Festival ohne Partys und Empfänge - Atmosphäre gedämpft, Stimmung trotzdem gut

Mo 14.02.22 | 12:22 Uhr
Emma Thompson auf dem roten Teppich bei der Premiere von Good Luck to You, Leo Grande im Friedrichstadt-Palast (Quelle: Eventpress Golejewski/www.imago-images.de)
Audio: rbb 88.8 | 14.02.2022 | Frauke Gust | Bild: Eventpress Golejewski/www.imago-images.de

Seit Donnerstag läuft die Berlinale mit strengen Corona-Regeln - und deutlich weniger Gästen. Das erste Festival-Wochenende fand nun komplett ohne Partys und Empfänge statt. Gefeiert wurde trotzdem – nämlich eine Oscarpreisträgerin. Von Frauke Gust

Das Publikum im Berliner Friedrichstadtpalast erhebt sich begeistert von den Sitzen, als Emma Thompson am Samstagabend im pinkfarbenen Glitzer-Blazer den Saal betritt.

Auch auf dem Roten Teppich gibt sie viele Autogramme und freut sich offenkundig sehr, live bei der Berlinale dabei zu sein. Sie verteilt Luftküsschen an ihre Fans. Ein bisschen komisch sei diese Berlinale schon, sagt sie. Die Atmosphäre sei etwas gedämpft, trotzdem sei sie glücklich mit ihrem neuen Film hier zu sein.

Thompson schenkt dem Festival das wichtigste Lächeln

In "Good Luck To You, Leo Grande" spielt Emma Thompson eine Frau Anfang 60, die ihr nie wirklich gelebtes Sexleben endlich entdecken möchte und sich dafür einen professionellen Sexarbeiter leistet. Sie habe 19 Tage Vorbereitung gebraucht, bis sie so weit gewesen sei, splitternackt vor der Kamera vor einen Spiegel zu treten - wo sie ihrem Körper das großartigste und wichtigste Lächeln des Festivals schenkt.

"Der Spiegel sagt: 'Mach dir nichts draus, es ist alles gut. Hör nicht auf die ganze Gehirnwäsche vom perfekten Körper'. Das ist ein revolutionärer Akt", so die Schauspielerin.

Meltem Kaptan gilt als Bären-Anwärterin

Im Berlinale-Wettbewerb gab es am Wochenende auch einen neuen Star zu entdecken: Meltem Kaptan ist als Mutter von Murat Kurnaz in Andreas Dresens Film "Rabiye Kurnaz Vs. George W. Bush" zum ersten Mal in einem Kinofilm zu sehen und erobert die Herzen auf dem Potsdamer Platz im Sturm. Die Situation sei für sie wahnsinnig aufregend, sagt sie am Samstag vor der Premiere. Jetzt, wo der Film raus sei und man ihn teile, wisse man ja nicht mehr, was passiere. "Das ist für mich der spannendste Moment. Ich glaube, ich werde gleich innerlich sterben, wenn ich mitbekomme, was da an Emotion im Raum ist", sagt sie bewegt.

Der Silberne Schauspielbär sei ihr jetzt schon sicher, wird ihr auf der Pressekonferenz prophezeit - Meltem Kaptan und Andreas Dresens Film gelten als große Favoriten im Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären.

Es ist ganz seltsam. Einfach nur hier zu sein ist schon so toll, echtes Publikum, Interviews geben - was ich früher gehasst habe, mag ich jetzt richtig.

Charlotte Gainsbourg

Gainsbourg bringt Star-Glamour

Mit Charlotte Gainsbourg kam am Sonntagabend dann auch noch cooler Star-Glamour auf den Potsdamer-Platz. "Es ist ganz seltsam. Einfach nur hier zu sein ist schon so toll, echtes Publikum, Interviews geben - was ich früher gehasst habe, mag ich jetzt richtig. Es ist toll, hier zu sein. Berlin ist einfach echt", sagt Gainsbourg.

Wenn auch die Festivalstimmung teilweise gedämpft ist, die Berlinale selbst ist entspannter: Weniger Leute, die Abläufe funktionieren – und es gibt nur vereinzelt Beschwerden über Leute, die im Kino ihre Masken nicht durchgängig tragen.

Die meisten Besucherinnen und Besucher sind vorsichtig. "Ein bisschen Mut gehört schon dazu. Ohne Risiko ist es ja nicht", sagt eine Zuschauerin. Man wolle aber auch ein Zeichen für die Kultur und das Kino setzen, fügt eine andere hinzu.

Sendung: rbbb 88.8, 14.02.2022, 06:50 Uhr

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