Nach Entlassung von Schlesinger - Suche nach Interims-Intendanten für den rbb hat begonnen

Di 23.08.22 | 19:18 Uhr
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Fahnen wehen am 15.08.2022 vor der Fassade des Senders Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Sitz an der Masurenallee. (Quelle: dpa/Carsten Koall)
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Video: rbb24 Abendschau | 23.08.2022 | D. Knieling / B. Hermel | Bild: dpa/Carsten Koall

Die Intendantin musste gehen, der geschäftsführende Intendant ist krankgeschrieben: Zurzeit wird der rbb aus der dritten Reihe geführt, die Suche nach einer Interimslösung hat begonnen. Die allerdings ist im Staatsvertrag gar nicht geregelt.

Erste Beratungen darüber, wie ein Interims-Intendant für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) berufen werden kann, haben am Dienstag in Potsdam stattgefunden. Wie der Brandenburger Medienstaatssekretär Benjamin Grimm (SPD) am Dienstagabend mitteilte, führte er zusammen mit den amtierenden Gremienvorsitzenden des rbb, Dorette König (Verwaltungsrat) und Dieter Pienkny (Rundfunkrat), sowie dem Berliner Medienstaatssekretär Severin Fischer (SPD) ein Gespräch zur Zukunft des Senders. "Unser gemeinsames Ziel ist es, das Prozedere für die rechtssichere Wahl eines Interims-Intendanten durch den Rundfunkrat zu klären", ließ Grimm, der aktuell gleichwohl die Rechtsaufsicht über den rbb ausübt, im Anschluss an der Gespräch mitteilen.

Für den geschäftsführenden Rundfunkratsvorsitzenden Dieter Pienkny geht es, wie er sagte, überhaupt nicht darum, durch die Politik eine Art Staatskommissar einsetzen zu lassen. Es sei bei dem Treffen am Dienstag stattdessen darum gegangen, den gesetzlichen Rahmen auszuloten. Im rbb-Staatsvertrag sei die Wahl eines Interims-Intendanten nicht geregelt. Daher müsse die Rechtsaufsicht ins Boot geholt werden, um rechtlich auf der sicheren Seite sein kann, sagte Pienkny weiter.

Belegschaft fordert Mitsprache

Personalratschefin Sabine Jauer, die auch Mitglied des rbb-Verwaltungsrats ist, sprach von einer äußerst schwierigen Aufgabe. Gesucht werde ein erfahrener Manager, der sich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auskennt und Fachmann für Finanz-, Verwaltungs- und Rechtsfragen sei. "Mir fehlt im Moment die Fantasie, wer das alles auf sich vereinen könnte", sagte Jauer dem rbb, fügte aber hinzu, dass die rbb-Belegschaft in den Findungsprozess einbezogen werden müsse.

Die Funktionsfähigkeit des rbb sei aktuell aber nicht in Gefahr, sagte Jauer im Interview mit Radioeins. Man werde senden und arbeiten können wie gewohnt, auch wenn es für eine gewisse Zeit kein Direktorium geben sollte.

Am Montag hatte der rbb-Verwaltungsrat die bereits vom Rundfunkrat abberufene Intendantin Patricia Schlesinger fristlos entlassen. Der amtierende Intendant Hagen Brandstäter ist erkrankt, seine Aufgaben nimmt zurzeit Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus wahr.

DJV: Krise betrifft Spitzenkräfte, nicht Journalismus

Die fristlose Kündigung Schlesingers sei maximal ein erster Schritt, sagte der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Berlin-Brandenburg / JVBB, Steffen Grimberg. Die Maßnahme könne zur Beruhigung beitragen, sagte Grimberg am Montag, andererseits habe Schlesinger ja sehr kampfeslustig reagiert und erklärt, sie werde zu einem Sündenbock gemacht. Der Fall werde sicherlich auch noch die Gerichte beschäftigen. Im rbb müsse aber aufgearbeitet werden, wie es dazu kommen konnte und welche Rolle die anderen Mitglieder der Geschäftsleitung gespielt hätten.

