Altersarmut - Immer mehr Brandenburger auf Sozialhilfe angewiesen

Mi 26.10.22 | 11:40 Uhr
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Archivbild: Bedürftige Menschen warten auf die Eröffnung der neuen Tafel in Brandenburg. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 26.10.2022 | Bild: dpa/P. Pleul

Wegen der seit Beginn dieses Jahres gestiegenen Lebenshaltungskosten können immer mehr Menschen ihren Unterhalt nicht mehr aus dem eigenen Einkommen bestreiten. Insbesondere ältere Menschen benötigen wegen niedrigen Renten häufiger Sozialhilfe.

Immer mehr Menschen in Brandenburg sind auf Sozialhilfe angewiesen. Im Juni dieses Jahres waren es 27.380 Frauen und Männer, 1.350 mehr als ein Jahr zuvor. Das geht aus der Antwort des Statistischen Bundesamtes auf eine Anfrage aus der Linke-Bundestagsfraktion hervor, die der dpa vorliegt. Die Zahl der Rentner, die Sozialhilfeempfänger waren, stieg im selben Zeitraum um 1.335 auf 9.805.

Nach Angaben der Linksfraktion ist das die höchste jemals gemessene Zahl der Grundsicherung im Alter. "Diese Entwicklung spiegelt die explodierende Altersarmut wider", sagt Linke-Landeschefin Katharina Slanina.

Linke: Armutsfeste Rente von 1.200 Euro notwendig

Nur geringfügig erhöhte sich dagegen die Zahl der Brandenburger im Alter von 18 Jahren bis zum Rentenalter, die auf eine Grundsicherung angewiesen waren. Im Juni waren das 17.575 Erwachsene vor dem Rentenalter, 15 mehr als vor Jahresfrist.

Bundesweit bezogen im Juni dieses Jahres den Angaben zufolge 578.285 Frauen und Männer Sozialhilfe, rund 17.000 mehr als im Juni 2021. Dieser Zuwachs ist vor allem auf den starken Anstieg der Sozialhilfeempfänger im Rentenalter zurückzuführen. Im Juni 2021 waren es noch 256.350, zwölf Monate später bereits 273.875.

Linke-Landeschefin Slanina erneuerte die Forderung ihrer Partei nach einem Abwehrschirm gegen Altersarmut. "Die Preise für Strom und Gas müssen jetzt gedeckelt werden, nicht erst nach dem Winter", sagte sie der dpa. Die zu versteuernde Energiepauschale von 300 Euro sei ungenügend. Wegen der Inflation sei eine "armutsfeste Mindestrente" von 1.200 Euro notwendig.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.10.2022, 11:30 Uhr

45 Kommentare

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  1. 45.

    Wenn ich mich nicht irre, muss man das dann aber vor Beginn der Krankheit machen. Kann man schon vor der Geburt sowas abschließen, oder vor der Einschulung oder vor Abschluss der Schule?

  2. 44.

    Mit der Reha oder der Umschulung will die Rentenversicherung verhindern, daß noch mehr Arbeitnehmer in Erwerbsminderungsrente gehen müssen.

  3. 43.

    Sie können aber eine private Erwerbsunfähigkeitsversicherung abschließen. Ich musste vor 10 Jahren wegen Krankheit, mit 30 in Frührente gehen. Nur durch die Versicherung habe ich insgesamt inzwischen 1350€ Rente.

  4. 42.

    Anstatt zu jammern, sollte man sich einen vernünftigen Job suchen.

    Letztlich ist man an der Höhe der eigenen Rente selbst schuld. Wer wenige Beitragsjahre hat und nicht vorsorgt, bekommt halt ne geringe Rente.

    Um dies abzumildern wurde die Grundrente eingeführt

    Also nicht jammern, sondern einen guten Schulabschluss hinlegen, einen vernünftigen Job lernen und immer in Vollzeit arbeiten.

  5. 41.

    Wenn die Tragung der Kosten der Wiedervereinigung und insbesondere die der Renten eine gesamtdeutsche Aufgabe war, hätte man dann nicht auch alle an den Kosten beteiligen müssen ? Nach meiner Kenntnis wurde dies aber nicht in vollem Umfang gemacht, sondern West-Arbeiter haben oder mussten die Renten der Ost-Arbeiter, die in Ostmark einbezahlt hatten, aus der West-Rentenkasse finanzieren. Dies führte zu einer Absenkung der Westrenten, was als Rentenreform verkauft wurde.Freiberufler, Beamte, usw. blieben dabei aussen vor. Bitte ggf. um Korrektur.

