Daten zu Arbeitswegen - Brandenburger und Brandenburgerinnen müssen besonders weit pendeln

Di 23.08.22 | 18:51 Uhr | Von Haluka Maier-Borst
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Allee in Brandenburg mit Autos
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 23.08.2022 | Markus Reher | Bild: dpa-Zentralbild

Gleich drei der zehn deutschen Landkreise mit den größten Pendeldistanzen liegen in Brandenburg. Das zeigt eine neue Analyse einer Bundesbehörde. Schlechte Anbindung ans Internet und ÖPNV verschaffen da nicht gerade Abhilfe. Von Haluka Maier-Borst

25 Kilometer und mehr – das ist die Strecke, die eine ganze Schar an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jeden Tag zwischen Wohnort und Arbeitsort pendeln müssen.

Nämlich wenn sie zu den zehn Landkreisen in Deutschland gehören, die die größte, durchschnittliche Pendlerstrecke haben. Und gleich drei Brandenburger Landkreise gehören zu diesen Top 10. Das ist zumindest das Ergebnis einer neuen Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) [bbsr.bund.de]. Die Analyse des BBSR beruht auf Daten der Agentur für Arbeit, die für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in sozialversicherungspflichtigen Beurfen nachhält, wo sie leben und wo sie arbeiten.

Pendler aus Märkisch-Oderland fahren 27 Kilometer

Laut Bundesinstitut legten im vergangenen Jahr Pendler im Landkreis Märkisch-Oderland durchschnittlich 27 Kilometer zurück. Im Kreis Dahme-Spreewald waren es 26 Kilometer. Ähnlich weite Strecken wurden für einzelne Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Bayern errechnet. Der Bundesdurchschnitt lag den Angaben zufolge bei 17 Kilometern. Nach Berlin pendeln jeden Tag knapp 327.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.

Doch auch außerhalb der Top 10 zeigt sich, dass Brandenburger besonders stark vom Pendeln betroffen ist. Mit Ausnahme der kreisfreien Stadt Potsdam gehören alle Landkreise und kreisfreien Städte Brandenburgs bundesweit zur oberen Hälfte, wenn es um die Länge der Pendelstrecken geht. Kein anderes Bundesland ist von der Pendelei so flächendeckend betroffen.

Homeoffice in Brandenburg nicht überall eine Option

Nun könnte man sagen, dass seit der Pandemie mehr im Homeoffice gearbeitet wird. Entsprechend sollte die Pendelei öfter wegfallen. Gerade das ist aber angesichts des nach wie vor dürftigen Internetangebots in vielen Teilen Brandenburgs wohl eher unwahrscheinlich.

Genauso ist es mit der Verkehrsanbindung. 25 Kilometer an Pendelstrecke im Durchschnitt klingen erstmal verkraftbar. Beachtet man dabei aber, dass die Auswertung des BBSR nur auf Luftlinien-Distanzen basiert, kommt man wahrscheinlich in vielen Fällen auf deutlich längere Strecken. Ganz zu schweigen von den Problemen, die diejenigen haben, die diese Strecken mit dem Angebot des öffentlichen Nahverkehrs bestreiten wollen.

Insgesamt zeigt die neue Analyse, dass für viele in Brandenburg Arbeit mit viel Pendelei und viel Zeit im Auto verbunden ist. Und dass für viele nach wie vor "JWD" doch eher für "janz weit draußen" steht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.08.2022, 06:00 Uhr

Beitrag von Haluka Maier-Borst

59 Kommentare

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  1. 59.

    Seit wann haben eigentlich Radelnde Anrecht auf ihren Radweg und auf kostenlos zur Verfügung gestellte Abstellmöglichkeitsn und Steuer- sowie Versicherungsfreiheit? Abgesehen davon, wieviel Fahrräder tagsüber herumstehen und den wertvollen Platz für Grünanlagen wegnehmen?

  2. 58.

    @ Marina und @ Haluka Maier-Borst

    Der Artikel gendert nach wie vor nicht durchweg und ich denke, das ist ein Problem der Lesbarkeit. Ansonsten müsste es durchweg "Brandenburgerinnen und Brandenburger", "Pendlerinnen und Pendler" heißen. Ohne jegliche Ausnahme.

