Verhandlungen beendet - BVG und Verdi einigen sich im Tarifstreit

Do 11.04.24 | 16:39 Uhr
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Zahlreiche Beschäftigte nehmen an einer Kundgebung vor der BVG-Zentrale teil am 29.02.2024.(Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Video: rbb24 Abendschau | 11.04.2024 | M. Steffens | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Günstigere Pausenregelungen, sechs Wochen Urlaub und den nun auch bezahlt: Die Arbeitsbedingungen bei der BVG sollen sich spürbar verbessern. Der Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Verdi ist beigelegt, weitere Warnstreiks sind vom Tisch.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Gewerkschaft Verdi haben ihren Tarifkonflikt beigelegt. Beiden Seiten haben am Donnerstag mitgeteilt, dass man sich am Vortag auf einen neuen Manteltarifvertrag für die rund 16.000 Beschäftigten geeinigt habe. Es war die vierte Verhandlungsrunde. Damit drohen vorerst keine weiteren Warnstreiks bei der BVG.

Die Vereinbarungen würden zu spürbaren Entlastungen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen, sagten BVG-Personalvorständin Jenny Zeller und Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt.

Längere Wendezeiten, erstmals Urlaubsgeld

Es sei ein "gutes und wichtiges Signal für alle Mitarbeitenden der BVG und für die Mobilität in unserer Stadt", so Zeller. Arndt betonte, es sei gelungen, die unbezahlten Pausenanteile von derzeit 50 auf 30 Minuten zu senken.

Auch beim strittigen Thema der Wendezeiten auf den Buslinien habe man einen Kompromiss gefunden. Ab 1. Januar nächsten Jahres sollen die Busfahrer:innen an einer Endhaltestelle sechs Minuten zur Verfügung haben, bevor sie eine neue Fahrt beginnen. Bislang waren vier Minuten vorgesehen. Verdi hatte zehn Minuten gefordert. Die neue Regelung soll außerdem wissenschaftlich begleitet werden.

Einige zentrale Konfliktpunkte konnten die Tarifpartner bereits im März abräumen. Unter anderem wurde beschlossen, dass ab 2025 alle BVG-Mitarbeitenden 30 Tage Urlaub erhalten sollen - ohne Staffelung nach Betriebszugehörigkeit. Zudem wurde beschlossen, dass ab 2024 erstmals ein Urlaubsgeld von 500 Euro gezahlt wird. Ab 2026 sollen die Beschäftigten zwischen dem Urlaubsgeld oder zwei zusätzlichen Entlastungstagen wählen können.

Tarif läuft bis Ende 2025

Im nächsten formalen Schritt des Prozesses soll der erzielte Abschluss in den Gremien der beiden Tarifparteien behandelt werden, so die BVG. Die Details des Tarifabschlusses werden in den kommenden Wochen im Rahmen der so genannten Redaktionsverhandlungen ausformuliert und finalisiert. Der nun abgeschlossene Manteltarifvertrag läuft bis Dezember 2025.

Die Tarifverhandlungen hatten Ende Januar begonnen und waren von Warnstreiks begleitet worden, zu denen Verdi bundesweit in vielen Städten im öffentlichen Nahverkehr aufgerufen hatte. Zweimal hatte Verdi den Bus-, Tram- und U-Bahnverkehr in der Hauptstadt weitgehend zum Erliegen gebracht.

In vielen Bundesländern bisher keine Einigung

Nicht nur in Berlin, auch in 14 weiteren Bundesländern verhandelte Verdi über neue ÖPNV-Tarifverträge. Die Forderungen waren dabei sehr unterschiedlich. In einigen Ländern geht es, wie in Berlin, lediglich um die Arbeitsbedingungen. In anderen, etwa in Brandenburg, auch um mehr Geld für die Beschäftigten.

In Brandenburg waren die Tarifparteien bereits Mitte März zu einer Einigung gelangt. In einigen Bundesländern laufen die Verhandlungen dagegen noch. In einigen drohen in den kommenden Wochen nach Urabstimmungen unbefristete Streiks - etwa im einwohnermäßig größten Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.04.2024, 13:20 Uhr

27 Kommentare

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  1. 27.

    Streiken - Lohn - Steuer - Preiserhöhungen, das ist das Prinzip des Kapitalismus. Was ist wenn Verdi Parteipolitisch Unterwandert jedoch dafür sorgt das die Staatliche Verwaltung höhere Steuern benötigt, aber sie nicht über Mehrwertsteuererhöhungen Pacht und Mieten gehen will / kann und die Gewerkschaften zu exorbitanten Lohnzuwachs- Steigerungen / Streiks anstiftet. einfach mal anders herum denken.

  2. 26.

    die Renten werden ja schließlich auch andauernd jährlich angehoben, was eigentlich gesetzeswidrig ist."

    Auf welche gesetzliche Regelung, gegen die hier verstoßen wird, beziehen Sie sich, bittschön?

  3. 25.

    jährliche Rentenerhöhungen gesetzeswidrig?

    und haben Sie schon etwas gegen diese gesetzeswidrigkeit unternommen?
    Klagen vor Gerichten ect eingereicht?

    wenn nein, warum nicht? ist doch nach ihrer Ansicht nach gesetzeswidrig

  4. 24.