  6. 40.

    Geringe Löhne sind erst dann gering, wenn man die Kaufkraft dahinter sieht. Im Rückblick gelangt man am besten durch prozentuale Vergleiche in die Nähe der Wahrheit. Weil das so ist, erwirbt man keine Geldanteile für seine Einzahlungen. Dafür gibt es Rentenpunkte, die dann umgerechnet werden, wenn es soweit ist. Ein Umlagesystem, was den Leistungsgedanken entspricht. Nicht perfekt aber nicht zu schlagen.
    Die Friseurin mit Trinkgeldern hat im Lohn einen zu kleinen legalen rentenwirksamen Anteil. Das ist in der Tat ungerecht.

  7. 39.

    Wie lange haben diese Menschen wie viel eingezahlt? Welche Ausbildung und welche Berufe hatten sie? Teilzeit oder Vollzeit? Das würde mich interessieren. Die älteren Leute, die ich kenne und die einen ordentlichen Beruf lange ausgeübt haben, die bekommen meines Wissens auch eine sehr auskömmliche Rente. Von Bekannten weiß ich, dass die Arbeitszeiten in der DDR im Nachhinein in der BRD sehr gut angerechnet wurden. Viele waren "Ingenieur" selbst im Blumenladen und so wurden damals auch ihre Anwartschaften eingestuft. Ich denke, man muss immer den Einzelfall sehen. Rentner = arm, die Formel gilt meines Erachtens nicht, auch wenn sie von der Linken heraufbeschworen wird. Sehe ich das falsch?

  8. 38.

    Der Verdienst in der DDR damals ist für die heutige Rente vollkommen irrelevant. Da wie hier wurden die Renten ausschließlich aus den aktuellen Beitragseinnahmen bezahlt. Entsprechend waren auch die DDR-Renten extrem niedrig. Für die heutigen Rentenzahlungen sind daher lediglich die aktuellen Verdienste in den neuen Bundesländern von Bedeutung und die haben sich deutlich angeglichen. Sie sind im Schnitt noch niedriger, als in den alten Bundesländern, aber das sind die Renten auch, genau so wie die Rentenansprüche. Wir haben ein Umlagesystem, da wird nichts angespart sondern das Eingenommene direkt wieder ausgegeben.

  9. 37.

    Guter Punkt, Monika! Genau deshalb ist es einfach nur gefährlich, nur auf nackte Zahlen zu schauen und nicht die Ursachen detailliert aufzuschlüsseln. Die Menschen in den Altenheimen hätten von einer höheren Rente nämlich gar nichts, weil im Gegenzug die staatliche Bezuschussung um genau diesen Betrag sinken würde. Eine pauschale Erhöhung würde dagegen falsche Anreize setzen. Sozialgelder sind die zielgerichtetsten Unterstützungen, die unser Sozialstaat bietet und somit auch die sozial gerechtesten. Über die Höhe kann man diskutieren, letztlich wird es immer als zu wenig empfunden werden. Aber das Prinzip ist genau das, was einen Sozialstaat eigentlich ausmacht: Gezielte Unterstützung von Hilfsbedürrftigen.

  10. 36.

    Kurz zusammengefasst: Der Anstieg geht nahezu ausschließlich auf Menschen zurück, die eine reguläre Rente beziehen, die unterhalb des Existenzminimums liegt. Die Ursachen hierfür können unterschiedlich sein: Teilzeitbeschäftigung, lange Berufspausen, lange Arbeitslosigkeit, geringe Löhne, die einen niedrigen Rentenanspruch nach sich ziehen oder früheres Eintreten in die Rente nach Arbeitslosigkeit im Alter, wodurch das Jobcenter einen Wechsel in die verfrühte Rente erzwingt. In allen Fällen ist der erworbene Rentenanspruch dann einfach zu niedrig und ergänzende Sozialhilfe ist da genau das richtige Instrument, um zielgerichtete soziale Unterstützung zu leisten. Dass die Linke hier schon wieder nach mehr Geld schreit, darf man ignorieren. Ist der verzweifelte Versuch, aus benachteiligten Randgruppen ein paar Wähler zurückzuholen. Um soziale Gerechtigkeit geht es nicht wirklich. Das wirkliche "Rentner-Problem" kommt mit den stetig sinkenden Rentenansprüchen erst noch.

