Lauterbach warnt vor neuer Welle - Bereits deutlich mehr Corona-Patienten in Krankenhäusern als vor einem Jahr

Fr 30.09.22 | 14:40 Uhr
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Positives Testergebnis eines Corona-Schnelltests. Eine Dame mit OP-Maske zeigt das positive Ergebnis in die Kamera.(Quelle:dpa/M.K
Audio: radioeins | 30.09.2022 | Andreas Reuter | Bild: dpa/M.Korb

Deutschland stehe "ganz klar am Beginn einer Herbst- und Winter-Welle", sagt Bundesgesundheitsminister Lauterbach und mahnt die Länder zum Handeln. Auch in Berlin und Brandenburg steigen die Corona-Zahlen - vor allem in den Krankenhäusern.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht eine neue Corona-Welle im Anmarsch. "Wir befinden uns ganz klar am Beginn einer Herbst- und Winterwelle", sagte er am Freitag in Berlin. Das sei nicht nur in Deutschland zu erkennen - auch in vielen Nachbarländern wie Frankreich, Dänemark und den Niederlanden gingen die Fallzahlen wieder nach oben.

Auch in der Region steigen die Zahlen deutlich und schnell: Das Brandenburger Gesundheitsministerium meldete am Freitag 2.352 neue Corona-Infektionen, der Berliner Senat 1.654. Der Sieben-Tage-Schnitt liegt in der Hauptstadt aktuell fast vier Mal so hoch wie vor einem Jahr (2022: 1.443, 2021: 375), in Brandenburg sogar mehr als zehn Mal so hoch (2022: 1.968, 2021: 139).

Dabei liefern die aktuellen Zahlen nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom Robert Koch-Institut (RKI) erfasster Fälle aus - vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Messbar und eindeutig sind aber die Zahlen, die aus den Krankenhäusern gemeldet werden. Und auch die sind in der Region aktuell deutlich höher als vor einem Jahr. 543 Corona-Patienten werden laut Senat derzeit in den Krankenhäusern der Hauptstadt behandelt, 40 von ihnen intensivmedizinisch. Vor einem Jahr lagen im Stadtgebiet 100 Menschen im Krankenhaus, davon 31 auf einer Intensivstation.

Das Brandenburger Gesundheitsministerium zählte am Freitag 456 Corona-Patienten in den Krankenhäusern. Davon werden 26 Personen intensivmedizinisch behandelt und hiervon wiederum elf beatmet. Vor einer Woche waren es noch 270 Corona-Patienten in Brandenburger Krankenhäusern, vor einem Jahr gar 56.

Kritischer Wert in Brandenburg bereits erreicht

In Brandenburg sind die Krankenhaus-Zahlen mittlerweile die Basis für Entscheidungen über schärfere Maßnahmen. Als ein Indikator der neuen Warnampel ist die Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern vorgesehen, wenn sie über 1.000 steigt.

Hinzu kommt die Zahl neuer Krankenhauspatienten mit Covid-19 je 100.000 Einwohner in einer Woche, wo der Warnwert zwischen 7 und 10 statt bisher zwischen 3 und 6 liegen soll. Am Donnerstag übersprang die Zahl bereits den kritischen Wert von 10.

Ein weiterer Indikator soll der Anteil freier Intensivbetten mit einem Warnwert zwischen 12 und 15 Prozent sein. Damit werde die Belastung der Intensivstationen unabhängig von der Erkrankung angegeben, sagte Ministeriumssprecher Dominik Lenz. Bisher wird der Anteil der mit Corona-Patienten belegten Intensivbetten ausgewiesen. Momentan sind 4,4 Prozent der verfügbaren Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt.

Infektionsschutzgesetz erlaubt weitergehende Maßnahmen

Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat die Bundesländer derweil schon zu rechtzeitigen Maßnahmen gegen die jetzt begonnene Herbstwelle der Corona-Pandemie aufgefordert.

Die Bundesländer müssten angesichts der derzeit stark steigenden Fallzahlen den richtigen Zeitpunkt erwischen, sagte Lauterbach am Freitag in Berlin. "Es ist nur die Frage, wann steigen die Länder mit den Maßnahmen ein und versuchen die Welle abzubremsen."

