Drehort: Bahnhof Friedrichstraße - Treffpunkt Bahnhof Friedrichstraße

Fr 31.08.18 | 01:00 Uhr | Von Johanna Niedbalski
Standbild aus Babylon Berlin: Gereon Rath (Volker Bruch) wartet unter der stählernen Eisenbahnbrücke am Bahnhof Friedrichstraße am Ufer der Spree. (Quelle: Frédéric Batier | X Filme | ARD Degeto | sky | Beta)
Bild: Frédéric Batier | X Filme | ARD Degeto | sky | Beta

In den Zwanzigerjahren tobt am Bahnhof Friedrichstraße der Verkehr. Die Züge rollen elektrisch und die U-Bahn-Linie 6 ist angeschlossen. Gereon Rath und Charlotte Ritter treffen sich hier, um zum Nachtclub Der Holländer zu gehen.

Einer der wichtigsten Bahnhöfe Berlins liegt an der Friedrichstraße. Anfang der 1870er Jahre sind sich private Eisenbahnunternehmen und der preußische Staat einig, dass eine innerstädtische Querverbindung für den Bahnverkehr der Hauptstadt von zentraler Bedeutung ist. Es geht um bessere Bahnanschlüsse in die Vororte, um eine Verbindung der Berliner Kopfbahnhöfe untereinander und um einen Anschluss an die im Bau befindliche Ringbahn. Die wachsende Stadt braucht dringend neue Verkehrsmittel. Die Stadtbahn wird als Hochbahn konzipiert. Der gemauerte Hochbahnviadukt, der sich durch die Innenstadt schlängelt, prägt fortan das Stadtbild. Über zehn Jahre dauern die Planung und der Bau der elf Kilometer langen Trasse. Am 6. Februar 1882 wird die Stadtbahn mit einer Sonderfahrt des Kaisers feierlich eingeweiht.

Die Hauptschlagader der Stadt

Der Centralbahnhof Bahnhof Friedrichstraße verfügt zunächst über zwei Nahverkehrsgleise und zwei für den Fernverkehr. Ein hohes Kuppeldach überspannt die Bahnsteighalle. Durch den neuen Bahnhof belebt sich das ohnehin lebhafte Viertel entlang der Friedrichstraße zusätzlich. Die Friedrichstraße ist im Kaiserreich Berlins "große Aorta vom Süden nach dem Norden"(1). Sie führt schnurgerade vom Halleschen zum Oranienburger Tor. Entlang der Friedrichstraße und ihrer Nebenstraßen gibt es Geschäfte, Warenhäuser, Banken und Büros. Außerdem konzentrieren sich hier Vergnügungslokale, Restaurants, Kaffeehäuser, Theater und Kaschemmen. Mit dem Bahnhof kommen Hotels hinzu, der Fremdenverkehr der Stadt steigt gewaltig, schon behaupten Berliner, die Friedrichstraße sei die "Hauptfremdenstraße"(2) Berlins. Berühmt-berüchtigt ist das Viertel als Zentrum der Prostitution.

Seit 1928 rollen elektrische Züge

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg ist der Bahnhof dem Passagieraufkommen kaum noch gewachsen. Ein Neubau wird geplant, aber erst in den Zwanzigerjahren bei laufendem Betrieb verwirklicht. Gleichzeitig wird der Bahnhof Friedrichstraße an das Berliner U-Bahnnetz angeschlossen. Seit Januar 1923 verkehren die Züge der heutigen U-Bahnlinie 6. Zwei Jahre später ist der Neubau des Bahnhofs abgeschlossen. Statt vier Gleisen gibt es nun sechs, zwei für Nahverkehrszüge, vier für den Fernverkehr. Die Gleise werden von zwei Hallen überspannt, die mit Glas verkleidet sind, und dadurch hell und transparent wirken. Der Bahnhof bekommt neue Eingänge im modernen expressionistischen Design in dunkelvioletten Klinkern. Ende der Zwanzigerjahre werden die Züge der Ring-, Vorort- und der Stadtbahn allmählich elektrifiziert. Durch den Bahnhof Friedrichstraße rollen erstmals 1928 elektrisch betriebene Züge und lösen allmählich die Dampfeisenbahnen ab.

Zwar finden viele Zeitgenossen das Geschäfts- und Vergnügungsviertel an der Friedrichstraße nicht mehr so interessant und originell wie vor dem Ersten Weltkrieg und preisen stattdessen die neuen Lokale am Kurfürstendamm. Aber dennoch gibt es hier viele Theater, Geschäfte, Hotels, Cafés und Nachtlokale und weiterhin passieren Zehntausende Passagiere den Bahnhof.

Heutige Treppe ist nur die Notlösung

In Babylon Berlin verabreden sich Gereon Rath und Charlotte Ritter am Bahnhof Friedrichstraße, um gemeinsam das Nachtlokal Der Holländer aufzusuchen. Der in Episode 5 gezeigte Treffpunkt der beiden Protagonisten, die Treppe unter der Eisenbahnbrücke, existiert Ende der Zwanzigerjahre noch nicht. Damals gibt es eine hübschere Alternative, um zu Fuß die Spree zu überqueren. Gleich neben der Eisenbahnbrücke, über die die Dampfzüge donnern, überspannt der Schlütersteig die Spree. Diese filigrane Fußgängerbrücke aus dem Jahr 1890 wird im Krieg zerstört. Die Treppe unter der Eisenbahnbrücke ist eigentlich eine Notlösung, die inzwischen jedem als selbstverständlich erscheint.

(1) und (2) Berlin für Kenner. Ein Bärenführer bei Tag und Nacht durch die deutsche Reichshauptstadt, Berlin 1912, S. 21.

Beitrag von Johanna Niedbalski

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