Streit um Autobahntunnel - Schumacher-Quartier in Berlin-Tegel braucht Planänderung

Di 16.01.24 | 13:08 Uhr
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Schumacher Quartier
Bild: Schumacher Quartier

Mit dem Bau der rund 5.000 Wohnungen im Berliner Schumacher-Quartier geht es nicht voran. Denn wegen des Autobahntunnels unter den geplanten Wohnhäusern gibt es weiter Streit. Nun greifen die Planer zu einem Trick. Von Sebastian Schöbel

Die Planungen für das Schumacher-Quartier in Berlin-Tegel müssen angepasst werden. Das hat der rbb von Verfahrensbeteiligten erfahren. Demnach muss der Bebauungsplan für das neue Quartier auf dem ehemaligen Flughafengelände mit rund 5.000 Wohnungen geteilt werden.

Grund ist die Verhandlung mit der bundeseigenen Autobahn GmbH, die einen größeren Abstand der Wohnhäuser vom darunterliegenden Tunnel der A 111 fordert. Seit Monaten wird bereits darüber verhandelt: Die Autobahn GmbH fordert, dass die neuen Wohnhäuser mindestens 40 Meter entfernt vom Autobahntunnel entstehen müssten.

Die Planungen sehen allerdings bislang nur einen Abstand von 15 bis 20 Meter vor. Laut rbb-Informationen zeigte sich die Autobahngesellschaft bislang nicht kompromissbereit, offizielle Anfragen des rbb dazu wurden allerdings wiederholt abgewiesen.

Visualisierung des geplanten Schumacher Quartier

Mehrere Hundert Wohnungen in Gefahr

Wie eine parlamentarische Anfrage der Grünen zuletzt ergab, stehen beim Streit um den Autobahntunnel laut Senatsbauverwaltung bis zu 570 Wohneinheiten auf dem Spiel. Denn wenn die Wohnhäuser einen größeren Abstand vom Tunnel einhalten müssen, bleibt für das Wohnquartier insgesamt weniger Platz.

Laut rbb-Informationen wird daher bereits erwogen, die restlichen Gebäude des Schumacher Quartiers höher zu bauen. Das wiederum könnte jedoch mit dem Ziel, das Quartier zum Großteil klimafreundlich aus Holz zu bauen, kollidieren.

Der Holzbau wiederum ist im Schumacher-Quartier mehr als ein Mittel zum Zweck: Das Wohngebiet soll auch ein riesiges Testfeld für möglicherweise wegweisende Bauprozesse sein. Wissenschaftlich begleitet soll im Quartier gezeigt werden, was moderner Holzbau leisten kann.

Vor allem mit Blick auf die Krise in der Bauwirtschaft und die weiter steigenden Preise für konventionelles Bauen mit Beton, sowie die schlechte Klimabilanz herkömmlicher Baumethoden, verspricht sich die Branche viel vom Naturbaustoff Holz. Die Planer des Schumacher-Quartiers wollen dafür auf heimische und vor allem die Brandenburger Kiefer zurückgreifen.

Zweifel an Holzbau

Kritiker bemängeln allerdings, dass der Holzbau teurer sei und damit kaum preiswerteres Wohnen möglich mache. Auch bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, die 50 Prozent der Grundstücke im Schumacher-Quartier bebauen sollen, gab es zuletzt Vorbehalte.

So warnte Gesobau-Chef Jörg Franzen bereits 2022 im Abgeordnetenhaus, dass der Holzbau zur Kostenfalle werden könnte. "Nach jetzigem Stand könnte wirtschaftlich keine einzige Wohnung gebaut werden", so Franzen damals.

Die Planer des Schumacher-Quartiers wollen dem entgegentreten: Ende August soll eine neue Holzbau-Studie der TU Berlin vorgestellt werden. Im Mittelpunkt soll vor allem der Beitrag des Holzbaus zum Klimaschutz stehen.

Sendung: radioeins, 16.01.2024, 17:40 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    Höher zu bauen ist wegen des aktuellen Wohnraummangels in Berlin sowieso sehr sinnvoll. Wenn jetzt sowieso neu geplant werden muss, dann bitte gleich überall 3 Stockwerke mehr bitte. Das ist richtig und wichtig für Berlin hier so viel Menschen wie möglich unterzubringen und nicht in ideologischen Schönheit zu sterben!

  2. 24.