Lauterbach verwies auf die Möglichkeiten des Infektionsschutzgesetzes wie etwa eine Maskenpflicht in Innenräumen. Solche Maßnahmen müssten die Länder bedenken und je nach Lage einführen. "Ich appelliere an die Länder, es genau im Auge zu behalten", so der Minister. Zum 1. Oktober treten im Infektionsschutzgesetz neue Bestimmungen in Kraft, die für die kältere Jahreszeit wieder mehr und schärfere Vorgaben zu Schutzmasken und Corona-Tests ermöglichen.

"Sind besser vorbereitet als im letzten Herbst"

Falls die Corona-Welle nicht begrenzt werde, könne es in ein paar Wochen zu Problemen bei der sogenannten kritischen Infrastruktur kommen, weil dort Beschäftigte erkrankt ausfallen, konkretisierte Lauterbach. Dann könnten etwa aufgrund Personalmangels nicht genügend Betten in Krankenhäusern zur Verfügung stehen.

Der SPD-Politiker appellierte zudem insbesondere an ältere Menschen ab 65 Jahren, sich ein weiteres Mal gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Die Impfung reduziere die Sterblichkeit im Fall einer Infektion um 90 Prozent, so Lauterbach. "Es macht für ältere Menschen einen Riesenunterschied."

Lauterbach äußerte sich aber auch zuversichtlich: "Wir werden die Welle im Griff haben", versicherte er. "Wir sind besser vorbereitet als im letzten Herbst."

Sendung: Radioeins, 30.09.2022, 10 Uhr

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143 Kommentare

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  1. 143.

    Der Virus ist Großflächig verbrietet. Berlin hat laut https://www.berlin.de/corona/lagebericht/ in dieser Welle 936000 offizielle Infektionen. Zusätzlich laut Lauterbach 300% Dunkelziffer. Ähnlich sieht es Zumindest in den anderen Bundesländern und im westlichen Ausland (inkl. Australien, Neuseeland Südkorea und Neuseeland). Wer weiß, vielleicht ist es Zeit es einfach durchlaufen zu lassen. Was nicht ausschließt gefährdete Gruppen besonders zu schützen.

  2. 142.

    Nur mal so. Fun fakt; In England sind an vielen Ampelkreuzungen Die Rot.Grün Fußgängerampeln abgeschaft. stattdessen blingt ein Gelbes Licht.

  3. 141.

    Korrigierte Version: Bei der Maske muss Bequemlichkeit gegen Tod von Vulnerablen + LongCovid abgewogen werden -
    Leider bringen Sie unbewiesene Behauptungen. Ihre Argumente gegen die Maske:
    1. Maske fast nur Eigenschutz
    2. Schäden, weil Immunsystem nicht mehr trainiert würde
    3. Maske “durch die Veränderung des Virus” überholt und “keinen allgemeinen Vorteil” mehr.
    Wenn Sie dass als Gegenargumente anführen, sollten Sie das auch belegen, denn es widerspricht bisherigen Kenntnisse, die zu 1.bis 3. sind:
    1. nein, Maske auch effektiver Fremdschutz
    2. kein Beleg für nennswerten Schaden am Immunsystem ( man trägt ja auch nicht täglich 24 h Maske)
    3. es sterben immer noch etwa soviel Person durch Omikron wie durch Delta, von LongCovid als volkswirtschaftlicher Schaden mal abgesehen.
    Es ist an Ihnen Ihre Behauptungen die vom wissenschaftlichen Konsens abweichen auch zu belegen. Das tun Sie leider nicht.

  4. 140.

    Bei der Maske muss Bequemlichkeit gegen Tod von Vulnerablen + LongCovid abgewogen werden -
    Leider bringen Sie unbewiesene Behauptungen. Als Argumente gegen die Maske führen Sie an:
    1. Maske fast nur Eigenschutz
    2. Schäden, weil Immunsystem nicht mehr trainiert würde
    3. Maske “durch die Veränderung des Virus” überholt und “keinen allgemeinen Vorteil” mehr.
    Wenn Sie dass als Gegenargumente anführen, sollten Sie das auch belegen, denn es widerspricht bisherigen Kenntnisse, die zu 1.bis 3. sind:
    1. nein, Maske auch effektiver Fremdschutz
    2. kein Beleg für nennswerten Schaden am Immunsystem ( man trägt ja auch täglich 24 h Maske)
    3. es sterben immer noch etwa soviel Person durch Omikron wie durch Delta, von LongCovid als volkswirtschaftlicher Schaden mal abgesehen.
    Es ist an Ihnen Ihre Behauptungen die vom wissenschaftlichen Konsens abweichen auch zu belegen. Das tun Sie leider nicht.

