Eisenhüttenstadt - Arcelor Mittal erhält Förderbescheid für klimafreundliche Stahlproduktion

Do 30.05.24 | 18:44 Uhr
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Archivbild: Das Werk der Arcelor Mittal Eisenhüttenstadt GmbH auf beiden Seiten des Oder-Spree-Kanals (Luftaufnahme mit einer Drohne).(Quelle:picture alliance/dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.05.2024 | Klaus Lampe | Bild: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat am Donnerstag dem Stahlkonzern Arcelor Mittal in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) einen Förderbescheid zum Umbau seiner Produktion überreicht. Bereits im Februar hatte Habeck die Förderzusage verkündet.

Für die Transformation zur klimafreundlichen Stahlproduktion werden bisher 2,5 Milliarden Euro Investitionskosten veranschlagt. Davon sollen 1,3 Milliarden aus Fördermitteln finanziert werden.

Für das Unternehmen ist die Transformation nach eigenen Angaben von herausragender Bedeutung für die Zukunft der Flachstahlwerke. Die Stahlstandorte von Arcelor Mittal in Bremen und Brandenburg sind nach Ansicht von Habeck mit der Zusage der Milliarden-Förderung für die Zukunft gerüstet.

"Ich freue mich, dass die Belegschaft hier nach der wechselvollen Geschichte dieses Werks jetzt eine Perspektive auf eine sichere Zukunft hat und das gilt für alle Stahlstandorte in Deutschland", sagte Habeck am Donnerstag beim Besuch des Stahlwerks in Eisenhüttenstadt.

"Zukunftssicherung des Stahlstandorts Eisenhüttenstadt"

Die energieintensiven Industrien müssten dekarbonisiert werden, sagte der Wirtschaftsminister. Damit meint er, dass sie frei von fossilen Energien werden sollen, die schädliche Klimagase ausstoßen. "Das kostet Geld. Dieses Geld können die Unternehmen nicht alleine tragen", so Habeck weiter. "Wir stehen im Grunde vor der Wahl: Machen die Unternehmen irgendwann mal zu und lösen die Standorte auf oder kriegen sie politische Unterstützung."

Der Chef von Arcelor Mittal Flachstahl Deutschland, Thomas Bünger, sprach von einem wichtigen Tag für das Unternehmen und die Belegschaften in Bremen und Eisenhüttenstadt. "Mit dem nationalen Förderbescheid haben wir einen Teil der Kosten gesichert, die wir für den Bau und Betrieb neuer Anlagen zur Dekarbonisierung brauchen", sagteBünger.

Auch der Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) zeigte sich erfreut über die Förderung. "Damit ist ein erster, wichtiger Schritt zur Zukunftssicherung des Stahlstandortes Eisenhüttenstadt getan", sagte Steinbach. Die Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) wies darauf hin, dass 12 000 Arbeitsplätze in der gesamten Region an dem Bremer Werk hingen. "Wir wollen Deutschlands Industrie transformieren, die Arbeitsplätze erhalten und uns übrigens auch unabhängig machen", sagte sie.

Mit grünem Wasserstoff zur Klimafreundlichkeit

Arcelor Mittal will bis zum Jahr 2030 nach eigenen Angaben je einen Hochofen in Bremen und in Eisenhüttenstadt durch Elektrolichtbogenöfen und eine sogenannte Direktreduktionsanlage ersetzen. Bei der Direktreduktion werden Gase wie Erdgas oder Wasserstoff eingesetzt, um dem Eisenerz den Sauerstoff zu entziehen, und nicht mehr Kohle und Koks wie in einem klassischen Hochofen.

Die neuen Anlagen sollen perspektivisch grünen Wasserstoff einsetzen, sobald er zu international wettbewerbsfähigen Preisen und in ausreichender Menge zu haben ist. Bis zu 5,8 Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid könnten damit pro Jahr eingespart sowie 3,8 Millionen Tonnen CO2-reduzierter Stahl produziert werden. Energiepreise und genug Wasserstoff sind wichtig.

Voraussetzungen für Dekarboniserung

Arcelor Mittal nennt aber Voraussetzungen: Für eine positive finale Investitionsentscheidung des Konzerns bis Mitte 2025 und das Umsetzen des Umbaus blieben international wettbewerbsfähige Energiepreise und ausreichend verfügbare Mengen an grünem Wasserstoff wichtige Faktoren. Auch der Aufbau grüner Leitmärkte etwa beim Bau und in der Autobranche spielten eine wichtige Rolle, um CO2-reduzierten Stahl wettbewerbsfähig zu machen.

Die EU-Komission hatte der Förderung von 1,3 Millarden Euro bereits Ende Februar zugestimmt. Sie soll auch dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland zu beenden. Arcelor Mittal ist nach eigenen Angaben das weltweit führende Stahl- und Bergbauunternehmen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.05.2024, 09:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Nach der „Transformation“ werden die Erzeugnisse etwa 5mal teurer als international üblich. Also unverkäuflich.
    Sollen sie ehrlich sein und gleich aufgeben. Schade ums Geld. Gebt jedem EKO-Mitarbeiter seine Anteil an dem Förderteld. Das wäre eine fair-nachhaltige Lösung.
    Bevor „Transformiert“ wurde, hieß das 90/91ff Unstrukturierung. Es sollte Deinstrualisierung des Ostens heißen - das wäre ehrlich.

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