Energiekrise in Berlin - Senat stuft Gefahr für Strom-Blackout als "sehr gering" ein

Mo 19.09.22 | 15:27 Uhr
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Ein Schild mit der Aufschrift "Hochspannung Lebensgefahr" hängt an einem Zaun. (Quelle: dpa/Sebastian Kahnert)
Video: rbb24 abendschau | 19.09.2022 | Andrea Everwien | Bild: dpa/Sebastian Kahnert

Wenn im Winter zu wenig Gas in Berlin zur Verfügung steht, könnte das Worst-Case-Szenario eintreten: Die Menschen nutzen elektrische Heizlüfter, die Stromnetze sind überlastet und werden abgeschaltet. Das Risiko dafür sei laut Senat aber "sehr gering".

Ein sogenannter Blackout, also ein längerer großflächiger Stromausfall, ist in Berlin nach Einschätzung des Senats sehr unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit eines mehrere Tage oder Wochen dauernden Ausfalls sei auch in der aktuellen Energiekrise "als sehr gering einzustufen", sagte Innen-Staatssekretär Torsten Akmann (SPD) am Montag im Innenausschuss.

Bei der Aussage stütze man sich auf Experten. Im schlimmsten Fall könnten allerdings im Winter bei fehlender Erdgasversorgung auch Stromnetze an bestimmten Orten und für begrenzte Dauer abgeschaltet werden.

Der Senat werde demnächst Hinweise für die Berliner für Vorbereitungsmaßnahmen und Handlungsmöglichkeiten bei einem derartigen Notfall veröffentlichen.

Überlastung der Stromnetze durch Gasmangel

In einem echten "Worst-Case-Szenario" gäbe es zu wenig Gas für das ausreichende Heizen aller Wohnungen, sagte Akmann. Würden dann zahlreiche Menschen gleichzeitig elektrische Heizlüfter zum Wärmen der Wohnungen anschalten, drohe eine Überlastung der Stromnetze. Zum Schutz würden die Netzbetreiber dann regional und zeitlich begrenzt den Strom abschalten, "um die Gesamtstabilität zu sichern" und Schäden zu vermeiden.

Akmann betonte, es handele sich um das "Worst-Case-Szenario", also den schlimmsten Fall. "Das Niveau der Stromversorgung in Berlin ist sehr hoch." Berlin gehe "gut vorbereitet in diesen Winter". Allerdings sei bei der Gasversorgung die Lage "angespannt und eine weitere Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden".

Senat, Polizei und Feuerwehr bereiten sich vor

Senat, Polizei, Feuerwehr und die weiteren Behörden würden sich zur Sicherheit natürlich auch auf längere großflächige Stromausfälle vorbereiten. Insgesamt seien an den Beratungen 30 Behörden beteiligt. Man stütze sich auch auf Erfahrungen aus dem Februar 2019, als der Strom in Köpenick 31 Stunden lang für 31.000 Haushalte und 2.000 Firmen ausfiel.

Die Polizei entwickle derzeit Einsatzpläne für einen möglichen Blackout, sagte Akmann und bezog sich auf einen kürzlichen Bericht der Zeitung "Die Welt". Dabei gehe es besonders um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit, die Kriminalitätslage und den Schutz kritischer Infrastrukturen. So bleibe aus Sicherheitsgründen auch die nächtliche Beleuchtung an manchen Gebäuden in der Stadt angeschaltet. Details dazu wollte Akmann nicht nennen, die Einsatzkonzeption sei noch nicht abgeschlossen.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte, die Polizei bereite sich seit dem Sommer vor. Es gebe verschiedene Szenarien zu Stromausfällen mit drei Phasen. Für die Polizei gehe es auch um ihre eigene Einsatzfähigkeit. Im Juli sei ein Energiekrisen-Gremium eingerichtet worden.

Die Feuerwehr will sich unter anderem dem vorbeugenden Brandschutz widmen, sagte ihr Chef Karsten Homrighausen. Nicht alle Heizquellen seien für geschlossen Räume geeignet. Es gebe die Gefahr, dass Menschen untaugliche Methoden einsetzen würden, dadurch könnte es zusätzliche Gefahren durch Feuer, Rauch oder Abgase geben.

Sendung: rbb24 Abendschau, 19.09.2022, 19:30 Uhr

45 Kommentare

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  1. 45.

    Na dann sind wir uns ja einig, einen Blackout kann man in diesem Winter nicht ausschließen.

  2. 44.

    Es ist nicht einfach mit ihnen, da immer dasselbe. Obwohl schon klar und eindeutig das Gegenteil bewiesen ist, hacken sie störrisch und bockig wie ein kleines Kind auf unsinnigen Formulierungen rum und beharren darauf recht zu haben.

