Krise in rbb-Spitze - Intendantin Vernau kündigt Aus für rbb-Verwaltungsdirektor an

Mo 17.10.22 | 17:51 Uhr
  18
Archivbild: Hagen Brandstäter, geschäftsführender Intendant des RBB, beantwortet Fragen im Hauptausschuss des Brandenburger Landtags bei einer Sondersitzung im Fall der abberufen Intendantin Schlesinger. (Quelle: dpa/J. Kalaene)
Audio: rbb24 Inforadio | 18.10.2022 | Thorsten Gabriel | Bild: dpa/J. Kalaene

Die Interims-Intendantin des rbb, Katrin Vernau, hat am Montag im Medienausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses Auskunft zur rbb-Krise gegeben. Sie kündigte auch an, wer aus der Führungsriege gehen muss.

Interimsintendantin Katrin Vernau hat eine weitere personelle Konsequenz aus der Affäre um mögliche Vetternwirtschaft und Verschwendung beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) angekündigt.

Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat sei beschlossen worden, das Dienstverhältnis mit dem erkrankten Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter vorzeitig zu beenden, sagte Vernau am Montag im Medienausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Produktions- und Betriebsdirektor Christoph Augenstein und Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus hingegen werden aus "organisatorischen und finanziellen Gründen" ihre Tätigkeiten weiter fortsetzen.

Die Sitzung fand gemeinsam mit dem für Medienangelegenheiten zuständigen Hauptausschuss des Brandenburger Landtags statt.

Vernau: Arbeiten an wirksameren internen Kontrollsystem

Nachdem die Generalstaatsanwaltschaft Ermittlungen auf die Manager des rbb-Vorstands ausgeweitet hatte, war die Juristische Direktorin Susann Lange vor zehn Tagen freigestellt worden. Es gelte jedoch die Unschuldsvermutung, so Vernau. Die Klärung dieser Personalien sei die Voraussetzung, um die Zukunft des rbb effizient planen zu können.

Darüber hinaus arbeite man mit Hochdruck an einem wirksameren internen Kontrollsystem: Eine Aufarbeitung der Mängel der internen Revision und eine überarbeitete Revisionsordnung lägen bereits vor. Als nächstes wolle man sich dem Thema Compliance widmen. Die rbb-Verwaltungsratschefin Dorette König, die auch im Ausschuss sprach, kritisierte, dass vorhandene Compliance-Regelungen nicht den Erfordernissen entsprächen und es beim rbb einen von der Geschäftsleitung unabhängigen Compliance-Beauftragten brauche, der direkt dem Verwaltungsrat berichte. Dafür seien nun aber teilweise schon Grundlagen geschaffen worden.

Interims-Intendantin Vernau betonte, dass nicht nur der rbb, sondern auch die Berliner und Brandenburger Rechnungshöfe sowie die Anwaltskanzlei Lutz-Abel und die Staatsanwaltschaft daran arbeiten, die Geschehnisse beim rbb aufzuklären.

Freiwilliger Verzicht auf Bonus-Zahlungen

Beim stark kritisierten Bonussystem für Führungskräfte konnte Vernau keine Entwicklungen verkünden. Wegen einzelvertraglicher Regelungen sei es noch nicht möglich gewesen, das Bonussystem für laufende Verträge formal abzuschaffen. Sie habe aber alle Empfänger abfragen lassen, ob sie bereit seien, auf die Zahlungen zu verzichten. Laut Vernau hätten 20 von 25 außertariflich bezahlten Beschäftigten dies bereits zugesagt.

Vertreter der Mitarbeitenden betonten im Ausschuss hingegen, dass kürzlich bekannt gewordene Details zu den Ruhegeldern der Direktoren für großen Unmut bei den Mitarbeitern gesorgt habe: "Viele sprechen von Sittenwidrigkeit", sagte die Personalratsvorsitzende Sabine Jauer. Das Vertragswerk müsse aus ihrer Sicht gründlich untersucht werden. "Das Empörende ist, dass sich die Führungskräfte zusammentun, um sich gegenseitig die Taschen voll zu machen", so der Freienvertreter Christoph Reinhardt. "Man darf solche Angebote nicht zulassen und dafür ist der Gesetzgeber da, um solche Grenzen zu setzen."

