Beisetzung Waldfriedhof Dahlem - Rätselhafte Menschenknochen vom FU-Campus sollen bestattet werden

Do 17.11.22 | 17:34 Uhr
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Blick in den Waldfriedhof Dahlem in Berlin (Quelle: dpa/Michael Kappeler)
Audio: Fritz | 17.11.2022 | Bild: dpa/Michael Kappeler

Die Freie Universität Berlin (FU) plant die Bestattung von Menschenknochen, die in den vergangenen Jahren auf dem Campusgelände gefunden wurden. Ein Termin für die Beisetzung auf dem Waldfriedhof Dahlem stehe aber noch nicht fest, teilte die Universität am Donnerstag mit.

Bei dem rätselhaften Fund handelt es sich um etwa 16.000 überwiegend stark fragmentierte Knochen, deren Herkunft eine Arbeitsgemeinschaft der FU, der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und des Landesdenkmalamts ermitteln sollte.

Knochen sollen "aus Verbrechenskontexten" stammen

Allerdings ließen sich die Funde bis heute nicht eindeutig bestimmen. Die Untersuchungen seien jedoch zu dem Schluss gekommen, dass die Knochen von Opfern "aus Verbrechenskontexten" stammen und im ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik aufbewahrt wurden. Ein Zusammenhang mit nationalsozialistischen Verbrechen sei nicht ausgeschlossen, hieß es. In dem Institut wurden Leichenteile untersucht, die der KZ-Arzt Josef Mengele aus dem Vernichtungslager Auschwitz nach Berlin schickte. Nach Kriegsende wurde die Einrichtung nicht weitergeführt, Teile gingen in die MPG über.

Nach den Funden waren mehrere Verbände und Organisationen möglicherweise betroffener Gruppen hinzugezogen worden, darunter der Zentralrat der Juden in Deutschland und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. Diese hätten sich gegen weitere Untersuchungen der Knochen und für eine Bestattung ausgesprochen, hieß es. Geplant sei eine würdevolle Beisetzung "ohne religiöse Vereinnahmung oder eurozentrische Symbolik". Die Beisetzung solle gemeinsam erfolgen, "um die Solidarität aller Opfergruppen zu unterstreichen".

Manche Knochen möglicherweise aus Sammlungen

Erste Knochen waren an der FU bereits 2014 zufällig bei Bauarbeiten gefunden worden. Damals hatte es Kritik daran gegeben, dass diese ohne tiefergehende Untersuchungen eingeäschert wurden. In den Folgejahren kamen bei Grabungen dann weitere Knochen und Knochenfragmente ans Licht.

Sie stammten den Untersuchungen zufolge von Menschen aller Altersgruppen. Bei manchen Knochen fanden sich Klebstoffreste und Beschriftungen, was auf eine Herkunft aus anthropologischen oder archäologischen Sammlungen hindeutete.

Sendung: Fritz, 17. November 2022, 22:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Das ist sowas von gruselig.

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