Energiewende - Kraftwerk Jänschwalde nimmt Blöcke E und F endgültig vom Netz

Sa 30.03.24 | 08:07 Uhr
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Archivbild:Braunkohlekraftwerk Jänschwalde 10.11.2023.(Quelle:imago images/A.Franke)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.03.24 | Dirk Schneider | Bild: imago images/A.Franke

Bereits 2018 und 2019 gingen zwei der sechs Kraftwerksblöcke in Jänschwalde das erste Mal vom Netz in die Sicherheitsreserve. Wegen des Ukrainekriegs und dadurch ausbleibender russischer Gaslieferungen wurden sie reaktiviert - bis jetzt.

Techniker Raik Balthasar begleitet einen der letzten Vorgänge rund um die Kraftwerksblöcke E und F im Kohlekraftwerk Jänschwalde. Die Grabenbunkerhälften werden leer gefahren, um die Brandgefahr zu minimieren, erklärt er: "Wir werden dann auch nach Außerbetriebnahme der Blöcke mit den Baggern die restliche Kohle entfernen, dass hier keine Brandgefahr bestehen wird. Und direkt nach der Netztrennung der Blöcke müssen noch technologische Prozesse abgefahren werden."

Blöcke sind schon einmal heruntergefahren worden

Einer dieser Prozesse ist das Kaltwerdenlassen der Turbine, für das Kraftwerksleiter Andreas Thiem verantwortlich ist. Er kontrolliert von der Leitwarte aus über Monitore mit Anzeigetafeln die Blöcke E und F. Von hier aus wurden sie schon einmal heruntergefahren: "Einmal schon geprobt - im Rahmen der Sicherheitsbereitschaft sind wir ja 2018/19 schon mal außer Betrieb gegangen. Auch mit dem Hinweis, es wird eine endgültige Stilllegung geben," erinnert sich Thiem. "Nach der Sicherheitsbereitschaft, mittendrin, dann der Aufruf. Sie können sich vorstellen, was das für Aufregung bringt. Und nun das Gleiche nochmal."

Blöcke blieben mit Ausnahmegenehmigung am Netz

Am 31. März 2024 soll aber wirklich endgültig Schluss sein. Denn es gibt einen verbindlichen Ausstiegsplan für das Kraftwerk. Die beiden Blöcke haben in den vergangenen beiden Wintern nur noch mit Ausnahmegenehmigung gearbeitet, um die Stromversorgung in Deutschland zu sichern.

"Wir sind verpflichtet, das Kraftwerk in einem sicheren Zustand abzufahren. Dazu gehört, dass wir alles, was an Brandlasten im Bauwerk zu finden ist, also Gummifördergurte, Kohle, Öle, Säuren - das muss alles aus dem Block, aus dem Werk drei, entfernt werden, damit wir auch der Behörde gegenüber klarstellen können, wir sind sicher abgefahren", erklärt Andreas Thiem. Diese Vorgänge erforderten Zeit und Struktur.

Mitarbeiter sollen andernorts eingesetzt werden

Die Technik ist das eine. Als die Blöcke das erste Mal abgeschaltet werden sollten, war die Sorge um 600 Arbeitsplätze groß. Das sei heute nicht anders, sagt Thiem: "Neues Szenario, gleiche Angst. Also es fühlt sich hier keiner, wie in die großen Ferien zu gehen: Hurra, wir gehen jetzt außer Betrieb."

Laut dem Energiebetreiber Leag sollen die meisten Mitarbeiter an anderen Standorten untergebracht oder für eine Zukunft im zukünftigen Speicherkraftwerk qualifiziert werden. Denn: Nach dem Aus für die Braunkohle soll in Jänschwalde ein Gaskraftwerk entstehen. Das lässt Andreas Thiem zuversichtlich bleiben: "Also zufrieden bin ich, mit dem, was wir hier geschafft haben. Nach meinem Dafürhalten eines der schönsten Kraftwerke Europas. Hat Spaß gemacht!"

Mit Informationen von Aspasia Opitz.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.03.2024, 14.42 Uhr

65 Kommentare

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  1. 65.

    Von welchem Land reden Sie? Also Deutschland kann es nicht sein. Jedenfalls nicht, wenn es sich um Strompreise handelt. Schreiben Sie uns aus Norwegen, oder haben Sie die Kommastelle ihres Strompreises falsch gelesen?

  2. 63.

    Wir ruinieren unsere Wirtschaft wenn wir weiter auf Technologien des vorvorletzten Jahrhunderts setzen.

    Altmaier hat es vorgemacht, wir haben einen Vorsprung von min. 10 Jahren verloren, weil unsere Wirtschaftlenker die Zukunft verschlafen oder lieber auf kurzfristigen Profit setzen.

  3. 62.

    Mit den Kohlekraftwerken ist der deutschen Wirtschaft nun aber gar nicht geholfen.
    Nicht umsonst haben die kaum noch Chancen am europäischen Strommarkt. Offensichtlich zu teuer im Betrieb.
    Über die schwerwiegenden Umweltfolgen dieser Technologie muss man heutzutage ja nicht mehr reden. Das weiß ja inzwischen jeder.

  4. 61.

