Grüner Wasserstoff - Siemens Energy eröffnet Fabrik für Elektrolyse-Geräte in Moabit

Mi 08.11.23 | 17:19 Uhr | Von Anja Dobrodinsky
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spiegelt sich bei der Eröffnung der Elektrolyseur-Fertigung von Siemens Energy in einem Elektrolyseurstapel (Quelle: dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 08.11.2023 | Anja Dobrodinsky | Bild: dpa

Wasserstoff, der nicht aus Erdgas, sondern aus Wasser gewonnen wird, ist ein Baustein der Energiewende. Siemens Energy stellt in Berlin nun Elektrolyseure her, also Geräte, mit denen man diesen grünen Wasserstoff erzeugen kann. Von Anja Dobrodinsky

In den kommenden zwölf Monaten will Siemens Energy in Berlin Elektrolyse-Geräte mit einer Leistung von einem Gigawatt herstellen. Im Jahr darauf soll sich die Produktionsmenge verdoppeln. Und ab 2025 sollen es drei Gigawatt sein, erklärt Thomas Bagus. Er leitet bei Siemens Energy die Fertigung für die Elektrolyse.

Damit könnten im Schnitt jedes Jahr rund 300.000 Tonnen Wasserstoff hergestellt werden. Würde der Wasserstoff als Ersatz für fossile Brennstoffe eingesetzt, könnten theoretisch 15 Prozent der jährlichen Berliner Kohlendioxidemissionen eingespart werden. Mit ihrer Kapazität wird die neue Fabrik eine der größten der Welt sein, sagt Bagus.

Zellen und Stacks

Siemens Energy hat schon vorher Elektrolyse-Geräte hergestellt. Nun passiert das aber zum ersten Mal in Serienproduktion. Die ist Voraussetzung, damit grüner Wasserstoff weltweit großflächig eingesetzt und fossile Energieträger ersetzen kann. Denn dazu muss er in großen Mengen hergestellt werden. Und das gehe nur mit günstigen Elektrolyseuren, so Bagus.

Am Standort Berlin-Moabit erfolgen die allermeisten Produktionsschritte. Es werden zum Beispiel Materialien gedruckt, aus denen dann die Membranen für die Zellen des Elektrolyseurs hergestellt werden. Diese Zellen spalten das Wasser später unter Einsatz von Strom in Sauerstoff und Wasserstoff auf. Aus fünfzig solcher Zellen wird ein sogenanntes Stack gebaut und aus 24 Stacks dann ein Elektrolyseur. Dieser letzte Schritt passiert aber an anderen Standorten wie zum Beispiel in Mühlheim.

Joint Venture

Oder beim Partner, dem französischen Industriegasunternehmen Air Liquide. Die Elektrolyse-Fertigung gehört nämlich nicht Siemens allein, sondern ist ein deutsch-französisches Gemeinschaftsunternehmen, neudeutsch Joint Venture. Air Liquide ist einer der größten Wasserstoffproduzenten der Welt, wie Thomas Bagus erklärt.

Bisher erzeugt das Unternehmen den Wasserstoff aber aus Erdgas. In Zukunft soll sich die Produktion hin zu grünem Gas verschieben. Die ersten fertigen Elektrolysegeräte werden an einen Air-Liquide-Standort in der Normandie geliefert. Weitere Projekte von Siemens Energy sind in Dänemark und Schweden geplant. Hier soll der Wasserstoff in der Schifffahrt eingesetzt werden. Wie viel Kunden für einen Elektrolyseur ausgeben müssen, will Siemens Energy nicht verraten.

Kein Neubau - Geld vom Staat

Die neue Produktionslinie wurde in eine schon bestehende Werkshalle von Siemens Energy eingebaut. Sie ist etwa 2.000 Quadratmeter groß. Die Mitarbeiter stammen aus anderen Bereichen des Unternehmens und haben in die Elektrolyseurfertigung gewechselt, wie Thomas Bagus erläutert. Aktuell arbeiten rund 60 Beschäftigte in der Produktion. Insgesamt hat die Elektrolyseurherstellung etwa 400 Mitarbeiter, Tendenz steigend.

