Brandenburger Landeswahlleiter Küpper im Ruhestand - Drei Kreuze gemacht

Do 13.01.22 | 09:13 Uhr | Von Hanno Christ
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Bruno Küpper, Landeswahlleiter, spricht während einer Pressekonferenz (Bild: dpa/Monika Skolimowska)
Bild: dpa/Monika Skolimowska

Erst wenn etwas schief geht, erfährt man, wer Wahlen eigentlich organisiert. Dabei gehören Landeswahlleiter zu den Schlüsselfiguren einer jeden Abstimmung. Nun verlässt der langjährige Amtsinhaber in Brandenburg, Bruno Küpper, seinen Posten. Von Hanno Christ

Beinahe wäre ihm ein geräuschloser Abgang gelungen - hätte die Presseabteilung der Brandenburger Staatskanzlei nicht noch eine Mitteilung verschickt: Bruno Küpper geht als langjähriger Landeswahlleiter in den Ruhestand.

13 Jahre lang hat er sein Amt sehr diskret ausgeübt hat, mit nicht mehr Öffentlichkeit als unbedingt notwendig. Der 73-Jährige habe ausdrücklich darum gebeten, dass es eine Verabschiedung nur im kleinen Kreis gebe, so ein Sprecher des Innenministeriums auf Nachfrage des rbb. Doch es gab ja auch noch einen Nachfolger zu verkünden: Seit Mittwoch ist nun Herbert Trimbach oberster Wahlhüter des Landes.

Kein Mann der lauten Worte

Bruno Küpper drängte sich nie ins Rampenlicht, stand aber immer Rede und Antwort, wenn er etwas gefragt wurde. Kein Mann der Bonmots, kein Lauter, aber einer, der Zuverlässigkeit und Solidität ausstrahlte.

In Zeiten, in denen aus politischem Kalkül schnell an der Legitimität von Wahlen gezweifelt wird, wurde Küpper mit seinem stoischen, preußisch trockenen Amtsverständnis ungewollt immer auffälliger – als ein Mann, den so rasch offenbar nichts umhauen konnte. Als etwa die AfD im vergangenen Jahr Zweifel an der Briefwahl säte, ließ Küpper keine Luft ran - und strahlte das Vertrauen in Institutionen aus, das zu diesem Zeitpunkt nötig war.

Pannenfreie Amtsführung

Der teils chaotische Ablauf der Wahlen 2021 in Berlin zeigte, wie rasch Stimmung und Vertrauen der Bürger in Demokratien kippen kann – und wie wichtig der Posten der Landeswahlleitung ist. Während in Berlin die Landeswahlleiterin Petra Michaelis ihren Posten räumte und der Ablauf der Wahlen Zweiflern die Tore öffnete, brachte Küpper auch diese Wahlen geräuscharm und pannenfrei über die Ziellinie.

Wie schon drei Bundestags-, drei Landtags-, drei Europa- und zwei Kommunalwahlen davor. Bei der Verabschiedung lobte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) Küpper als "Mann für besondere Lagen", der stets "kompetent, zuverlässig und ruhig geliefert hat". Auch Innenminister Michael Stübgen (CDU) betonte, Küpper habe exzellente Arbeit geleistet. Ein Lob, das Küpper in seiner Karriere vor seiner Zeit als Landeswahlleiter nicht immer zuteil wurde.

Im Clinch mit Vorgesetzten

Als er 1992 aus dem Innenministerium Nordrhein-Westfalens in den Polizeidienst Brandenburgs wechselte, stieg er dort 2002 zum Präsidenten des Polizeipräsidiums Potsdams auf. Die Polizei des Landes war damals im Umbruch, eine Reform stand an. Küpper trat für ein liberales Amtsverständnis ein, setzte sich unter anderem für Vertreter der Presse ein. Eine Anekdote: Als etwa die damalige Außenminister Condolezza Rice unter strengen Sicherheitsvorkehrungen nach Potsdam kam, machte Küpper persönlich den Weg frei für Journalisten, damit die an Bildaufnahmen von Rice kommen konnten - zum Missfallen des US-Sicherheitsdienstes. Doch Küpper eckte auch in der eigenen Verwaltung an, war redseliger, als es manchem lieb war.

Nach einem Zerwürfnis mit dem damaligen Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) wurde er 2007 in den einstweiligen Ruhestand geschickt. Ein für den Steuerzahler kostspieliger Ruhestand, der mit seiner Berufung zum Landeswahlleiter 2009 ein Ende fand.

Das Handout des Innenministeriums Brandenburg zeigt Herbert Trimbach (Bild: dpa/Innenministerium Brandenburg/Kristin Baumert)
Der Nachfolger Herbert Trimbach. Bild: dpa/Innenministerium Brandenburg/Kristin Baumert

Nachfolger mit Verwaltungserfahrung

Auch Küppers Nachfolger Trimbach hat bereits eine wechselvolle Karriere in Verwaltungen von Bund und Ländern hinter sich. Küpper und Trimbach eint, dass sie 1992 den Weg nach Brandenburg fanden und eine wechselvolle Karriere in Landesdiensten hatten. Der studierte Jurist Trimbach war dort zunächst im Justizministerium, bevor er 2012 Leiter der Abteilung Brand- und Katastrophenschutz des Innenministeriums wurde.

2020 war er in den Ruhestand verabschiedet worden. Neben der Organisation der Durchführung von Wahlen wird Trimbach, wie bereits Küpper, für den Ablauf von Volksbegehren und Volksentscheiden zuständig sein. Trimbach hat Zeit, sich einzuarbeiten. Die nächsten großen Wahlen für das Europäische Parlament und die Landtagswahlen finden erst 2024 statt. Der neue Landeswahlleiter könnte damit so leise beginnen, wie der alte aufgehört hat.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 12.01.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Hanno Christ

1 Kommentar

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  1. 1.

    Wenn man Nichts hört, hat er seinen Job gutgemacht und ist als Kompliment zu werten...

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