Weniger Bürokratie - Bundesumweltministerin Lemke will Abschüsse von Wölfen erleichtern

Mo 04.09.23 | 19:02 Uhr
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Symbolbild: Ein Wolf steht 2018 im Tierpark Hexentanzplatz (Sachsen-Anhalt) in seinem Gehege. (Quelle: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert)
Audio: rbb24 Inforadio | 04.09.2023 | Jessica Wiener | Bild: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will Abschüsse von Wölfen erleichtern. "Wenn Dutzende Schafe gerissen werden und verendet auf der Weide liegen, dann ist das eine Tragödie für jeden Weidetierhalter und eine ganz große Belastung für die Betroffenen", sagte Lemke der "Welt". "Daher brauchen sie mehr Unterstützung und Sicherheit", so Lemke weiter.

Sie wolle dazu Ende September konkrete Vorschläge vorlegen. "Mein Ziel ist klar: Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein", unterstrich Lemke.

Die Umsetzung des Vorhabens ist jedoch kompliziert: In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich. Bisher genießen Wölfe einen hohen Schutzstatus, sowohl nach Bundes- als auch nach EU-Recht. In einigen Regionen wird aber angezweifelt, ob der Schutzstatus aufgrund größerer Populationen noch gerechtfertigt ist.

Woidke und Vogel für zügigere Abschüsse

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) begrüßt die Pläne von Lemke. "Wir brauchen einfachere Lösungen für die Situation, wo ein Wolf so nah an die Menschen, auch an die Nutztiere heranrückt, dass es gefährlich werden kann", so Woidke der rbb-Welle Antenne Brandenburg. "Es ist momentan viel zu kompliziert und wenn Frau Lemke das vor hat, so hat sie meine volle Unterstützung. Wir brauchen diese Regelung." Wenn man artgerechte Haltung von Weidetieren wie Schafen oder Kühen weiter im Land haben wolle, müsse man dem Wolf klare Grenzen setzen.

Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Grüne) teilte auf rbb-Anfrage mit, Brandenburg fordere seit Längerem, dass Wölfe, die in bestimmten Regionen Probleme machten, so schnell wie möglich getötet werden können. Die derzeitigen bundesrechtlichen Vorgaben seien dazu nicht ausreichend geeignet. Bislang ist eine Bejagung erst nach einer möglichst genauen Bestimmung per DNA-Analyse möglich. Vogel hatte das Verfahren in einem DPA-Pressegespräch als "bürokratisches Monsterverfahren" bezeichnet.

FDP fordert "zeitgemäßen Umgang mit dem Wolf"

Auch aus der FDP kommt dazu ein Vorstoß, wie die "Welt" weiter berichtet. Demnach fordern die agrar- und forstpolitischen Sprecher der FDP in Bund und Ländern in einem Zehn-Punkte-Katalog "einen zeitgemäßen Umgang mit dem Wolf".

So müssten Bundes- und Landesregierungen "die Spielräume der europäischen Gesetzgebung" nutzen, um den Wolfsbestand auf ein ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliches Maß zu reduzieren. Das Bundesnaturschutzgesetz müsse künftig so ausgestaltet werden, "dass Genehmigungen zur Entnahme schnellstmöglich rechtssicher erteilt werden" könnten, hieß es.

Vor allem in Brandenburg, aber auch in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, ist die Zahl der Wölfe in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen - und damit auch die Zahl der Angriffe auf Weidetiere. Das Bundesamt für Naturschutz gibt in seinem Wolfsmonitoring die Zahl der bundesweit nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1.200 an [bfn.de].

EU will Wolfsmonitoring auswerten

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hatte sich schon Ende Juli grundsätzlich offen für eine Absenkung des strengen Schutzstatus des Wolfes gezeigt. Am Montag nun kündigte sie an, bis zum 22. September systematisch Daten aus ganz Europa zu Wolfspopulationen zusammenzutragen. Eine Meldestelle sei eingerichtet. Eine Auswertung dieser Daten soll spätestens Ende des Jahres abgeschlossen sein. Dann soll entschieden werden, ob ein Vorschlag zur Herabsetzung des Schutzstatus gemacht wird.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.09.2023, 09:40 Uhr

60 Kommentare

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  1. 60.

    Wenn ich eine Schafherde besitze und vielleicht 2-3 (je nach Größe der Herde)Herdenschutzhunde dazu geselle, dann werden die Wölfe, um den Kampf zu vermeiden, lieber weiterziehen und sich leichtere Beute suchen. Das hat natürlich seinen Preis. Ein guter (ausgebildeter)Herdenschutzhund (evtl. Pyrenäen Berghund) kostet mindestens 3000,- €.
    Wenn der vorher genannte Hund wirklich von Wölfen attackiert wurde, war er vielleicht allein für die Herde zuständig. Das macht dann eventuell nicht solchen Eindruck auf Wölfe.