Grimberg betonte, einige Dinge seien sicherlich singulär beim rbb gelaufen, andere seien aber leider symptomatisch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. "Damit meine ich vor allem den Kontrollverlust, dass also Gremien, die eigentlich dazu da sind, die oberen Etagen in den Anstalten zu kontrollieren, dem einfach nicht mehr Herr geworden sind." Generell müsse man sich fragen, ob die Gremien dieser Aufgabe noch gewachsen sind, so Grimberg.

Vorschlägen, ARD und ZDF zusammenzulegen, erteilte Grimberg eine Absage. "Wir brauchen den publizistischen Wettbewerb, der funktioniert ja auch." Journalistisch sei das System gesund, versagt hätten einzelne Spitzenkräfte. "Es ging ja nicht um falsche Sendungen und Fehlinformationen, es ging um geöltes Parkett, um einen zu teuren Dienstwagen, es geht um merkwürdig abgerechnete Abendessen. Das hat mit Journalismus - zum Glück - nichts zu tun."

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.08.2022, 18:00 Uhr

63 Kommentare

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  1. 63.

    Vielen Dank für Ihre freundliche Antwort Doreen Andreas.

    Wie Sie zutreffend feststellen "Es müssen endlich einmal Lösungen her"
    Die von Ihnen genannte Franziska Giffey und Dietmar Woidke sind jedoch nicht geeignet, da diese sich einer Programmatik verpflichtet haben, die sich über unsere Gesellschaftsgrundlagen hinwegsetzt; geltend für jede PARTEI-Verpflichtung, gleich welcher Couleur!

    Dieser Auszug aus meinem Gespräch mit OB Fritz Kuhn am Ende der Veranstaltung:
    StZ.de 03.03.2014 Bürgerforum | Der OB kommt bei vielen Bürgern gut an
    Ein Jahr nach seinem Amtsantritt stand Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn beim vhs-Bürgerforum Rede und Antwort zu zahlreichen Themen. Die Veranstaltung unter dem Motto "Wie geht Stadt?" lockte viele Teilnehmer in den Treffpunkt Rotebühlplatz.
    Auf meine Aussage "Die Entscheidung der Mehrheit des Gemeinderats erlangt keine Rechtswirkung, wenn er damit gegen Landesverfassung oder das Grundgesetz verstößt." Antwort F. Kuhn "Das ist doch klar!"

  2. 62.

    "der die Interessen der RBB-Zuschauer wirklich kennt"

    Wenn schon Volker Wieprecht, dann soll er sich gefälligst an seine Wurzeln im Radio erinnern... :o

  3. 61.

    Lieber Herr Jürgen Sojka, Sie haben vollkommen Recht! Es müssen endlich einmal Lösungen her; und das aber nicht nur als "Schnell-Prinzip" sondern für die weitere Zukunft des RBB und somit auch der ganzen ARD und anderen Sendern. Perspektivisch gesehen, bleibt doch nur an diesem Tage oder vielleicht auch noch morgen eines: Ein persönliches Gespräch zwischen Herrn Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg und Frau Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin zu Berlin. Dies ist mein ganz persönlicher Wunsch, dass dieser Skandal zur "Chefsache" wird. Und nicht nur endlose Gespräche zwischen RÄTEN und GREMIEN! Der Bürger hat ein Recht auf eine konkrete Antwort, so wie er auch immer nicht die Pflicht zur Zahlung der GEZ-Gebühr hat! Einen gelungenen Abend wünsche ich Ihnen!

  4. 60.

    Selbstverständlich akzeptiere ich Ihre Meinung! Aber wenn Sie sich einmal in einer ruhigen Stunde die Biografien der ehemaligen Intendanten anschauen, werden Sie feststellen, dass ein jeder "NEUE" als Moderator angefangen hat! Ist nur momentan ein schlechtes Beispiel: Frau P.S. war vor mehr als dreißig Jahren im WDR als "Undercover-Journalistin" tätig. Damals war sie 36 Jahre alt und hatte somit viel Zeit, um sich auf den stets neuen Job vorzubereiten! Ich wünsche dem RBB, Land Berlin und Brandenburg soviel Demokratie und Hoffnung auf die perfekte Besetzung des Jobs! Und vor allen Dingen: Einen Mann oder eine Frau, der die Interessen der RBB-Zuschauer wirklich kennt, und der sich nicht mit irgendwelchen Slogans, wie beispielsweise: BLOSS nicht langweilen etablieren möchte! Nun muss ein neuer Name ran, mit dem sich alle RBB Mitarbeiter wirklich identifizieren! Herzliche Grüße und einen angenehmen Anden!

