Seit 2018 - So viele Hausverbote verhängen die Berliner Freibäder jedes Jahr

Mi 19.07.23 | 18:01 Uhr
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Archivbild: Viele Menschen verbringen den sommerlich warmen Tag im Sommerbad Kreuzberg - Prinzenbad. (Quelle: dpa/F. Sommer)
Bild: dpa/F. Sommer

Daten der Berliner Bäderbetriebe und der Polizei zeigen: Die Zahl der Hausverbote und Gewaltdelikte in Freibädern ist im Vergleich zu den Jahren vor Corona zurückgegangen. In diesem Jahr könnten die Zahlen allerdings wieder leicht steigen.

Im Jahr 2022 gab es erheblich weniger Hausverbote und Gewaltdelikte in Berliner Freibädern als noch vor der Corona Pandemie. Das geht aus Zahlen der Berliner Bäderbetriebe und der Polizei hervor, die dem rbb vorliegen.

Insgesamt wurden demnach im vergangenen Jahr 133 Hausverbote von den Berliner Bädebetrieben ausgesprochen, 2019 waren es noch 432, 2018 sogar 572. Selbst während der Corona-Pandemie, 2021 und 2020 gab es 71 beziehungsweise 79 Hausverbote und damit fast so viele wie im vergangenen Sommer.

In diesem Jahr ist im Vergleich mit 2022 ein leichter Anstieg zu erwarten, allerdings dürften auch diese Zahlen noch deutlich unter dem Niveau von 2019 liegen: Bislang seien seit Mai rund 80 Hausverbote ausgesprochen worden, teilten die Bäderbetriebe auf Anfrage mit. Hochgerechnet bis zum Ende der Freibadsaison ist demnach mit etwa 160 Hausverboten zu rechnen - etwas mehr als im Vorjahr, aber kein Vergleich zu 2018 und 2019.

Zahl der Gewaltvorfälle im zweistelligen Bereich

Ein erheblicher Teil der Hausverbote im vergangenen Jahr wurde wegen Störung der Haus- und Badeordnung ausgesprochen, auf Platz zwei folgten Leistungserschleichungen - beispielsweise das nicht Bezahlen des Eintritts.

Die Zahl der Gewaltvorfälle ist deutlich niedriger: Insgesamt wurden im vergangenen Jahr sieben Hausverbote wegen Körperverletzungen, zehn aufgrund von Beleidigungen und Bedrohungen sowie zwei nach Sexualdelikten ausgesprochen. Auch diese Zahlen waren vor der Pandemie jeweils deutlich höher.

Lediglich die Fälle von Sachbeschädigungen (sieben im Jahr 2022 im Vergleich zu fünf 2018 und null zwischen 2019 und 2021), Nötigung (eine im Vergleich zu Null in den Vorjahren) und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetzes (ebenfalls einer im Vergleich zu Null) nahmen im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie leicht zu.

Meiste Hausverbote in Pankow

Auch in den Polizeidaten gingen die Taten, die von der Polizei als "Gewalttaten" einzuordnen sind in Berliner Freibädern dem Anschein nach zurück. Im vergangenen Jahr gab es 57 solcher Delikte, vor der Corona Pandemie waren es noch über 70 pro Jahr, das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der AfD hervor.

Die meisten Hausverbote wurden innerhalb der vergangenen fünf Jahre im Sommerbad Pankow ausgesprochen (insgesamt 211), es folgen das Sommerbad am Insulaner (102), das Sommerbad Neukölln (94) und das Sommerbad Wilmersdorf (81).

Neue Regelung gilt seit Mittwoch ohne Ausnahme

In Berlin müssen seit Mittwoch alle Besucher von Bädern ihren Pass, Personal- oder Schülerausweis vorzeigen. Die Regelung gilt für alle ab 14 Jahren und ist seit dem Wochenende in Kraft, am Mittwoch lief die Kulanzübergangsfrist aus, wie die Berliner Bäder-Betriebe mitteilten.

Die Maßnahme soll den Mitarbeitern der Bäder-Betriebe helfen, besser zu erkennen, ob gegen Personen bereits Hausverbote ausgesprochen wurden. Ziel sei es, die Berliner Bäder wieder sicherer und damit attraktiver für alle Gäste zu machen. Zugleich sollen die Beschäftigten entlastet werden.

