Gipfeltreffen in Potsdam - Brandenburg bekommt Kompetenzzentrum gegen Waldbrände

Do 12.01.23 | 15:10 Uhr
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Ein Wasserwerfer der Brandenburger Polizei löscht einen Waldbrand. (Quelle: dpa/Jan Woitas)
Video: rbb24 | 12.01.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: dpa/Jan Woitas

Bessere Zusammenarbeit, Waldumbau, mehr Löschwasser - Brandenburg will sich noch besser gegen Waldbrände wappnen. Dazu stellte die Regierung am Donnerstag ihre Pläne vor. Auch der Bund kündigte Hilfe an.

  • Brandenburg soll Waldbrand-Kompetenzzentrum bekommen
  • munitionsbelastete Gebiete sollen schneller geräumt werden
  • Waldumbau laut Umweltministerium besonders wirksam gegen Waldbrände

Brandenburg soll ein Waldbrand-Kompetenzzentrum bekommen. Das sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Donnerstag nach einem Treffen in Potsdam, an dem Vertreter von Bund, Land, Kommunen, Feuerwehr, Bundespolizei und Bundeswehr teilnahmen. Woidke erklärte, die Erfahrungen des vergangenen Jahres hätten gezeigt, dass eine engere Zusammenarbeit dringend nötig sei.

Prävention, Planung und bessere Koordinierung

"2022 war die Lage so gefährlich für die Menschen wie nie zuvor", sagte Woidke. Das Einsatzgeschehen sei bisher einmalig in der Geschichte des Landes Brandenburg gewesen. "Ich fürchte aber aufgrund der klimatischen Veränderungen und auch aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre, dass es nicht einmalig bleiben wird."

Bei dem Waldbrand-Kompetenzzentrum soll es etwa um Prävention, die Planung von Einsätzen und eine bessere Koordinierung unter den Organisationen gehen. Einen konkreten Zeitplan nannte die Regierung aber nicht.

Ministerium: Waldumbau besonders wirksam gegen Waldbrände

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), die auch an dem Treffen in Potsdam teilnahm, erklärte, sie wolle die Feuerwehren unterstützen. Ihr Ministerium könne dabei helfen, Wassermanagementsysteme zu entwickeln, damit auch in heißen Sommern genug Löschwasser vorhanden ist. Der Bund könne auch bei der Entwicklung neuer Baumsorten unterstützen, die dabei helfen, dass auch in Zukunft der Waldumbau gelinge und es gesunde Wälder in Deutschland gebe.

Maßnahmen der Waldbrandprävention werden nach Angaben des Brandenburger Umwelt- und Klimaministeriums zu 100 Prozent gefördert. Zur Waldbrandprävention trägt nach Ministeriumsangaben besonders der Waldumbau bei. Ziel sind dabei vor allem mehr Laub- und Mischwälder mit verschiedenen Baumarten. Seit 1990 seien dafür insgesamt rund 317 Millionen Euro aufgewendet worden, hieß es. Rund 145 Millionen Euro davon seien im Privatwald eingesetzt worden.

290.000 Hektar munitionsbelastet

Der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) kündigte mehr Anstrengungen an, um die hohe Belastung Brandenburgs mit alter Munition zu verringern. Hier erhofft er sich auch die finanzielle Unterstützung des Bundes. Brandenburg allein sei mit dieser Erblast überfordert, sagte Stübgen.

290.000 Hektar Waldfläche in Brandenburg gelten laut Landesregierung als munitionsbelastet - das bedeutet, jeder dritte Hektar Wald. Das erschwert die Löscheinsätze der Feuerwehren, da sie Gebiete teils gar nicht betreten können.

Vogel: Siedlungen müssen besser geschützt werden

Brandenburg will außerdem Siedlungen inmitten von Kiefernwäldern besser vor Feuern schützen, wie Agrar- und Forstminister Axel Vogel (Grüne) am Donnerstag sagte. Bei den Bränden im Sommer 2022 waren auch Dörfer in Gefahr. Kommunen sollen künftig Abstandsregelungen zum Wald einhalten, so der Plan laut Vogel.

Fünf Großbrände in drei Landkreisen

In Brandenburg gab es im vergangenen Jahr besonders viele Waldbrände, auch die Bundeswehr unterstützte aus der Luft. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz. Löschtrupps kamen wegen alter Munition im Boden nur schwer an die Flammen heran. Kein anderes Bundesland gilt als so stark mit Kampfmitteln belastet wie Brandenburg.

Im vergangenen Jahr gab es in Brandenburg nach Angaben von Innenministerium und Staatskanzlei 507 Waldbrände auf einer Gesamtfläche von fast 1.500 Hektar. Darunter seien fünf Großbrände in drei Landkreisen gewesen. Besonders betroffen waren nach Angaben des Umwelt- und Klimaministeriums mit jeweils zwei Großbränden die Landkreise Elbe-Elster mit 740 Hektar Brandflächen und Potsdam-Mittelmark mit 410 Hektar Brandflächen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.01.2023, 13:34 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Schade, dass Sie so wenig aus dem Speckgürtel heraus kommen! Kein echter Wald in Brandenburg? Es gibt nicht nur die Kiefernreinbestände in Brandenburg. Fahren Sie in den Norden des landes und Sie werden sich wundern, welche schöne Wälder es in der Prignitz oder im Barnim gibt. Urwälder die gibt es nicht. Laut Landeswaldgesetz ist jede mit Forstpflanzen bestockte Fläche ab einer gewissen Größe Wald.
    Noch ein Tipp, tun Sie etwas dafür pflanzen Sie Bäume jede Hand wird dazu gebraucht!

  2. 10.

