LKA ermittelt nach Brand in Berlin-Pankow - Frau aus Syrien stirbt nach mutmaßlicher Brandstiftung in Unterkunft mit Geflüchteten

Mo 20.02.23 | 17:18 Uhr | Von Roberto Jurkschat
Berliner Feuerwehr ist im Einsatz bei einem Brand in Französisch-Buchholz. (Quelle: dpa/D. Totaro)
Video: rbb|24 | 21.02.2023 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/D. Totaro

Nach einem Brand in einem Wohnhaus in Pankow ist eine Bewohnerin des Hauses ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei wurde das Feuer im Treppenhaus absichtlich gelegt. Die meisten Bewohner sind Geflüchtete. Von Roberto Jurkschat

Nach einem Feuer in einer Unterkunft mit Geflüchteten in Berlin-Pankow am 25. Januar ist eine verletzte 43-jährige Bewohnerin des Hauses gestorben. Wie die Berliner Polizei und die Staatsanwaltschaft mitteilten, verstarb die Frau am 10. Februar, also etwa zwei Wochen nach dem Brand. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion angeordnet, um festzustellen, ob die Bewohnerin an den Folgen des Brandes gestorben ist. Zur genauen Todesursache seien aber derzeit noch keine Angaben möglich, hieß es.

Ermittlungen in alle Richtungen

Seit dem Tod der Bewohnerin, einer Frau aus Syrien, ermittelt das zuständige Brandkommissariat im Landeskriminalamt (LKA) wegen Brandstiftung mit Todesfolge.

Unklar ist, ob die Tat einen politischen Hintergrund hat - die Ermittlungen würden in alle Richtungen geführt, hieß es. Auch der für politische Kriminalität zuständige Staatsschutz des Berliner LKA werde bei den Ermittlungen durch das Brandkommissariat einbezogen. Nach Angaben der Behörden liegen für ein politisches Motiv bislang allerdings keine Anhaltspunkte vor.

Das Feuer war in der Nacht des 25. Januar im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses in der Bahnhofstraße im Ortsteil Französisch Buchholz ausgebrochen. 44 Bewohnerinnen und Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen, zwei Menschen wurden mit Rauchgasvergiftungen in ein Krankenhaus gebracht. Am folgenden Tag ermittelte die Polizei wegen Verdacht der Brandstiftung.

Bewohner hauptsächlich Flüchtlinge

Nach rbb-Informationen lebten in dem Haus hauptsächlich Geflüchtete, nur etwa fünf Personen hatten die deutsche Staatsangehörigkeit.

Nach rbb-Informationen hat der Bezirk einen Sozialträger beauftragt, in dem Gebäude Unterkünfte für Menschen zu betreiben, die akut von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Dass Flüchtlinge mit ihren Familien dort leben, hat auch etwas mit der Zuständigkeit der Behörden zu tun: Anerkannte Asylbewerber dürfen nicht mehr in Unterkünften des Berliner Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) leben. Nach Anerkennung müssen sich die Menschen an die Bezirkssozialämter wenden, wo eine "Unterbringung akut wohnungsloser Personen" in einer Obdachlosenunterkunft geprüft wird.

Das LAF bestätigte dem rbb, der Bezirk habe nach dem Brand ein Amtshilfeersuchen an das Landesamt gestellt. Die Betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner seien vorübergehend im Ukraine-Erstaufnahmezentrum am früheren Flughafen Tegel untergebracht worden, da die Elektrik im Haus durch das Feuer beschädigt worden sei. Nach drei Tagen seien die Menschen dann wieder zurückgekehrt, sagte ein LAF-Sprecher dem rbb.

In unmittelbarer Nähe der Unterkunft liegt der S-Bahnhof Blankenburg im Berliner Norden, nebenan das Bezirksamt Weißensee. Um 16 Uhr haben sich am Montag Menschen vor Ort zur einer Mahnwache für die Verstorbene versammelt.

Abgeordneter kritisiert späte Information

Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) sprach am Montag ihre Anteilnahme aus. "Nachdem es vor 2 Wochen in einem Mehrfamilienhaus in Französisch-Buchholz brannte, erlag eine Mutter aus Syrien ihren Verletzungen", schrieb die Grünen-Politikerin dazu auf Twitter. "In dem Haus lebten Geflüchtete. Meine Anteilnahme gilt ihren Angehörigen. Die Polizei muss nun die Hintergründe aufklären." Integrationssenatorin Katja Kipping (Linke) schrieb auf Twitter: "Sie hinterlässt 6 Kinder. Meine Gedanken & Tränen gelten ihnen."

Der Abgeordnete Jian Omar (Grüne) kritisierte, dass die Behörden erst spät über die möglichen Hintergründe des Brandes informiert hätten. Tatsächlich hatte die Polizei am 26. Januar in einer Mitteilung von einem Brand in einem Mietshaus berichtet, "das teilweise Geflüchteten als Unterkunft dient".

"Wir haben von der Polizei und auch vom Bezirk zunächst nicht erfahren, dass es sich um ein Feuer in einer Unterkunft mit vielen Geflüchteten handelt und es deshalb möglicherweise auch um ein politisches Motiv gehen könnte", erklärte Omar. Diesen Vorgang gelte es nun parlamentarisch aufzuarbeiten - dazu werde nun eine Anfrage im Abgeordnetenhaus vorbereitet.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.02.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Roberto Jurkschat

Nächster Artikel