    Was verstehen sie am Kommentar 24 und an den unterschiedlichen Definitionen eines Strom-Blackout und einer lokalen Abschaltung nicht?????

    Wenn alle Berliner ihre Ölradiatoren anmachen wird deswegen das reginale Verbundsystem, AN DEM BERLIN DRAN HÄNGT, nicht zusammenbrechen. Es wird zwar dicke Backen machen, aber die 30kV-Leitungen NACH BERLIN, haben Saft - dazu ist ein Verbundsystem da - UND BERLIN HAT KEIN EIGENES, genau genommen hat Berlin eigentlich gar nichts eigenes. Aber das ist ein anderes Thema. 

  3. 43.

    Und genau deshalb ist die Wahrscheinlichkeit des Blackouts "sehr gering" und nicht Null.
    Das System beruht ja nicht nur auf Annahmen sondern auf Echtzeitmessdaten. Die Kollegen in den Leitwarten sind nicht im Blindflug unterwegs und warten bis das Licht über Ihrem Kopf flackert.
    Natürlich kann man den Blackout nicht ausschließen. Es ist ein technisches System, welches auch ausfallen kann.
    Wenn Sie wissen wollen wie klein sehr unwahrscheinlich ist, ist das rbb Forum die falsche Plattform.

  4. 42.

    „ Machen Sie sich einfach mal über den Strommarkt in Deutschland schlau, also wer in welcher Marktrolle für was verantwortlich ist, dann lesen Sie die Kommentare noch einmal und überdenken Ihre.“

    Verstehe, das ist natürlich eine präzise Antwort auf meine Frage, die zeigt, dass sie eigentlich überhaupt nicht verstehen, worin die Schwachstellen in statistische Systemen bestehen und warum folgende Aussage:
    „ Ein sogenannter Blackout … Einschätzung des Senats sehr unwahrscheinlich.“
    eigentlich eine Binsenweisheit ist und damit keine Information enthält.

  5. 41.

    "Lokale geplante und ungefragte Abschaltungen ja"
    Selbst das wird im kommenden Winter nicht wahrscheinlicher als bisher sein. Regionale Abschaltungen gibt es schon heute immer wieder mal wegen Wartung, Defekt, was auch immer. Ansonsten ist eh genug Strom da.

  6. 40.

    Machen Sie sich einfach mal über den Strommarkt in Deutschland schlau, also wer in welcher Marktrolle für was verantwortlich ist, dann lesen Sie die Kommentare noch einmal und überdenken Ihre. Danke.

  7. 39.

    "Hinzu kommt noch die furchtbare Unsitte, dass einige der Meinung sind hier Privatfehden ausrechnen zu müssen."
    Ich beziehe das mal auf mich, weil irgendwie naheliegend. Könnten Sie mir diese Aussage bitte mal begründen. Ernstgemeinte Frage. Ich kenn Sie gar nicht, warum sollte ich eine Privatfehde über das Medium rbb24 mit irgendjemand führen.

    Ansonsten die Definition Blackout ist scheinbar ziemlich divers. Ich versteh das gleiche wie Sie darunter. Die großen New Yorker Stromausfälle gelten gemeinhin als Blackout auch wenn nur New York betroffen war. Wahrscheinlich aus dem englischen irgendwie in die deutsche Umgangssprache übernommen. Deshalb fügt man oft noch das lang anhaltend und großflächig davor, obwohl es für mein Verständnis nicht notwendig wäre.
    So ein Wischer oder auch das in Köpenick vor 2 oder 3 Jahren sind kein Blackout. Das ist eine Störung der Energieversorgung oder ein Stromausfall.

  8. 38.

    In den Leitwarten der europäischen ÜNBs. Da wo das jeden Tag und in den letzten Jahren immer wieder gemacht wird.
    Das ist Alltag, der wird im kommenden Winter sicher noch etwas spannender aber bleibt Alltag.
    Es gibt eine exakte Staffelung bei der Frequenz- und somit Netzstabilitätsüberwachung und vorgeschriebene und abgestimmte Ab- und Zuschaltszenarien von Lasten und Erzeugern.

  9. 36.

    Genau und deswegen ist „worst case“ der schlimmste anzunehmende Fall, also implizit der Tot jedes statistischen, auf wahrscheinlichen Annahmen basierenden, Systems.

  10. 35.

    Es gibt auch Zuschaltszenarien in einem Netz da wird nicht einfach auf Vollast zugeschalten.
    Wir haben inzwischen sehr viele "intelligente" Ortsnetztrafostationen und sehr viele gewerbliche und industrielle Verbraucher die eben nicht bei Wiederkehr von 0 auf 100 innerhalb von 2 Periodendauern gehen. Diese werden auch bevorzugt abgeschaltet und nicht die Systeme wo man nicht weiß ob es gut geht. Das würd doch nicht ausgewürfelt.
    Thomas da sitzen Leute die das verstehen und keine Politiker.
    Wenn Sie auch daran zweifeln, tut es mir für Sie leid.
    Ich zweifle nicht an der fachlichen Kompetenz der Fachkräfte in diesem Land. Sie gehören doch offensichtlich auch dazu. Was auch immer Sie machen, aber zweifelt man an Ihrer Fachkompetenz?