    Das stimmt 1.) so gar nicht (Grumsiner Wald, zum Beispiel) und 2.) geht es nicht darum, neue "Baumarten zu entwickeln", sondern Bäume zu finden, die den hiesigen Bedingungen unter Beachtung der sich voraussichtlich weiter verschärfenden Dürre angepasst sind und in unsere Wälder integriert werden. Das ist sehr wichtig, denn unsere Wälder werden immer von wirtschaftlichem Interesse geprägt sein, oder wünschen Sie sich hier unberührte Wälder und nehmen in Kauf, dass im Ausland dafür unser dringend benötigtes Holz auf ähnliche Weise erbeutet wird, wie momentan im Kiefernforst hierzulande?! Das kann ja nicht das Ziel sein, die Missstände schön weit weg zu verlagern und Transportwege zu erhöhen??

  3. 9.

    „… neue Baumsorten zu entwickeln…“ Das schreit ja förmlich nach fachlicher Kompetenz der Politiker:innen … Wir brauchen keine neuen Baumsorten, wir brauchen einen naturnahen Wald! Aktuell gibt es in BRB aber gar KEINEN ECHTEN Wald - nur Baumplantagen! Wald sieht anders aus! Und wie lange es dauert, bis der Wald umgebaut ist, davon hat von denen keiner eine Ahnung. Wir sprechen hier von etwa 3 Generationen. Diese Zeitfenster passen nur nicht in eine Legislaturperiode… Laßt die Natur das machen!

  4. 8.

    "Ministerium: Waldumbau besonders wirksam gegen Waldbrände"
    Es keimt Hoffnung auf. Diese neue Erkenntnis aus Politikermund - das ich das noch erleben darf. Wow.
    "Kommunen sollen künftig Abstandsregelungen zum Wald einhalten, so der Plan laut Vogel."
    Dann setzt den Plan bitte auch schnellstens um. Es ist relativ einfach etwas in einer möglichen Gefahrenzone NICHT zu errichten. Häuser z.B.

    Sorry, wenn das zynisch klingt, ist aber so gemeint. Neu sind diese Ansätze wahrlich nicht und es hat einfach zu lange gedauert bis die "Lenkenden" und "Leitenden" aus ihrer Agonie aufgewacht sind. Hoffentlich legen sie sich nicht gleich wieder schlafen.

  5. 7.

    Eine Wasserleitung aus Überschwemmungsgebieten? Mehr Niederschlag? Politikersprech? Junge junge, was Sie sich so vorstellen kann entweder nur blanker Zynismus sein, oder Sie drücken sich dermaßen unverständlich aus mit ihren tatsächlich völlig hinterm Mond hergeholten Ideen, dass ich Ihnen dringendst mal ne Pause empfehlen würde. In Brandenburg wars schon immer trocken. Woher soll der Regen jetzt kommen, Sie Neunmalkluger?

  6. 6.

    Wenn ich „Kompetenzzentrum“ lese, weiß ich schon genau, wer da so alles an inkompetenten Genossen auf Steuerzahlers Kosten untergebracht wird.

  7. 5.

    Jo, das mit dem "mehr Niederschlag" wird sofort gemacht. An der Leitung aus den Überschwemungsgebieten aus Indien und Sri Lanka arbeiten wir, dauer aber noch ca. 10 Monate. Ihre zuständie Behörde i. A. Ingo. D.

  8. 4.

    Das ist Politikersprech. Wir kommen da nicht mit; die halten uns gar für dumm. Uns würde schon etwas mehr Niederschlag helfen oder gar eine Fernleitung für Wasser aus sonst Überschwemmungsgebieten. Im Herbst hatte ich gelesen, dass wir einiges weniger an Waldbränden hatten. Kaum brennt von selbst ein Wald. Brandstiftung oder Kippenwerfer sind die Verursacher. Dann noch sogar ein "eifriger" Feuerwehrmann. Politiker; auch euer gesprochenes Wort wird bei der nächsten Wahl berücksichtigt.

  9. 3.

    Also hätte man vor ü30 Jahren nicht den Waldumbau auf den entspr. wissenschaftlichen Kenntnissen fordern müssen, sondern ein Kompetenzzentrum! - Zusammenarbeit ist nur leistbar, wenn verschiedene Fachabt. unter einem Dach sitzen/äh, nee, arbeiten? Ich bin schwer begeistert. Wenn es denn hilft! Dass munitionsbelastete Flächen einen gewissen Ausnahmezustand darstellen, will ich gar nicht bestreiten.
    Aber nicht jede Bestockungsfläche ist unter Munitionsverdachtsfläche geführt. Was ist ü30 Jahre auf diesen Flächen passiert? Ich würde sagen, ja, an bestimmten Stellen, aber für den Wanderer nicht sichtbar. Und ich würde mir Mr. Eichelhäher an Bord holen: Auf dessen Vergesslichkeit ist garantiert Verlass! -- Ich glaube, dass es dann nicht so leicht gewesen wäre, diese Stangenholzflächen für ein Autowerk (!) in Anspruch zu nehmen.

  10. 2.

    Politiker sollten auf die Fachleute hören und ihnen das Material/Geld zur Verfügung stellen. Das räumen der Altmunition ist längst überfällig und wurde ewig verschlafen. Im Interesse der Rettungskräfte hoffe ich das sich hier schnell etwas bewegt.
    Auf gehts.....

  11. 1.

    Noch besser ist es, wenn man den Unterschied zwischen einem Waldbrandkompetenzzentrum und "Gipfeln", Konferenzen u.Ä. deutlicher erkennt und wer was bezahlt oder finanziert.
    Frau Geywitz benutzt Formulierungen die weitere Fragen aufwerfen: "Wassermanagementsysteme zu entwickeln, damit auch in heißen Sommern genug Löschwasser vorhanden ist." und "der Entwicklung neuer Baumsorten" helfen...
    Hm?

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