Adventskalender 2019 - 19. Tür: Dem Fest die Krone aufgesetzt

Do 19.12.19 | 07:12 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
Dem Fest die Krone aufgesetzt (Quelle: Marcus Behrendt)
Bild: Marcus Behrendt

Wenn der Zahn nicht mehr will, kommt die Zange zum Einsatz. Das galt früher, heute arbeitet die Zahnmedizin minimalinvasiv, wobei die deutschen akademischen Wurzeln dieses Zweigs in Berlin liegen. Weihnachten erinnern wir uns daran gern, wenn wir bei der Gans auf den Knochen beißen.

24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Der Zahn und der Drops - nie werden die beiden Freunde. Sie sind Rivalen, die sich einfach nicht auf Augenhöhe begegnen können. Weihnachten ist dabei so eine Art Showdown, denn in diesen Tagen der ungesunden Völlerei steigen beide in den Ring, als gäbe es nach Weihnachten nichts mehr zu knacken: Die zahnfeindlich Verbündeten des Drops sind dabei der Karamelbonbon, der Bratenknochen und die versehentlich im Adventsgebäck gelandete Nussschale. Zwar liefern die landeskassenzahnärztlichen Vereinigungen Deutschlands keine Statistiken über Zahnopfer der Festessen und Süßknabberei, doch gefühlt kennt fast jeder Beispiele von weihnachtlichem Zahnnotstand. 

Solche Zahnprobleme während der Feiertage sind fast immer Notfälle. Die Leute sind Weihnachten oft unterwegs zur Familie und vielleicht nicht in der Nähe ihres Wohnortzahnarztes. Und sie wünschen sich natürlich dann auch noch besonders sehnsüchtig schnelle Heilung, um sich so schnell wieder ertüchtigen zu lassen für die nächste Bratenrunde oder Kuchenorgie. Hinzu kommt, dass die Praxen sich im Feiertags- und Jahresendbetrieb befinden und so bleibt meist ganz einfach der kassenzahnärztliche Notdienst für die Zahnheilung.

Zahnärztliche Schule in Paris ca. 1871 (Quelle: dpa/ BAO)
...Bild: dpa/imageBROKER

Angst vor dem Hilfseingriff auf fremdem Praxisstuhl

Während man normalerweise bei seinem Zahnarzt aufgrund von Routinen mit fast schon gewohnheitsmäßigen kleinen und größeren Checks und Reparaturen eine Art Werkstattdurchlauf absolviert, ist mit dem Gang zum Notarzt dann meist doch das Gefühl des Hilfseingriffs verbunden. Feiertagszahnprobleme sind eine gefühlige Sache.

Dabei ist die Zahnbehandlung gerade in Berlin eine so hervorragend tradierte und gründlichst beforschte Ureinrichtung. Vor fast 140 Jahren, im Jahr 1884, wurde in der Stadt das deutschlandweit erste universitätszugehörige zahnärztliche Instituts gegründet. Sein erster Sitz lag in der alten Friedrichstadt in der Dorotheenstraße, später wurde es größer und zog mit seinen Lehreinrichtungen, Zahnwerkstätten und Operationsräumen in die Invalidenstraße und sitzt heute im Wilmersdorfer Süden.

Das Türenteam

Marcus Behrendt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Grafiker und Zeichner Marcus Behrendt, alias "EMBE", zeichnet immer dann am besten, wenn er gut gegessen hat. Dann gelingen ihm die lustigen Charactere besonders gut, die grimmigen Figuren haben Hunger. Gleich nach diesem Weihnachtskalender setzt sich "EMBE" an "Hainer, den kleinen Hai" oder den "Sandmann".

Stefan Ruwoldt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt isst in der Regel in Berlin, kostet viel im Havelland, sucht Pilze in der Lausitz und probiert Fisch überall, wo es Fisch gibt. Und wenn er das nicht tut, schreibt er Nachrichten und Berichte über Brandenburg und Berlin, fährt Fahrrad oder guckt den Eisernen beim Ball spielen zu.

