Finanzierung unklar - Weihnachtsbeleuchtung auf dem Ku’damm erneut in Gefahr

Do 02.11.23 | 18:11 Uhr
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Archivbild: Weihnachtsbeleuchtung am Kurfürstendamm. (Quelle: dpa/Geisler)
Video: rbb|24 | 02.11.2023 | Material: rbb24 Abendschau, Talk am Vorabend | Bild: dpa/Geisler

Der Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße könnten in der Weihnachtszeit dunkel bleiben. Denn erneut kämpft der Verein AG City um die Finanzierung des Lichterspektakels. Der Senat schießt zwar Geld zu, aber weniger als in Pandemiezeiten.

Die Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung in der City-West ist nach Angaben des Vereins AG City noch nicht gesichert.

600.000 Euro koste es, den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße auf einer Länge von gut 4,5 Kilometern zwischen Wittenbergplatz und Rathenauplatz zu illuminieren, heißt es in einer Mitteilung vom Montag. Davon seien 490.000 Euro notwendig, um die Steiger zu bezahlen, die die Lämpchen in die Bäume hängen und sie später auch wieder abnehmen, sagte Klaus-Jürgen Meier von der AG City, einer Interessensvertretung von Gewerbetreibenden des Kurfürstendamms und des Tauentzien, dem rbb.

95.000 fallen laut Meier für die Mehrwertsteuer an, lediglich 10.000 Euro seien der Preis für den Strom. Stand Anfang November hat der Verein laut eigener Aussage Spendenzusagen von 260.000 Euro. Die komplette Finanzierung müsse aufgrund der aufwändigen Installationsarbeiten bis zum 10. November stehen, so die AG City.

Senat zahlt 100.000 Euro für Beleuchtung

Schon 2022 war die Beleuchtung der Shoppingmeile zur Weihnachtszeit fraglich. Der damalige Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (SPD) erklärte, der Senat habe bereits 2020 beschlossen, die Weihnachtsbeleuchtung auf dem Ku’damm und Tauentzien ab 2022 nicht mehr mit Geld zu unterstützen. 2021 habe es noch 250.000 Euro für den Ku'damm gegeben, das war etwa die Hälfte der Gesamtkosten. Im Bezirk Mitte seien damals die Lichter am Boulevard Unter den Linden mit 160.000 Euro und im Bezirk Neukölln mit 10.000 Euro unterstützt worden.

2023 will der Senat 100.000 Euro beitragen. Das sei laut AG City weniger als die 50 Prozent der Kosten, die die Stadt laut der ursprünglichen Regelung übernommen habe. Warum die 50-prozentige Finanzierung abgelehnt wurde, könne sie nicht sagen, sagte Caroline Lehmann, Geschäftsführerin der City Dienst GmbH, der Tochtergesellschaft des Vereins. Vergangenes Jahr habe man dann die Kosten für die Beleuchtung "mit vereinten Kräften über Spenden finanziert", so Lehmann.

Senatsverwaltung: 50-Prozent-Zuschuss galt nur in Pandemiejahr 2021

Die Senatswirtschaftsverwaltung erklärte hingegen auf Anfrage von rbb|24, die Vereinbarung, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen, habe ausschließlich für das Jahr 2021 gegolten. Es sei eine Maßnahme im Zuge der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Handel und Tourismus gewesen. "Eine Regelung für die Folgejahre gibt es nicht", hieß es am Donnerstag.

Im Jahr 2022 gab es demnach keine öffentlichen Zuschüsse zu einer Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt. Grund waren die Beschlüsse des Senats zu den Energiesparmaßnahmen des Landes.

Ohne Spenden wird Beleuchtung kaum möglich sein

Von der AG City hieß es, im aktuellen Jahr sei die wirtschaftliche Situation nicht einfacher geworden. Traditionell habe die Immobilienwirtschaft die Beleuchtung des Kurfürstendamms und der Tauentzienstraße unterstützt. Doch aktuell gebe es auch dort eine Krise – da fielen dann Spenden weg. Man sei in diesem Jahr in einer noch schwierigeren Situation, so Lehmann.

Sollte die Finanzierung nicht klappen, denke man darüber nach, zum Beispiel weniger Meter zu beleuchten, so die Projektleiterin gegenüber dem rbb. Ebenso müsse man vielleicht die beliebten Leuchtfiguren auf dem Mittelstreifen verzichten. Lehmann sagte, sie bedauere dies.

Beleuchtung lockt Touristen an

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft sei hier aus ihrer Sicht gefragt, da der beleuchtete Boulevard im Berliner Westen auch ein Grund sei für die Menschen, in die Stadt zu fahren und dort vor Ort den Handel zu unterstützen. Ebenso ziehe die Beleuchtung Touristen nach Berlin, die Beleuchtung habe also einen Mehrwert für die City West.

Auch die Senatsverwaltung für Wirtschaft erkennt in der Beleuchtung des Kurfürstendamms einen touristischen und wirtschaftlichen Wert, wie sie sagt. Daher habe sie beschlossen, die Beleuchtung auf Anfrage der AG City in diesem Jahr mit 100.000 Euro zu bezuschussen.

Aus anderen Bezirken gibt es laut der Wirtschaftsverwaltung keine Anfragen zur Unterstützung einer Weihnachtsbeleuchtung.

Künftige Finanzierung soll als BID-Projekt laufen

In Zukunft wolle man die Finanzierung über den Status eines sogenannten Business Improvement District (BID) [www.berlin.de] sichern. Das BID-Gesetz ermöglicht es Akteuren vor Ort, eine Geschäftsstraße oder ein Stadtteilzentrum eigenständig und eigenverantwortlich zu gestalten. Das Problem sei aktuell, dass das BID-Gesetz novelliert werde, so Lehmann. Erst wenn diese durch sei, könne man in den kommenden Jahren die Beleuchtung finanzieren.

