Umstrittenes Vergütungsmodell - rbb-Verwaltungsrat beendet Boni-System für Führungskräfte

Di 30.08.22 | 22:38 Uhr
  25
rbb-Verwaltungsratschefin Dorette König während einer Pressekonferenz (Quelle: DPA/Monika Skolimowska)
Audio: rbb Inforadio | 31.08.2022 | Angela Ulrich | Bild: DPA/Monika Skolimowska

Das umstrittene System von Bonuszahlungen für die Mitglieder der Geschäftsleitung soll nun nach einem Beschluss des rbb-Verwaltungsrats abgeschafft werden. Für bestehende Verträge bedarf es einer vertraglichen Vereinbarung.

Der Verwaltungsrat des Rundfunk Berlin-Brandenburg hat beschlossen, dass es künftig keine Bonus-Zahlungen für Führungskräfte im rbb mehr geben soll. "Wir haben ganz klar als Verwaltungsrat entschieden, das System der variablen Vergütung abzuschaffen, und auch zukünftig nicht mehr zur Anwendung zu bringen“, erklärte Gremienvorsitzende Dorette König nach der mehr als sechsstündigen Sitzung gegenüber rbb24. Damit habe man auch „ein Zeichen setzen“ wollen, so König.

König: Boni-System brachte Unmut und Verärgerung

Für bestehende Verträge bedürfe dies nun vertraglicher Vereinbarungen. Der Verwaltungsrat nehme "das Angebot der außertariflich Beschäftigten im rbb gern an, mit ihnen schnell die Umsetzung sicherzustellen".

König wies daraufhin, dass die Zielsetzung des Boni-Systems, motivierend zu wirken, im rbb nicht zur Anwendung kam: "Es hat nicht der Motivation gedient, sondern eher dem Unmut und der Verärgerung, und ich finde es ein starkes Zeichen der Führungskräfte, anzubieten, mit sofortiger Wirkung darauf zu verzichten." Damit leisteten die Führungskräfte auch einen finanziellen Beitrag für den rbb, so König, "in dem Moment, wo variable Vergütungen nicht mehr gezahlt würden".

Antje Kapek, die vom Abgeordnetenhaus für die Grünen in den rbb-Rundfunkrat entsandt wurde, ist zufrieden über die Entscheidung für ein Ende der Boni. "Diese Konsequenz wird nun richtigerweise gezogen, dafür gebührt dem Verwaltungsrat großes Lob", so Kapek gegenüber rbb24.

Das Bonus-System ist im Zuge der Vorwürfe gegen die inzwischen fristlos entlassene Intendantin Patricia Schlesinger und den zurückgetretenen Chefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf bekannt geworden. In anderen ARD-Häusern gibt es solche Boni nicht.

Die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag ist geschlossen. Falls Sie zum Thema Krise im rbb kommentieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.

25 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 25.

    Endlich,die Bonuszahlungen werden abgeschafft! Es ist sehr überheblich von H.Brandstäter zu verkünden, dass keine Bonis für dieses Jahr mehr angenommen werden. Eine Frechheit! Die Bonis der GL (oder/ und aller AT’s)wurden in 2022 bereits im Frühjahr ausgezahlt! Hat die GL und AT’s wenigstens das Rückgrat ihre bereits erhaltenen Bonis in 2022 wieder zurückzuzahlen oder verläuft sich dieses Thema auch wieder?

  2. 24.

    Ich glaube, da ist auch der Drang in der Öffentlichkeit zu stehen. Aber die Häppchen sind bestimmt auch lecker. Geld, Macht und Einfluss werden nur eine untergeordnete Rolle spielen, ODER??

  3. 23.

    Dann werden die Bonis jetzt wohl dem "normalen" Gehalt aufgeschlagen.

  4. 22.

    Frau König ist hauptberuflich in einer privaten Firma für Unternehmungsberatung tätig;nebenberuflich in den Aufsichtsräten zweier Wohnungsbauunternehmen; ehrenamtlich im Verwaltungsrat des RBB.

