Land Brandenburg als Erbe - Briefmarken, Schmuck und Schrott

Di 18.04.23 | 10:30 Uhr
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Archivbild: Hinter Büschen und Unkraut steht ein leerstehendes Haus bei Geltow nahe Potsdam (Brandenburg). Deutschlandweit stehen etwa zwei Millionen Wohnungen leer, die Bundesländer haben rund 10 000 Gebäude geerbt. (Quelle: dpa/R. Hirschberger)
Bild: dpa/R. Hirschberger

Reich wird Brandenburg dabei nicht: Das Land tritt jährlich mehrere Hundert Erbschaften an. Selten kommt dadurch Geld in die Kassen, häufiger müssten Schulden ausgeglichen oder zum Beispiel Autos verschrottet werden.

Immobilien, Wertpapiere und ein Betonwerk - Brandenburg tritt jedes Jahr das Erbe Verstorbener ohne Verwandte an. 298 Mal erbte das Land 2022, wie ein Sprecher des Finanzministeriums der dpa mitteilte. 335 solcher Erbfälle waren es dem DPA-Bericht vom Dienstag zufolge im Jahr zuvor.

Trotz des leichten Rückgangs im vergangenen Jahr würden die Erbschaften tendenziell "demografiebedingt" zunehmen, so der Sprecher weiter. Wenn weder Ehegatte noch Lebenspartner, Kinder oder weitere Verwandte des Verstorbenen ermittelt werden können und kein anderer Erbe bestimmt wurde, trete das Land als Erbe ein. Das könne ebenso der Fall sein, wenn das Erbe ausgeschlagen wird.

Brandenburg erbt keine Reichtümer

Man könne auch im Vorfeld durch sein Testament oder den Erbvertrag gezielt das Land als Erben einsetzen. Dieser Fall sei in Brandenburg jedoch noch nie eingetreten, so der Sprecher. Die Nachlässe bestehen ihm zufolge meist aus "Sparguthaben, Wohnungseinrichtungen, Kraftfahrzeugen, Briefmarken, Schmuck, Wertpapierdepots und Grundvermögen".

Für das Land sind die Erbgegenstände selten Glücksgriffe. Überwiegend seien diese "nicht werthaltig und überschuldet". Das Land muss dann unter anderem die verschuldeten Konten auflösen oder marode Fahrzeuge verwerten. Auch verwahrloste Immobilien fielen dem Land häufig zu.

Brandenburg besitzt laut Ministerium derzeit 922 Flurstücke aus 567 Fiskal-Erbschaften. Als besondere Beispiele gelten ein altes Betonwerk in Spremberg und eine ehemalige Bauschuttsortieranlage in Neustadt-Dosse. Beide mussten dem Sprecher zufolge "mit hohem Aufwand beräumt werden".

Land entstehen Kosten durch Unterhalt

In seltenen Fällen könnten Gegenstände über Auktionen veräußert und so zu Geld gemacht werden. Bei den Immobilien handelt es sich laut Sprecher aber oft um Schrottimmobilien. Dem Land entstünden häufig Kosten für den Unterhalt, die Beräumung und die Verkehrssicherung maroder Liegenschaften.

Ohne Einbeziehung von Personalkosten entstanden dem Land 2022 Kosten von rund 1,6 Millionen Euro. Die jährlichen Einnahmen - unter anderem durch Kontoauflösungen und Immobilienverkäufe - summierten sich im vergangenen Jahr auf rund 2,5 Millionen Euro. So erzeugten die Erbschaften in diesem Jahr auf den ersten Blick mehr Einnahmen als Ausgaben.

Die entstandenen Sach- und Personalkosten der beteiligten Landesbehörde sind darin allerdings noch nicht eingerechnet. Dieser Verwaltungsaufwand lasse sich nicht allgemein beziffern, sagte der Sprecher. Er sei abhängig vom Umfang und vom Zustand des jeweiligen Nachlasses

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.04.2023, 06:57 Uhr

12 Kommentare

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  1. 11.

    Allermeist ja. Vereinsamt verstorben heißt es dann so landläufig.
    Ältere Menschen mit Vermögen und ohne leibliche Nachfahre machen meist schon vorher ein Testtament, wem die guten Sachen dann zugutekommen. Das ist von denen dann gut überlegt meist auch mit einer Zweckbindung. Ab und an erbt so auch mal eine Kommune oder ein gemeinnütziger Verein etwas gutes.

  2. 10.

    Hat das Land Brandenburg überhaupt genug Mitarbeiter, die den Wert der geerbten Sachen ermitteln können - und sie hinterher auch tatsächlich vermarkten? Da wird bestimmt vieles ungesehen im Müll landen oder verlassene Immobilien dem Vandalismus überlassen werden. Bis es am Ende wirklich nur noch Schrottwert hat.

    Auf YouTube kann man unzählige Filmer finden, die in "herrenlose" Gebäude eindringen, den ganzen Hausstand abfilmen und anschließend die halbe Welt zu dem "Lost Place" locken. Was dann damit passiert, kann man sich ebenfalls dort anschauen ... Solange sich der Erbe (z.B. das Land) nicht kümmert.

  3. 9.

    Was will uns das Land jetzt damit sagen? Wenn ein Brandenburger ohne Angehörige verstirbt, hinterlässt er nur wertlosen, unbrauchbaren Schrott?

  4. 8.

    Und dann kommen noch die Nachlasspflegschaften (mit den Gebühren) für unbekannte Erben hinzu.
    Wenn dann alle gefundenen Erben ausschlagen bleibt der Staat auch auf denen sitzen...

  5. 7.

    >"Wo verkauft der Staat die Häuser, die er nicht haben will?"
    Die werden meist versteigert an den Meistbietenden auf eigens angemieteten Versteigungerungsplattformen. In ebay Kleinanzeigen jedenfalls nicht. ;)
    Bei Immobilien mit einem schon nutzbaren Wert, werden diese per öffentlicher Ausschreibung angeboten. Da finden sich dann ab und an schon mal Anzeigen in regionalen und überregionen Zeitungen und auf den Webseiten des Landes.

  6. 6.

    >"Ich dachte immer, man kann ein Erbe auch ausschlagen..."
    Natürlich doch! Daher kommt das Land ja auch oft zu Schrott-Erbschaften. Das Erbe muss jemandem gehören, wenn alle Anverwandten oder per Testament eingesetzten Erben das Zeugs nicht haben wollen. Kein Eigentum ohne Eigentümer. Es kann nichts im gesetzlosen Raum schweben. Und als oberster Hüter unseres Lebens hier, ist dann der "Staat" der letzte, dem es zufällt.

  7. 5.

    Wo verkauft der Staat die Häuser, die er nicht haben will?

  8. 4.

    Ich dachte immer, man kann ein Erbe auch ausschlagen...

  9. 3.

    Ich kann mich noch gut an die wenigen spezialisierten Briefmarkengeschäfte in Westberlin erinnern. Auch hier in meinem Kiez in der Goethestr. gab es so ein Fachgeschäft.

  10. 2.

    Außer Scherben gab es nichts zu Erben.
    Ich kann mir einfach ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

  11. 1.

    Hoffentlich werden die Briefmarken professionell verwertet. Es gibt in Berlin eine Handvoll Auktionshäuser, die sich auf Briefmarken spezialisiert haben. Schade, dass im Artikel darauf nicht näher eingegangen wird. Da es in Brandenburg nach dem 2. Weltkrieg mehrere Lokalausgaben gab, die oft gesucht sind, kann ich mir gut vorstellen, dass sich in diesen Sammlungen einiges Interessantes versteckt.

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