IG Metall - Auch dritte Tarifrunde in der Stahlindustrie gescheitert

Do 07.12.23 | 22:25 Uhr
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Beschäftigte von Stahlproduzenten ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH sind am Dienstagmorgen im Warnstreik. (Foto: dpa)
Bild: dpa

In den separat geführten Tarifverhandlungen für die nordwestdeutsche und die ostdeutsche Stahlindustrie ist nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall auch die dritte Gesprächsrunde gescheitert.

Wie die Gewerkschaft am Donnerstagabend mitteilte, hätten sich die Parteien aber auf eine Fortsetzung der Gespräche in der kommenden Woche geeinigt. Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführer für die ostdeutsche Stahlindustrie, kündigte weitere Warnstreiks an.

Die Arbeitergeber hielten ihre Beschäftigten weiter hin, weder bei der Arbeitszeit noch bei den Entgelten seien sie zu "substanziellen Fortschritten" bereit, erklärte Schulze zur Begründung.

IG Metall: Kein verbessertes Lohnangebot

Knut Giesler, Bezirksleiter IG Metall NRW und Verhandlungsführer für die nordwestdeutsche Stahlindustrie, bescheinigte den Arbeitgebern hingegen, sich in den Verhandlungen dort bewegt zu haben. Die Unternehmerseite habe "ein erstes inhaltliches Gespräch geführt", es habe immerhin "Trippelschritte" gegeben. Allerdings habe es kein verbessertes Lohnangebot gegeben, die Positionen der Verhandlungspartner seien noch "meilenweit" voneinander entfernt. Sollte auch die vierte Tarifrunde scheitern, sei eine "deutliche Eskalation" unausweichlich.

Die IG Metall Nordrhein-Westfalen führt Flächentarifverhandlungen für die Stahl- und Eisenindustrie in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bremen und Niedersachsen. Die Tarifverträge gelten nach Angaben der Gewerkschaft für rund 68.000 Beschäftigte. Für die ostdeutsche Stahlindustrie wird separat verhandelt.

IG Metall fordert unter anderem die Einführung der 32-Stunden-Woche

Die IG Metall fordert neben Lohnerhöhungen eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, das lehnen die Arbeitgeber aber als nicht umsetzbar ab. Anfang Dezember war es vor dem Hintergrund der stockenden Tarifverhandlungen zu ersten Warnstreiks in der nordwestdeutschen Stahlindustrie gekommen, an denen sich laut IG Metall fast 1700 Arbeiter beteiligten.

Die Gewerkschaft fordert 8,5 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber boten in der ersten Verhandlung 3,1 Prozent mehr Lohn bei 15 Monaten Laufzeit. Die Arbeitgeber hatten bei der ersten Tarifverhandlung Mitte November erklärt, die Forderung der 32-Stunden-Woche sei "weder organisierbar noch finanzierbar".

9 Kommentare

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  1. 9.

    Sie sollten nicht immer nur höhere Löhne fordern, sondern auch über die Folgen nachdenken.

    Höhere Löhne machen immer mehr Produkte auf dem Weltmarkt unverkäuflich

    Höhere Löhne führen zu steigenden Sozialleistungen

    Höhere Löhne sorgen für mehr Abwanderung und Insolvenzen von Firmen.

    Höhere Löhne führen zu höheren Preisen. Und zwar für alle.

    Aktuell wollen viele bessere Bezahlung der Bäcker. aber niemand zahlt 9 Eur für ein Brot. Bessere Bezahlung in der Altenpflege - höhere Heimkosten

  2. 8.

    Eine Lohnerhöhung/Anpassung lehne ich ja nicht ab, dafür habe ich vollkommen Verständnis. Aber ich habe kein Verständnis dafür, das hier eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gefordert wird. Das macht kein Arbeitgeber mit. Das würden Sie als Chef mit Sicherheit auch nicht tun.

  3. 7.

    Ich bin dafür das alle die Lohnerhöhungen ablehnen seber mal ihr Einkommen gekürzt bekommen. Die Foren beim RBB würden richtig geflutet,lach.

  4. 6.

    Ich gehe einfach mal davon aus, dass alle die hier über die Forderungen der Gewerkschaft schimpfen, sicher keine Lohn- Gehaltsempfänger in den unteren Einkommensklassen sind, mit vollem Portemonnaie ist bekanntlich gut meckern und die irgendwann folgende Tariferhöhung wird dann sicher auch nicht dankend abgelehnt.....

  5. 5.

    Richard, Sie vergessen aber, dass gerade Jobs in der Stahlbranche akut auf der Kippe stehen.

    Höhere Lohnkosten führen zur Abwanderung und zum Verlust von Arbeitsplätzen.

    Ihnen ist der Arbeitsplatzverlust lieber?
    Was nützt höherer Lohn, wenn man seinen Job verliert? Ach ja, dann gibt's mehr ALG 1.

    Die deutsche Stahlindustrie ist ohne massive Steuerzuschüsse schon fast tot. Die Chinesen produzieren billiger, besser und beherrschen schon jetzt den Weltmarkt

    Über den Tellerrand denken ....

  6. 4.

    Es scheint als haben die Gewerkschaft kein Interesse an einem funktionierendem Deutschland. Wie anders kann man die Forderung nach 32 Stundenwoche interpretieren. Man sucht Fachleute und will die vorhandenen immer weniger Arbeiten lassen. Dann wundert man sich, wenn Arbeitgeber ihre Produktion ins Ausland verlagern. Überall wird Fachkräftemangel beklagt, aber die Fachkräfte die man hat, sollen immer weniger arbeiten müssen. Wenn es nach den Gewerkschaften geht, haben die Arbeitnehmer in absehbarer Zukunft eine Nullstunden-Woche (aufgrund von Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland) bei vollem Bürgergeld. Die Gewerkschaft will offensichtlich den Rest der noch bestehenden deutschen Stahlindustrie auch ins Ausland drängen.

  7. 3.

    3,1 % ist bei einer allgemeinen Inflation vom 3,2 % ein faires Angebot.

    Weniger Wochenarbeitszeit geht nur mit mehr Personal. Und diese Forderung ist unerfüllbar und unterliegt der tatsächlichen Unmöglichkeit

  8. 2.

    Der IGM scheint es nicht schnell genug zu gehen, was die Abwanderung von Industriearbeitsplätzen ins Ausland angeht!
    Meiner Ansicht nach haben die den Verstand verloren. Die Arbeitnehmer haben in absehbarer Zukunft eine Nullstunden-Woche (aufgrund von Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland) bei vollem Bürgergeld. Und dann wundern sich alle und heulen rum, wenn die Standorte geschlossen werden. Die IG Metall muss langsam mal aufwachen und in der Realität ankommen, diese Forderungen sind an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten.

  9. 1.

    Die Arbeitgeber Jammern doch immer, wenn sich die Arbeitsbedingungen verbessern sollen.

    Nach deren Wünschen, hätten wir wieder eine 2-Stunden-Woche wie zu Guten Zeiten in 1825 aber mindestens 60-Stunden wie Anfang des 20. Jahrhunderts. Am besten wieder Kinderarbeit einführen. Ist alles ungenutztes Potenzial.

    Traurig, wie viele in den Kommentaren die Streikrechte einschränken möchten und sich für ihren Arbeitgeber ausbeuten lassen wollen.

    Anmerkung an die Redaktion: Bitte seid doch so ehrlich und schreibt in die Artikel zu Lohnverhandlungen, ob die Arbeitgeber einen Reallohnverlust als Angebot bieten.

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