Immobilienkonzern - Adler Group verlässt Berliner Wohnungsbündnis, um Mieten stärker zu erhöhen

Di 15.08.23 | 17:02 Uhr
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Audio: rbb24 Inforadio | 15.08.2023 | Thorsten Gabriel

Die Adler Group hat an ihre Mieter saftige Mieterhöhungen geschickt. Um dies auch durchsetzen zu können, verlässt das Unternehmen jetzt das Berliner Wohnungsbündnis. Dieses hatte an die Mitgliedschaft Bedingungen geknüpft.

Die Adler Group ist aus dem Wohnungsbündnis des Berliner Senats ausgetreten. Das bestätigte der Wohnungskonzern dem rbb am Dienstag.

In den vergangenen Wochen hatte die Adler Group an ihre Haushalte Mieterhöhungen verschickt, die höher waren als es die Beteiligten des Berliner Wohnungsbündnisses vereinbart hatten. In dem Bündnis war unter anderem vereinbart worden, die Mieten binnen drei Jahren um nicht mehr als elf Prozent anzuheben. Gesetzlich zulässig sind 15 Prozent. Diesen Rahmen hatte die Adler Group nun ausgeschöpft.

Schwere Unternehmenskrise als Begründung genannt

Zur Begründung verwies das einer in schweren Krise befindliche Unternehmen jetzt darauf, es habe die Interessen seiner Mieter, Aktionäre und Gläubiger in Einklang bringen müssen. "Nach einer Gesamtbetrachtung dieser Interessen war eine marktgerechte Anpassung der Mieten erforderlich", teilte eine Sprecherin dem rbb mit. In der Konsequenz trete man deshalb aus dem Bündnis aus.

Selbstverständlich werde man auf Fälle Rücksicht nehmen, in denen einzelne Mieter durch die Mieterhöhungen überfordert werden könnten, betonte die Sprecherin der Adler Group. Um das zu verhindern, würden individuelle Lösungen gefunden.

Senat bedauert diesen Schritt

Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) erklärte, er bedauere sehr, dass die Adler Group als großes Wohnungsunternehmen die Selbstverpflichtungen aus dem Bündnis nicht eingehalten habe. Der Austritt sei allerdings nur folgerichtig. Wer nicht bereit sei, sich an die getroffenen Vereinbarungen zu halten, könne nicht Teil des Bündnisses sein.

Alternativer Mieterverein nennt Entscheidung "kurzsichtig und falsch"

Der Alternative Mieterverein, AMV, bezeichnete den Austritt der Adler Group aus dem Bündnis als kurzsichtig und falsche Entscheidung. Der Konzern stelle die Interessen seiner Aktionäre und Gläubiger über die Interessen der Mieterinnen und Mieter und gebe damit zu erkennen, dass die Unterzeichnung der Bündnisvereinbarung ein "reines Showprogramm" gewesen sei und lediglich "aus Gründen einer erhofften Imageverbesserung" erfolgte.

Die Adler Group besitzt in Berlin derzeit rund 18.000 Wohnungen. Zum Vergleich: Der Vonovia-Konzern, der die Bündnisvereinbarung ebenfalls unterzeichnet hat, verfügt in der Hauptstadt über rund 136.000 Mietwohnungen.

Bündnis erst im vergangenen Jahr gegründet

Das Wohnungsbündnis war im vergangenen Jahr noch von der vormaligen Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey ins Leben gerufen worden. Im Juni 2022 hatten beteiligte Wohnungsunternehmen, Senat, Bezirke sowie weitere Akteure eine Vereinbarung unterzeichnet.

Immer wieder hatte es Kritik am Wohnungsbündnis gegeben. Zuletzt hatten Grüne und Linke im Abgeordnetenhaus moniert, dass die Vereinbarungen des Bündnisses rechtlich nicht bindend seien.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.08.2023, 15:40 Uhr

84 Kommentare

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  1. 84.

    Ja, das wollen aber nicht alle Menschen wahrhaben. Ignorieren die Realität. Da kann man nur sprachlos den Kopf schütteln.

  2. 83.

    Danke für die Musterrechnung. 40 Euro mehr bei 100 qm ist doch nichts zum Aufregen. Absolute Zahlen wären ganz toll, weil die meisten Menschen mit 4% Unterschied nicht wirklich etwas anfangen können, weil der Unterschied von 11% zu 15% sind wie bemerkt "mikroskopisch" klein.

  3. 82.

    Deswegen schrieb ich u.a., Sie können doch eine Suchmaschine benutzen, oder etwa nicht. Dann würden Sie auch hier beim RBB24 fündig werden:
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/12/berlin-landeseigene-wohnungen-gesellschaften-mieten-wohnen-neubau.html

  4. 81.

    Und auf 6 Euro 15% drauf, sind immer noch super billiges Wohnen in der Hauptstadt Deutschlands.

  5. 80.

    Naja - bevor die Vorstände weniger Geld im Säckel haben, muss die Miete schon rauf. Adler ist sicher liquide - alles nur ein Vorwand um die Rendite zu sichern.

  6. 79.