  5. 59.

    Wird das ein weiter so nur anders?
    Als aller erstes müsste doch eine Gehaltsstruktur erfunden werden bzw. man nimmt eine die da ist. An einer solchen sollte der ÖRR intern nicht herumfummeln können, wie zum Beispiel die Besoldungsstufen B der Beamtenbesoldung (BRB) und Ende bei B10, normal sozialversichert und fertig. Da zu noch alle Schmankerl die auch jeder festangestellten Beleuchterin oder jeder Sekretär bekommt.
    Da entsteht natürlich ein Problem; Man muss dem oder der neuen Intendanten/in klarmachen das das eine fürstliche Entlohnung ist wobei die gerade Suchenden aber bessere Verträge haben.

    Ein Intendant/in hat keine Risiken zu managen wie ein privater Geschäftsführer, bei dem kommt der Umsatz nicht garantiert! Eine solche Gehaltsrevolution könnte/wird natürlich zu bösen Worten von "Tom aus Köln" führen.

  6. 58.

    Ich habe noch freie Kapazitäten.

  7. 57.

    Personalratschefin Sabine Jauer im Text
    "Mir fehlt im Moment die Fantasie, wer das alles auf sich vereinen könnte"
    es verwundert nicht weiter.
    So das eigene Umfeld niemanden beinhaltet, sich das eigenverantwortliche Denken und Handeln erhalten hat, damit die hierarchische Denk- und Handlungsweise von sich wies.

    Wird da die die eierlegende Wollmilchsau gesucht?
    Oder doch eher:
    Der Intendant, der als jüngster (mit 37) die längste Amtszeit (31 Jahre bis 1989) erleben durfte, trotz Parteibuch der CDU; allerdings von ihm auf die Seite gelegt.

    Hierarchisches Denken und Handeln ist maßgebende Grundlage einer jeden Diktatur, die ebenso beinhalten muss: Verweigerung den Umgang mit Massenmedien von klein an zu erlernen!
    ARD Hauptstadtstudio 7.5.2018 Wertekunde-Unterricht für Flüchtlinge? Ein Pro und Contra.
    Iris Mack, SWR: Verantwortung leben, nicht delegieren
    "Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach."
    In dieser Weisheit von Karl Valentin

  8. 54.

    "Bloss nicht weiter so!" Jetzt sollte man hier die Chance für grundlegende Reformen und Neustrukturierungen schaffen. Das gesamte System muss effizienter und für den Bürger kostengünstiger werden. Ach die teure Verwaltung wie der Beitragsservice gehört abgeschafft und durch eine transparente Finanzierung aus einem Teil der Mehrwertsteuer finanziert. Das Ganze muss vom Ende her gedacht werden und zukünftig viel anbieteroffener, kostengünstiger, moderner und effizienter werden. Das schulden wir den Bürgerinnen in Gegenwart und Zukunft.

  9. 53.

    Das ganze System muss von Grund auf neu gedacht werden. Der Wildwuchs der letzten Jahrzehnte gehört auf die gesetzlich vorgesehen informative Grundversorgung zurück gestutzt, der administrative und teure Beitragsservice aus Effizienzgründen abgeschafft und das Ganze transparent aus einem Teil der Mehrwertsteuer solide finanziert wie es unsere europäischen Nachbar erfolgreich vorlegen. Und ja, auch so kann unabhängiger Qualitätsjournalismus bestehen.

  10. 52.

    Ein im Grunde guter, seriöser und überlegenswerter Gedankengang, der aber in der Schublade " Phantasie " verrotten wird.
    Alles andere wäre ein Wunder !! Ein weiterer Punkt wäre die Frage, ob das eigentlich alles noch was mit der so hochgelobten Demokratie zu tun hat oder ist das schon Blasphemie ?

  11. 50.

    Das klingt ja wie eine verloren gegangene Folge von Games of Thrones. Die Königin hat den eisernen Thron verlassen, der Hofstaat bekämpft sich um Geld und Macht. Die neue Hand vergiftet, der Hauptmann der Königswache versucht in Königsmund eine neue Königin zu finden. Lady Hassel steht bereit, doch die Goldene Horde wehrt sich gegen die Übernahme.