    So, so. Jährliche Rentenerhöhungen sind also "eigentlich" gesetzeswidrig. Was genau meinen Sie damit?
    Wieder einmal Unkenntnis, wonach sich Rentenerhöhungen richten?

  5. 23.

    Drama, Drama, Drama.

    Ich bekam 120€ Nebenkostenrückzahlung. Niemand ist erfroren und niemand ist verhungert. Einfach mal weniger panikieren.

  6. 22.

    welche Linien haben Fahrzeiten von einer Stunde und mehr?

    bei der Straßenbahn ist es die im 20 Minuten Takt befahrende Linie 27 mit 62 Min Fahrzeit
    sowie die M8 mit 61 min

    alle anderen haben weniger als eine Stunde!
    die lange M4 hat grade mal 38 min Fahrzeit, und die M10 43 min

    selbst bei der U Bahn wird die U7 als längste U-Bahnlinie nicht nur Berlins sondern Deutschlands in 56 Minuten je Richtung befahren

    und von den mehr als 150 Buslinien sind ca 90% im Bereich zwischen 30 - 50 min Fahrzeit

    da von Unzumutbarkeit zu sprechen ist absurd

  7. 21.

    nein hat er nicht
    er hat mit seinen Streiks und der Androhung von unplanbaren unvorhersehbaren Wellenstreiks ,unbeteiligte Fahrgäste die nichts für die Inkompetenz des Bahnvorstandes und der Politik können leiden lassen und wovor?
    damit am ende ein Kompromiss steht und seine geforderte 35 Stunden Woche erst ab 01.01.2029 also in 5 Jahren! eingeführt wird und das es am ende keine Ausweitung der Tarifverträge auf die Infrastruktur Bereiche bei der Bahn gibt , wo er vorher lautstark betont hat, das es eine der Kernforderungen ist, die er nicht mal in Schlichterhände gibt

  8. 20.

    Wieviel Prozent vom Lohn machen die Gewerkschaftsbeiträge nochmal genau aus?

  9. 19.

    Es wurden die Interessen einer Gruppe vertreten und es steht übrigens jedem frei sich vertreten zu lassen. Eine Person kann da mal so eben gar nichts tun wie Sie bestimmt ziemlich genau wissen, oder?

  10. 18.

    Also aus meiner Sicht, ist es kein Verhandlungsergebnis, auf welches man aus Verdi-Sicht stolz sein kann.
    Vielmehr hätte man an den Schichtmodellen ,etwas machen müssen...es bringt nix, wenn Personal für 3 Std. gespart wird und man dann um 1:30 aufsteht, oder um 3:00 Zuhause ist und dann auch nur 11 Std. Ruhezeit ab Feierabend hat. Schön wären für die Kollegen auch 2 Extratage Urlaub + Urlaubsgeld, sowie einen Ausgleich für diese, die kein Mobiles Arbeiten nutzen können.

  11. 17.

    Richtig ist, dass die Befürworter der Lohnschraube offensichtlich die Zusammenhänge mit der allgemeinen Teuerungsrate nicht erkennen.Ich sehe keinerlei Belehrung. Nur Ergänzung bzw. Richtigstellung.

    Ich freue mich auch, dass die BVG ihre Mitarbeiter nun besser entlohnt. Nun müssen sie nur noch ihre Lüge aus der Welt schaffen, der 200er würde wieder alle 12 Minuten fahren. Falsch. Am Zoo fährt er nach wie vor im 20-Minuten-Takt.

  12. 16.

    Finde ich gut dass man heute kürzere Tarifvertragszeiten hat, die Renten werden ja schließlich auch andauernd jährlich angehoben, was eigentlich gesetzeswidrig ist.

  13. 14.

    wenn man mal genau hinschaut wie Verdi seine Streiks und Forderungen bei Öffentlichen Dienst / Beamte ablaufen und wie das Verhalten/ Forderungen bei Streiks im Privatsektor betrachtet ist dabei einiges im argen/ zweifelhaft.

  14. 13.

    Weselsky hat alles richtig gemacht - ganz im Gegenteil zum trödeligen DB-Vorstand.

  15. 11.

    Und sind nun alle Seiten zufrieden? Da hat sich der Streik richtig gelohnt. Und nun steigen die Gewerkschaftsbeiträge.

  16. 10.

    Freuen Sie sich doch bitte einfach mal, das nicht weiter gestreikt wird. Warten Sie mal ab wenn es nächstes Jahr um mehr Geld bei der BVG geht.....

  17. 9.

    Wobei die sogenannten „Wendezeiten“ aber auch weiterhin wirklich ein Problem sind! Ich wohne direkt an einer Endstelle wo die dort verkehrenden Linie fahrplanmäßig jeweils 10 min Zeit haben. Wenn ich allerdings die Verspätungen bei der Ankunft sehe (die Linien kommen alle über beliebte Staustrecken) haben die Fahrer häufig nichts davon. Und dann sind alle drei auch noch „Langstreckenlinien mit einer Fahrzeit von einer Stunde und mehr! Eigentlich unzumutbar. Da muss noch eine ganz andere Lösung her…..

  18. 8.

    “….von wegen die die Inflation sinkt!”
    Inflation heißt nun mal Teuerung, das heißt die Preise steigen. Zwar langsamer wenn die Inflationsrate sinkt, aber sie steigen!
    Ich hätte so etwas eigentlich für Allgemeinwissen gehalten.

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