Die AG City e.V. hat laut eigener Aussage die erste Weihnachtsbeleuchtung auf dem Ku’damm und Tauentzien 1978 initiiert und rief damals schon die Anrainer auf, sich mit Spenden an der Finanzierung zu beteiligen. Bereits in den Folgejahren konnte sie nicht immer alle Kosten decken. Von 2004 übernahm dies der Außenwerber Wall AG. Seit 2019 ist wieder die AG City zuständig.

Sendung: rbb 88.8, 02.11.2023, 07:42 Uhr

71 Kommentare

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  1. 71.

    Mhhh ... Kudamm voller Autos, alles zugeparkt ... könnte man da nicht die Weihnachtsbeleuchtung über die Parkautomaten steuern. Is' ja nur eine Idee ;-).

  2. 70.

    Na da wars ja auch lange genug dunkel. Jetzt geht das Gejaule West kontra Ost wieder los, wie Lausitz kontra Ruhrpott. Vorm Advent ist erst noch Volkstrauertag und Totensonntag. Man muss schon überlegen, ob man sich zu Tode ärgern will oder einfach mal auf die Socken nach Lichtenberg macht. Wenn man Träger einer langen Tradition sein will, muss ja einer nicht träger sein als der andere. Schöne Weihnachten!

  3. 69.

    Also als Anwohner kann ich Ihnen versichern, hier ist 'ne Menge los. Sie haben sicher Ihren Kiez den sie lieben. Aber urteilen Sie nicht über andere.

  4. 68.

    Also am Ku'damm ist alles vollgeparkt. Kommen Sie gerne mit den Öffis. Ist hier alles gut super erreichbar. Das einzige was auf dem Ku'damm stört sind die Autos.

  5. 67.

    Es ist absolut unwürdig, im "besten Deutschland, was wir jemals hatten" wird nicht nur die Beleuchtung der Siegessäule und anderer Wahrzeichen abgeschaltet, sondern auch noch die Weihnachtsbeleuchtung an *der* Haupteinkaufsstraße (nein, ich gehe dort nicht hin, aber ich bin ja auch nicht das Maß der Dinge).
    Wie armselig und würdelos ist das!
    Berlin, ick schäm ma für Dir.

  6. 66.

    Ein Heide wird auch als jemand betrachtet, der größtenteils keine Religion hat und sich weltlichen Genüssen und materiellen Besitztümern hingibt; jemand, der in sinnlichen Freuden schwelgt; ein hedonistisches oder selbstverliebtes Individuum.

  7. 65.

    Dabei finde ich es besonders schön, wenn die Geschäfte geschlossen sind - dann Abends langspazieren mit ein paar Anderen, die die Stille und den Zauber genießen wollen. Ich wäre schon traurig, wenn es dieses Jahr keine Weihnachtsbeleuchtung gäbe.

  8. 64.

    Ich fahre da eh nicht hin, kann man ja nirgends parken, die Kapazitäten sind durch Bus und Radspuren dermaßen zerstört, dass man sowieso nur im Stau steht. Klasse gemacht RRG. Erst, wenn alle pleite sind, werden sie kapieren, dass man Radwege nicht essen kann und diese auch keine Sozialleistungen zahlen, die man dann großzügig verteilen kann. Genauso Friedrichstraße und eigentlich die gesamte Innenstadt und alles, wo die Grünen ihre Hände mit drin haben. Komplett TOT und Tourifalle.

  9. 61.

    „im haydischen Berlin" „

    Passt gut, setze grünes Berlin.

    Der Glaube an den Baum.

  10. 60.

    "Ich bin für die Abschaffung jeglicher religiöser, öffentlicher Feste."
    Aber die Feiertage sind schon schön, oder?
    " im haydischen Berlin"
    Atheistischen ? Frag' ja nur.

  11. 59.

    Kommense nach Schöneweide! Adlergestell is' der neue Kudamm! Hier sehnse, was aus de Millionen jeworden is! Flaniern Se rüber über de Spree, kiekense rin in de ville Jeschäfte hier in Obaschöneweide!

  12. 56.

    Ich bin für die Abschaffung jeglicher religiöser, öffentlicher Feste.

    Will nicht von Religionen belästigt werden.

    Bei Abschaffung fühlt sich durch Religionsneutralität auch niemand belästigt.

    Das fördert das Zusammenleben von Christen, Juden und Moslems.

    Traditionen sind überbewertet, or allem im haydischen Berlin.

  13. 55.

    Da ist eh nichts los, kann ruhig alles aus bleiben.

  14. 54.

    Der Steuerzahler muss schon für anderen nicht nützlichen Quatsch zahlen. Weihnachtsbeleuchtung stimmt froh und ist kein Quatsch, lieber Elias. Oder "überflüssigen Kommerzgedöns". In welcher Welt hasst man denn schon Weihnachten?

  15. 53.

    >"Außerdem sind die Lämpchen auch außerhalb der Weihnachtszeit hübsch anzuschauen...!"
    Dann ist es aber nichts feierlich Besonderes mehr, sondern Alltag und müsste durch was Zusätzliches für die Adventzeit getoppt werden, damit es in dieser Zeit wieder besonders ist. Ein Kreislauf ohne Ende...

  16. 52.

    Warum soll der Steuerzahler für diesen überflüssigen Kommerzgedöns aufkommen? Sollen doch die Nutznießer, sprich AG City e.V. den Unsinn finanzieren.

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