Eröffnung des Filmfestivals - Die Berlinale macht sich für Freiheit und Demokratie stark

Do 15.02.24 | 22:15 Uhr
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Tag der Eröffnung der Berlinale-2024. Palast am Marlene-Dietrich-Platz. (Quelle: IMAGO/Stefan Zeitz)
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Video: rbb24 | 13.02.2023 | Nachrichten | Bild: IMAGO/Stefan Zeitz

Mit zahlreichen Stars, Prominenten und einer glanzvolle Gala ist die Berlinale in ihre 74. Ausgabe gestartet. Zugleich stellte sich das Festival explizit gegen jeglichen Hass und Diskriminierung.

Starglanz auf dem roten Teppich vor dem Berlinale-Palalst: Veronica Ferres kam, Heike Makatsch, Lars Eidinger, das Model Toni Garrn und natürlich Cillian Murphy, der Oscar-Anwärter und Star des Eröffnungsfilms "Small Things Like These". Mit einer feierlichen Gala und viel Prominenz aus Film, Kultur und Politik ist am Donnerstagabend die 74. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele Berlin gestartet.

Dabei setzten Festivalleitung und Politik starke Zeichen für die Demokratie. Mariette Rissenbeek und der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian riefen zu einer Berlinale "im Geiste der Solidarität" auf. Rissenbeek sprach allen Opfern humanitärer Krisen das "tiefe Mitgefühl" aus. Zugleich wandte sich die Festivalleitung ausdrücklich gegen Diskriminierung und jede Form von Rassismus. "Hass steht nicht auf unserer Gästeliste", erklärte Rissenbeek.

Demokratien in der ganzen Welt würden angegriffen, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth in ihrer Eröffnungsrede. "Auch unsere Demokratie ist nicht immun", sagte sie. Rechtspopulisten und Rechtsextreme seien Feinde der offenen Gesellschaft. "Gegen ihren Rassismus und ihren Hass setzen wir die Schönheit der Verschiedenheit, setzen wir Respekt und Mut, setzen wir Freude und Verständigung, setzen wir Empathie und Humanität." Roth zeigte sich überzeugt, "dass jeder Film eines internationalen Festivals, jede Geschichte, die erzählt wird, uns hilft, einander besser zu verstehen".

15.02.2024, Berlin: Menschen erinnern am Eröffnungsabend der Berlinale auf dem Roten Teppich an den Anschlag in Hanau. (Quelle: dpa/Hannes P Albert)

Starke Zeichen für die Demokratie

Bereits vor der Gala skandierten rund 50 Filmschaffende auf dem roten Teppich, darunter auch Jella Haase und Katja Riemann "Es lebe die Demokratie". Dazu hielten sie Handylichter in die Luft. Organisiert war die Aktion vom Filmfestival selbst. Hintergrund war eine Debatte um die Ein- und Ausladung mehrere AfD-Politiker zur Eröffnungsgala.

Daneben kam es zu weiteren politischen Bekanntmachungen auf dem Teppich. Mehrere Menschen hielten etwa Schilder zur Erinnerung an die Opfer des rassistischen Anschlags von Hanau 2020 in die Höhe, der sich am 19. Februar jährt.

Eröffnet wird das diesjährige Festival mit dem irisch-belgischen Wettbewerbsbeitrag "Small Things Like These" mit Cillian Murphy und Emily Watson. Das Drama erzählt die Geschichte eines irischen Kohlehändlers, der in der Nähe einer "Magdalenen-Wäscherei" lebt. In den von katholischen Frauenorden betriebenen Heimen mussten Frauen, die aus der Gesellschaft ausgestoßen worden waren, unbezahlt schwere Arbeiten verrichten.

15.02.2024, Berlin: Cillian Murphy, Schauspieler, gibt am Eröffnungsabend der Berlinale Autogramme.(Quelle: dpa/Hannes P Albert)

Zwei deutsche Filme im Wettbewerb

Bei der Berlinale werden mehr als 230 Filme und insgesamt 80 Ländern gezeigt. 20 Produktionen konkurrieren um den Goldenen und die Silbernen Bären. Im Rennen um die begehrten Auszeichnungen sind auch zwei deutsche Regisseure, Andreas Dresen und Matthias Glasner.

Andreas Dresens "In Liebe, Eure Hilde" mit Liv Lisa Fries als Hilde Coppi handelt von der Neuköllner NS-Widerstandsgruppe "Rote-Kapelle". Matthias Glasner geht mit dem Drama "Sterben" in den Wettbewerb. In Glasners Drama spielt unter anderen Corinna Harfouch an der Seite von Lars Eidinger. Ebenfalls im Wettbewerb ist "Architecton" von Victor Kossakovsky, eine deutsch-französische Koproduktion. Die Dokumentation geht anhand eines internationalen Architekturwettbewerbs den Visionen von Architekten nach.