  5. 139.

    "wenn alle anderen das auch tun müssen, da jenseits der Risikogruppen die Sterberate durch die Masken eben nicht reduziert wird" Das stimmt, das ist die klinische Sicht auf die Epidemie. Allerdings ist das epidemiologische Argument, daß diese anderen zur großflächigen Verbreitung beitragen und damit dann den Infektionsdruck auf die gefährdeten Personen wesentlich erhöhen, da mehr Kontakte mit potentiell Infektiösen stattfinden können und eine Maske zum Selbstschutz eben nicht zu 100% schütz bzw. die Maske nun auch nicht 24h am Tag getragen wird.

  6. 138.

    "Erinnern sie sich mal ein wenig zurück"
    Ich kann mich an den Ausbruch beim Karneval in Heinsberg erinnern, da gab es sogar ne Studie. Ebenso, wie man von etlichen Ansteckungen bei nem Freiluftfestival in Belgien berichtet hat oder von Langstreckenflugreisenden, die bei Einstieg noch negativ, bei Ankunft am Zielflughafen nochmals getestet positiv waren. Oder von Ausbrüchen auf Kreuzfahrtschiffen.
    Mein Resümee: Die Ansteckung erfolgt meist, wo Leute auf engstem Raum, bei schlechter Luft über einen gar nicht so langen Zeitraum zusammenhocken, sofern ein aktuell Virusausscheidender dabei ist. Schlechte Luft bzw die bildliche Wand kenne ich aus Kneipen, Cafés, S-Bahn, Restaurants und kleinen Läden ohne Luftaustausch.
    Dafür brauche ich keine Studie. Und auf den ÖPNV können Viele nicht verzichten, die aber ggf schutzbedürftig sind. Und je mehr man aufeinander achtet, desto weniger Risiko für Alle und insb. die Vulnerablen, meine Meinung. Daher dieses Gejammer wegen MNS im ÖPNV unklar.

  7. 137.

    Flächenland vs. Großstadt? Was in anderen Ländern ist ist deren Sache. Das ändert aber nicht an der Wirksamkeit von Maßnahmen. Wer sich wegen einer Maske seiner Persönlichleitsrechte oder gar seiner Freiheit beraubt sieht sollte zum Arzt gehen. Da stimmt nämlich irgendetwas mit der eigenen Wahrnehmung nicht.

  8. 136.

    Oh doch, das begreife ich sehr wohl. In einem Rechtsstaat ist es ansonsten aber üblich, dass sämtliche Eingriffe in Grundrechte verhältnismäßig und begründet sind. Es muss also ein zwingender Grund vorliegen, warum Rechte eingeschränkt werden. Anfangs war das auch bei Corona unzweifelhaft der Fall, aber irgendwann hat es sich verselbständigt und wird einfach so, auch gegen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse einfach fortgesetzt und das ist sehr wohl ein Problem - für Gesellschaft und Rechtsstaat.

  9. 135.

    Das ist eben so nicht vollständig korrekt. Das Masketragen schützt nämlich zunächst mal nur den Träger der Maske. Daher ist es absolut sinnvoll, dass Risiko-Patienten diese freiwillig tragen. Es bringt aber mehr Nachteile als Vorteile, wenn alle anderen das auch tun müssen, da jenseits der Risikogruppen die Sterberate durch die Masken eben nicht reduziert wird und im Gegenteil andere Atemwegserkrankungen aufgrund des nicht mehr trainierten Immunsystems wesentlich gefährlicher ausfallen. Eine aklgemeine Maskenpflicht hat sich durch die Veränderung des Virus inzwischen überholt und es bringt keine allgemeinen Vorteile mehr, daran festzuhalten. Ab jetzt ist Eigenverantwortung das Gebot der Stunde!

  10. 134.

    Corona liest sdich die hier verewigten Wunschzettel nicht durch - hundert pro.