    Mein Vorschlag wäre ja, dass von "Menschen, die pendeln" geschrieben wird oder von "Menschen im Land Brandenburg". Da sind dann alle drin, nicht GESCHIEDEN nach Geschlechtern, wo das nicht sein muss, sondern unterschiedslos nach Geschlechtern.

  3. 57.

    Wenn das im öffentlichen Interesse geschehen sein soll, sollte man aber auch die Methoden und verwendeten Daten veröffentlichen. Und natürlich begründen wozu das ganze? Das Züge und Straßen oft überfüllt sind, weiß man ja wohl schon länger.
    Ansonsten nenn ich das Hokuspokus oder Glaskugelleserei aber keine wissenschaftliche Untersuchung.
    Die Exceltabelle unter dem im Artikel genannten Link beinhaltet 13,5 Mio. SV-Beschäftigte, also eine Minderheit in diesem Land. Wieviele Bürger haben inzw. mehrere SV-Beschäftigungen weil eine nicht mehr reicht. Ist das alles korrekt erfasst?
    Wenn man nur einige Daten für Großstädte veröffentlicht entsteht so ein Eindruck der Unvollständigkeit.
    Die Handwerker die jahrelang jeden Morgen mit dem Werkstattwagen zur Baustelle fahren, sind nicht erwähnt weil per Definition keine Pendler.
    Also so intransparent wäre ich sehr vorsichtig mit weiteren Schlussfolgerungen aus den präsentierten Daten.

  4. 56.

    @rbb24: Wäre es möglich zu den Durchschnittswerten die Varianzen, Spannbreiten und die Schiefe der Verteilung zu besorgen, evtl. hilft auch schon bei der Einschätzung der Median und das unterste und oberste Quartil als robuste Charakterisierung der Verteilung. Mir erscheinen die Mittelwerte nach einigen Kommentaren zu stark von der großen Zahl an kürzeren Strecken dominiert zu werden, das würde die Aussagekraft des Mittelwertes als alleinigen Wert einschränken.

  5. 55.

    Keine Ahnung über das Landleben, und den quasi nicht vorhandenen ÖPNV, aber.
    diesen überflüssigen Unsinn mussten Sie trotzdem loswerden

  6. 54.

    Doch, habe ich tatsächlich, oder hatte ich. Ich bin mit meinem Sohn auch 3x umgezogen - 2x nach einem Jobwechsel in Kanada und 1x dann zurück nach Deutschland - da war mein Sohn 9 J. alt. Mein Sohn hat sich rasend schnell integriert, hat Deutsch in Rekordzeit gelernt und hat auch hier in Deutschland 2x die Schule gewechselt - und aus ihm ist trotzdem was geworden. Kann aber auch sein, dass die Menschen in Kanada, zumindest dort, wo wir gelebt haben, soviel entspannter sind und dadurch einfach flexibler.

  7. 53.

    Sie haben keine Familie, oder? Mein Mann und ich fahre in entgegensetze Richtungen zur Arbeit. Würden wir der Arbeit hinterherziehen, müssten ja die Kinder immer die Schulen wechseln. Ich denke mal, das geht vielen so. Also ist das nicht so einfach, wie Sie es hier darstellen.

  8. 52.

    Ach herje, ich fahrel innerhalb von Berlin auch 23 Km. Und kann den ÖPNV/Home-Office auf Grund meiner Arbeitszeit/Arbeit nicht nutzen.
    Was soll also so eine Statistik? Sommerloch?

  9. 51.

    Oder man könnte die ganzen Berliner Anwohnerparpklätze wegrationalisieren, die von der Allgemeinheit bezahlt und vom einzelnen privaten Anwohner genutzt werden. Warum müssen Menschen in der Großstadt, ein Recht auf einen Anwohnerparkplatz haben, wo es doch einen gut ausgebauten ÖPNV gibt ? Ich weiß nicht, wieviele private Autos in Großstädten wie Berlin oder Potsdam zugelassen sind, aber die machen bestimmt einen Großteil der Verkehrsbelastung aus und stehen als Dauerparker auf öffentlichem Grund und Boden.

  10. 50.