    Wie wärs denn wenn wir einfach höher bauen würden, egal wie der Streit mit der Autobahn ausgeht? In der Stadt höher zu bauen ist immer wünschenswert und gut für die Umwelt.

  3. 23.

    umweltschutz ist kontextsensitiv.
    so ist verbautes holz eine co2 senke aber die wälder benötigen auch bodenaufbau, wenn da massiv abgeholzt wird (siehe rechnung von yau unten in den kommentaren ) kann da knallhart auch in unseren breiten eine wüste entstehen (https://de.wikipedia.org/wiki/Oleschky-Sande) und wenn das holz in 50 jahren oder schon sehr viel frueher ( wenn ich mir da die begrünte holzfassade im bild angucke…) vergammelt dann wars das mit der senke.

  4. 22.

    Ja klar als Eigentümer des vorhandenen Bauwerks verteidigt man jeden meter. Das ist schon nachvollziehbar.
    Irgendwann muss man da mal ran und dann kostet jeder Platz der nicht vorhanden ist in dem Fall unter Umständen eben mehr als ein paar Wohnungen.
    Wahrscheinlich hat man seinerzeit vergessen das mit dem Bau des Flughafens entsprechend zu sichern.
    Schade aber auf Grund der möglichen Entschädigungszahlungen verständlich, dass sich die Autobahn GmbH beim rbb nicht dazu äußert. Zumal man ja schon den Zubringer subtrahieren wird und somit mehr Fläche bereitstellt.
    Kinderspielplatz, Schulsportplatz, Skaterbahn, Grünanlage, Schrebergärten o.ä. was man leicht im Falle des Falles rückbauen kann.

  5. 21.

    Wie kommen Sie auf "ohne Parkplätze"?
    FF ist sicher nicht die modernste Stadt der Welt aber sogar hier weiß man dass man für Autos unter den Wohnungen ausreichend Platz vorsehen kann, um den wertvollen weil geringen und daher teuren Platz im Freien den Einwohnern und nicht deren Autos zur Verfügung zu stellen.

  6. 20.

    Tja, Umweltschutz muss man sich halt leisten können. Umsonst gibt es den nicht.

  7. 19.

    bin kein fachmann, aber wenn man mal so guckt https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung/Arbeitsstaetten/Bauwirtschaft/pdf/Grossgeraete.pdf?__blob=publicationFile&v=2
    dann sieht man dass ein grosser kran 10 mal 10 m, eine betonautopumpe bis zu 9 mal 12 aufstellfläche brauchen, wären die nebeneinander wär man schon bei über 20 m mit den abständen zur grube. dann will man vielleicht seitlich aufbaggern (zb um die tunnelwände zu reparieren) damit man nicht die autobahn sperren muss und dann braucht man noch mindestens eine baustellenzufahrtsstrassen und so sachen wie feuerwehrflächen etc. daher vermute ich mal seitlich ab tunnelwand. auf der westseite auch, aber da ist ja noch frei. da könnte das sogar nochmehr werden falls da noch spuren hinzugeplant wurden oder was weiss ich. aber es gibt zu dem ganzen wahrscheinlich irgendwo vergraben irgendwelche rechtsvorschriften. kurz , wenn die autobahn nicht gesperrt werden soll dann erscheinen 20 m abstand mehr als sportlich.

  8. 18.

    Bitte baut billig ... Für unnötig teure Bau-Experimente der Holzbau-Wissenschaft ist doch jetzt (und viele Jahre noch) die ganz falsche Zeit … Denn keiner will/kann/sollte mehr als 40% seines Netto allein für seine Miete ausgeben müssen ... Das Aufbauprogramm der 50er und 60er sollte wohl Modell sein ... Max. 4-Zimmer, max. 100 qm, Balkon, max. 22m hoch, in Serienfertigung … Oder so ähnlich ... Quadratisch, praktisch, gut und günstig (zu heizen).

  9. 17.

    Ohne Parkplätze, dafür (gemäß Titelfoto) Lastenräder zwischen den Passanten und Lieferdrohnen über die Spazierenden.

  10. 16.

    Willkommen in Berlin.
    Hat Berlin überhaupt schon mal was hinbekommen?
    Großbaustellen in Berlin heißt geplantes Chaos.
    Und Berlin hat nicht zu wenig Wohnungen,sondern lässt zuviele Menschen nach Berlin rein.

  11. 15.