  11. 34.

    „Unterfinanziert“ war nur ein Bankenanalogon für die statistische Energieversorgung.

  12. 33.

    Es ist ein Übersetzungs- und Definitionsproblem. Eine mögliche Interpretation des Blackouts im deutschsprachigen Raum stammt von Prof. Hans Auer:
    „Ein Blackout ist eine Unterbrechung des Übertragungsnetzes, während eine Unterbrechung des Verteilnetzes (also die kleinsten drei Netzspannungsebenen) eine Stromversorgungsunterbrechung bzw. einen regionalen Stromausfall bedeuten.“

  13. 32.

    Gucken Sie sich das Video an und Sie verstehen, dass es keine Inselbetrachtung ist.
    Die im Artikel erwähnten Experten sind 50 Hertz und somit weit weg von Berliner Inselbetrachtung auch wenn sie in Berlin sitzen.

  14. 31.

    Ich definiere gar nix, das haben die Leute bereits gemacht die etwas davon verstehen und dafür bezahlt werden.
    Unser Netz ist nicht unterfinanziert. Das europäische Verbundnetz ist finanziell und technisch hervorragend ausgestattet und äußerst robust. Problematisch ist der zu langsame Ausbau auf Grund von Genehmigungsproblemen aber nicht aus finanziellen Problemen.
    In diesem System steckt deutlich mehr als Statistik. Seien Sie sich dessen gewiss.
    Ein Szenario wie Sie es hier an die Wand malen, ist extrem unwahrscheinlich, weil es beherrschbar ist indem man rechtzeitig durch entsprechende gezielte Lastabwürfe gegensteuern kann.
    Glauben Sie wirklich dass alle Europäer Ihren Heizlüfter in den selben 15 min aus dem Keller holen und anwerfen? Das ginge wohl nur wenn wir es wollen und provozieren.
    Lokale geplante und ungefragte Abschaltungen ja, aber Blackout sehr unwahrscheinlich.

  15. 30.

    Nur damit es nicht untergeht:
    „Der Blackout wird an anderer Stelle verhindert, schreibt auch Matthias so. Also was soll das hier?“

    An welcher Stelle genau??

  16. 29.

    „Zum Schutz würden die Netzbetreiber dann regional und zeitlich begrenzt den Strom abschalten, "um die Gesamtstabilität zu sichern" und Schäden zu vermeiden.“

    Abschalten ok, aber unter Volllast ein einmal abgeschaltetes System wieder sicher zuschalten mit Synchronisation der Netzfrequenz, gewagt!?

  17. 28.

    Ich übernehme das mal. Wirst Case heißt der schlimmste anzunehmende Fall.
    In statistischen Systemen der sichere Zusammenbruch, deswegen heißt es in dem Artikel vorsorglich auch:
    „Ein sogenannter Blackout, also ein längerer großflächiger Stromausfall, ist in Berlin nach Einschätzung des Senats sehr unwahrscheinlich.“
    Was heißt also „präzise“ „sehr unwahrscheinlich“??

  18. 27.

    Ein Senat kann das für Berlin einschätzen in dem er einfach 50 Hertz als für die Regelzone zuständigen Versorgungsnetzbetreiber fragt. In dem Moment fragt man denjenigen der es für ganz Ostdeutschland und Hamburg einschätzen muss und kann und gut mit den anderen europäischen ÜNBs vernetzt ist, weil er dies für die Erfüllung seiner Aufgaben benötigt.
    Und wenn der rbb das kann so wie im Video dürfte ein Staatssekretär noch ein paar mehr kritischere Fragen stellen.

  19. 26.

    Auch Ihnen, Niemand hat behauptet dass Berlin eine Sonderposition einnimmt oder besonders geschützt sei.
    Wie kommen Sie auf diese Behauptung? Das steht nicht im Artikel.
    Ein lokaler Berliner Politiker hat sich schlau gemacht und äußert sich zu seinem Aufgabenfeld. Mehr nicht.
    Der Senat kann das einschätzen auf Basis von Abfrage an Experten so wie es im Artikel steht.
    Peinlich wenn der Senat das nicht könnte, dann braucht ihr ihn auch nicht.
    Er hat in Ihren und Brandenburgers Augen vielleicht den Fehler gemacht nicht vorher beim rbb-Gebührenzahler nachgefragt zu haben sondern Leute die wirklich was davon verstehen.

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