Bilanz für 2022 - Berliner Feuerwehr rückt im Schnitt einmal pro Minute aus

Mo 10.07.23 | 18:00 Uhr
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Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen am 31.05.2023 an einem umgekippten Müllwagen der BSR. (Quelle: dpa-Bildfunk/Paul Zinken)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.07.2023 | Felix Moniac | Bild: dpa-Bildfunk/Paul Zinken

Öfter als je zuvor ist die Berliner Feuerwehr im vergangenen Jahr ausgerückt: mehr als eine halbe Million Mal. Das ist rund doppelt so oft wie noch vor 20 Jahren. Dafür gibt es laut der Feuerwehr verschiedene Gründe.

Die Berliner Feuerwehr hat erstmals in ihrer Geschichte mehr als eine halbe Million Einsätze in einem Jahr absolviert. Das teilten Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen am Montag bei der Vorstellung der Jahresstatistik mit.

2022 rückten die Einsatzkräfte demnach insgesamt 528.895 mal aus. Damit sei die Zahl der Einsätze im Vergleich zum Jahr 2021 um etwa 35.000 beziehungsweise 7,5 Prozent gestiegen. "Das bedeutet: jede Minute ein Einsatz", sagte Innensenatorin Spranger.

Die meisten Anrufe haben medizinische Gründe

Bei 9 von 10 Fällen habe es sich um Fahrten mit Kranken- und Rettungswagen gehandelt, hieß es weiter. Der Bereich von "Notfallrettung und -transporten" verzeichnete einen Anstieg um zehn Prozent.

Im Vergleich zum Jahr 2002 mit 255.892 Alarmierungen hat sich die Zahl im Jahr 2022 mit 509.536 nahezu verdoppelt. Dieser Anstieg habe die Berliner Feuerwehr insbesondere in der ersten Jahreshälfte 2022 an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und stellenweise darüber hinaus gebracht, hieß es.

Herausfordernd seien diese Alarmierungen auch durch die lange Zeit, in der die Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge gebunden seien, hieß es in dem Bericht.

Anstieg auch bei Brandbekämpfung und Technischer Hilfe

Nur 9.578 der Einsätze galten den Angaben zufolge Bränden. Aber auch das waren 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Durchschnitt rückte die Feuerwehr mit 15 Einsatzkräften zu Notrufen zu Bränden aus.

Auch die Technische Hilfeleistung verzeichnete laut Mitteilung einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Jahr 2021: 26.174 Einsätze im Jahr 2022 sind ein Zuwachs um 4.475 Einsätze. Dabei schlugen 2022 vor allem wetterbedingte Alarmierungen zu Buche. Im Februar zogen gleich mehrere Orkane durch die Hauptstadt.

Lob von der Senatorin und vom Landesbrandirektor

Der Jahresbericht zeige, wie vielfältig und umfangreich das Aufgabenspektrum der Berliner Feuerwehr ist, sagte Senatorin Iris Spranger. Idealismus, Engagement und Leidenschaft würden die Feuerwehr ausmachen, hieß es weiter.

"Die Angehörigen der Berliner Feuerwehr setzen sich für die Sicherheit dieser Stadt und ihrer Menschen ein", sagte Landesbranddirektor Karsten Homrighausen. Dies habe Tradition seit 1851. Demnach ist die Berliner Feuerwehr die größte und älteste Berufsfeuerwehr in Deutschland.

Rettungswagen der Feuerwehr wird immer öfter gerufen

Seit vielen Jahren werden vor allem die Rettungswagen und Sanitäter der Feuerwehr immer öfter gerufen, was die Organisation an ihre Grenzen bringt. Gründe sind die älter werdende Gesellschaft mit mehr kranken Menschen, aber auch die oft unnötige Alarmierung über den Notruf 112, obwohl es nur um kleine Verletzungen oder Krankheiten geht.