    Der Autobahntunnel existiert seit Jahrzehnten. Man sollte meinen die Planer hatten genug Zeit um mit der Autobahngesellschaft zu reden. Wenn man das versäumt hat, müssen die Planer halt damit leben.

  12. 14.

    Das Projekt mag ja voranschreiten gut, aber wir müssen weiter

  13. 13.

    Hilfe, wo kommen Sie denn auf einmal her, mit ihrer Forderung?
    Haben Sie das Ganze mal bis zu Ende gedacht oder steht das irgendwo - abgesehen von der Menschenrechtsdeklaration, wo aber nix von 10 m² steht - oder ist das jetzt nur so ne Schnapsidee von Ihnen? Könnte man ja Angst kriegen, wenn das nicht so abstrus wäre...

  14. 12.

    Mit welcher fachlichen Begründung wird denn dieser breite Schutzstreifen gefordert?
    Wie sind denn die 40m zu verstehen? Von der Mittellinie oder vom Rand des Tunnels? Nach beiden Seiten?
    Woanders in Berlin baut die Autobahn GmbH ja selbst auf engstem Raum zwischen Wohnhäuser durch bzw. darunter.

  15. 11.

    Genau, und verbunden damit endlich Einführung der staatlichen Zwangsbewirtschaftung von Wohnraum: Jedem Insassen der Bundesrepublik stehen zehn Quadratmeter zu, bei allem, was darüber liegt, wird konsequent einquartiert.

    Anders kriegen wir das mit der Wohnungsnot nämlich nicht hin, jedenfalls nicht in den nächsten zwanzig, dreißig Jahren, und schon gar nicht mit der wachsenden Zahl von NIMBYs, die ständig lautstark jammern und natürlich wütend sind (auf alles mögliche), aber zur Lösung von Missständen absolut nichts beitragen wollen, schon gar nicht vor ihrer Haustür. Opfer bringen sollen immer die anderen. Und überhaupt soll alles so schön bleiben wie es in Wirklichkeit nie war.

  16. 10.

    >"Welchen Trick der Autor hier meint, erschließt sich mir nicht"
    Ich vermute mal, das ist die Idee mit dem Aufstocken der übrigen geplanten Blöcke.
    Dass man ohne vorheriges Anfragen der Autobahn GmbH schon mal was vorbereitet hat, erinnert mich an die Olsenbande und Egon Olsen: Ich habe da nen Plan... Aufgegangen sind die auch nie. Dass die Autobahn GmbH mehr strategischen Sicherheitsabstand zum Tunnel haben will, ist eigentlich auch logisch. Bei 20 Meter lings / rechts ist wenig Raum für wenn mal was am Tunnel von außen gebaut werden muss.

  17. 9.

    eine überschlagsrechnug zu den im link https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/05/schumacher-quartier-berlin-tegel-flughafen.html
    genannten 25000 festmetern. ein 10 cm dicker vollholzboden würde bei einer 50 qm wohnung 5 kubikmeter holz benötigen, dass würde bei 5000 solchen wohnungen 25000 kubikmeter ergeben….

  18. 8.

    Welchen Trick der Autor hier meint, erschließt sich mir nicht. Ansonsten hat ja Berlin mit Flughäfen einschlägige Erfahrungen. Hier wird die nächste periphäre Brache - zumal noch ohne nennenswerte verkehrliche Erschließung - zum neuen Leuchtturmprojekt gekürt. Ein Quartier ohne Parkplätze punktet nicht bei jedem. Bei den Zinsen und Baukosten wird hier die nächsten 20 Jahre nichts bezugsfertig. Insofern könnten wir uns die Kosten für das Projekt vorerst sparen. Wieviel Fördermittel fließen hier eigentlich (Frage u.a. an rbb)? Das ändert sich erst, wenn der Mietspiegelmittelwert 15,00 Euro pro m² übersteigt. Dann könnten auch solche Randlagen attraktiver werden. Wirtschaftlich sinnvoll wird man aber nur mit Plattenbau (vornehmer: serieller Wohnungsbau) bauen können. Vielleicht wäre es für solche Projekte sinnvoll, wenn Ökonomen auch in frühe Planungsphasen einbezogen würden, um die Sinnhaftigkeit solcher Planungen zu hinterfragen und teure Luftschlösser zu vermeiden.

  19. 6.

    Stimmt - Tegel braucht ne Planänderung: Baustopp und Aufforstung zum Stadtwald in ERgänzung zum Tegeler Forst.

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