Die Zahnzange im Museum

Erst wenige Jahre zuvor war die Zahnmedizin in Deutschland auch in vollem Umfang in die Akademie integriert worden, als man für sie das universitäe Zahnmedizinstudium als Berufsvoraussetzung verfügte. 1890 wurde die Promotion zum Doktor der Zahnheilkunde in Deutschland eingeführt. Es gab Kongresse und akademische Grenzziehungen und schwere Vorwürfe gegen all jene, die auch an Zähnen von Kunden rumdoktern und natürlich dafür kassieren wollten, etwa Friseure oder ländliche Gastwirte oder Tierärzte. Und die Akademie bemühte sich um eine Geschichtsschreibung für die neue Wissenschaft.

Auffällig ist bis heute, dass es in den historischen Sammlungen der Zahnmedizin lange fast nur um die Zahnreparatur ging. Hinzu kommt, das sich die anfängliche Skepsis der Akademie gegenüber der Zahnmedizin auch lange in nur sehr dürftigen Sammlungen von historischen Gegenständen und Dokumente der Zahnheilkunde äußerte. So waren Mitte der 1980er Jahre rund 90 Prozent der erworbenen historischen Sammlungsgegenstände der akademischen Zahnheilkunde der Charité nicht mehr vorhanden.

Mittlerweile aber gehört zum medizinhistorischen Museum der Berliner Charité auch eine umfangreiche zahnmedizinhistorische Sammlung. Ähnlich wie viele Zahnarztpraxen aber ist auch die Sammlung rund um die Weihnachtsfeiertage und Silvester geschlossen. Immerhin: Für drei Tage zwischen den Feiertagen kann man sich dort ansehen, welche Zange früher zum Einsatz gekommen wäre, wenn der Backenzahn zur Hälfte im knusprigen Flügelknorpel der Gans stecken geblieben wäre.


Der Adventskalender

Lustig macht sauer (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 2. Tür: Lustig macht sauer

Die Gurke muss knackig sein. Und saftig sowieso. Und natürlich muss der Biss stimmen. Gurkenliebhabern läuft allein bei der Erwähnung des Spreewalds das Wasser im Mund zusammen: Sie denken nur noch an die Gurke. Doch ihr Name kann auch missbraucht werden.

Alte Sorte, neue Frische (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 4. Tür: Alte Sorte, neue Frische 

Jeder kennt den alten Spruch von der so umfassenden Gesundmachung durch täglich mindestens einen Apfel. Doch täglich einen "Jonagold" - wer will das schon. In Müncheberg pflegt eine kleine Anstalt ein großes Apfelerbe.

Der Auskenner sammelt lokal (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 7. Tür: Der Auskenner sammelt lokal

Berlin ist kein Naturparadies - und ein Pilzparadies schon gar nicht. Aber es gibt ein paar Eckchen, wo der Pfifferling oder die Marone zu finden sind. Allerdings muss man sich beeilen - und vor den Hunden im Unterholz sein.

Flecken auf dem Chemisett (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 8. Tür: Flecken auf dem Chemisett

Wenn das Ragout fin auf der gestärkten Hemdbrust landet, wird klar, was die Berliner den Hugenotten alles zu verdanken haben. Und das gilt nicht nur kulinarisch - merken die Lebemänner spätestens beim abendlichen Amüsement.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 9. Tür: Pelmeni auf der Karl-Marx-Allee

Knapp 50 Jahre waren in und um Berlin sowjetische Truppen stationiert. Doch anders als bei den West-Alliierten war der kulinarische Einfluss der Russen auf die Berliner Küche ein wenig reduziert. Wer aber aufmerksam an den Berliner Töpfen schnuppert, kann ihn schmecken.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 10. Tür: Abgekocht in den Tank

Nach dem Braten ist vor der Entsorgung: Das ungenutzte Fett gehört nicht einfach so in den Abfluss. Für die Fettbeseitigung und -aufbereitung gibt es ein aufwändiges System. Und am Ende sorgt das überschüssige Gänsefett für umweltfreundliche PS.

Berliner Schaum zum Fest (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 11. Tür: Berliner Schaum zum Fest

Mit "Oh - es riecht gut, oh - es riecht fein" startet ein Kinderlied übers Weihnachtsbacken. Auch wer nicht backt, hat in Berlin viele Gelegenheiten, lokales Zuckerzeug zu erstehen. In Reinickendorf zum Beispiel kommt die Süßigkeit aus dem Kupferkessel und hat handgetupfte Augen.