    Netter Versuch. In "Sustainability by numbers" wurde aber aufgezeigt, dass China zwar immer mehr Kohlekraftwerke baue, die aber immer weniger laufen.

  5. 60.

    Dass wir mit preiswerter Erneuerbarer Energie unsere Wirtschaft ruinieren, machen Sie woran fest? Dank Merrit Order köcheln die Flamme un den fossilen Kraftwerken immer häufiger auf kleiner Flamme. Nach ersten Auswertungen mit Vergleich zu ersten Quartal 2023 lag dabei die Last in vergleichbarer Höhe, Kohle wurde aber viel weniger verstromt.

  6. 59.

    China nimmt pro Jahr mehr Kohlekraftwerke in Betrieb, als Deutschland abschaltet.
    Dafür ruinieren wir unsere Wirtschaft.
    Gratulation!

  7. 58.

    Das wird auch Zeit! Ein altes Unikum wird endlich begraben, die Sonne ist wieder am Aufsteigen. Nice!

  8. 57.

    Man erkennt leicht, dass hier sehr viele glauben, der globale Westen mit NATO und EU ist der Friedensengel und Klimaschutzvorreiter.
    Aber es ist ja auch schwierig, über den Tellerrand und aus der eigenen Blase heraus zuschauen.

  9. 56.

    Man erkennt leicht, dass die fossile Lobby sich vor der Übererfüllung des chinesischen Plans fürchtet und das in leichter Variation immer wieder zum Ausdruck bringt.

  10. 55.

    "Die Abwanderung von Unternehmen aus Deutschland ist im vollem Gange."

    Die begann schon zu Altmaier, der auf Geheiß der Stromkonzerne dafür gesorgt hat dass eine ganze Industrie abwanderte. Die cDU hat alles dafür getan den Ausbau der EE zu verhindern, jetzt hinken wir China hinterher.

  11. 54.

    Sie sind damit überfordert, dass China den Plan zum Schrecken der fossilen Lobby überzuerfüllen droht. Dank der hinkt Deutschland dem eigenen Plan hinterher. Die nutzt trotzdem weiterhin China als Ausrede.

  12. 53.

    Sie erkennen nicht einmal den Unterschied in meinen letzten Beiträgen.

  13. 52.

    Da Sie sich wiederholen, machte ich das auch: "China hat einen Plan, wie die CO2-Emissionen reduziert werden können und könnte dem voraus sein. Wir haben die fossile Lobby und hinken unserem Zielen hinterher. "

  14. 50.

    China hat einen Plan, wie die CO2-Emissionen reduziert werden können und könnte dem voraus sein. Wir haben die fossile Lobby und hinken unserem Zielen hinterher. "Wer mit dem Finger nur auf das Riesenland im Fernen Osten zeigt, statt hierzulande den Umbau der Industriegesellschaft voranzutreiben, sollte sich nicht beschweren, wenn die heimischen Hersteller nicht mehr mithalten können."
    https://www.telepolis.de/features/Chinas-Klimawende-Hat-der-Gigant-seinen-CO2-Hoehepunkt-erreicht-9601313.html?seite=all

  15. 49.

    Das stimmt zwar, wenn Sie nur eine Seite der Gleichung betrachten. Aber worauf hat sich den die vielgepriesene Wirtschaftskraft/Exportweltmeister D aufgebaut? Nur weil wir billigst v.dem sich freiwillig als Exporteur seiner Rohstoffe hergegebenden RUss. Bären Erdöl/Erdgas etc. bezogen haben, um dies mit sog. westl. Know-how zu verbrennen, um u.a.(!)Strom daraus zu machen.
    Und glauben Sie nicht, dass nur die Autoindustrie mal kurz irgendw. Schadstoffeinrichtungen abschalten ließ.
    Klar, das KW Jänschw. war schon sehr modern, aber dennoch ist eine stete CO2 -Erzeugung keine Lösung auf Dauer. Und ja, in den nördl.des KW liegenden PeitzerTeichen hatten es die Warmwasserfische, äh-m Karpfen, schon nicht schlecht. Es kam ja auch nun, ja, leicht temperiertes Wasser dazu. Aber die Bilder(Shoots von Norden)sind natürlich sehr schön. Trotzdem waren die Bürger in Anrainer-Gemeiden von den Begleit-"Musiken" des GTB, dann doch so nicht amused. Viel techn Wissen war notw., Negatives einzugrenzen!

  16. 48.

    Oh man, China steigert seine annualen Emissionen noch bis zum Jahr 2030!
    Klimaneutralität ist für 2060 erhofft. In Europa dagegen schon 2050.
    Und Sie reden vom Rückgang...

  17. 47.

    Trotzdem steuert China auf einen strukturellen Rückgang der CO2-Emmisionen zu. Die fossile Lobby will das aber nicht wahr haben.

  18. 46.

    Immer diese Vergleiche, China-Deutschland. Das passt doch schon nicht wege Fläche und Bevölkerungzahl. Ich denke auch nicht das Sie hier Chinese Verhältnisse haben wollen. Wenn hier in Ihrem Garten ein Strommast errichtet werden soll haben Sie erst mal 10-15 Jahre Ruhe. Wird das in China geplant sind Sie spätestens nach einem Monat umgesiedelt. Und das moderne China gibt es auch nur im Umkreis der Ballungszentren.

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