Fünf Kandidat:innen - Perleberg wählt ein neues Stadtoberhaupt

Fr 16.09.22 | 16:50 Uhr | Von Andreas Poetzl
Wahlplakate in Perleberg (Quelle: rbb)
Audio: Inforadio | 16.09.2022 | Andreas Poetzl | Bild: rbb

Weil die bisherige Bürgermeisterin einen neuen Job hat, ist in der Kreisstadt Perleberg der Chefsessel im Rathaus wieder zu frei. Am Sonntag wird gewählt. Fünf Kandidatinnen und Kandidaten haben Ambitionen auf das Amt. Von Andreas Poetzl

Die Prignitzer Kreisstadt Perleberg wählt am Sonntag (18.9.) ein neues Stadtoberhaupt.

Die Wahl erfolgt außerplanmäßig - Grund dafür ist der vorzeitige Weggang der bisherigen Amtsinhaberin Annett Jura (SPD). Sie war im Jahr 2015 ursprünglich für acht Jahre in das Amt gewählt worden, ihre Amtszeit würde deshalb erst im kommenden Jahr enden. Am 17. Februar 2022 informierte sie jedoch die Perleberger Stadtverordneten darüber, dass sie ein Jobangebot aus dem Bundesbauministerium erhalten hat und dies auch annehmen wird.

Seit ihrem Weggang im Mai gibt es eine Übergangslösung im Perleberger Rathaus. Bis ein neues Stadtoberhaupt gewählt ist, führt vorübergehend die stellvertretende Bürgermeisterin, Ute Reinecke, die Amtsgeschäfte.

Nun wollen fünf Kandidatinnen und Kandidaten auf den Bürgermeisterstuhl in Perleberg - alle fünf haben Verbindungen in die Kreisstadt. Drei sind in Perleberg geboren, zwei arbeiten hier beziehungsweise hatten in den vergangenen Jahren in der Kreisstadt eine Anstellung. Ihre Wahlprogramme ähneln sich: Es geht um Krisenbewältigung, Bürgernähe, eine bessere Kommunikation, die Einbeziehung der Ortsteile und um eine effektive und moderne Stadtverwaltung.

Nadja Schwark (52) ist in Perleberg geboren, arbeitet als Unternehmensberaterin und ist sachkundige Einwohnerin in der Stadtverordnetenversammlung. Seit sieben Jahren ist sie außerdem ehrenamtliche Ortsvorsteherin in Groß Buchholz, einem Ortsteil von Perleberg. Nadja Schwark wird von der SPD ins Rennen um den Bürgermeisterposten geschickt.

Wenn sie gewählt wird, würde sie das Ehrenamt und kulturelle Aktionen unterstützen, sagt sie. ""Ich habe auch ein großes Ziel, dass wir in der Stadtverordnetenversammlung konstruktiv zusammenarbeiten und nicht gegeneinander, um gute Lösungen zu finden. Da sehe ich auch eine große Stärke in meiner Person", so Schwark. "Ich kann die verschiedenen Meinungen zusammenführen."

Thomas Domres (52) ist ebenfalls in Perleberg geboren. Seit 1993 ist er Stadtverordneter in Perleberg, seit 1999 Mitglied des Landtages und seit zehn Jahren Parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion.

Viele Wetterwechsel hat er in den fast 30 Jahren seiner Tätigkeit als Stadtverordneter in Perleberg schon erlebt. Deshalb sieht er als eines seiner wichtigsten Ziele, die Kommunikation zu verbessern. "Perleberg hat eine ganze Reihe von Problemen, und viele haben mit Kommunikation zu tun", sagt Domres. Deshalb schlägt er eine bessere Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsspitze und Stadtverordnetenversammlung vor. "Wenn man gemeinsame Ziele definiert, könnte vieles in Perleberg besser laufen", so der 52-Jährige.

Mandy Peters (32) ist Einzelbewerberin. Sie wird von keiner Partei unterstützt, hatte aber die nötigen Unterstützerunterschriften erhalten, die für eine Bewerbung um das Amt der Bürgermeisterin nötig sind. Sie wohnt in der Nachbarstadt Wittenberge und arbeitet als Physiotherapeutin in Perleberg.

Für sie ist Bürgernähe sehr wichtig, aber auch eine effektive Stadtverwaltung, sagt sie. Eine ihrer dringendsten Aufgaben sieht Mandy Peters in der medizinischen Grundversorgung in Perleberg. Wichtig sei es, Ärzte in Perleberg zu halten oder junge Ärzte für die Stadt zu interessieren: "Wir müssen schauen, dass wir unsere Stadt so lebenswert machen, dass sich auch Fachkräfte hier ansiedeln wollen."

Axel Schmidt (37), in Kühlungsborn geboren, wird von der CDU und der FDP unterstützt und ist jetzt Amtsleiter im Nachbarlandkreis Ostprignitz-Ruppin. Zunächst hatte er eine Offizierslaufbahn eingeschlagen, bevor er dann Leiter des Fachbereiches für Haupt- und Ordnungsangelegenheiten bei der Stadt Perleberg wurde.

Gemeinsam mit den Einwohnern will er Perleberg zu einer lebendigen Stadt entwickeln und das Ehrenamt stärken, wie er sagt. Außerdem will er sich für die Einbeziehung der Ortsteile einsetzen. "Ich habe festgestellt, dass hier großer Unmut herrscht," sagt Axel Schmidt. "Die Ortsteile sind sehr aktiv, es gibt viele Ideen und diese müssen von der Stadtverwaltung unterstützt werden."

Kornelia Britz (46) ist gebürtige Perlebergerin, Verwaltungsbeamtin bei der Bundeswehr und Kandidatin der Freien Wähler. Während des Hochwassers in der Prignitz war sie bei Einsätzen dabei und ist, eigenen Angaben zufolge, krisenerprobt.

Ihrer Meinung nach gibt es viele Baustellen in Perleberg: "Es fängt mit der Gesundheitsversorgung an, es geht um bezahlbaren und adäquaten Wohnraum und um die Unterstützung von ortsansässigen Unternehmen." Gerade im Zusammenhang mit der Energiekrise seien Hilfen nötig, meint Britz. "Wir können uns nicht leisten, dass noch mehr Firmen in der Stadt wegbrechen." Angesichts der gestiegenen Preise für Energie oder Lebensmittel würde Kornelia Britz als erstes ein Notfallpaket schnüren, sagt sie. "Nur so kann die Stadt absichern, dass kein Einwohner auf der Strecke bleibt."

Mehr als 10.000 Wahlberechtigte

Wer von den Fünf am 18. September 2022 als Bürgermeisterin oder Bürgermeister ins Rathaus einzieht, entscheiden etwa 10.100 Wahlberechtigte ab 16 Jahren. Sollte keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen, könnte es am 9. Oktober 2022 eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidatinnen oder Kandidaten mit den meisten Stimmen geben. Etwa 15 Prozent der Wahlberechtigten haben bereits an der Briefwahl teilgenommen.

Beitrag von Andreas Poetzl

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