Ehrenbär für Martin Scorsese

Die Bären werden am 24. Februar bei einer Gala verliehen. Präsidentin der Internationalen Jury, zu der in diesem Jahr auch der deutsche Regisseur Christian Petzold gehört, ist Lupita Nyong'o. Die kenianisch-mexikanische Schauspielerin und Filmemacherin bekam 2014 für ihre Rolle als Sklavin Patsy in Steve McQueens "12 Years a Slave" einen Oscar.

Den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk erhält am 20. Februar der US-Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Martin Scorsese. Deswegen laufen auch einige Klassiker des Regisseurs im Programm, etwa die schwarze Komödie "After Hours" und das Mafia-Cop-Drama "The Departed". Außerdem wird der neue Dokumentarfilm von Scorsese über die britischen Filmemacher Michael Powell und Emeric Pressburger gezeigt.

Die 74. Berlinale ist das letzte Filmfest des Leitungsduos Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. Im April übernimmt die US-Amerikanerin und frühere Chefin des London Film Festivals, Tricia Tuttle.

Der Ticketverkauf ist bereits angelaufen. Filminteressierte haben am ersten Tag des Vorverkaufs der diesjährigen Berlinale knapp 78.000 Tickets erstanden. Wie bereits 2023 findet der Vorverkauf auch in diesem Jahr fast ausschließlich online statt. Der Online-Verkauf der neu freigeschalteten Tickets beginnt täglich um 10 Uhr über einen Link auf den Seiten des Festivals berlinale.de.

Stars, Glanz und Proteste auf der 74. Berlinale

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.02.2024, 19:30 Uhr

38 Kommentare

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  1. 38.

    "Man gibt den Verführern nur keine Bühne."
    Lächerlich dieses Argument. Sie sind von Maischberger bis Lanz fast täglich präsent.

  2. 37.

    Angesichts der besonders für die europäische und deutsche Bevölkerung gegenwärtig eher bescheidenen Lage finde ich dieses mit Steuergeldern gepamperte überpompöse Festival von eher überschaubarem künstlerischen Wert, dafür mit einer sich maximal gegenseitig und selbst beweihräuchernden "talentierten" deutschen Schauspieler- und Politikerriege als Zuschauer eher unangemessen.
    Als hätten "die da oben" in ihrer berliner Blase den Kontakt zur wirklichen Welt einmal mehr und für alle nun unübersehbar verloren. Man muss ein bisschen an das historisch inkorrekte "Dann sollen sie doch Kuchen essen" von Marie Antoinette denken. Nur dass die sich hier selbst Ausstellenden in Puncto Stil und Weltmännischkeit mehrheitlich deutlich hinter der damaligen Königsgattin zurückliegen.
    Um den Bogen zurück zur AfD zu spannen, dort aufzutauchen wäre wahrscheinlich das Schlechteste, was der Partei in Puncto Wählerstimmen aktuell passierten könnte. Ich hoffe auf eine bessere (nicht nur politische) Zeiten.

  3. 36.

    Richtig so.

  4. 35.

    Man schließt nicht 20 bis 25% der Bevölkerung aus. Man gibt den Verführern nur keine Bühne. Und das ist gut so!

  5. 34.

    Eine Demokratie ohne Kultur und Kunst wäre [...] Diktatur, farblos, unerträglich, nicht lebenswert, grau und farblos!!! Das war und ist immer noch richtig!!!

  6. 33.

    Sie sprechen mir aus der Seele.
    Wes Brot ich ess des Lied ich sing. Auch als Gegner der AfD kann man zustimmen, dass es in dieser Partei auch Faschisten gibt. Davon soll's ja früher in der CDU / CSU auch jede Menge gegeben haben. Einer war sogar mal Ministerpräsident !
    Alle über einen Kamm zu scheren ist jedoch undemokratisch, weil bewusst der Ausschluss kritische Stimmen in Kauf genommen wird.

  7. 32.

    Sind wir mal 1 Minute realistisch. Die meisten deutschen Schauspieler existieren überwiegend bis komplett nur durch den Staat. Entweder gibt es massig Subventionen oder bei Flaute Bürgergeld oder sie leben vom Fernsehen. Von Mutter Beimer (1785 Folgen +6) über Schimanski bis Brinkmann, In aller Freundschaft ( ca 1050 Folgen bis jetzt) und wie sie noch alle heißen.. Bergretter -Doktor Traumschiff + die ganzen Einzelfilme und kürzeren Serien... und das ganze Kabarett/Satire noch dazu. Die alle versammeln sich hier und feiern sich gegenseitig. Und wir bezahlen das alles. Eine Kultur und Demokratie Blase excelence.