    Die Entscheidung des RBB-Verwaltungsrats, die Top-AT-Gehälter von den ominösen Bonus-Zahlungen zu befreien, unterstützt Frau König vehement und vielen guten Argumenten. Inwieweit diese Bonus-Zahlungen jedoch durch Gehaltserhöhungen „kompensiert“ werden, wird sich noch in diversen Einzelverhandlungen zeigen.

    Frau König scheint, obwohl nach eigenen Worten vom Ehrenamt überfordert, einen ersten richtigen Schritt gegangen zu sein, sollte aber ihr Ehrenamt als Vorsitzende des RBB-Verwaltungsrats einem fachlich qualifizierteren, politisch unabhängigeren und hauptamtlich (!) beschäftigten WIRTSCHAFTSPRÜFER überlassen, sofern dieser Wirtschaftsprüfer die notwendige Expertise und den unbedingten Willen zur Kontrolle einer großen öffentlich-rechtlichen Anstalt deutlich erkennen lässt.






  5. 21.

    Zitat: "Da werden Führungskräfte gezwungen, Leistung zu bringen und das wird jetzt abgeschafft? Nur weil die Belegschaft keine Veränderung will?"

    Dem Vernehmen nach hat dieses Bonisystem eben keine, oder kaum, Leistungsanreize geboten. In bestimmten Führungsebenen waren diese aufgrund des dafür zu erbringenden Mehraufwands an Arbeit kaum zu erreichen, während in anderen, wohl vor allem höheren Ebenen Boni gezahlt wurden, wenn nur der vorgegebene Aufgabenbereich abgedeckt wurde.

    Und dass die Belegschaft die Abschaffung der Boni gefordert hat, um die Öffentlichkeit ruhig zu stellen und so das System ÖRR und damit seine Arbeitsplätze vor weitergehenden Diskussionen zu schützen, wie Sie es unterstellen, ist schon reichlich weit hergeholt, Franz.

  6. 20.

    Wer bei diesen, ohnehin überdimensionierten Gehältern nicht ausreichend motiviert ist Leistung zu bringen, bei dem bewirken auch Bonuszahlungen keine Verhaltensänderung. Deshalb weg mit den Bonis ohne vorher das Salär noch einmal ordentlich anzuheben.

  7. 19.

    Ist für mich die richtige Entscheidung aber die gezahlten Bonis zurück zahlen wäre eine gute Geste gewesen um Vertauensverlust wieder aufzubauen.

  8. 18.

    Richtig so.
    Es ist ein generelles Problem, dass in Führungsetagen Selbstbedienung möglich ist. Top Gehalt, Boni, Zuschläge und dann noch Abfindung, insbesondere wenn man Mist gebaut hat. Und die Arbeiter werden kurz gehalten und da muss gespart werden. Die Belohnung kassieren die Vorstände, zahlen dafür ggf. noch weniger Steuern und auch nichts in die gesetzliche SV

  9. 17.

    Das wird wohl eher nicht passieren? Vielleicht erst dann, wenn die Vorgabedokumente zur Berichterstattung der ARD und der jeweiligen Landesrundfunkanstalten aufgefunden und von wirklich unabhängigen Journalisten veröffentlicht werden. Einen Julian Assange wird es wohl in der BRD nicht geben, oder etwa doch?

  10. 16.

    Kaum! Das System ÖRR ist so korrupt in sicheren Einnahmen und verdeckten Ausgaben einschl. Spitzengehälter/obszöne Pensionen. Da bleibt kaum Geld übrig für ein ausgewogenes neutrales informierendes Programm. Die fehlende Kontrolle durch amateurhafte und durch Parteien gelenke Rundfunk/Verwaltungsräte machen dieses System unangreifbar.

  11. 15.

    Welche Politiker saßen in welchen Aufsichtsorganen des RBB und wo sind diese noch vertreten?

  12. 14.