Interims-Intendantin Vernau sagte den Mitarbeitern schließlich zu, in einem partizipativen Prozess in die Zukunftsplanung für den rbb mit einbezogen zu werden. Auch hier betonte Jauer aber: Die Mitarbeitenden des rbb wünschen sich noch deutlich mehr Mitspracherecht, vor allem auch bei der Wahl des künftigen Intendanten.

Katrin Vernau, Interims-Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), spricht am 17.10.2022 im Abgeordnetenhaus von Berlin. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
dpa/Christoph Soeder

Video: rbb24 Abendschau | 17.10.2022 | D. Knieling/B. Hermel

Sendung: rbb24 Abendschau, 17.10.2022, 19:30 Uhr

18 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 18.

    "Wie lauten denn die „organisatorischen und finanziellen“ Gründe, dafür dass die zwei Herren namens Augenstein und Schulte-Kellinghaus, welche reichlich profitiert haben, nicht gehen müssen? "

    Die wissen zuviel und würden hohe Ruhegelder bekommen.

  2. 17.

    Das System der Eigenversorgung ist nicht zu heilen. Man kann den Fröschen auch nicht sagen, sie sollen den Teich trocken legen.
    Erst müssen die Frösche raus, dann müssen die anderen Lebewesen umgesiedelt werden. Jetzt braucht man die richtigen Werkzeuge um das schadhafte Wasser abzusaugen und anschließend zu reinigen. Wenn das erfolgt ist, kann man langsam wieder neu ansiedeln...

  3. 16.

    Es wird sich nicht ändern. Es gibt aktuell schon wieder Verträge mit Bonuszahlungen. Bitte irgendwie dranbleiben!

  4. 15.

    Rundfunkrat und Verwaltungsrat haben völlig unterschiedliche Aufgaben. Der Verwaltungsrat entspricht eher dem notwendigen Aufsichtsrat eines Konzerns (Kontrolle der Geschäftsleitung). Der Rundfunkrat ist mehr ein inhaltliches Kontrollgremium, in denen viele soziale Gruppen Mitglieder entsenden, um darauf zu achten, dass ihre Interessen im Programm vertreten werden. Besonders viele Rundfunkratmitglieder kommen aus der Politik. Letztere müsste auch mitwirken, wenn der Rundfunkrat abgeschafft werden soll. Da aber niemand seinen eigenen Einfluss begrenzen möchte, wird das nicht geschehen. Die Rundfunkanstalten können das Problem also nicht lösen. Das gilt übrigens genauso, wenn es um die Zusammenlegung von mehreren Landesrundfunkanstalten geht. Die Politik der jeweiligen Bundesländer müsste das mittragen (jeweilige Landtage müssten zustimmen) ... tut sie aber nicht, weil es mit dem Verlust an Einfluss einherginge. Das Problem sind also nicht die Rundfunkanstalten, sondern die Politik!

  5. 14.

    Mir fehlt der Glaube an eine ernsthafte Aufarbeitung und einen strukturell sinnvollen Umbau. Die Gehaltsexesse gehen ja weiter.

  6. 13.

    Problemlösung auf wdr Ar. Baueropfer mit fetter Pension, aber bloß keine Programm- und Strukturänderung.

  7. 12.

    Krank um sich der Verantwortung zu entziehen. Die unverhältnismäßige Versorgung im Ruhestand, selbst für Verwandte muss rückgängig gemacht werden.

  8. 11.

    "Sie haben den Unterschied derer nicht verstanden?"
    Ich weiß gar nicht, warum Sie jemanden hier so besserwisserisch angehen.
    Man kann den Unterschied durchaus kennen - und sich trotzdem des Eindrucks nicht erwehren können, dass es gleich zwei Aufsichtsgremien gab und doch keinerlei Aufsicht stattfand (zum Teil das Gegenteil)...

  9. 10.

    "Hr Brandstätter"
    Naja, ganz unschuldig ist er nicht - nach dem Desaster im Landtag. Aber er ist nur ein Bauernopfer. Haltbar war er nicht mehr; Nur zum jetzigen Zeitpunkt ist schlecht...
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/08/berlin-brandenburg-sondersitzung-verwaltungsrat-hagen-brandstaeter-krankgeschrieben.html

  10. 9.

