Bäder-Schließungen - Brandenburger Schwimmverband fordert Geld und Konzepte für Unterricht

Fr 22.09.23 | 12:42 Uhr
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Kinder nehmen an einem Schwimmkurs teil. (Quelle: imago-images/Karina Hessland)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.09.2023 | Nachrichten | Bild: imago-images/Karina Hessland

Schwimmen lernen ist für viele Brandenburger Kinder immer schwieriger. Hallen schließen, weil sie saniert werden müssen. Der Landes-Schwimmverband fordert von der Politik Konzepte - und mehr Geld für den Unterricht.

Der Landes-Schwimmverband Brandenburg kritisiert, dass es immer weniger Bäder für den Schwimmunterricht gibt. Es gebe von vielen Vereinen die Rückmeldung, dass Bäder schließen müssen oder bereits geschlossen haben, sagte der Bäderbeauftragte des Verbandes, Jan Truglitschka, am Donnerstag rbb24 Brandenburg aktuell.

Die Politik müsse Konzepte vorlegen und signalisieren, dass mehr Geld für die Schwimmbäder bereitgestellt werde, sagte er weiter. Das wasserreiche Brandenburg steuere auf eine Generation von Nichtschwimmern zu.

Ausweich-Trainingsstart: Sonntag, 8 Uhr

Genau das fordert auch Schwimmtrainer Christian Hahn vom Schwimmverein Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). "Gefühlt legen die Kommunen zu wenig Geld zurück, um auftretende Probleme direkt und schnell lösen zu können."

Hahn stand zuletzt an einem Sonntagmorgen, 8 Uhr, im Freizeitbad Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz). Gewünscht hat sich das Training zu so früher Uhrzeit niemand, aber nur zu dieser Zeit waren noch Bahnen in der Ausweichhalle für den Senftenberger Schwimmverein frei, dessen eigene Halle bis zum Jahr 2026 saniert wird. Für den Unterricht haben Eltern, Großeltern und der Trainer eine halbe Stunde Autofahrt auf sich genommen.

"Ich kriege schon wieder Gänsehaut, wenn ich das erzähle", so Christian Hahn, "aber es ist derzeit die einzige Möglichkeit für uns, zu trainieren - gerade, was die Kinder betrifft."

Schwimmtrainer Christian Hahn beim Schwimmunterricht in der Halle Lauchhammer (Foto: rbb/Screenshot)
Schwimmtrainer Christian Hahn | Bild: rbb/Screenshot

"Mit neun Jahren ist es viel zu spät"

Bärbel Strecker ist eine derjenigen, die ihre Enkel nach Lauchhammer gefahren hat. Sie hat selbst jahrelang im Schwimmverein Senftenberg trainiert und habe den Eindruck, dass Schwimmenlernen, auch an den Schulen, kaum noch möglich ist, sagt sie.

"Wir haben die Situation, dass wir drei Jahre Pandemie hatten, da konnte nicht trainiert werden", so Strecker. In Senftenberg sei im April 2022 die Hallenschließung dazu gekommen. Ihr älterer Enkel hätte eigentlich schon in der Pandemiezeit Schwimmunterricht haben sollen. "Für mich [als Schwimmtrainerin, d. Red.] ist immer wichtig gewesen, dass die Kinder maximal sieben Jahre alt sein sollten, um schwimmen zu lernen", so Strecker. "Wenn man mit neun Jahren anfängt, ist das viel zu spät, weil Unsicherheit und Ängste dazukommen. Die hat man in jüngeren Jahren noch nicht."

Weil Schulschwimmen Sonntagmorgens nicht möglich ist, hatte beispielsweise die Stadt Senftenberg im vergangenen Schuljahr den Unterricht für alle 3. Klassen ans Schuljahresende verlegt. Die Grundschüler waren für eine Woche ins Freibad Großräschen (Oberspreewald-Lausitz) gegangen. Auch für das aktuelle Schuljahr ist das eine Option. Solche Ausweichmöglichkeiten werden vom Schwimmzentrum des Landkreises koordiniert. Die Stadt Senftenberg unterstützt die Vereine laut eigenen Angaben jährlich mit 25.000 Euro.

Ein Kind schwimmt in der Schwimmhalle Lauchhammer (Foto: rbb/Screenshot)
Schimmunterricht in der Halle in Lauchhammer | Bild: rbb/Screenshot

DLRG: Jede vierte Grundschule hat keinen Zugang zu Schwimmbad

Schwimmtrainer Christian Hahn bedauert es, dass nicht Alternativen zum Hallenunterricht geprüft würden, wie beispielsweise temporäre Schwimmbäder. "Das wäre für uns zumindest eine Alternative, dass Schulsport gewährleistet werden kann."