    Vielleicht mal etwas realer betrachtet:
    100 qm-Wohnung pro 10 Euro = 1.000 Euro Miete
    mit Bündnis - 11% = 1.110 Euro Miete
    ohne Bündnis - 15 % = 1.150 Euro Miete

    Wieviel die Miete derzeit durchschnittlich bei der Adler Group ist, keine Ahnung ...
    Vielleicht können ja das rbb-Team oder andere Kommentatoren aufklären?

  7. 78.

    "Mieterhöhungen aaind wichtig, um langfristig liquide zu bleiben und in den Erhqlt investieren zu können."

    So wie einige andere Wohnungsunternehmen dieser Größenordnung wurde auch die ADO kritisiert. Sie wirke an der Verschärfung der Situation des Berliner Wohnungsmarktes mit, indem sie zahlreiche Wohnungen aufkaufte und, wie das Unternehmen selbst sagte, ein Steigerungspotential von 17 bis 38 % bei Neuvermietungen sehe. Zum Teil hat das Unternehmen bei diesen Käufen keine Grunderwerbsteuer gezahlt, weil sie in Form von sogenannten „Share Deals“ gestaltet wurden.

  8. 77.

    "Mit der AFD gäbe es sowas nicht."

    Nein, noch viel schlimmer. Mit der rechtsextremen AfD gäbe es einen entfesselten Neoliberalismus und Sozialdarwinismus. Und keine Demokratie mehr.

  9. 76.

    "Und wann nehmen diese Unternehmen endlich kostendeckende Mieten statt mit Dumpingmieten den Mietspiegel zu manipulieren und Vermieten unwirtschaftlich zu machen, was den Wohnungsbau verhindert. "

    Wie unwirtschaftlich Vermieten ist zeigt sich an den privaten WBG, die Dividenden auszahlen. Und an den gierigen privaten Spekulanten, die noch immer auf Betongold setzen und hier jammern weil das nicht mehr ganz so einträglich ist.

  10. 74.

    Keine Schulden? Das bestreite ich. Welches Unternehmen soll das bitte sein? Ich würde mir dann mal die Jahresabschlüsse ansehen wollen.

  11. 73.

    Ihr Link verweist leider nur auf einen Bezahl-Inhalt.
    Es geht also nicht daraus hervor, zumindest ist es nicht lesbar, welche Vermögenswerte bzw. Ertragswerte den Schulden gegenüberstehen.

  12. 72.

    Habe ich irgendwo im Artikel den Absolutwert der durchschnittlich verlangten Nettokaltmiete überlesen? Wer kann weiterhelfen?

  13. 71.

    Mieterhöhungen aaind wichtig, um langfristig liquide zu bleiben und in den Erhqlt investieren zu können.

  14. 70.

    Meine Freunde sagen immer: Ohne eine starke Wirtschaft sind weder ein leistungsfähiger Sozialstaat noch eine ökologische Transformation sowie langfristig Wohnraum finanzierbar.

  15. 69.

    Die Adler Group steckt wirtschaftlich in argen Schwierigkeiten. Ich denke besser so, als wenn sie Pleite geht oder Bestände verkaufen muss. Ob das dann für die betroffenen Mieter günstiger wäre, wage ich zu bezweifeln.

  16. 68.

    Ich helfe Ihnen hier gern zum Erkenntnisgewiss: Unter dem Titel "Landeseigene Wohnungsunternehmen haben fast 17 Milliarden Euro Schulden" finden Sie u.a. hier den ganzen Artikel
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/mietenpolitik-wohnen-in-berlin-landeseigene-wohnungsunternehmen-degewo-gewobag-gesobau-hoch-verschuldet-li.323597

  17. 67.

    Vielleicht wissen Sie es auch nur nicht, schauen Sie mal, ob Sie ihre Firma hier in Kapitel 4.8 finden:
    https://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohnraumversorgung/download/WVB-Wirtschaftsbericht-LandesWU_2020.pdf

  18. 66.

    "Und wann nehmen diese Unternehmen endlich kostendeckende Mieten statt mit Dumpingmieten den Mietspiegel zu manipulieren und Vermieten unwirtschaftlich zu machen, was den Wohnungsbau verhindert. "

    Wie unwirtschaftlich Vermieten ist zeigt sich an den privaten WBG, die Dividenden auszahlen. Und an den gierigen privaten Spekulanten, die noch immer auf Betongold setzen und hier jammern weil das nicht mehr ganz so einträglich ist.

  19. 65.

    Also ich arbeite bei einem landeseigenen Wohnungskonzern und wir haben keine Schulden. Im Gegenteil, wir bauen ordentlich. Woher haben Sie die Informationen?
    Dazu kommt die Frage: Wenn es so schlecht ist die Wohnung zu kaufen, warum machen die großen privaten Unternehmen so viel Gewinn? Irgendwie geht die Rechnung immer nicht so ganz auf. Die Wohnungen zahlen sich selbst ab, der Profit wird bloß nicht mehr an erster Stelle stehen und sie rentieren sich dann halt erst in 50 Jahren. Ab dem Zeitpunkt macht Berlin richtig große Gewinne. Verstehe nicht das gejammer der Konservativen nicht. Sind die heutzutage einfach nur noch verweichtlich. Können kein Fahrrad mehr fahren und haben Angst auch nur einem Konzern auf die Füße zu treten. Schwach.

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