600 Euro wegen Nötigung - Klima-Aktivistin Carla Hinrichs nach Straßenblockade zu Geldstrafe verurteilt

Do 09.03.23 | 15:29 Uhr
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Carla Hinrichs, Sprecherin der Klimagruppe Letzte Generation, sitzt in einem Gerichtssaal (Quelle: dpa)
Audio: rbb 88.8 | 10.03.2023 | Silke Mehring | Bild: dpa

Die Mitgründerin der "Letzten Generation" muss eine Geldstrafe zahlen, entscheidet das Amtsgericht Tiergarten. Im zweiten aktuellen Fall steht die Entscheidung noch aus - ein Klima-Aktivist hatte sich im Gericht an einem Tisch festgeklebt.

Das Berliner Amtsgericht Tiergarten hat am Donnerstag die Mitgründerin der Protestorganisation "Letzte Generation", Carla Hinrichs, zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt. Hinrichs wurde vom Gericht der Nötigung schuldig gesprochen. Gemeinsam mit anderen Klimaaktivisten hatte sie im Februar 2022 an einer Straßenblockade teilgenommen.

Richter Christoph Weyreuther sagte in seiner Urteilsbegründung: "Es ist eine Straftat, wenn mananderen seinen Willen aufzwingt." Es gebe legale Mittel für Protest. Die Verteidigung hatte auf Freispruch für Hinrichs plädiert. Sie hatte ihre Teilnahme an der Blockade zugegeben und erklärt, diese nicht für strafbar zu halten. Nach dem Urteil kündigte sie an, dies bedeute nicht, dass ihr Protest ende.

Mit dem Tisch an der Hand das Gebäude verlassen

Fortgesetzt wurde auch der Prozess gegen Klima-Aktivist Henning Jeschke, der sich während der Verhandlung bereits an einen Tisch im Gerichtssaal geklebt hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 23-Jährigen Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor.

Am zweiten Verhandlungstag vor zwei Wochen hatte sich Jeschke mit einer Hand an einem Tisch festgeklebt. "Ich muss es tun, weil wir über Klimanotstand reden müssen", rief der 23-Jährige aus Greifswald im Gerichtssaal. Justizbedienstete trugen den Tisch, an dem Jeschke klebte, zunächst in einen Vorraum. Letztlich wurde der Klimaschutz-Aktivist mit der Hand am Tisch klebend aus dem Gebäude gebracht.

Zunächst waren gegen Jeschke Strafbefehle erlassen worden, nach denen er Geldstrafen zahlen sollte. Weil er dagegen Einspruch einlegte, kam es zum Prozess. Bei Hinrichs gab es eine gerichtliche Auseinandersetzung, weil Staatsanwaltschaft und Gericht unterschiedlicher Auffassung waren über die Höhe der Geldstrafe wegen Nötigung. Die 26-Jährige hatte bereits zu Prozessbeginn Mitte Februar zugegeben, sich ein Jahr zuvor an einer Straßenblockade beteiligt zu haben.

Sendung: rbb 88.8, 10.03.2023

145 Kommentare

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  1. 145.

    Danke für die mehreren empörten Antworten auf meinen Post! Die zeigen doch genau, dass ich richtig liege. Mehrere Postende haben zudem anscheinend nicht verstanden, was "Letzte Generation" überhaupt bedeutet. Ruhig mal googeln! Ich bin kein Fan dieser Bewegung, aber ich sehe auch, dass wir nicht einfach so weiter machen können. Eben wegen der folgenden Generationen. "Nach mir die Sintflut!" ist nicht mein Ding.

  2. 144.

    Ich bin/war zwar nicht direkt betroffen, aber ich glaube dieses mickrige Sträfchen wird nur eines auslösen, GELÄCHTER!!! Hier hätte ich mir wenigstens eine Null mehr erhofft. Mal im Ernst, das schreckt doch keinen ab.

  3. 143.

    Eine Geldstrafe von 600 Euro halte ich für viel zu gering! Mindestens 6000 Euro hätten es sein müssen!!

  4. 142.

    Diese Frau hätte sich m.E.auch schon lange eine Haftstrafe verdient .

  5. 139.

    Deswegen haben wir auch Elektroroller eingeführt damit man sich mehr bewegt, also die Logik ist mir da nicht ganz klar auch diese erzeugen Feinstaub. Oder meinen Sie vielleicht durch Elektroautos entsteht weniger Feinstaub? Dann werden sie ja nun völlig naiv. Und nur kurz ich nutze überwiegend den ÖPNV, mein Vorschlag war ja gewesen einfach eine zweitwagensteuer zu erheben und die dann zur Luxussteuer zu machen. Es gibt ja reichlich Leute die Zweitwagen haben oder sogar drei Wagen. Wir reden jetzt hier nicht von Handwerkern. Ich glaube da könnte man schon einige PKW einsparen. Sie sehen also ich bin nicht komplett abgeneigt den PKW-Verkehr einzuschränken.

  6. 138.

