Adventskalender 2019 - 23. Tür: Tierisch viel Soße

Mo 23.12.19 | 00:15 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Tierisch viel Soße (Quelle: Marcus Behrendt)
Bild: Marcus Behrendt
Die Kuh ist in ihrer Klima-Bilanz eine Bombe, eine Methan-Bombe. Das Schwein ist nur ein bisschen besser. Und jeder bekommt feuchte Augen, wenn es ums Thema Massentierhaltung geht. Aber es gibt Alternativen. Von Brandenburgs Höfen sind da ganz neue Tiergeräusche zu hören. Eine Schlachtpartie.

24 kleine Geschichten über die großen Errungenschaften und kleinen Niederlagen der Brandenburger und Berliner in Sachen "Essen und Trinken". Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Das gemeine Schwein ist nicht mehr so richtig gern gesehen auf den Tellern. Natürlich gibt es an der Fleischtheke weiter Sülze vom Schweinekopf, Nackensteaks, Kammscheiben, Kotelett und immer wieder Fragen an den Fleischer, wie man es denn hinkriegt, dass das Filet nicht so trocken gerät. Aber das Schwein als Nahrungslieferant steht zumindest in Frage.

Eine kleine aktuelle Mastschwein-Bilanz könnte vielleicht mit einem Vergleich zusammengefasst werden: Das Schwein ist der Viertaktmotor der breiten Ernährung. Alle sprechen darüber, dass das mit dem Verbrennungsmotor/Massentierhaltung und dem ganzen Verkehr/Fleischkonsum nicht mehr so weiter gehen kann. Aber am nächsten Tag wirft man den Golf an, geht zum Fleischer und ordert dann doch wieder an der Theke das große Stückchen Schweinebauch. Schließlich will man ja grillen am Wochenende. Bei der Kuh fällt der Verzicht schon ein bisschen leichter. Rindfleisch ist teurer, da kann man sein "Nein" auch problemlos ökologisch begründen. Zweifel zahlen sich hier wörtlich aus.

Gänsebraten im Ofen (Quelle: dpa/Tobias Hase)
Bild: dpa/Tobias Hase

Straußenei und Nandu-Steak

Weihnachten aber sind Schwein und Rind weitestgehend abgemeldet. Es ist Geflügelzeit, denn Gans, Ente und Pute kommen in den Ofen. Angesichts dieser festlichen Varianz im Vertilgen von in Massen gehaltenen Tieren lohnt es sich, nach wilden Alternativen zu suchen. Und die bietet Brandenburg.

Ein entlaufender Nandu an einer Straße im Landkreis Oder-Spree (Quelle: Patrick Pleul / dpa)
Bild: dpa / Patrick Pleul

Das erste neue Schlachttier mit ordentlich Exotik im Blut ist der Strauß. Er kommt aus Afrika und kann rennen was das Zeug hält, nur Fliegen klappt bei ihm nicht. Dieses, für einen Vogel erhebliche Defizit, macht den Strauß zu einem idealen Farmtier. Gleich mehrere Straußenfarmen gibt es in Brandenburg schon seit Jahren, etwa im Löwenberger Land (Oberhavel) oder in Hohenfinow (Barnim). Wer dort vorbei fährt wird neugierig, schaut nach den Tieren, wirft einen Blick in den Laden und fährt weiter mit einem Straußenei als Souvenir und einem Straußensteak als Sonntagsbraten. Rund 75 Kilo verzehrbares Gewicht liefert der schlachtreife Brandenburger Strauß, und zwar kalorienarmes und fettarmes Fleisch. Und er ist in Sachen Ökobilanz dem Schwein weit überlegen.

Das Türenteam

Marcus Behrendt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Grafiker und Zeichner Marcus Behrendt, alias "EMBE", zeichnet immer dann am besten, wenn er gut gegessen hat. Dann gelingen ihm die lustigen Charactere besonders gut, die grimmigen Figuren haben Hunger. Gleich nach diesem Weihnachtskalender setzt sich "EMBE" an "Hainer, den kleinen Hai" oder den "Sandmann".

Stefan Ruwoldt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt isst in der Regel in Berlin, kostet viel im Havelland, sucht Pilze in der Lausitz und probiert Fisch überall, wo es Fisch gibt. Und wenn er das nicht tut, schreibt er Nachrichten und Berichte über Brandenburg und Berlin, fährt Fahrrad oder guckt den Eisernen beim Ball spielen zu.

Der Emu in der deutschen Wildnis

Auch für den australischen Emu gibt es bereits erste Farmen, ebenso wie für den südamerikanischen Nandu. Die Fleischparameter sind ähnlich, ebenso die Grundsätze der Haltung. Auch Nandu und Emu können beide nicht wegfliegen und darum leichter in Farmen gehalten werden. In Angermünde (Uckermark) werden Nandus gezüchtet, geschlachtet und vermarktet. Allerdings sorgen in Norddeutschland ausgebrochene und nun wild lebende Nandus für Debatten über die Existenzberechtigung in der Natur unserer Breiten.
 