  2. 59.

    Zuviel Grimms Märchen gelesen?!
    Das ist genau so ein Unsinn wie ihre „sanfte“ Entnahme. Wenn sie auf Herdenschutzhunde verzichten wollen, müssen sie den Wolf mit allen Konsequenzen ausrotten, um ihre Schafe und andere domestizierte Freigänger zu schützen.
    Und nein, die Anzahl der Herdenschutzhunde muss natürlich nicht der Wolfrudelstärke entsprechen, aber sollte mit der Größe der zu schützenden Herde skalieren. Das können sie entweder an den Gebieten studieren, in denen seit Jahrzehnten mit Herdenschutzhunden gearbeitet wird oder mit gesunden Menschenverstand selbst herleiten.
    Und im Übrigen bedeutet ihr „anthropogen“ in #54 ja durch den Menschen beeinflusst, hergestellt oder verursacht. Insofern bestätigen sie nur meine Feststellung in #51.

  3. 58.

    Ich glaube das mit der Ahnung ist so eine Sache. Nicht diejenigen die am lautesten brüllen haben recht. Vielleicht sollten sie sich mal mit Weidetierhaltern unterhalten und deren Wissen nutzen, ehe sie hier ihre eigenartigen Auffassungen weiterhin in einem rüden Ton verbreiten.

  4. 57.

    Das ist blanker Unsinn. Es geht um nicht um irgendeine "Wolflobby", es geht um das Wissen, über welches Sie nur im Paragraphenbereich verfügen, aber von der Materie keine Ahnung haben. Machen Sie sich kundig und Sie werden er kennen, dass ihr Behauptung unrichtig ist.

  5. 56.

    Auch wenn die einflussreiche Wolfslobby es in ihrer romantisierenden Verklärung des Wolfes nicht zur Kenntnis nehmen möchte, ist ein großes Wolfsrudel einer kleinen Herdenschutzhundgruppe bei weitem überlegen.

  6. 55.

    „ Auch Herdenschutzhunde schrecken ihn nicht mehr ab, wie ein Schäfer berichtete wurden seine Hunde solange von einem Rudel bedrängt, bis sie sich zurück gezogen haben und dann ist das Rudel über die Schafe hergefallen. “

    Verstehe aus bedrängt wird nun schnell „MDR-Experte“ und „wahrscheinlich“ getötet. Aber wir reden noch vom Herdenschutzhund oder er vom Hütehund oder Omis Dackel?

    Sehr sachlich und glaubhaft, wirklich.

  7. 54.

    Sie übersehen, dass Natur und Landschaft in Mitteleuropa Jahrhunderte lang anthropogen überformt wurden. Unter den aktuellen Bedingungen ist die maßvolle Regulierung eines opportunistischen Beutegreifers wie dem Wolf leider unerlässlich.

  8. 53.

    1.03. 23 MDR Experten gehen davon aus das ein Herdenschutzhund von einem Wolf getötet wurde und dieser danach 16 Schafe gerissen hat.
    So jetzt kommen wir mal wieder schön runter. Habe ich in meinem Kommentar jemand beleidigt nein, ich habe nur sachlich meine Sichtweise dargelegt und das erwartet ich von jedem anderen hier auch.
    Warum werde ich das Gefühl nicht los das Kommentatoren wie Sie dem Gegenüber wenn er nicht ihrer Meinung entspricht mit unter beleidigend und von oben herab antworten.
    Denkt ihr hier habt die Weisheit mit Löffeln gefressen. Es gibt ein Sprichwort Umgang formt den Menschen. Also schön entspannt bleiben.

  9. 52.

    Bevor Sie hier derart unsachliche, martialische Kommentare abgeben, sollten Sie sich erst einmal eingehend mit der Sache beschäftigen, so wie Kommentator Michael es getan hat.

  10. 51.

    Der Wolf und andere Spitzenprädatoren müssen nicht reguliert werden, deswegen sind die ja an der Pyramidenspitze. Es müsste im übrigen überhaupt nichts reguliert werden. Weil Biotope nur aus dem Ruder laufen, wenn der Mensch direkt oder indirekt eingreift oder Naturgewalten die Lebensbedingungen radikal für uns alle ändern.
    Zweites ist in den nächsten Jahrhunderten eher nicht zu erwarten.

  11. 50.