    Bis auf ein paar verblendete Öko-Romantiker haben die Kleblinge und Störer keinen sehr großen Zuspruch.
    Im Feuerwehr-Forum, im Fratzenbuch, sogar auf deren eigenen Seiten (dass die das da so stehen lassen, hat ja einen Grund, jeder weiß welchen...sie machen sich zu Märtyrern...) werden die Kindergartenaktionen kritisiert.
    Diese Events sind längst vom eigentlichen Ansinnen abgekoppelt.
    Klimaschutz/-wandel als Vehikel für Spiel und Spaß.
    Nur hat eben nicht jeder Spaß an abgesägten Bäumen und beschmierten Fassaden, Denkmälern und Kunstwerken.
    Und dass ich mit den Öffis zu jeder Zeit nach Hause oder zum Stützpunkt komme, ist völliger Quatsch.
    Und meine Arbeitsutensilien soll ich im Bus rumschkeppen ?
    Hier sind einige (zum Glück nur wenige) Recht seltsam unterwegs.

  7. 137.

    Es ist für mich immer wieder erfrischend Ihre Kommentare zu lesen. Gut informiert mit etwas Würze und einer Prise Ironie. Meine Kommentare fallen immer öfter der rbb24-Zensur zum Opfer.

  8. 136.

    Die Richterin hat festgestellt dass es sich um eine Straftat handelte! Noch Fragen ??? Im übrigen, den Autohassern ins Stammbuch geschrieben, der Fahrzeugbereich / die Fahrzeugindustrie spühlt jährlich Milliarden an Steuergelder in die Staatskasse, die vor allem im Sozialbereich landen. Noch Fragen ???

  9. 135.

    Oh mein Gott, na jetzt haben sich ja die richtigen zwei hier getroffen. Nach Ihrer Ansicht soll man jetzt noch Laufen zur Arbeit, wären bei mir 35km hin und zurück. Willkommen in der Steinzeit!

  10. 134.

    @117 swen:
    Nur mal Interessehalber. Wo sind öffentliche Parkhäuser und noch leer dazu? Eine Liste, wo in jedem Ortsteil von Berlin solch eines steht, mit 2 Meter Einfahrtshöhe interessiert mich. Die Straßen sind zugeparkt, da wäre es schön, einen Platz zu finden, der auch für einen Transporter geeignet ist. Firma bezahlt.

  11. 132.

    Das blockieren durch Klebelinge ist ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr in Verbindung mit Nötigung, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte

    Daran ist nichts zu rütteln. Klebelinge sind also Straftäter

  12. 131.

    Wenn diese Straftäter normal demonstrieren ist alles okay. Aber niemand darf seinen Protest durch das Begehen von Straftaten äußern. Das ist nicht durch das GG gedeckt.

    Also haben die Klebelinge den falschen Weg gewählt.

    Wenn die Klimapolitik falsch ist. warum bestreiten diese Klimastraftäter nicht den Rechtsweg?

  13. 130.

    Dem kann ich nur zustimmen. Mit dem ÖPNV kommt man so ziemlich in jede Ecke am Stadtrand. Ich pendle regelmäßig zwischen diversen Stadträndern in Berlin, zu 99% mit den Öffis. Es ist super ausgebaut, mit Ausnahme vielleicht von Kladow. Aber da wohnt ja der bald Bürgermeister, der ist sich ja zu fein dafür und baut lieber eine U-Bahn von Pankow nach Buch, weil da ja nur die S-Bahn fährt…

  14. 129.

    Geldstrafe ist zu wenig...

  15. 128.

    Bei solchen Urteilen:
    Kann eine Generation keinen Respekt vor Rechtsvorschriften und Staatsbediensteten haben.

    Mir tun nur die Pendler und Beamten leid, die sich mit solchen Aktionen den Tag versauen.

    Ich habe nix gegen ein 9 Euro Ticket oder ein Tempolimit. Aber ich habe ich etwas dagegen, wie eine kleine Gruppe, die scheinbar nicht arbeiten gehen muss, mit unseren Steuergeldern und unserem Eigentum umgeht. Was muss noch passieren, damit der mediengeile Kindergarten dieser Truppe aufhört.

  16. 127.

    600 EUR strafe! klare Ansage!
    wo kann ich einen 10er Schein in den Hut werfen,
    damit die Strafe sowie die Kosten und Gebühren beglichen werden können.
    Über die Form des Protestes kann gestritten werden. Das Fahrer, von Fahrzeugen glauben, gewaltsam sich einen Weg zu bahnen. ..! Ich Stelle mir vor, auf der Autobahn einen Unfall zu haben, und diese Fahrer haben einen Termin, dann schieben diese Fahrer, den verunfallten PKW mit oder ohne Verletzt beiseite. Ich, habe jetzt einen Termin!
    Also wo ist der Hut um einen 10 Euro Schein herein zuwerfen

  17. 126.

    Und der Blick muss noch weitergehen. Denn nicht nur die Verkehrsinfrastruktur für Kfz ist um ein Vielfaches teurer. Es kommen außerdem horrende Kosten im Gesundheitswesen für die Allgemeinheit hinzu. So schaden nicht nur die Abgase und der Feinstaub, sondern immer mehr auch der Bewegungsmangel, der durch die Nutzung des Pkw anstelle eines Fahrrades oder der Fortbewegung zu Fuß „gefördert“ wird.
    Man kann das alles nachlesen, z. B. auf den Internetseiten des Umweltbundesministeriums.

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