Verwittertes Filmdenkmal am Potsdamer Platz - Bezirksamt plant keine Sanierung des "Boulevard der Stars"

Mo 19.02.24 | 17:57 Uhr
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Boulevard der Stars Deutschland, Berlin im Februar 2024: Eine polierte Bronzesternspitze umgeben von sehr verwittertem rot-gefäbten Asphalt auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße. (Quelle: Imago Images/Achille Abboud)
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Er sollte mal die deutsche Version von Hollywoods "Walk of Fame" werden, doch viel mehr als gerissener Beton ist am "Boulevard der Stars" in Berlin nicht mehr vorhanden. Das Bezirksamt Mitte verhandelt über den wahrscheinlich unvermeidlichen Rückbau.

Der sogenannte "Boulevard der Stars" in Berlin-Mitte wird nicht mehr saniert. Das teilte das zuständige Bezirksamt Mitte rbb|24 am Montag auf Anfrage mit. "Derzeit sind keine Mittel für die grundhafte Erneuerung oder deren Planung vorgesehen", so die Pressestelle. Schon im Doppelhaushalt 2022/23 war kein Geld für die Instandsetzung vorgesehen.

Seit einigen Jahren sorgt der desolate Zustand des Boulevards regelmäßig für Negativschlagzeilen, insbesondere während der Berlinale. Die "B.Z." bezeichnete das Denkmal am Montag als "Horror-Streifen" und berichtete über ein absehbares Ende des Projekts.

Letzte neue Sterne kamen vor acht Jahren

Mit dem Boulevard sollen Menschen geehrt werden, die sich um den deutschen Film verdient gemacht haben. Nach dem Vorbild des "Walk of Fame" in Hollywood wurden ab 2010 sternförmige Plaketten in den Mittelstreifen der Potsdamer Straße am Sony Center eingelassen. Unter anderem wurden Schauspieler:innen wie Marlene Dietrich, Nina Hoss oder Matthias Schweighöfer in rotem Beton verewigt.

Der Boulevard entstand auf private Initiative, Instandhaltung und Erweiterung sollten durch Spenden finanziert werden. Verantwortet wurde das Filmdenkmal von der Boulevard der Sterne GmbH, die allerdings schon vor einigen Jahren aufgelöst wurde. Insgesamt 105 Personen wurden bislang verewigt, zuletzt kamen 2016 neue Sterne hinzu. Seitdem liegt das Filmdenkmal brach.

Tage des Boulevards seit einigen Jahren gezählt

"Mit der Liquidation ist eine inhaltliche Weiterentwicklung praktisch beendet worden", so das Bezirksamt Mitte. "Die Flächenbeläge sind mangelhaft ausgeführt worden und nur durch grundhafte Erneuerung in den ursprünglich geplanten Zustand zu versetzen." Der rund 300 Meter lange Platz ist übersäht von Rissen, einige Plaketten wurden offenbar gestohlen. "Ein Gutachten hat festgestellt, dass eine Sanierung der Baumängel nicht möglich ist."

De facto war das Aus für den "Boulevard der Stars" schon vor einigen Jahren absehbar - aus einem anderen Grund. Seit 2019 wird eine Verlängerung der Tramlinie M4 vom Alexanderplatz über den Potsdamer Platz zum Kulturforum geplant - die Strecke soll über den jetzigen Boulevard führen. Allerdings ist unklar, wann sie eröffnet werden kann. Mehrere Brücken müssen vorher saniert werden. Die Mühlendammbrücke, die am Molkenmarkt über die Spree führt, muss zudem erst abgerissen und neu errichtet werden, um Straßenbahnen tragen zu können.

Im letzten Jahr wurde klar, dass die Strecke wohl frühestens 2029 befahrbar sein wird [berliner-zeitung.de]; ein geplantes Teilstück auf einem besonders schmalen Abschnitt der Leipziger Straße steht möglicherweise wieder zur Debatte [morgenpost.de]. Aktuell führe das Bezirksamt Mitte mit dem Baubetrieb, der den Boulevard errichtet hatte, und der für den Tramausbau zuständigen Hauptverwaltung Verhandlungen über eine "abschließende Vereinbarung", hieß es.

22 Kommentare

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  1. 22.

    " Sorry, aber ich wohne ca. 30 m von der Tram weg "

    Ich habe 30 Jahre lang direkt an der S 3 in Köpenick gewohnt + starken Güter , Regional & Fernverkehr Richtung Osten & ich habe mich irgendwann daran gewöhnt . Zusätzlich hatten wir Schallschutzfenster die ich aber gar nicht brauchte denn ich konnte auch so gut schlafen . Die Trams von heute sind deutlich leiser als eine S Bahn oder ein Güterzug , Weiterhin soll eine Tram nicht die Aufgaben einer U Bahn übernehmen sondern eine Zubringerfunktion zwischen Bus & U Bahn / S Bahn erfüllen . Ob nun in Zukunft eine M4 , M5 oder sonst was weiter Richtung Osten fährt ist ebenfalls noch offen . Und wer in die Leipziger Straße gezogen ist weiß auf was er sich einlässt denn den der LKW / PKW Verkehr von heute ist um ein vielfaches lauter & schmutziger als eine Tram jemals sein wird !!!

  2. 21.

    Da Ich am Potsdamer Platz arbeite und jeden Tag diese Strecke mit dem 200er oder 300er fahre, kann ich das schon beurteilen.
    Die BVG schafft es ja nicht mal, einen zweiten Wagen an die stets völlig überfüllte M5 zu hängen. Wo wollen die dann die zusätzlichen Fahrer für eine verlängerte M4 hernehmen?
    Es gibt dort ein gutes Angebot für den ÖPNV S- Bahn, U-Bahn, Busse.
    Nur damit ein paar Leute nicht mehr umsteigen müssen?
    Warum das Geld nicht lieber sinnvoll investieren und Takte verkürzen. So haben mehr Leute etwas davon.