Der Bison, eine Art wildes Rind, das einst die amerikanischen Steppen bevölkerte, wird auch in Brandenburg - etwa in Teltow (Potsam-Mittelmark) oder Krügersdorf (Oder-Spree) - in Gehegen wieder als Zuchttier gehalten, und als Lieferant von Biofleisch oder Fell geschätzt. Es gibt einen Bisonverband und Bisonfreunde - und natürlich Bison-Feinschmecker.

Das Känguru kommt (vielleicht) auch dazu

Die Exotik setzt sich fort beim Büffelfleisch und dem Büffelkäse aus der Büffelmilch. Es gibt Wissenschaftler, die sich für Zucht und Verzehr auch von Kängurus in unseren Breiten einsetzen, denn sie produzieren, anders als Rinder nur sehr wenig klimaschädliches Metan. Der Schrecken über den eingewanderten Roten Amerikanischen Sumpfkrebs legte sich ein bisschen, als man ihn als Nahrungsquelle entdeckte und seine Vermarktung als Speise organisierte.

Die Varianz an wilden Tieren als mögliche Nahrungsquellen, die weniger umweltschädlich sind als unsere deutschen Schlachttiere ist groß. Und natürlich gibt es für oder gegen die Haltung, Zucht und Schlachtung dieser Tiere viele Argumente. Die ersten Haltungs- und Züchtungsversuche allerdings zeigen, dass ihre Nutzung Alternativen bietet zur Großviehhaltung von Schwein, Rind und Huhn.

Die Sympathie für die Neuankömmling auf den Zuchtwiesen Deutschlands lässt sich ein bisschen daran ablesen, dass fast all unsere Haustiere im in unserer Umgangssprache als nicht besonders schmeichelhafte Synonyme verwendet werden. Es gibt die Sau, die aufgescheuchten Hühner, das Rindvieh, das (Du...) Pferd oder die dumme Gans. Büffel, Emu oder Strauß sind da noch wertfrei vielleicht sogar als Koseworte noch frei. Tiere mit Zukunft. Auch abseits des Tellers.

Der Adventskalender

Lustig macht sauer (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 2. Tür: Lustig macht sauer

Die Gurke muss knackig sein. Und saftig sowieso. Und natürlich muss der Biss stimmen. Gurkenliebhabern läuft allein bei der Erwähnung des Spreewalds das Wasser im Mund zusammen: Sie denken nur noch an die Gurke. Doch ihr Name kann auch missbraucht werden.

Alte Sorte, neue Frische (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 4. Tür: Alte Sorte, neue Frische 

Jeder kennt den alten Spruch von der so umfassenden Gesundmachung durch täglich mindestens einen Apfel. Doch täglich einen "Jonagold" - wer will das schon. In Müncheberg pflegt eine kleine Anstalt ein großes Apfelerbe.

Der Auskenner sammelt lokal (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 7. Tür: Der Auskenner sammelt lokal

Berlin ist kein Naturparadies - und ein Pilzparadies schon gar nicht. Aber es gibt ein paar Eckchen, wo der Pfifferling oder die Marone zu finden sind. Allerdings muss man sich beeilen - und vor den Hunden im Unterholz sein.

Flecken auf dem Chemisett (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 8. Tür: Flecken auf dem Chemisett

Wenn das Ragout fin auf der gestärkten Hemdbrust landet, wird klar, was die Berliner den Hugenotten alles zu verdanken haben. Und das gilt nicht nur kulinarisch - merken die Lebemänner spätestens beim abendlichen Amüsement.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 9. Tür: Pelmeni auf der Karl-Marx-Allee

Knapp 50 Jahre waren in und um Berlin sowjetische Truppen stationiert. Doch anders als bei den West-Alliierten war der kulinarische Einfluss der Russen auf die Berliner Küche ein wenig reduziert. Wer aber aufmerksam an den Berliner Töpfen schnuppert, kann ihn schmecken.

Adventskalender (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 10. Tür: Abgekocht in den Tank

Nach dem Braten ist vor der Entsorgung: Das ungenutzte Fett gehört nicht einfach so in den Abfluss. Für die Fettbeseitigung und -aufbereitung gibt es ein aufwändiges System. Und am Ende sorgt das überschüssige Gänsefett für umweltfreundliche PS.

Berliner Schaum zum Fest (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 11. Tür: Berliner Schaum zum Fest

Mit "Oh - es riecht gut, oh - es riecht fein" startet ein Kinderlied übers Weihnachtsbacken. Auch wer nicht backt, hat in Berlin viele Gelegenheiten, lokales Zuckerzeug zu erstehen. In Reinickendorf zum Beispiel kommt die Süßigkeit aus dem Kupferkessel und hat handgetupfte Augen.

