Interview | Kassenärztliche Vereinigung - "Das ist die Keimzeit für die Grippe- und Virenwellen"

Fr 30.09.22 | 21:21 Uhr
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Symbolbild. (Foto: picture alliance / Zoonar)
Video: Brandenburg aktuell | 30.09.2022 | Tim Jäger | Bild: picture alliance / Zoonar

Das Robert-Koch-Institut sieht verstärkt eine Erkältungswelle auf uns zurollen. Und der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Andreas Schwark, rechnet damit, dass auch Grippeerkrankungen zunehmen, er rät zur Impfung.

rbb24: Die Erkältungswelle mit Fieber, Husten, Heiserkeit ist da. Drohen zusätzlich viele Grippe-Erkrankte?

Andreas Schwark: Die Grippewelle kommt. Davon gehen wir so wie in den vorigen Jahren auch aus. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Kontakt mit dem behandelnden Arzt - insbesondere den Hausärztinnen und Hausärzten - aufzunehmen, um sich in den nächsten drei bis vier Wochen die Grippeschutzimpfung abzuholen. Ansonsten gelten die gleichen Hinweise wie bei Corona: Abstand lassen, viel trinken, Maske tragen, wenn man viele Leute um sich herum hat. Zudem sollte im Krankheitsfall auf die bewährten Hausmittel zurückgegriffen werden.

Womit rechnen Sie für die diesjährige Grippewelle?

Aufgrund der stringenten Corona-Maßnahmen, an die sich glücklicherweise sehr viele gehalten haben, gab es in den vergangenen zwei Jahren sehr wenige Erkältungssymptome und -krankheiten und auch weniger Grippe. Jetzt wird das anders sein. Man sieht es zum Beispiel in Australien, wo es einen deutlichen Aufwärtstrend gibt. [...] Wir rechnen damit, dass es auch zu uns kommen wird. Auch die Immunsysteme sind nicht so trainiert wie in den vergangenen Jahren. Gerade deshalb ist es wichtig, dass man sich die Grippeschutzimpfung wieder geben lässt.

Also müssen wir in diesem Jahr vorsichtiger sein?

Die sozialen Kontakte haben zugenommen. Sie sind deutlich größer als in den vergangenen Jahren. Wir haben sehr viel mehr Maske getragen. Jetzt werden diese nur noch im Wesentlichen in Verkehrsmitteln und Arztpraxen getragen. Daher ist jetzt die Übertragungskraft für Erkältungs- und Grippeviren deutlich größer. Insofern ist damit zu rechnen, dass auch die Grippeerkrankungen zunehmen. Deshalb: Impfen!

Wie ist es um den Impfstoff bestellt?

Es liegen uns für den Grippeimpfstoff keine Informationen vor, dass es da klemmt. Der ist da. Dass es mal zwischenzeitlich zu Lieferschwierigkeiten kommen kann, das steht außerhalb unserer Kraft. Da können wir nichts zu sagen, aber die Praxen sollen bestellen. Und der Grippeimpfstoff ist auch länger lagerfähig als der Corona-Impfstoff.

Bis wann sollte man sich den Grippeimpfstoff holen?

Bis Ende Oktober - das sind vier Wochen. Und wir merken es ja auch selber: Das Wetter wird schlechter. Tagsüber mag es angenehm sein, nachts aber ist es kalt und es regnet. Das ist die Keimzeit für die Grippe- und Virenwellen.

Können Corona- und Grippe-Impfung kombiniert werden?

Ja, das ist kombinierbar. Das sollte man aber davon abhängig machen, wie man die bisherigen Impfungen vertragen hat und wie man sonst so von der Statur ist. Für alle wird die dritte Corona-Impfung empfohlen. Für die Über-60-Jährigen und chronisch Kranken ist es die vierte Impfung. Insgesamt betrachtet, kann man individuell prüfen, ob man Corona- und Grippe-Impfung zusammenlegt. Man kann auch einen Extratermin buchen.

Herr Schwark, wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Tim Jäger.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.09.2022, 19:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 3.

    "Auch die Immunsysteme sind nicht so trainiert wie in den vergangenen Jahren."

    Vor einem Jahr wurde man für solch eine Aussage noch als "Schwurbler" abgetan, mit der Begründung "Ein Immunsystem kann man nicht trainieren, allesfalls als Kleinkind geht das".

  2. 2.

    Ich muss davon ausgehen, dass die meisten Menschen IMMER gesund waren, nie Atemwegserkrankungen hatten, nix. So "überrascht" wie alle Set Corona sind. Der ganze Vorgang ist doch saisonal normal. Und wer mag, trägt ne Maske, die schützt sicher.

    Der Großteil der Bevölkerung KANN sich übrigens nicht impfen lassen.

    Gesund und unter 60.

    Die gehen auch für die Grippe Kombi verloren.

    Blödes Signal, nur unter 60 zu impfen, tja.

    Viele Grüße vom Endfuffziger.

  3. 1.

    "Auch die Immunsysteme sind nicht so trainiert wie in den vergangenen Jahren."

    Aha. Dann dürfte klar sein, womit wir mal wieder anfangen sollten.

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