  11. 35.

    Und das wird sich noch weiter verschärfen, wenn nicht die Anreize wie beim 401K in den USA verstärkt werden, in Eigenverantwortung fürs Alter ergänzend vorzusorgen.

  12. 34.

    Die Alterspyramide ist erwiesen und ein ganz großes Problem für die Zukunft.

    Ungelenkte Zuwanderung wie aktuell ist kontraproduktiv.

    Da es immer mehr Leistungsbezieher und immer weniger Leistungserbringer gibt. werden die Abgaben steigen

  13. 32.

    Es sollte sich ganz schnell eine Partei der Armen und Vergessenen gründen.
    Und das wird auch nicht mehr lange dauern.

  14. 31.

    Kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Sozial ist es auch noch, wenn man einzahlt. Und es gibt die Arbeitsunfähigkeitsversicherung für die Leute, die kein Almosen wollen. Wer da einzahlt ist bei „Almosen“ für jedermann dann raus? Als Belohnung für die Weitsicht?

  15. 30.

    Wenn ein Mensch nach Jahrzehnten nicht von seiner Rente leben kann, dann bedeutet das nur, dass die Arbeitskraft, die Arbeit, entwertet wurde, weil immer wieder neue Arbeitskräfte billiger und ohne Ansprüche freiwillig hier arbeiten. Hat bis jetzt geklappt, die absolute Entwertung der Arbeit. Wäre man auf die Arbeitskräfte angewiesen, würde man sie achten. Die Lüge der Demografie ist längst ausgelutscht, denn wir werden Arbeitslose ohne Ende zu erwarten haben. Demografie kann niemand vorhersagen, denn Krieg kann keiner erahnen, Flucht kann keiner heranunken. Am liebsten würde man den Dachdecker bis 70 einzahlen lassen und hoffen, dass er mit 60 tot vom Dach fällt, wer wohl von seinen Rentenpunkten profitieren wird? Wie viele junge Arbeitskräfte sind zu den Eltern gezogen, weil sie trotz Arbeit nicht mehr die Lebenshaltung bestreiten können. Wir haben ein gewolltes Verteilungsproblem und diese Arroganz wird nach hinten losgehen. Ihr achtet die Arbeit nicht mehr und das wird sich rächen

  16. 29.

    1) Wenigstens bringe ich Vorschläge, Denkanstöße und alternative Betrachtungsweisen!
    2) Nur weil sie in einem Gedankengefängnis hocken, ist das System nicht alternativlos, ganz im Gegenteil
    3) Sie vergessen zudem die Automatisierung, und ignorieren das Umweltproblem -> außerdem Steht das GOLD der National-Flagge für eine "Goldene Zukunft" - nicht weniger Verlange ich!
    4) Wenn Sie es bevorzugen, das Massen an Menschen Arm werden/bleiben - sollten sie sich im klaren darüber sein, das es der Sozialstaat ist, der den sozialen Frieden aufrecht erhält (das macht er nicht aus reiner Güte!), und das "Gated Communities", die Aufstockung der Sicherheit des eigenen Hauses, und der Private Sicherheitsdienst auch nicht umsonst sind!

    Meine Mindestforderung wäre: Alle Subventionen streichen, Hersteller müssen Ihre Verpackungen/Produkte, etc Umweltgerecht entsorgen können (und es bezahlen -> reale Preise!), Privater Verschmutzungzertifikathandel, ein BGE, und eine Bildungsreform!

  17. 28.

    Für den Rechtskreis Rentenversicherung Ost ist der Faktor nicht 1,0, sondern er liegt höher. Er wird seit dem Gesetz zur Anpassung der Ostrenten, das Forderung der Ostminsterpräsidenten zustande kam auf einem gleitenden Pfad an das Westniveau angepasst. Soweit ich mich erinnere betrug der Faktor vor ca 2 Jahren für Beitragszahler Ost noch 1,5.

  18. 27.

    "Und diesen Regierungen bzw. deren Personen will man noch Denkmäler setzen!"

    Hm ? Wer will das ?

  19. 26.

    Sie haben in Ihrer Aufzählung die Gesundheit vergessen!
    Wenn ich krank bin, nützen mir Bildung und Arbeitswille wenig um mir eine vernünftige Rente zu erarbeiten.

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