    Was für ein Blödsinn. Was heißt Herdenschutz-Hunde schrecken die Wölfe nicht ab?? Der Herdenschutz-Hund verteidigt seine Herde (Familie) bis zum Tot.
    Also wenn ihre Behauptung stimmen würde, dann hätten die Wölfe die Herdenschutz-Hunde gerissen. Tut mit leid, davon ist mir nicht ein einziger Fall bekannt, weil auch auf dem Deich überhaupt keine Herdenschutz-Hunde zum Einsatz kommen, wie übrigens in den überwiegenden Fällen. Und genau da liegt auch das Hauptproblem. Die Kohle für Elektrozäune kann man sich gleich schenken.

  12. 47.

    "... Und deshalb sind die ungefähr 1200 Wölfe eben nützlicher als die knapp 1000 Schäfer."
    Sie meinen hoffentlich die ca. 1 Mio Schafe ... (m.E. nicht unnütz z.B. Grasen auf Deichen an der Nordseeküste)
    Nicht, dass Sie die 1.200 "nützlichen" Wölfe auf die knapp 1.000 "unnützen" Schäfer loslassen wollen! ;-)

  13. 46.

    Falls es Sie interessiert dem Bauer geht es nicht nur um Profit. In Niedersachsen zB sind Schafherden für den Küstenschutz da ,sie sind für die Pflege der Deiche zuständig.
    Wizard Siebels von der SPD Niedersachsen sagte das es an einem Wochenende 28.08 23 60 Wolfrisse gab. Eine Studie sagt das die Zahl der Wolfrisse bis 2030 auf 300 % ansteigt. Der Wolf passt sich den Gegebenheiten an warum dem Wild hinterher rennen wenn der Tisch bei einer Schafsherde trotz Herdenschutzhunden und ordnungsgemäßen Zaun reichlich gedeckt ist. Auch Herdenschutzhunde schrecken ihn nicht mehr ab, wie ein Schäfer berichtete wurden seine Hunde solange von einem Rudel bedrängt, bis sie sich zurück gezogen haben und dann ist das Rudel über die Schafe hergefallen.
    Der Wolf ist ein Raubtier , er hat zB in wenigen Jahren fast den den kompletten Bestand an Muffelwild ausgerottet, nicht der Mensch. Und noch einmal es geht nicht darum den Wolf wieder auszurotten sondern um ein miteinander, ohne großen Schaden .

  14. 45.

    'tschuldigung, sie waren es doch in ihrem ersten Beitrag, der "ohne jede Diskussion" geschrieben hat.
    Klingt für mich erstmal nicht nach "gerne Kommunizieren".
    Abgesehen davon las sich ihr Kommentar nicht so, als ob sie sich lange darüber Gedanken gemacht haben.
    Mehr so nach dem Motto: es gibt immer zwei Meinungen, meine und die Falsche. Glückwunsch zum respektvollen Umgang.

  15. 44.

    Zum Thema Kosten hier nur mal so der Hinweis:

    Es gibt in Deutschland ca. 1000 Schäfer, die ungefähr 1 Mil. Schafe halten. Deren Zweck dient eigenttlich nur noch der Landschaftspflege. Die grobe Wolle deutscher Schafe will niemand haben und die Fleischproduktion ist nur im Biomakrkt absetzbar. Der Sundenlohn dafür liegt unter dem Mindestlohn. Der ganze Wirtschaftszweig ist ökonomisch gesehen daher eigentlich lediglich ein meist nützliches Hobby einer winzig kleinen Berufsgruppe.

    Der Nutzen des Wolfes für die Land- und Forstwirtschaft, aber auch die Weidetierhalter ist hingegen recht hoch., weil durch die kostenfreie ganzjährige Jagd der Fraßschaden und die Ausbreitung von Tierseuchen durch Wildtiere erheblich reduziert wird.

    Und deshalb sind die ungefähr 1200 Wölfe eben nützlicher als die knapp 1000 Schäfer.

  16. 43.

    Ich kommuniziere gern mit Menschen die über ausreichend Wissen und Kenntnis verfügen und vielleicht sogar ein wenig Anstand. Offensichtlich sind die Dinge bei ihnen zu wenig ausgeprägt oder vernachlässigbar klein.

  17. 42.

    Verursacht aber hohe Kosten. Insbesondere die zum Schadensausgleich verwendeten staatlichen Mittel könnten besser zum Schutz wirklich gefährdeter Arten eingesetzt werden.

  18. 41.

    Eine maßvolle Regelung der Schlachtvieh-Bestände würde sicher sinnvoller sein, als einzelne Wölfe zu "entnehmen" und dabei zu töten! Zaun ums Schaf, Hund da hin, Schäfer den Fernseher wegnehmen - läuft auch ohne Entnahme.

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