  11. 133.

    Die ffp2Maske schränkt das Ein- und Ausatmen ein - Richtig? RICHTIG.
    Die ffp2Maske schützt beim Handwerken gegen giftige Substanzen - Richtig? RICHTIG.
    Weil die ffp2Maske das Ein- und Ausatmen einschränkt - tragen viele ihre Maske mit freier Nase oder garnicht - schränkt Richtig? RICHTIG.
    Macht 3 x RICHTIG. Somit beweist jede/r nach Satz 1 bis 3 Handelnde die wirksane Schutzwirkung RICHTIG über Mund UND Nase zu tragende ffp2Masken. Und es gibt nicht einen einzigen stichhaltigen oder sogar wissenschaftlich-akademischen Einwand gegen dieses Beweismuster. Man kann sich nur wundern

  12. 132.

    Habe mir das 5seitige PDF dieser Studie angeschaut und verzweifelt Vergleichswerte gesucht, welche R-Werte sich in z. B. Supermarkt oder ÖPNV ohne(!) Maske ergeben würden. Wurde wohl nicht untersucht. Daher hat diese Studie zumindest für mich keine bedeutende Aussagekraft.

  13. 131.

    "Sehe ich auch so. In DK ist alles lockerer als hier."
    Nicht nur in DK, in anderen EU Staaten auch.

  14. 130.

    Der Straßenverkehr bleibt. Corona geht. Daher wird niemand auf die Idee kommen rote Ampeln seien unverhältnismäßig. Aber mal so. Warum in Berlin FFP2? In Bayern, Hamburg, NRW, Niedersachsen usw. OP Maske. Mal angesehen davon, dass zB Frankreich komplett verzichtet.

  15. 128.

    So macht man Diskussionen tot. Mit Hinweis auf die Lächerlichkeit der Gedanken anderer und man soll halt klagen. Alles klar. Deutschland und die Besserwisserei.

  16. 127.

    "Erinnern sie sich mal ein wenig zurück…. gab es jemals eine Studie die festgestellt hat im Einzelhandel stecken sich viele an… oder im Restaurant… oder Kino oder was auch immer ? "Vielleicht haben Sie einen Querdenker als Nachbarn, der Ihnen das Internet blockiert. In meinem unzensierten Internet finde durch Eingabe von nur 3 Suchbegriffen in 2 Sekunden das:
    https://www.wa.de/leben/gesundheit/risiko-ansteckung-coronavirus-schule-buero-restaurant-studie-sport-kino-infizierter-forscher-tu-berlin-90211546.html
    Schön mit Zahlen wo die Ansteckungswahrscheinlichkeit wie hoch ist. Kino, Museen, Oberschule, Restaurant, Supermarkt, ÖPNV usw. Vom Februar 2021 !! Was will man mehr....
    Nun haben auch Sie die Möglichkeit Ihre Meinung zu ändern. ;-)

  17. 126.

    Genau und warum sollten sie an einer lehren Kreuzung bei rot anhalten?
    Maskenpflicht hatten wir im gesamten Sommer außer in ÖNV und Arztpraxen nirgends mehr. Deswegen steigen nun wieder die Erkältungswellen und die Immunsysteme der Menschen funktionieren, oh Wunder, immer noch.

  18. 125.

    Die WHO hat den weltweiten Pandemiestatus aus gutem Grund noch nicht beendet.
    Auch seriöse Wissenschaftler warten diese Wintersaison erst einmal ab, weil sie repräsentative Daten liefert, womöglich die erste Erkältungsaison in Richtung Endemie sein könnte und damit eine wissenschaftliche Basis für das wissenschaftliche pandemische Ende liefert.
    Und mal ganz ehrlich von welchen Grundrechtseinschränkungen reden wir überhaupt noch. Von der Maske im Zug, beim Arzt, oh Gott wie furchtbar. Führen sie vor dem BVerfG Beschwerde, wenn sie meinen die Regierung greift unverhältnismäßig in ihre Grundrechte ein. Das ist der Unterschied zu China, hier können sie die Gesetzgebung anfechten.

  19. 124.

    Frage nicht beantwortet. Oder anders, warum hat fast nur noch Deutschland solche Regeln? Sie weichen aus. Sorry.

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