  8. 31.

    ich finde, wenn man die vertreter von 20-25% der bevölkerung ausschließt, dann sollte man auch af 20-25% der gelder verzichten, die diese berlinale finanzieren. das währe ehrlich.

  9. 30.

    "Die Berlinale macht sich für Freiheit und Demokratie stark"
    und die Jurymitglieder kritisieren die Ausladung der AfD Leute.

  10. 29.

    Am 22.02. wird der Heiner-Carow Preis im Kino International vergeben. Außerdem wird der DEFA- Film "Bürgschaft für ein Jahr" gezeigt.
    Statt Glanz und Glamour mal was fürs Hirn.

  11. 28.

    Also wenn man den Medien Glauben schenken soll, so ist Putin aktuell die größte Bedrohung für Deutschland und Europa. Seit Wochen beherrschen Schlagzeilen über Kriege, einer Bedrohungslage durch Russland die Medien. Die AfD wird wohl eher von den "demokratischen Parteien" als Bedrohung wahrgenommen. Es geht um Posten in der Regierung und Sitze im Parlament. Wer will denn wieder "richtig" arbeiten. Denn wenn ihnen das Land wichtig wäre, würde die Regierung entsprechend handeln.

  12. 27.

    Ich hielt die nachträgliche Ausladung von AfD-Mitgliedern für unklug, auch wenn ich alles rechte Gedankengut verabscheue und das auch offen vertrete. So hat man dieser Partei, die zwar vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, doch noch legitim gewählt ist, wieder eine Plattform gegeben, gegen die Demokratie zu wettern. Demokratisch ist nur, wer jeden demokratisch Gewählten dabei berücksichtigt. Viel einfacher wäre es, diese Partei zu verbieten. Doch das scheint unmöglich zu sein. Es wäre doch viel interessanter gewesen, den Diskurs zwischen den Mitgliedern der AfD und den Filmschaffenden zu beobachten, wie sie sich gewunden hätten. Der Satz "...Sei nah bei deinen Freunden, aber noch näher an deinen Feinden..." ist zwar auch aus einem Film, doch trifft er m.E. zu. Herr Koslick hat dies in der Vergangenheit eleganter gelöst.

  13. 26.

    Sie haben so etwas von recht....danke:-)
    Bei dieser Berlinale geht es nur noch zweitrangig um Filme und deren Macher, sondern viel mehr nur um politische Statements.
    Wirklich schade....denn die Berlinale war mal wirklich ein Highlight.

  14. 25.

    Na ja, die Berlinale ist auch nicht mehr das, was sie unter der Leitung von Dieter Kosslick mal war. Hr. Kosslick hatte Charisma und die richtigen Kontakte, um aus der Berlinale wirklich ein jährliches Highlight zu machen. Wenn der aktuelle Eröffnungsfilm bereits als ein "Highlight" solche Kritik erhält...sagt das doch schon viel über diese Veranstaltung aus. Das ist aber meine Meinung und somit subjektiv.
    Das für mich wahrscheinlich einzige Highlight wird die Verleihung des Ehrenbären an Martin Scorsese sein. ER ist nicht umsonst einer der größten Regisseure seiner und dieser Zeit.
    Ansonsten spricht die Auswahl der Filme mich dieses Jahr nicht sonderlich an.

  15. 24.

    Ich kapiere es auch nicht. Warum sollte ich als Wähler Politikern nur meine Stimmen geben, weil sie ausgegrenzt werden? Was bringt mir das?!

  16. 23.

    Vor allem nützen noch mehr Kampagnen und noch mehr Erklären überhaupt nichts daran, dass auf sämtlichen politischen Feldern Lage und Ergebnisse einfach immer schlechter werden.
    Mittlerweile sind doch viele Politiker weitaus abgekoppelt von den Problemen, mit denen der Normalbürger zu kämpfen hat.

  17. 22.

    Dann hat man hier doch alles richtig gemacht. Die AfD gilt in weiten Teilen als rechtsextrem.

  18. 21.

    Wer demokratisch in ein Parlament gewählt wurde ist nicht automatisch selbst ein Demokrat. Das ist genau die Schwäche der Demokratie, dass sich Antidemokraten wählen lassen können, um die Demokratie abzuschaffen. Also muss man aktiv werden, bevor Antidemokraten demokratisch gewählt werden.

  19. 20.

    Die kapieren es einfach nicht. Desto mehr Anti-AfD und Ausgrenzung von Wählern, desto besser für diese Partei. Viele Leute haben diese Hochnäsigkeit der Moralapostel satt und werden sich der AfD zuwenden.

  20. 19.

    Es ist müßig…, aber ich empfehle: einfach mal in Geschichtsbüchern blättern…& wenn nicht oldschool, dann auch gerne andere Medien. Wer trotzdem die Geschichte anzweifelt, glaubt am Ende an gar nichts mehr, auch nicht an sich selbst.

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