Ähnlich ist die Kritik der Bäderbeauftragten des Landes-Schwimmverbands, Jan Truglitschka Truglitschka, bei rbb24 Brandenburg Aktuell. Bei Planungen werde zu oft an konventionelle Schwimmbad-Bauten gedacht. Es gebe in anderen Ländern Konzepte, um Schwimmbäder in modularer Bauweise zu errichten. Auch der Landes-Schwimmverband habe das entsprechende Know-how und sei bereit, es den Kommunen zur Verfügung zu stellen.

Neben Senftenberg sind auch in mehreren anderen Städten wie Frankfurt (Oder), Schwedt (Uckermark), und Spremberg (Spree-Neiße) Schwimmhallen wegen Reparatur- und Sanierungsarbeiten teilweise langfristig nicht nutzbar. Ende September soll auch das Bad in Strausberg (Märkisch-Oderland) vorübergehend schließen. Laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) haben rund 25 Prozent der Grundschulen keinen Zugang mehr zu einem Schwimmbad.

Hinzu kommen Schließungen, die nicht vorhersehbar sind, wie zuletzt in Cottbus. Dort konnte nach einem großflächigen Stromausfall in der Stadt das Freizeitbad "Lagune" mehrere Tage nicht öffnen, weil laut dem Unternehmen durch den Stromausfall Komponenten der Gebäudeleittechnik kaputtgegangen sind.

Die Lagune stellt nach eigenen Angaben Bahnen für das Schulschwimmen von insgeamt 35 Schulen zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem die Cottbuser Grundschulen und weiterführenden Schulen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.09.2023, 07:30 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Es gibt nur die Pflicht der Steuerzahlung an den MIK.

  2. 5.

    Eben weil es nicht einfach und auch nicht billig ist ein Schwimmbecken zu unterhalten ist es sinnvoll, wenn die Stadt/Gemeinde das für alle macht. Dann können auch alle Eltern mit den Kindern dahin gehen und schwimmen lernen. Trockenschwimmen in der Mietskaserne wird kaum reichen.
    Keine Ahnung was Sie eigentlich zum Ausdruck bringen wollen.

  3. 4.

    "so ist es die Pflicht der Eltern dafür zu sorgen, dass die Kinder schwimmen können. Ab 5 Jahre." Von dieser Pflicht habe ich noch nie gehört (so wünschenwert das Faktum Schwimmen ist). Wo ist diese Pflicht für Eltern (Erziehungsberechtigte) kodifiziert?

  4. 3.

    Auch wenn der Schwimmverband recht hat, so ist es die Pflicht der Eltern dafür zu sorgen, dass die Kinder schwimmen können. Ab 5 Jahre.

    Wer schon mal ein Schwimmbecken unterhalten hat, weiß was das bedeutet. Es ist nicht nur teuer, es ist auch aufwändig. Sehr viele Arbeitsschritte, trotz der Automatik. Hingucken und regulieren, ständig, und wissen was man macht, hat es in sich. Mehr als es von außen den Anschein hat.

  5. 2.

    "In mehreren Städten wie Frankfurt (Oder), Schwedt, Senftenberg und Spremberg sind viele Schwimmhallen wegen Reparatur- und Sanierungsarbeiten teilweise langfristig nicht nutzbar." Aber mindestens in Ffo hatten mehrere Schulen eigene Schwimmbecken. Warum baut man dann nicht bei der nächsten Renovierung in einige Schulen wieder Schwimmbecken ein, damit man unabhängig von der öffentlichen Schwimmhalle für den Schwimmunterricht ist? Es war auch durchaus üblich, daß mehrere Schulen diese Becken nutzten für den Unterricht.

  6. 1.

    Kostrzyn hat seine neue Schwimmhalle bald fertig. Die freuen sich auch über Busse mit Schulkindern aus dem überheblichen Nachbarland.
    Vielleicht hilft ja auch serielles Bauen. Ein Standardprodukt Schwimmhalle mit Nebenanlagen und ohne Schnick Schnack.
    Fertig aus der Schublade zum Bauamt und fertig. Sollte sich doch einer der Bauriesen finden die das können.
    Für Parkhäuser u.ä geht es doch auch.

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