    Überraschung! Brandenburg - mit Berlin in der Mitte - ist Pendlerland und gependelt werden muss besonders viel! Man muss nicht mal besonders pfiffig sein, um diese Tatsache auch ohne Hintergründe zu erraten.

  11. 49.

    Dann suchen Sie sich doch einen Job mit Homeoffice oder in Wohnortnähe. Es herrscht überall im Land Arbeitskräftemangel. Niemand muss weiter als nötig zum Job pendeln....
    Dann wären die Metropolen leerer, stauärmer und die Anwohner der zugeparkten Randbezirke hätten mehr Ruhe vor den Ausdemumlandwohngebietparkplatzsuchrasenden.

  12. 48.

    Ganz genau. Jede/r sucht sich selbst aus, wo er in Relation zum Arbeitsplatz wohnt. Bei meinen letzten beiden Umzügen habe ich sehr genau darauf geachtet, wie ich zur Arbeit komme und wie lange ich fahren werde müssen - habe kein Auto und bin immer mit Öffis unterwegs. Die ein oder andere Wohnung hat mir schon sehr gefallen, war mir dann aber zu weit weg vom Arbeitsplatz - habe also weiter gesucht und mich dann für eine Bleibe entschieden, die von der Strecke her noch machbar zur Arbeit ist.

  13. 47.

    "Was sagt die Datenschutzverordnung zu so einer ungefragten Auswertung bzw. Analyse von nicht versicherungsrelevanten Daten?"
    Zulässig.
    U.a. Art.6 DSGVO Erwägungsgrund 50.

  14. 46.

    "Meldet der Arbeitgeber den Wohnort an die Sozialversicherung? Glaub ich nicht wozu auch."
    Sie sollten Ihren Arbeitgeber befragen. Sie werden erstaunt sein.
    Alternativ https://www.gkv-datenaustausch.de/media/dokumente/arbeitgeber/deuev/gg/GG_28b_01.2023.pdf
    Und wie die Arbeitsagentur an die Daten kommt: https://www.arbeitsagentur.de/betriebsnummern-service/meldeverfahren-sozialversicherung

  15. 45.

    >"Hier geht weniger Homeoffice als es in den Medien gehypet wird."
    Ja eben! Und auch in meiner Branche ist Homeoffice nicht der Weisheit letzter Schluss. Alles geht auch nicht von zu Hause.
    Und ja... es ist der Fluch einer modernen Gesellschaft: Hier wohnen und leben auf preiswertem Grund, dort Arbeiten und Geld verdienen. Dass mal früher beides zusammen im Radius von 5 km ging, kaum noch vorstellbar. Zumal bei der Pendelei wertvolle Lebenszeit drauf geht. Ne Idee das zu ändern, hab ich nicht. Nur dass ich für mich die Konsequenz gezogen und mir nen Job in Wohnortnähe gesucht habe. Auch wenn ich hier 200 EUR netto weniger habe als in Berlin, ist es mir die gewonnen Lebenszeit schon wert.

  16. 44.

    Die Daten kommen sehr wohl von einer Sozialversicherung. Die Bundesagentur für Arbeit hat diese für die Auswertung zur Verfügung gestellt. Wenn so etwas anonymisiert geschieht, ist die DGSVO ein sehr niedrige Hürde. Der RBB hatte die auch schon mehrfach im Pendleratlas für Berlin und Brandenburg genutzt.

  17. 43.

    Und das ist keine Ausnahme.
    Bei mir sind es auch 41km je Strecke in Berlin, weil a) nichts fährt wann es gebraucht wird.
    Und später die Fahrzeit mit 2 Stunden nicht akzeptabel ist.

  18. 42.

    Die Oberschicht in Mitte... Vegane Lastenräder??? Manchmal frage ich mich, wer sich solche Platten Formulierungen ausdenkt...

  19. 40.

    Nun ja, zur Wahrheit gehört klar und deutlich, eine nicht unerheblich Anzahl der Pendler arbeitet in Potsdam und vor allem in Berlin. Am Morgen und Abend verstopfen sie die Tangenten von und nach den Städten, stoßen CO2 ohne Ende aus. Wichtig, man baut auf dem Land, also für die Ruhe, gegen den Stress.
    Statt die Pendlerpauschale zu erhöhen, muss es innovativere Lösungen geben.

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