Brieselang -
Der Online-Händler Amazon hat den Plan verteidigt, seine Logistikzentrum im brandenburgischen Brieselang zu schließen. Das vor zehn Jahren eröffnete Zentrum sei veraltet und könne nicht mehr aufgerüstet werden, hieß es.
Der Konzern veröffentlichte dazu ein offizielles Statement : "Wir überprüfen unser Netzwerk fortlaufend, um sicherzustellen, dass es unseren Bedürfnissen entspricht (…). Im Rahmen dieser Bemühungen kann es dazu kommen, dass wir ältere Standorte schließen (…). Nach einer entsprechenden Überprüfung planen wir die Schließung des Logistikzentrums in Brieselang und haben mit dem örtlichen Betriebsrat Gespräche und Verhandlungen dazu aufgenommen."
Parallel plane man die Eröffnung von zwei neuen Logistikzentren in Deutschland, so das Unternehmen. Diese sollen in den nächsten drei Jahren rund 2.000 "attraktive neue Arbeitsplätze" schaffen. Man sei sich bewusst, dass die Schließung für viele Mitarbeitende in Brieselang eine "schwierige Zeit" bedeute. Wechsel an andere Amazon-Standorte in Deutschland sollen "ausgelotet werden".
Amazon-Sprecher Thorsten Schwindhammer sagte dem rbb am Mittwoch, das Unternehmen habe bereits Gespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen. Dabei würden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, damit Beschäftigte an andere Amazon-Standorte in Deutschland wechseln können.
"Wir können diesen Standort technisch nicht mehr weiterentwickeln im Sinne unserer Mitarbeiterinnen, unserer Kunden und auch unserer generellen Geschäftsanforderungen", so Schwindhammer. "Und das ist der Grund, warum wir uns entschlossen haben, den Standort zu schließen und natürlich eine schwierige Entscheidung auch für uns"
So seien zwei neue Logistikzentren mit rund 2.000 neuen Arbeitsplätzen geplant - allerdings nicht in Brandenburg, so der Unternehmenssprecher.
Brieselang fehlen durch Schließung künftig Steuereinnahmen
Auch für die Gemeinde Brieselang ist die Schließung ein herber Schlag. Die Steuereinnahmen von Amazon werden fehlen, sagt Bürgermeister Ralf Heimann (Freie Wähler) dem rbb: "Also wir haben zurzeit den Bau einer Gesamtschule, das wird uns ungefähr 30 Millionen Euro kosten. Dazu einen entsprechenden Sportpark - zehn Millionen. Und da sind natürlich die Hunderttausende von Euro jedes Jahr von Amazon fest eingeplant. Die werden dann fehlen in der Finanzierung."
Amazon-Logistikzentrum Brieselang erst 2013 eröffnet
Der Standort Brieselang bei Berlin gilt als zentraler Umschlagplatz für den Paketversand von Amazon. Das Logistikzentrum wurde den Angaben zufolge 2013 eröffnet. Dort sind dem Vernehmen nach rund 600 Mitarbeiter angestellt.
Amazon hatte zu Jahresbeginn die Streichung von weltweit mehr als 18.000 Stellen angekündigt. Es handelt sich um den bislang größten Personalabbau in der Geschichte des 1994 gegründeten US-Internetkonzerns. Amazon beschäftigte zuletzt rund 1,5 Millionen Menschen, die meisten davon in der Liefer- und Lagerinfrastruktur.
Amazon soll verstärkten Einsatz von Robotik planen
Gegenüber dem Portal "Unser Havelland" hatte Stefan Zaiser, Senior Operation Manager beim Amazon BER-3 bereits 2022 davon gesprochen, dass bei neu gebauten Logistik-Standorten bereits sehr darauf geachtet wird, dass sich die Robotik besser realisieren lässt.
Zaiser erklärte: "Ein Picker [sammelt die Bestellungen aus den Regalen, Anm. d. Red.] läuft am Tag etwa zehn Kilometer. Bei einer Laufgeschwindigkeit von etwa vier Kilometern in der Stunde ist ein Picker pro Tag also knapp drei Stunden lang nur mit Laufen beschäftigt. In einem Robotics-Lager, von denen es inzwischen mehr als ein halbes Dutzend gibt, werden deswegen die Regale zum Picker gefahren. Und zum Stower [verstaut die Waren in den Regalen, Anm. d. Red.]. Denn auch der verbraucht viel zu viel Zeit damit, nach einem freien Platz für die Ware zu suchen."
Sendung: radioeins, 01.03.2023, 14:40 Uhr