Konzertkritik | Kendrick Lamar in Berlin - Das Hip-Hop-Schwergewicht bringt alle zum Tanzen

Mi 12.10.22 | 11:45 Uhr | Von Simon Brauer
Archivbild: Kendrick Lamar performt bei einem Konzert. (Quelle:imago/A.Valdès)
Audio: rbb24 Inforadio | 12.10.2022 | Bild: imago/A.Valdès

Zu seinen Trophäen zählen 14 Grammys und ein Pulitzer-Preis: Kendrick Lamar ist ein Weltstar. Mit seinen Texten über Rassismus, Schwulenfeindlichkeit und Selbstliebe prägte er die Hip-Hop-Szene. Simon Brauer erlebte das Konzert in Berlin als Spektakel.

Der Mann weiß, wie man es spannend macht: Minutenlang wartet das Publikum auf den aktuell einflussreichsten Rapper der Welt und kann sich ausmalen, was Kendrick Lamar wohl vor hat mit diesem ungewöhlichen Bühnenbild. Eine quadratische Bühne ragt in die Halle hinein, komplett verhüllt von weißen Stoffbahnen. Ein langer weißer Laufsteg teilt fast den kompletten Innenraum der Mercedes-Benz-Arena in zwei Hälften.

Dann der erste Ton vom neuen Album "Mr Morale & The Big Steppers": Der Vorhang fällt, Kendrick Lamar ganz in Schwarz gekleidet, trägt einen breiten goldenen Gürtel, der an den Siegergürtel eines Boxers erinnert. Er sitzt am Klavier und fängt an zu rappen - so schlau und schnell wie kein anderer.

Feierwütige Fans

Eine Band gibt es nicht, Kendrick Lamar braucht die Bühne ganz für sich allein. Aber hin und wieder kommen mit großen Schritten elf Tänzerinnen und Tänzer dazu - The Big Steppers - und zeigen zackige und kraftvolle Choreografien. Das Berliner Publikum: textsicher und feierwütig. Jeder Song wird vom ersten Ton an bejubelt, bei den schnelleren Stücken verwandeln sich die Fans in eine tobende wogende Masse.

Lamar hat mehr Feuer als seine Pyrotechnik

Jeder Song ist anders inszeniert - mit wenigen Mitteln, aber immer eindrucksvoll. Mal versinkt Lamar mitsamt Klavier im Bühnenboden, mal bewegt er sich in einem weißen Lichtkegel, mal schwebt er auf einem Bühnenteil bis unter die Hallendecke. Trotz all dieser Spielereien steht aber immer die Musik im Vordergrund und Lamars ganz eigene Mischung aus Rap, Jazz, Kammermusik und Pop.

Zu Beginn und auch zum Ende des Konzerts wird auf der Bühne noch Pyrotechnik abgefeuert, Stichflammen schießen nach oben, und sehen dabei aber gar nicht so beeindruckend aus wie der Rest der Show. Das Publikum freut es trotzdem - und selbst Kendrick Lamar huscht hin und wieder ein Lächeln übers Gesicht. Kendrick Lamar live: ein Spektakel, düster, laut und perfekt inszeniert.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.10.2022, 6 Uhr

Beitrag von Simon Brauer

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