"Halten Sie die Notfall-Nummer für echte Notrufe frei", sagte Spranger.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.07.2023, 11:30 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    In der Uckermark wird am Telefon ein Fragebogen abgearbeitet, bevor die Entscheidung für oder gegen den Rettungswaggen fällt. Und selbst als Betroffene, die dann ein Taxi nehmen musste, finde ich das okay, weil dafür z.B. jemand mit einem Infarkt den Wagen bekommt, den er dringend braucht. Die Berliner Vollkaskomentalität fragt leider nicht nach anderen. "Retten" lassen sich viele schon, weil ihr Arzt keine Sprechstunde hat. Hinzu kommt oft erschreckende Unkenntnis über den menschlichen Körper.

  2. 4.

    "Die Angehörigen der Berliner Feuerwehr setzen sich für die Sicherheit dieser Stadt und ihrer Menschen ein"
    Nicht nur die RTW der Feuerwehr werden häufiger gerufen, sondern auch die der Hilfsorganisationen.
    Die HiOs gehen bei den Lobeshymnen häufig leer aus, müssen aber die Wange hinhalten, wenn es um ausgefallene Schichten und stehende RTW geht.
    Auch bei der FW sind Fahrzeuge aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzt. Und da reden wir nicht nur von RTW, sondern auch von LHF und DLK.
    Wir sitzen alle im gleichen sinkenden Schiff und versuchen seit mehreren Jahren gemeinsam das Wasser aus dem Buk zu schöpfen.

  3. 3.

    Es ist unglaublich wie egal der Behörde die eigenen Mitarbeiter sind. Vor mehr als 20 Jahren angefangen als stolzer junger Brandmeister,ist man als FEUERWEHRMANN nun nur noch auf dem Rettungswagen und verlernt das eigentliche Handwerk. Zudem sind es überwiegend die älteren Kollegen die das betrifft. Heißt also,die vielen nächtlichen Einsätze zwischen 19 und 7 Uhr früh setzen den älteren Kollegen umso mehr zu und die Behörde interessiert das auch nicht. Wie kann man so mit seinen Mitarbeitern umgehen??? Sollte die Behörde eigentlich nicht alles mögliche tun damit das system die Mitarbeiter nicht zu sehr belastet? Und sollte man nicht die wichtigen Notfallsanitäter und (noch )Rettungsassistenten aus dem aktiven Wachdienst nicht dort belassen sls diese hinter den Bürotisch zu befördern?
    Es gibt sooo viele Punkte die im mittleren Dienst verbessert werden müssten aber leider findet das keinen Anklang in der Chefetage.
    Traurig,traurig,.......

  4. 2.

    Wenn man die Leitstelle nicht in die Lage versetzt, die Anrufe zu filtern und echte Notfälle zu identifizieren und gleichzeitig unnötige Einsätze zu vermeiden, wird es so immer weiter gehen und nie besser werden, sondern immer noch schlimmer!
    So lange sich die Verantwortlichen in Behörde und Politik weigern, das Anfrageprotokoll (SNAP) als Ursache zu erkennen und abzuschaffen, geht's eben weiter bergab! Das aber dann elektrisch und mit wehenden Fahnen!

    Traurig, mit anzusehen, wie eine ehemals schlagkräftige Truppe über die Jahre von verschiedensten "Führungskräften" heruntergewirtschaftet wird!

  5. 1.

    Immer mehr Alarme, immer mehr Sparmaßnahmen und immer weniger Personal. Wo soll das enden ???
    Vor 20 Jahren waren die Wachen noch voll besetzt und heute, wird von Fahrzeug zu Fahrzeug gesprungen.
    Dazu steigt die Gewalt gegen uns, nur keiner will das Kind beim Namen nennen.
    Und die Politik erteilt uns warme Worte ohne Inhalt, das braucht kein Mensch.
    Nun die spannende Frage ob der Kommentar frei geschaltet wird, da er die Wahrheit benennt ist es spannend.

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