    " Wozu 1 Verwaltungsrat + 1 Rundfunkrat?"
    Sie haben den Unterschied derer nicht verstanden?
    Unbedingt nachholen: Welche Funktionen die jeweiligen Gremien haben! Und kommen Sie mir nicht, das die Räte überbezahlt wären.
    Die Rechte derer gehören erhöht!

  11. 8.

    Wurde der rbb nur von machtbesessen Leuten und kranken geführt? Den Eindruck kann man bei dem Beitrag schon bekommen.

  12. 7.

    "und finanziellen Gründen" bedeutet doch wohl, dass eine Freistellung dieser Personen für den RBB wirtschaftlich nicht mehr tragbar wäre, wahrscheinlich wegen noch nicht öffentlich bekannter Details ihres Anstellungssvertrags.
    Hoffentlich wird noch weiter nachgebort, erst wenn alles auf dem Tisch liegt, kann auch neu angefangen werden.

  13. 6.

    Positionen austauschen ist nicht Zielführend. Es muss eine neue Struktur her! Wozu 1 Verwaltungsrat + 1 Rundfunkrat? 1 Rat genügt doch. Im gleichen "atemzug" alles etwas peronell reduzieren. In diesem Sinne umstrukturieren. Schlanke RBB-Führung heißt die Zukunft.

  14. 5.

    Während im realen Leben auch Akademiker jahreland mit Miniverdiensten abgestückt werden, haben sich die sog. "Vorturner" üppige Gehälter und Rentenversorgungen zugeschoben. Mir hat das Auftreten des Schwindlers, Hr Brandstätter von Anfang an der Affäre nicht gefallen! Ich bin einfach nur empört, dass sich derart viele Personen am sauer verdienten Geld vueler anderer so schamlos bedient haben und noch die Stirm hatten, die Erhöhung der GEZ-Gebühren vor Gericht durchzusetzen. Genug ist genug. In den nächsten 10 Jahren brauchen die ARD-Leute und wer da noch mitmacht, mir nicht mit erhöhten Beiträgen daherkommen!
    Nicht einen Cent mehr, strengt eure "Köppe an" und bringt Qualität, wir haben das Jahrzehnte auch ohne Aussicht auf Mindestlöhne auch machen müssen!

  15. 4.

    Wie wäre es mal, wenn der rbb endlich mal damit aufhört, immer wieder Posten auszutauschen und neu zu besetzen - sondern einfach mal sämtliche Nachbesetzungen stoppt - so wie es in der freien Wirtschaft passiert, wenn ein Unternehmen in Schieflage gerät.
    Wann reformieren die Politiker endlich den ÖRR und senken die Beiträge für einen Basisfunk, der sich auf neutrale Information beschränkt?
    Wann werden zudem die Gehälter und Pensionen im oberen Segment gekürzt?

  16. 3.

    "aus "organisatorischen und finanziellen Gründen" ihre Tätigkeiten weiter fortsetzen." Ja natürlich! War ja nicht anders zu erwarten. Welche Organisation denn? Kennen die als Einzige die Passwörter für die AdminAccounts des hausinternen CMS?
    Finanzen? Auf die Peanuts kommt es jetzt auch nicht mehr an. Wer Teil des Systems ist/war, sollte selbst verzichten um einen echten Neuanfang zu ermöglichen. Selbstreflektion ist nicht jedermanns Ding. Meine Einstellung zu Herrn Schulte-Kellinghaus wird sich damit nicht ändern.

  17. 2.

    Freigestellt bei vollen Bezügen von den Geldern der Beitragszahler wie die anderen FREIGESTELLTEN ??

  18. 1.

    Wie lauten denn die „organisatorischen und finanziellen“ Gründe, dafür dass die zwei Herren namens Augenstein und Schulte-Kellinghaus, welche reichlich profitiert haben, nicht gehen müssen? Frau Vernau hat noch nicht mitgekriegt, was für eine Stimmung in der Belegschaft und bei den Gebührenzahlern herrscht.

Nächster Artikel