    Ich habe da eher den Eindruck, dass hier um "zu retten, was zu retten ist", uns nur wieder "Brotkrümchen" hingeworfen werden. Hiermit soll von der eigentlich erforderlichen großen Reform mit Restrukturierung, Abschaffung des Beitragsservice und der Straffung auf den Auftrag der informativen GRUNDversorgung abgelenkt werden. In der Hoffnung, dass der Bürger hier schnell wieder andere Themen auf der Agenda hat. Schade, dass hier die Krise nicht als Chance für einen wirklichen Neuanfang verstanden wird, dadurch bestünde schließlich die Chance, wieder mehr Akzeptanz und Anerkennung in der Bevölkerung zukünftig zurückzuerobern.

  13. 13.

    Nicht das dann gleichzeitig für diesen Personenkreis die Gehälter steigen. Dann ist garnichts erreicht.

  14. 12.

    Da unsere Gebühren für Maßlosigkeit missbraucht werden konnten, ist das System, für was Gebühren in welcher Höhe verwendet werden, generell neu aufzusetzen um nicht weiter ein „Versorgungswerk“,neben den offiziellen Absicherungssystemen, vom Bürger finanzieren zu lassen. Was jetzt gemacht wird, von Neubesetzung bis Boniverzicht, sichert den bisherigen Missbrauch und vor allem die Maßlosigkeit nur weiter ab. Der Bürger will das nicht und die Mitarbeiter wollen in dieser Atmosphäre sicher auch nicht weiter „so kurz gehalten werden“.

  15. 11.

    Deutschland ist ein Sumpf geworden, alle aber auch alle ,stecken sich die Taschen voll. Regierung fährt großartig Dienstwagen auch privat, Familie wird per Hubi von A nach B geflogen, Diäten leise erhoben. Man wundert sich bei der BVG und D Bahn über Gehälter ( 450 ooo€ ) und mehr im Jahr. Finanzminister, feiert auf Sylt Mega Hochzeit mit Porsche .
    Das Volk soll Fahrradfahren , wenig heizen und kalt duschen. So haben sich viele ihren hart erarbeiteten Lebensabend nicht vorgestellt.

  16. 10.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt... Die Vorfälle im ndr, wdr, br, dlr, phoenix usw. in den letzten Wochen sprechen doch eine klare Sprache, daß dieses ÖRR politisch unterwandert und zur Beute der Selbstbedienerinnen geworden ist. Da verschwinden die Mehreinnahmen durch Gebührenumstellung seit Jahren einfach so spurlos in den Spitzengehältern und Pensionen. Bei wdr sind das 50 Millionen pro Jahr, für die der Sender keine Abrechnung vorlegen will/kann.

  17. 9.

    "Aber Frau König möchte nach ihren eigenen Angaben ja weiterhin im Verwaltungsrat bleiben."
    Moin, was ist eigentlich der Grund warum Menschen gerne solche Posten besetzen:
    ist es Geld, Macht, Einfluss oder weil die Häppchen nach Sitzungen besonders lecker sind? :-)

  18. 8.

    Vielleicht führt das wieder zu einem unabhängigen Journalismus?

  19. 7.

    Das ist ja mal eine gute Nachricht über den RBB.
    Es ist allerdings schon komisch, dass der RBB der einzige Sender gewesen sein soll in welchem es BONI-ZAHLUNGEN gegeben hat.

  20. 6.

    Frau König und Frau Kapek melden sich nun und verkünden "Erfolge"? Nur scheinen beide nicht begriffen zu haben, dass sie selbst durch fehlende Kontrolle in den Gremien für die Missstände mitverantwortlich sind. Beide Gremien gehören aufgelöst und dann komplett neu besetzt. Es kann, darf und soll kein weiter so geben. Aber Frau König möchte nach ihren eigenen Angaben ja weiterhin im Verwaltungsrat bleiben. Da vermisse ich die Fähigkeit zur Selbstkritik und die Einsicht für eigene personelle Konsequenzen zu ziehen. Unter diesen Voraussetzungen wird der RBB keine glaubhafte Erneuerung hinbekommen. Diese Chance wird gerade vertan.

Nächster Artikel