Lieferdienst will Stellen streichen - Getir bleibt in Berlin - Entlassungen nicht ausgeschlossen

Mi 23.08.23 | 14:36 Uhr
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Symbolbild: Ein Getir-Kurier liefert eine Bestellung (Quelle: IMAGO/Michael Gstettenbauer)
Bild: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Vom Sofa aus im Supermarkt bestellen, den Einkauf kurz darauf an der Wohnungstür entgegennehmen. Mit Getir soll das trotz Rückzugsplänen des Unternehmens in Berlin weiter möglich bleiben. Dennoch stehen auch hier offenbar unruhige Zeiten bevor.

Der Lieferdienst Getir will an Berlin als Standort festhalten. Das berichtete das "Handelsblatt" am Mittwoch und beruft sich dabei auf Personen, die mit der angekündigten Umstrukturierung des Unternehmens vertraut seien. Demnach würden aber 17 der 23 deutschen Getir-Standorte dichtgemacht, in Berlin würden die Fahrräder des Unternehmens Teil des Straßenbilds bleiben [handelsblatt.com].

Ob in Berlin Entlassungen bei Getir wirklich ausgeschlossen sind, wollte ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage von rbb|24 nicht bestätigen. Das türkische Unternehmen hat seinen Deutschlandsitz in Prenzlauer Berg.

Am späten Dienstagabend berichtete "Bloomberg" das sämtliche Abteilungen in Deutschland von Streichungen betroffen sein würden. Das US-Wirtschaftsmagazins bezieht sich dabei auf mehrere Teilnehmer eines internen Call unter Managern vom Dienstag [bloomberg.com, in englischer Sprache, Bezahlschranke].

"Bloomberg" berichtet über Bestellrückgang

Demnach habe der Deutschlandchef von Zahlungsproblemen gegenüber Zulieferen früher im Sommer berichtet. Diese Probleme seien mittlerweile behoben, Ausstände beglichen worden, heißt es. "Bloomberg" berichtet auch über Gespräche mit Mitarbeitenden. Diese hätten angegeben, dass im Juli viele Regale in den Berliner Getir-Lagerräumen leer geblieben seien, viele Produkte hätten nicht geliefert werden können. "Bloomberg" nennt explizit ein Getir-Lager in Friedrichshain in diesem Zusammenhang.

Zudem seien Mitarbeitenden weniger Schichten angeboten worden, nachdem die Zahl der Bestellungen deutlich zurückgegangen sein. Am Dienstag war bekannt geworden, dass der Lieferdienst plant, weltweit 2.500 Mitarbeitende zu entlassen.

Lieferung in wenigen Minuten

Getir wurde 2015 in Istanbul gegründet. Während der Lockdown-Periode zu Pandemiezeiten steigerte das Unternehmen seinen Wert in kurzer Zeit massiv: In mehreren Finanzierungsrunden soll Getir rund 1,8 Milliarden Doller eingesammelt haben. Vor knapp einem Jahr schluckte Getir seinen größten deutschen Konkurrenten: das Berliner Start-up Gorillas.

Laut eigenen Angaben beschäftigt Getir zurzeit etwa 23.000 Menschen in fünf Ländern. Der Lieferdienst ist im sogenannten Quick-Commerce-Bereich tätig, bei dem sich Kundinnen und Kunden per App Supermarktprodukte innerhalb weniger Minuten an die eigene Haustür liefern lassen können.

Erst vor wenigen Wochen hatte Getir mitgeteilt, dass sich der Lieferdienst aus Spanien, Portugal und Italien komplett zurückziehen will. Wie viele Mitarbeiter dadurch das Unternehmen verlassen mussten, wurde nicht bekannt. Damals hieß es, das Unternehmen wolle das Geschäft in Europa vor allem auf Deutschland konzentrieren.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.08.2023, 18:35 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Ah ja..........
    das ist sehr fein formuliert.
    Besonders die Sache mit dem Fisch.

  2. 5.

    Wie alle diese Lieferdienste sind sie preislich nicht kompetitiv damit einfach selber in den Supermarkt zu gehen. Dass man das zur Zeit vielleicht nicht sieht liegt daran, dass massiv Investorengeld verbrannt wird.

  3. 4.

    Watt? Die sollen da weg un Fisch gefälligst bessere Jobs bei besseren Firmen suchen. Ehrlich jesagt der Markt gibt es her immer nur Gewerkschaften bilden, macht wenig Sinn dann geht die Firma halt

  4. 3.

    Ja, mich nerven die sogar. Weiss nicht, wie das in Euren Städten ist, aber die haben diese Mega-lahmen Roller die immer ding-dong machen an der Ampel. Gerade abends wenn die hier rumgurken und mal 2 oder drei an der Ampel stehen.
    Außerdem gibt es in Berlin bessere und auch mehr als genug mittlerweile

  5. 2.

    Schade das die in Berlin bleiben wollen. Sie könnten ruhig gehen, keiner braucht die.

  6. 1.

    Den dort (noch) Beschäftigten kann man nur dringend raten sich gewerkschaftlich zu organisieren um so dem sog. Arbeitgeber auf Augenhöhe gegenübertreten zu können.

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