Zuletzt war es im Columbiabad in Neukölln zu Ausschreitungen sowohl zwischen Besuchern des Freibads als auch mit dem Sicherheitspersonal und Angestellten des Bads gekommen. Daraufhin meldeten sich viele Bäder-Bedienstete krank, das Bad musste bis Montag geschlossen werden. Am vergangenen Wochenende kam es auch im Sommerbad Kreuzberg zu einer Schlägerei.

Sendung: Fritz, 19.07.2023, 16:28 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Hui, sie schreiben ja albern. Also Faeser soll Schuld für das sein, nachdem sie erst seit 2021 im Amt ist? RRG soll aber auch Schuld sein. Hier scheint einer unter 16 Jahre Merkel gelitten zu haben.

  2. 10.

    "Deutschland ist das einzigste Land der Welt wo man für ein Bad-Besuch den Ausweis/Pass braucht."

    Berlin ist nicht Deutschland und was haben sie vom unfähigsten Senat aller Zeiten anderes erwartet?

    "Danke an RRG-Politik und Faeser die diese Situation erst geschaffen haben"

    Die zweite Lüge.

  3. 9.

    Statistik spiegelt nicht die Realität ...

    Auffällig ist, dass Hausverbote durch die Bädermitarbeiter nach 2019 kaum noch erfolgt sind. Unabhängig von Corona. Den Hausverboten gehen immer signifikante Vorfälle voraus ... und die wurden offenbar nicht erfasst. Mitarbeiter empfinden Störungen oder Vorfälle subjektiv und die Bäderbetriebe haben keine einheitlichen Handlungsanleitungen - das macht es eher unwahrscheinlich zu einer relevanten und hilfreichen Einschätzung zu gelangen. Die gezeigte Statistik wirft mehr Fragen auf als beantwortet werden.


  4. 8.

    Na zum Glück gibt es auch beim Chip Grenzen….
    „ Der Personalausweis mit dem kontaktlosen, elektronischen Chip ist eine Multifunktionskarte im Scheckkartenformat. Diese biometrischen Sicherheitsmerkmale dürfen nur von hoheitlichen Behörden ( z.B. Grenzbeamten, Polizei) ausgelesen werden.“
    Und die KI Videoüberwachung…. Gab es da nicht mal am Südkreuz so ein Projekt… ist ganz still geworden.

  5. 7.

    Deutschland ist das einzigste Land der Welt wo man für ein Bad-Besuch den Ausweis/Pass braucht.
    Danke an RRG-Politik und Faeser die diese Situation erst geschaffen haben

  6. 6.

    Vielleicht weil sie nie Opfer irgendwelcher Schlägerbanden war. Es soll ja durchaus Menschen geben, welche dies in den "achso verkommenen" Stadtteilen ihr lebenlang nicht werden.

  7. 4.

    Oberstes Ziel muss es sein, Berlin wieder sicherer, attraktiver, sauberer und vor allem wieder lebenswert zu machen. Bis jetzt ist die Stadt nur verroht, verlottert und verkommen. Leider hat das die Politik bisher noch nicht erkannt. Worthülsen und BlaBla allein werden nicht ausreichen. Ich befürchte, dass es noch schlimmer werden wird.

  8. 3.

    Ziel muss es sein, die Berliner Bäder wieder sicherer und attraktiver für alle alle sich benehmenden Gäste zu machen. Die anderen müssen dann gleich einfach mal einen Monat Hausverbot bekommen oder länger. Das Ganze sollte per KI-gestützter Videoüberwachung operativ begleitet werden. Der Personalausweis hat ja sogar einen Chip zur eindeutigen digitalen Identifikation.

  9. 2.

    Hausverbot für 1 Tag habe ich damals auch bekommen aber nur weil ich 3 mal vom Bademeister erwischt worden bin, wie ich vom Beckenrand gesprungen bin und nicht wie es heutzutage üblich ist, wegen Massenschlägerei oder Sexualdelikte. Meine Generation hatte noch Respekt vorm Bademeister. Bin Baujahr 60 bevor welche Fragen.

  10. 1.

    Die Debatte ist aufgeblasen, wie jedes Jahr. Eigentlich nervt es nur noch, wenn die Law and Order Maßnahmen der CDU nicht so brandgefährlich wären. Dystopie ist jetzt! Wir wollen nicht mehr Kontrollen!
    Ich bin in Neukölln aufgewachsen und konnte schon als Kind die Diskussionen über meinen Bezirk, in Talkshows usw., nicht nachvollziehen. Seit Jahrzehnten wird das gleiche rassistische Feindbild gezeichnet. Man könnte meinen, manch eine:r kommt nur zum Berichten nach Neukölln/Kreuzberg. Es nervt.

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