  3. 20.

    Sorry, aber ich wohne ca. 30 m von der Tram weg. Schlafen mit offenem Fenster, telefonieren und TV gucken bei offenen Fenster nicht möglich. Ist nun mal so, dafür wohne ich im Grünen.
    In der Leipziger Str. sind übrigens viele Wohnungen.
    Abgesehen davon kann die U-Bahn viel mehr Leute transportieren als die Tram und ist wesentlich schneller.
    Das nächste ist: Warum soll die M4 wieder bevorzugt werden? Was ist mit der M5?
    In der Innenstadt gibt es ein Überangebot an ÖPNV und die Außenbezirke sind weiterhin abgehängt.

  4. 19.

    Eine Tram???? Die würde den Platz nun endgültig verschandeln. S-Bahn und Busse sind vorhanden. Also das wäre wirklich das Letzte!

  5. 18.

    Richtig: Und weil kein Bedarf besteht, ist die Leipziger Straße auch einer der idyllischsten Orte Berlins. Einfach mal an einem Nachmittag ein, zwei Stunden lang sich dort hinstellen (zum Beispiel an der Ecke Friedrichstraße) - ein Traum!

    Straßenbahnstrecken sollte man besser in und durch Einfamilienhaussiedlungen am Stadtrand bauen - die Anwohner werden sich freuen und ganz bestimmt nicht sofort eine Bürgerinitiative gründen und dagegen klagen.

  6. 17.

    Irgendwie gibt es eben doch Unterschiede zwischen Berlin und den Profis in Hollywood!
    Hier mal so ein Flitz, man könnte ja mal, aber wenn keine Lust mehr, dann eben auch nicht.
    Dort professionelle Arbeit über Jahrzehnte. Echtes Hollywood eben, nicht nur geträumtes...

  7. 16.

    So ist es, aber in Deutschland und besonders Berlin kann man ja nur meckern, fordern und die Schuld anderen zuweisen!

  8. 14.

    " Wozu dort eine Tram? "

    Weil eine heutige moderne Tram nicht lauter ist als Busse & Autos , weil eine Tram mehr Menschen befördern kann als Busse & Autos , weil eine Tram wichtige Zubringerfunktionen erfüllt , weil eine Tram Linie im ganzen betrachtet werden muss & nicht nur für einzelne Abschnitte was in diesem Fall heißt das es in Zukunft eine Querverbindung von Steglitz über Schöneberg , Potsdamer Platz , Alex bis nach Weißensee geben wird .

  9. 13.

    "Boulevard der Stars"....statt Sterne nur Sternchen und Sternschnuppen....und letztere verglühen ja bekanntlich schnell.
    Typisch Berlin- immer erst einmal einen auf dicke Hose machen, aber Berlin ist nun mal nicht Hollywood....

  10. 12.

    Auch wenn am Potsdamer Platz relativ wenige Menschen wohnen, arbeiten dort doch ziemlich viele und am Wochenende - warum auch immer - zieht es Massen an Touristen dorthin. Die Tramlinie vom Alex über die Leipziger zum Potsdamer Platz zu verlängern, macht absolut Sinn. Straßenbahnen können da einfach viel mehr bewegen als Busse. Ich hoffe, das wird schnell umgesetzt - und dann langfristig bis nach Steglitz verlängert. Es wird Zeit, dass solche Projekte, von denen schon seit den Neunzigern erzählt wird, endlich Realität werden.

  11. 10.

    Wozu dort eine Tram? Da fährt die U-Bahn und Busse. Lieber die Aussenbezirke besser versorgen. Ausserdem ist die Tram mindestens so laut wie die Autos.

  12. 9.

    Wird Zeit das dort endlich die längst versprochene Tram gebaut wird aber diese wird ja auch von Jahr zu Jahr hinaus gezögert wie so vieles andere auch !!

  13. 8.

    Das ist eben der Unterschied zwischen Berlin und Hollywood...
    Die einen haben mal so einen Flitz, aber es ist eigentlich keinem weiter wichtig - die anderen machen das professionell über viele Jahrzehnte. Hollywood eben.

  14. 7.

    Kopie interessiert meistens weniger als das Original. Zum Desinteresse gesellt sich nach anfänglicher Euphorie ein um sich greifendes Nichtzuständigkeitsgefühl. Resultat: siehe Bericht.

  15. 6.

    Das ist ein Boulevard? Die Dinger hab ich mir immer anders vorgestellt.

  16. 5.

    Der Boulevard sollte nach Potsdam verlegt werden. Mit dem dortigen, ehemaligem Ufa-/Defa-Gelände lässt sich viel eher eine Synergie herstellen. Der beste Standort in Potsdam wäre auf dem ehemaligen Lustgarten des Stadtschlosses, gleich gegenüber vom Filmmuseum. Der Platz ist heute immer noch eine Betonwüste und sollte endlich aufgewertet werden.

  17. 4.

    >>Traurig und ein Indiz dafür, dass Bezirk und Senat nur der Schein wichtig ist,..."

    In Hollywood kümmern sich die Fans um die eigentlichen Sterne (und teilweise sogar um Reparaturen).
    genau diesen Enthusiasmus hast du aber leider in Deutschland nicht.
    Hier wird nur bei der Eröffnung und maximal 1/2 Jahr danach noch Aufmerksamkeit in so ein Projekt gesteckt....auch nur von den "Fans"!

  18. 3.

    Passt zu Berlin. Großes Geschrei bei jeder neuen Einweihung und Jahre später, wenn alles kaputt gespart ist, schickt man die Abrissfirma. Verantwortung geht eigentlich anders.

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