Aufbrühen und Warmhalten (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 12. Tür: Aufbrühen und Warmhalten

Wir tragen Levis-Jeans und fahren Daimler, und immer wenn die Knochen knacken, gehen wir zum Röntgen. Ginge es nach dieser Logik, müssten wir unterwegs beim Trinken eines heißen Kaffees sagen: Hm, ein echt heißer Burger. Reinhold Burger kam aus Brandenburg.

Hier suppt nichts durch (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 14. Tür: Hier suppt nichts durch

Diese Brandenburger Erfindung gehört derzeit zu den wohl am meisten gehassten Umweltsünden. Schon allein bei seiner Erwähnung häuft man eine Tonne CO2 auf seinem persönlichen Umweltkonto an. Dabei war es so sauber gestartet.

Draußen nur Kännchen (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 15. Tür: Draußen nur Kännchen

1721 soll es das erste Kaffeehaus in Berlin gegeben haben, also vor fast 300 Jahren. Seitdem hat sich in Berlin eine ordentliche Kaffeehauskultur entwickelt. Geblieben aber ist aus dieser Zeit, dass das doppelte "E" am Ende keine Pflicht ist.

Ein Kuchen für die Ewigkeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 16. Tür: Ein Kuchen für die Ewigkeit

Eberswalde hat eine süße Tradition und pflegt sie auch. Ein Kuchen trat von hier aus seinen Eroberungszug in die weite Welt an: der Spritzkuchen. Sein Schöpfer gehört zu den großen "Köpfen" des Landes. Ein Botschafter der Süße.

Genauso weich in kürzerer Zeit (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 18. Tür: Genauso weich in kürzerer Zeit

Weihnachten gibt's Geschenke und natürlich auch alle möglichen Speisen. Zum Beispiel "Neunerlei". Zu diesem "Neunerlei" aber gehört eine Zutat, die Vorlauf in der Zubereitung braucht. Ein Potsdamer Forscher sorgte dafür, dass die Zubereitung in 10 Minuten gelingt.

Dem Fest die Krone aufgesetzt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 19. Tür: Dem Fest die Krone aufgesetzt

Wenn der Zahn nicht mehr will, kommt die Zange zum Einsatz. Das galt früher, heute arbeitet die Zahnmedizin minimalinvasiv, wobei die deutschen akademischen Wurzeln dieses Zweigs in Berlin liegen. Weihnachten erinnern wir uns daran gern, wenn wir bei der Gans auf den Knochen beißen.

Prozente statt Vitamine (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 20. Tür: Prozente statt Vitamine

Ohne Ballon geht hier gar nichts. Brandenburg ist ein Weinland mit einem nur sehr spärlichen Anteil an Hanglagen. Die Chardonnay- oder Merlot-Trauben gedeihen hier nicht so. Dafür aber wird in Ballons der Saft aus Quitten oder Äpfeln verwinzert.

Bier unterm Baum (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 21. Tür: Bier unterm Baum

"Bier her!" hört man nicht mehr so oft in Berlin. Der bundesweite Vergleich zeigt: Der Durst fehlt in der Hauptstadt. Für den ganz neuen Taste sorgt nun "Beer", also die Produkte der kleinen Craft-Brauereien. Der neue Trend soll die Zapfhähne wieder glühen lassen.

Großeinsatz im kleinen Kreis (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 22. Tür: Großeinsatz im kleinen Kreis

Kulinarisch groß aufgefahren wird auf Berlins Wachen im Kreis der Feuerwehrleute und zwar im Beisein des Weihnachtsmanns. Bei nicht wenigen Berliner Feuerwehren feiert die Mannschaft mit Kollegen und Familien - ein Brauch aus alten Einsatzzeiten.

Tierisch viel Soße (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 23. Tür: Tierisch viel Soße

Die Kuh ist in ihrer Klima-Bilanz eine Bombe, eine Methan-Bombe. Das Schwein ist nur ein bisschen besser. Und jeder bekommt feuchte Augen, wenn es ums Thema Massentierhaltung geht. Aber es gibt Alternativen. Von Brandenburgs Höfen sind da ganz neue Tiergeräusche zu hören. Eine Schlachtpartie.
Satt nachgedacht (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Adventskalender 2019 - 24. Tür: Satt nachgedacht

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) erforscht die Unwägbarkeiten rund um unsere Ernährung. Und wenn auch nicht viele, so doch einige der Erkenntnisse der Wissenschaftler sind kleine Heilsbotschaften für die Weihnachtsmahlzeiten.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

1 Kommentar

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    Wem es geht wie von Ihnen beschrieben, wer leidet an Massentierhaltung oder schlechten Klimabilanzen von Kühen, kann auch vegetarisch essen. Davon scheint Ihr Autor noch nie gehört zu haben. Fossil!

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