  12. 49.

    Ist die Stelle noch frei???ich fange sofort an. Habe zwar keine Ahnung von der Sache. Aber in der Politik sind auch genug Leute die keine Ahnung haben und hoch bezahlt werden. Also wann kann ich anfangen dann läuft der Laden wieder. Und ein neuer Sender Name gibt es auch gleich dazu SFB.

  13. 48.

    Meine Meinung: Ein Interims-Intendant ist unzulässig.
    Deshalb gilt § 22 Staatsvertrag (Wahl und Abberufung des Intendanten) und die Stelle des Intendanten ist öffentlich auszuschreiben, für 5 Jahre zu vergeben und ggf. der Intendant vorher abzuberufen.
    Der Rundfunkrat braucht keinen Grund für die Abberufung des Intendanten.
    (Aber: Es ist nicht sicher, dass er den "Interims-Intendanten" abberufen wird.)
    Im Dienstvertrag kann die Abberufung und Auflösung des Vertrages für den Fall x angekündigt werden.
    Lebenslange Ruhestandgelder müssen doch nicht im Dienstvertrag vereinbart werden.

    Übrigens: Ohne Intendant können die Direktoren nicht abberufen werden (§ 23 Staatsvertrag).
    Da Brandstäter auch Direktor ist, hat er kein Interesse als Intendant tätig zu werden.

  14. 47.

    Als ich die aktuelle Skizze der Geschäftsleitung gesehen hab... Wann wird der RBB denn über das überraschende Liebesnest in der Geschäftsleitung berichten? Wie BI, BZ und Cicero schon letzte Woche schrieben, gabs da wohl ein Techtel Mechtel von 2 Frauen, die sich von der Rundfunkratsvorsitzenden trauen ließen.
    Jetzt hat der RBB doch guten Filmstoff. Titel: "Vom Gelde verweht" und zum Schluß eine tolle Szene mit einem brennenden Sender indem bis zum Ende mit Champagner angestoßen wird...

  15. 46.

    Bitte nicht ein "weiter so", sondern Mut zu neuen Lösungen nach dem Vorbild unserer europäischen Nachbarn, z.B. die nordischen Länder oder Frankreich. Also Abschaffung des Beitragsservice und Finanzierung aus z.B. MwSt. GUte Beispiele zeigen, dass der Journalismus auch weiterhin uneingeschränkt und unabhängig möglich ist. Dadurch würden dann auch alle Bürger sofort entlastet von den Wohnnebenkosten. Also mal eine Entscheidung zum Wohle der BürgerInnen treffen, um wieder Boden gut zu machen wäre mal zur Abwechslung echt ein guter Move,

  16. 45.

    Im Audio die Personalratsvorsitzende Sabine Jauer ab Minute 1:05 "Also ich würde dem gar nicht so viel Bedeutung äh, äh beimessen. Ehm, es gibt im Moment viele Dinge die wir hier versuchen neu an den Start zu bringen. Wir suchen ja nach einer Lösung von außen. Wir brauchen externe Hilfe, das hat der Verwaltungsrat gestern auch noch mal festgestellt."
    Doreen Andreas um 19:41 Uhr mit zwei internen Vorschlägen.

    Personalrat und deren Vorsitzende, wie auch Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, lassen mit Fachwissen zu Personalentscheidungen zu wünschen übrig.
    Meine zahlreichen Erlebnisse in meinen Mitgliedschaften der IG Metall (Radio- und Fernsehtechniker, IHK-Abschluss 1974), und den Gewerkschaften ÖTV, HBV, ÖTV, NGG, ver.di 2002 (in jeweils abhängigen Beschäftigungen), unterbrochen durch selbständige Tätigkeiten, sind ein kontinuierlich fortdauernder Stillstand in der sachkompetenten Weiterentwicklung!
    Meine IHK-Abschlüsse Bürokaufmann (1996) und Handelsfachwirt (April 1997).

  17. 44.

    Sorry, aber was befähigt ihre Lieblingsmoderatoren ein 125 Mio Projekt wie das Digitale Medienhaus zu managen?

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