Siemens Energy und Air Liquide haben 30 Millionen Euro in die neue Fertigungslinie investiert. Dazu gab es noch Fördergelder vom Bundesforschungsministerium. Zur feierlichen Eröffnung kam auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Mit ihm und der Bundesregierung verhandelt Siemens Energy derzeit über staatliche Garantien für langlaufende, teure Großprojekte. Eigentlich sollte Siemens Energy diese Garantien von seinen kreditgebenden Banken bekommen. Doch die zögern, weil eine andere Siemens-Energy-Sparte, der Windkraftbereich, zuletzt Verluste gemacht hat. Scholz äußerte sich bei der Eröffnungsfeier zuversichtlich zu den Gesprächen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.11.2023, 16:30 Uhr

Beitrag von Anja Dobrodinsky

21 Kommentare

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  1. 21.

    Wasserstoff wird oxidiert. Es entsteht wieder Wasser. Natürlich lassen sich auch auch AKW abschalten. Das passiert regelmäßig, wenn die Brennstäbe gewechselt werden.

  2. 20.

    Ja, das verstehe ich schon, denke halt nur, das alles was Flüssen unnötig süßwasser entnimmt, eventuell nicht sehr Nachhaltig ist (vlt sollte man mit dem Wasser lieber Wälder in Brandenburg berieseln, damit es da nicht immerzu brennt), und das Windkraftanlagen im Norden, häufig abgeschaltet werden müssen, weil das Netz es nicht aufnehmen kann.

    Außerdem ist die Elektrolyse von Salzwasser Effizienter, und es entstehen zusätzlich Natriumhydroxid und Chlor.
    - Zumal Deutschland da zur Zeit auch eine halbierte, ungenutzte Pipeline liegen hat…

    Zusätzlich frage ich mich (sollte das Ding mal Explodieren), wie viel von Moabit noch da wäre, wenn da die Tagesproduktion von 821 Tonnen Wasserstoff in die Luft fliegt…

  3. 19.

    ein AKW lässt sich nicht einfach „abschalten „.Die 3 Milliarden Liter Wasser für 300.000 Tonnen Wasserstoff werden für Energie vernichtet ....für immer und ewig...das schlimmste was diesem Planeten angetan werden kann,während das Kühlwasser der AKW von der Temperatur her schaden aber in den natürlichen Kreislauf zurückfließen.Der Wasserstoff Hype soll über die Defizite der Solar und Windenergie hinwegtäuschen.Wasserstoff ist komplett unökonomisch darüberhinaus und krass teuer .Die Franzosen schwören auf AKW,trotz der Gefahr eines Reaktorunfalls

  4. 18.

    Ich würde das als Entschädigung für die ewige Nörgelei der deutschen Bürger betrachten.
    Ernsthaft:
    Eine Förderung um zukünftige Schlüsseltechnologien im eigenen Land oder wenigstens EU zu halten ist immer sinnvoll. Wenn man es nicht macht, sucht sich das Investorenkapital andere Wege wo es gemacht wird. Kann man doof finden, ist aber leider so.
    Wenn Sie einen Weg finden Subventionen global gerecht zu steuern, her damit.
    Das hat man bei Wind und Solar schon mal versammelt, so dass andere jetzt den großen Reibach machen.
    Andere Frage wäre noch was die "Gegenleistung" bei Förderung durch das Forschungsministerium ist?

  5. 17.

    "Die ersten fertigen Elektrolysegeräte werden an einen Air-Liquide-Standort in der Normandie geliefert. Weitere Projekte von Siemens Energy sind in Dänemark und Schweden geplant."
    Das Air Liquide Werk liegt an der Mündung der Seine in der Normandie. Wasser dürfte da also ausreichend vorhanden sein.
    In Schweden und Dänemark ist der Weg zum Meer und zu EE selten weit.
    Ist halt deutlich preiswerter, wenn man es onshore hinbekommt.
    Ein bekanntes großes Projekt soll in Bornholm starten.
    Der Kompromiss wird es wohl sein. Auch in Deutschland ist man in Niedersachsen am weitesten was die Infrastruktur für H2 Produktion angeht. Sicher nicht in der Lüneburger Heide.

  6. 16.

    "Siemens Energy hat schon vorher Elektrolyse-Geräte hergestellt. Nun passiert das aber zum ersten Mal in Serienproduktion."

  7. 15.

    "Wenn es zu viel Wasser zieht, kann es das Ökosystem stören oder andere Nutzungen beeinträchtigen. Dies ist in Chooz der Fall" übersetzt Google die Meldung von Le Monde. 2022 hatte Frankreich bei einigen AKW die zul. Wassertemperatur hoch gesetzt, da wg. maroder AKW dort Strommangel gedroht hatte. Die mussten so nur gedrosselt werden.

  8. 14.