Aufbrühen und Warmhalten (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 12. Tür: Aufbrühen und Warmhalten

Wir tragen Levis-Jeans und fahren Daimler, und immer wenn die Knochen knacken, gehen wir zum Röntgen. Ginge es nach dieser Logik, müssten wir unterwegs beim Trinken eines heißen Kaffees sagen: Hm, ein echt heißer Burger. Reinhold Burger kam aus Brandenburg.

Hier suppt nichts durch (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 14. Tür: Hier suppt nichts durch

Diese Brandenburger Erfindung gehört derzeit zu den wohl am meisten gehassten Umweltsünden. Schon allein bei seiner Erwähnung häuft man eine Tonne CO2 auf seinem persönlichen Umweltkonto an. Dabei war es so sauber gestartet.

Draußen nur Kännchen (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 15. Tür: Draußen nur Kännchen

1721 soll es das erste Kaffeehaus in Berlin gegeben haben, also vor fast 300 Jahren. Seitdem hat sich in Berlin eine ordentliche Kaffeehauskultur entwickelt. Geblieben aber ist aus dieser Zeit, dass das doppelte "E" am Ende keine Pflicht ist.

Ein Kuchen für die Ewigkeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 16. Tür: Ein Kuchen für die Ewigkeit

Eberswalde hat eine süße Tradition und pflegt sie auch. Ein Kuchen trat von hier aus seinen Eroberungszug in die weite Welt an: der Spritzkuchen. Sein Schöpfer gehört zu den großen "Köpfen" des Landes. Ein Botschafter der Süße.

Genauso weich in kürzerer Zeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 18. Tür: Genauso weich in kürzerer Zeit

Weihnachten gibt's Geschenke und natürlich auch alle möglichen Speisen. Zum Beispiel "Neunerlei". Zu diesem "Neunerlei" aber gehört eine Zutat, die Vorlauf in der Zubereitung braucht. Ein Potsdamer Forscher sorgte dafür, dass die Zubereitung in 10 Minuten gelingt.

Dem Fest die Krone aufgesetzt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 19. Tür: Dem Fest die Krone aufgesetzt

Wenn der Zahn nicht mehr will, kommt die Zange zum Einsatz. Das galt früher, heute arbeitet die Zahnmedizin minimalinvasiv, wobei die deutschen akademischen Wurzeln dieses Zweigs in Berlin liegen. Weihnachten erinnern wir uns daran gern, wenn wir bei der Gans auf den Knochen beißen.

Prozente statt Vitamine (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 20. Tür: Prozente statt Vitamine

Ohne Ballon geht hier gar nichts. Brandenburg ist ein Weinland mit einem nur sehr spärlichen Anteil an Hanglagen. Die Chardonnay- oder Merlot-Trauben gedeihen hier nicht so. Dafür aber wird in Ballons der Saft aus Quitten oder Äpfeln verwinzert.

Bier unterm Baum (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 21. Tür: Bier unterm Baum

"Bier her!" hört man nicht mehr so oft in Berlin. Der bundesweite Vergleich zeigt: Der Durst fehlt in der Hauptstadt. Für den ganz neuen Taste sorgt nun "Beer", also die Produkte der kleinen Craft-Brauereien. Der neue Trend soll die Zapfhähne wieder glühen lassen.

Großeinsatz im kleinen Kreis (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 22. Tür: Großeinsatz im kleinen Kreis

Kulinarisch groß aufgefahren wird auf Berlins Wachen im Kreis der Feuerwehrleute und zwar im Beisein des Weihnachtsmanns. Bei nicht wenigen Berliner Feuerwehren feiert die Mannschaft mit Kollegen und Familien - ein Brauch aus alten Einsatzzeiten.

Tierisch viel Soße (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 23. Tür: Tierisch viel Soße

Die Kuh ist in ihrer Klima-Bilanz eine Bombe, eine Methan-Bombe. Das Schwein ist nur ein bisschen besser. Und jeder bekommt feuchte Augen, wenn es ums Thema Massentierhaltung geht. Aber es gibt Alternativen. Von Brandenburgs Höfen sind da ganz neue Tiergeräusche zu hören. Eine Schlachtpartie.
Satt nachgedacht (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 24. Tür: Satt nachgedacht

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) erforscht die Unwägbarkeiten rund um unsere Ernährung. Und wenn auch nicht viele, so doch einige der Erkenntnisse der Wissenschaftler sind kleine Heilsbotschaften für die Weihnachtsmahlzeiten.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

Nächster Artikel