbarn teuer lösen. Somit haben wir ein Strompreisproblem, dessen Hauptursache der hohe Gaspreis und somit Hr. Putin und seine Verknappung ist.

    Achtung möglicherweise Verschwörungstheorie.
    Putin hat das Problem seit Herbst 2021 in Frankreich beobachtet und das zum Anlass genommen mit den Gaslieferungen zu spielen. Wissend das er den Rest von Europa damit in Schwierigkeiten bringt. Vielleicht hat das sogar als Entscheidung für den Zeitpunkt für den Krieg gedient, nach dem Winter bei leeren Speichern in Europa. Bei letzterem hat er sich verrechnet auch wenn wir das teuer bezahlen dürfen.

  14. 36.

    Von dem negativen deutschen Votum wird sich aber Polen sichtlich beeindrucken lassen. Im übrigen hat Polen, aber auch die Niederlande, die neue Kernkraftwerke bauen wollen und Finnland und Schweden, die unbeeindruckt neue Kernkraftwerke betreiben, die Europäische Kommission auf ihrer Seite: hat sie doch die Kernkraft zum Unwillen der BRD zu einer "grünen" und damit umweltfreundlichen Energie proklamiert. Das wird hier aber unter den Tisch fallen gelassen.

  15. 35.

    Ja ich halte die Abschaltung von AKW für gut, egal ob wegen eines Tsunamis oder einem Unglück in Europa, was auch immer als Anlass genommen wird. Das hat überhaupt nix mit Ideologie zu tun. Ihre Rückschlüsse auf andere sollten sie besser sein lassen oder als Meinung betiteln. Erst Recht nicht mit Ausrufezeichen versehen.
    Eine Besichtigung in Krümmel lange vor Fukushima hat mir gereicht. Die E-Technik drumherum interessant, aber im Gebäude hab ich mich nicht wohl gefühlt. Lohnt sich der Riesen Aufwand und der Abfall für eine rohstoffbasierte Technologie, die zwangsweise endlich ist und deren Folgen bewusst nicht abschätzbar sind? Oder ist es besser Wege zu finden ohne Atomkern und kalorischer fossilbasierter Energieerzeugung?

  16. 34.

    Welches Geschrei?
    Am lautesten rufen die Deutschen, die glauben, dass es eine Einmischung in polnische Angelegenheiten ist.
    Das Verfahren ist völkerrechtlich verbindlich und Polen hat mit der deutschen Kritik wahrscheinlich weniger Probleme als einige Kommentatoren.
    Ich kenne Fessenheim nur aus Presseberichten in denen Nachbarn die Stilllegung gefordert haben.
    Ähnlich auch für Thiange, neben den ewigen Mängeln.
    Also Ost wie West die gleichen Sorgen.

  17. 33.

    @Heidekind
    Dann steht dort jetzt eine radioaktive Ruine. Was ändert das an der Tatsache, dass das Ding fast auf die Grenze gebaut wurde? Heute gibt es ein Geschrei um ein Werk in Hinterpommern, 250 km von der Grenze entfernt.

  18. 32.

    Wer auf die Ideologie der Grünen reinfällt , hält die Abschaltung von AKW‘s wegen eines Tsunamis in Japan, für gut! Die Problematik der Brennstäbe wurde von einer deutschen Firma aufgegriffen und man forschte und entwickelte! Wo sitzen sie heute ? In Kanada, weil Deutschland sie nicht wollte ! Wenn wir , nach den Willen der Grünen, alles verbieten (Gas, Kohle, Atom, Öl, Holz, Holzpellets) wird Deutschland bald zum Tourismusanziehungspunkt: Willkommen in der Steinzeit !

  19. 31.

    Souveränität meint immer vorbehaltlich zwischenstaatlicher Verträge. Espoo scheint aber ein fast ausschließlich europäisches "Spiel" zu sein - gibt es sowas auch außerhalb der EU und deren assoziierten Staaten oder interessiert das Thema den Rest der Welt doch eher nicht primär.

  20. 30.

    Ganz so einfach ist die Welt nun auch wieder nicht.
    Wenn diese souveränen Staaten sich in der Espoo Konvention und einigen weiteren Abkommen darauf geeinigt haben, bei grenzüberschreitenden Umweltrisiken gegenseitiges Mitspracherecht einzuräumen, muss man das nicht mögen aber akzeptieren wenn der Nachbar anderer Ansicht ist. Ist auch gut so, dass es sowas gibt.
    Polen hat 1997 ratifiziert und akzeptiert das auch, steht alles in den ins deutsche übersetzte Unterlagen drin.
    Also alles rechtens was da aus Berlin, Potsdam, Dresden kommt. Ob das fristgerecht wird, ist noch eine andere Frage Meldefrist 13.12.2022 für Belange ist ja heute.

Nächster Artikel