    Die haben bei einer Papierfabrik eine für Mischbetrieb mit bis zu 100% Wasserstoff angepasste SGT-400 installiert, also eine der kleineren Turbinen. U.a. für Heizkraftwerke in Stuttgart und Leipzig sollen je zwei SGT-800 folgen. Die großen Turbinen wie die SGT5-2000E sind auch schon je nach Modell für 30% bis 65% Wasserstoff freigegeben.

  9. 13.

    "2020 musste wg. Niedrigwasser erstmals ein AKW in Frankreich komplett abgeschaltet werden." Weil die entnehmbare Wassermenge nicht mehr ausreichte oder weil das warme Abwasser den Fluß mit Niedrigwasser zu warm gemacht hätte (und zu warmes Wasser manchen Flußbewohnern nicht bekommt)?

  10. 12.

    3 Mrd Liter? Die BWB verkaufen 220 Mrd. Liter Wasser und haben ca. 5% Schwund, die PCK benötigt 20 Mrd. Liter. Woher sollen Ihre AKW in Zeiten zunehmenden Niedrigwassers in Flüssen ihre Kühlwasser bekommen? 2020 musste wg. Niedrigwasser erstmals ein AKW in Frankreich komplett abgeschaltet werden.

  11. 11.

    Kann mir jemand sagen, warum Siemens Forschungs- und Entwicklungsgelder für Elektrolysegeräte bekommt? Die bietet Siemens bereits an, stehen im Verkaufskatalog und sind handelsüblich verfügbar.

  12. 10.

    "= 3Milliarden Liter Wasser dass dem Planeten endgültig entzogen wird" Unsinn. Wenn der Wasserstoff wieder verbrannt wird (entweder direkt mit Sauerstoff als Flamme oder in einer Brennstoffzelle) wird daraus wieder Wasser - das sollte aber Grundwissen aus der Schule sein.

  13. 9.

    Solange Sie den Wasserstoff nicht auf den Mond schließen wird da nichts „permanent entzogen“.

  14. 8.

    So dann müsste man jetzt nur noch genug erneuerbare bauen, um oft genug Stromüberschuss zu haben damit die Elektrolyse auch wirtschaftlich betrieben werden kann.

  15. 7.

    300.000Tonnen Wasserstoff aus 3 Millionen Tonnen Wasser = 3Milliarden Liter Wasser dass dem Planeten endgültig entzogen wird !!wo wir gerade so viel Wasser haben.Die Seen austrocknen,der Amazonas verebbt und der Luganer See ausgetrocknet ist.Nicht jeder lässt sich für dumm verkaufen oder hat von Chemie und Physik null Ahnung,alles nur Ökoprofitgier .Mit AKW nicht nötig

  16. 6.

    Warum wird die Wasserstoffproduktion nicht primär "Offshore" gemacht?
    - Wasser ist genug vorhanden
    - Gefüllte Gastanks schwimmen eventuell von alleine (muss man nur zur Küste schleppen lassen)
    - Windräder müssten so nicht Stillstehen, weil es nicht genug Leitungen von Nord nach Süd gibt
    - ist auch sicher "sicherer" als inmitten einer Großstadt
    - kann beliebig (nach Kampfmittelentfernung von Meeresgrund) skaliert werden
    - Sie dürfen lediglich nicht in der Nähe von Walrouten und anderen "Schallkommunizierenden" Meeressäugern platziert werden - andererseits, sind die alten "Kampfmittel" wahrscheinlich eh die größere Gefahr, und ohne Windanlage räumt da niemand…

  17. 4.

    Hoffentlich wird das dann nicht bei den Elektrolysegeräten wie bei den Windkraftanlagen und Solarzellen, bei denen es auch kein deutscher Hersteller gegen die chinesische Konkurrenz geschaft hat und heute der Markt in weiten Teilen von China heute dominiert wird (demnächst könnten auch noch E-Autos dazukommen).

  18. 3.

    Bei der Windenergie hat SE Probleme, da zum einem die Planungszeiten unkalkuierbar sowie die Inflation hoch sind und zu anderen die Chinesen wie einst bei der Photovoltaik it dem heimischen Staat im Rücken aggressiver am Markt teilnehmen. Während hier gewidmet wird, schreitet dort die Energiewende in Rieseschritten voran.

  19. 2.

    Es geht mit der Energiewende voran. Vor einem Monat hat Siemens Energy bei einem Kunden erfolgreich eine. Gasturbine mit 100% Wasserstoff getestet.

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